Forum: HF, Funk und Felder Störungen durch Digitalsignal auf langen Leitungen


von Tim (Gast)


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Hallo, werte Gemeinde!

für ein privates Sound/Audio-Projekt habe ich eine Art Würfel gebaut, 
von dem 3 Seitenflächen mit insgesamt 84 WS2812-SMD-LEDs beleuchtet 
sind. Ansteuerung erfolgt mit 800kHz. Funktioniert gut. Schema im 
angehängten Bild.

Kurze Info zu den LEDs: Es handelt sich dabei jeweils um einen RGB-Pixel 
mit integrierter Ansteuerung. Der übernimmt PWM und eine Kaskadierung 
(Was in DI kommt, wird 24 bits später nach DO weitergegeben) der LEDs - 
allgemein sehr praktisch. Das Digitalsignal zeigt das zweite Bild.

Das ganze ist in einer Kunststoff (PE) Konstruktion eingebaut. 
EMV-Abschirmung ist also nicht vorhanden. Die Datenleitungen sind 
prinzipbedingt sehr lang (insgesamt ca. 4m, 5cm für jede 
LED-zu-LED-Verbindung). Schaltet man das Ding an, kommt es zu Störungen 
im Bildwiederholungstakt (ca. 50Hz) auf UKW im Radio (entschuldigt die 
saloppe Formulierung, ich bin kein Funkexperte...). Mit nicht 
angeschlossener Datenleitung tritt die Störung nicht auf (die LED 
leuchten aber mit dem vorher dargestellten Bild weiter, an der 
Stromversorgung liegt es also nicht).

Kann es sein, dass ich mir einen lambda/8 Sender gebaut habe? Für 800kHz 
wäre das ja gerade ca. 4-5m Antennenlänge. Aber warum dann auf UKW...? 
Weil es ein Rechtecksignal ist? Und außerdem liegt zwischen jedem 
5cm-Datenleitungs-Abschnitt ja noch eine LED.

Was tue ich dagegen? Irgendwie einen Abschlusswiderstand einsetzen...? 
Ich hoffe inständig auf jemanden, der da mehr als gefährliches 
Halbwissen, so wie ich, hat.

Es grüßt, Tim

von Tim (Gast)


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Entschuldigt. Ich bin zu vorschnell heute. Da kann man natürlich nichts 
erkennen. In diesem Anhang das erste Bild, das im ersten Beitrag nicht 
zu erkennen ist...

Schäm

von Mr. Wu (Gast)


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Tim schrieb:
> EMV-Abschirmung
Was ist denn eine elektromagnetische Verträglichkeit Abschirmung?
Elektromagnetische Wellen lassen sich abschirmen, aber bestimmt nicht 
Verträglichkeit - welche auch immer.

von Max D. (max_d)


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Ein Rechteck-Signal hat aufgrund seiner "eckigkeit" Störungen auf sehr 
hochfrequenten Harmonischen. Ich fürchte Abschirmen wird zuviel Aufwand 
sein. Daher meine UNSAUBERE und FRICKEL (kein Gewehr für Funktion ^^) 
IDEE Jeden Ausgang von den LEDs mit kleinem Cap (100 pF haben bei 
einigen meiner Projekte Wunder bewirkt) "belasten" (für die LED sieht 
das aus wie ein langes Kabel, dbl. sagt dir wieviel pf sie treiben 
kann). Aus dem Rechteck wird dann mehr ein Dreieck bis Sinus mit weniger 
Störabstrahlung. Wenn das Dbl schweigt wieviel pf dürfen dann würde ich 
hald in 10 pf inkrementen den "sweetspot" suchen wo die Störung 
reduziert ist, die Übertragung aber noch geht.

PS: Billo Teile können diese Belastung übel nehmen und den Dienst 
quitieren, Benutzung also auf eigene Gefahr

von Tim (Gast)


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Zur EMV-Abschirmung: Irgendwo aufgeschnappt und so weiter verwendet. 
Sollte ich mir abgewöhnen.

Kondensator hört sich erstmal gar nicht schlecht an. Leider habe ich die 
Platinen, auf denen die LEDs sitzen, alle schon angemalt (bis auf die 
LEDs selbst natürlich), um bessere Reflektion zu erreichen (alles weiß). 
Jedenfalls gestaltet sich eine nachträgliche Änderung sehr aufwändig.

Gibt es noch andere Vorschläge außer die Oberwellen vom Rechtecksignal?

von Max D. (max_d)


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Das Switching von deinen Datenleitungen wird immer Störungen erzeugen.
Entweder schirmst du diese ab (Alufolie drumwickeln reicht manchmal 
schon) oder reduzierst die "geschwindigkeit" des Spannungsanstiegs 
(google mal "slew-rate limiter", so wird das "richtig" gemacht, die caps 
sind nur ein quick&dirty hack)

von bimmyundjimmy (Gast)


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Max D. schrieb:
> Entweder schirmst du diese ab (Alufolie drumwickeln reicht manchmal
> schon)
Dabei ist aber eine einwandfreie Verbindung mit einem definierten 
Potential (z.B. Masse) schwierig, weil die Alufolienoberfläche oxidiert.

Alternativ zu den erwähnten Kondensatoren, deren Nutzen/Auswirkung von 
vielen Faktoren abhängt, könnte man auch Widerstände (vielleicht so 33R 
- 1k) in die seriellen Verbindungen zwischen den einzelnen 
Ausgabeeinheiten (also zwischen DO und dem nächsten DI, möglichst dicht 
an DO) einfügen und damit den Ausgangswiderstand der Treiber erhöhen und 
(zusammen mit der Eingangskapazität des nächsten Bausteins) die 
Anstiegsrate mindern. Einen passenden R Wert kann man bei Kenntnis der 
Eingangskapazität von DI berechnen.

Viel Erfolg!
  bimmyundjimmy

von Tim (Gast)


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Ah ja! Das mit dem Tiefpass aus Eingangskapazität und Widerstand hört 
sich gut an. Ich werde es bei der nächsten Verbindung aus den Teilen 
berücksichtigen.  Ich werde dann mal die Antwort auf verschiedene 
Widerstände am Oszi angucken.

Vielen Dank euch :-)

von bimmyundjimmy (Gast)


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Falls keine Änderung am Aufbau mehr möglich ist, könntest Du auch 
ausprobieren, die Ansteuerfrequenz (z.Z. 800 kHz) zu modulieren (z.B. 
zwischen 750 und 850 kHz wobbeln), um die Störleistung auf einen 
breiteren Frequenzbereich zu spreizen.

Viel Erfolg
    bimmyundjimmy

von Tim (Gast)


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Ui das wird schwierig. Ich steuer die LEDs mit einer Assembler-Routine 
und Bit-Banging an, die zeitlich gerade so hinkommt. Da noch zu wobbeln 
wird nicht möglich sein. Dann muss ich das mit einem Timer versuchen.

Trotzdem eine schöne Idee. Es lohnt sich offenbar, sich mal ein bischen 
eingehender mit HF auseinanderzusetzen...

von Max D. (max_d)


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bimmyundjimmy schrieb:
> Max D. schrieb:
>> Entweder schirmst du diese ab (Alufolie drumwickeln reicht manchmal
>> schon)
> Dabei ist aber eine einwandfreie Verbindung mit einem definierten
> Potential (z.B. Masse) schwierig, weil die Alufolienoberfläche oxidiert.

Das Alu muss man nicht zwingend erden, allein die tatsache dass es da 
ist schluckt schon einen Teil der Störungen (Stichwort: Kapazitiver 
Spannungsteiler)

von oszi40 (Gast)


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1.Jeder Draht ist eine schöne Antenne.
2.Solange Du steile Imulse hast, erzeugst Du besonders schöne 
Oberwellen.
3.Ohne den Aufbau zu sehen, hilft nur meine trübe Glaskugel. Da würde 
ich die Verbindungsleitungen zum Test mal, verdrillen damit sich die 
Strahlung etwas aufhebt. Manchmal helfen auch ein paar Klappferritte die 
Induktivität Deiner Leitungen zu erhöhen um damit die steilen 
Impulsflanken etwas zu beeinflussen.
4.Sind Stützkondensatoren 33-100nF auf jedem Modul in der 
Versorgungsleitung?

Große Hoffnung habe ich nicht, weil einfach die ausreichende Abschirmung 
deiner ganzen Leitungen fehlt und es NICHT NUR um wenige mA Steuerströme 
sondern auch um größere Lastsprünge für die vielen LEDs geht.

von bimmyundjimmy (Gast)


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Max D. schrieb:
> Das Alu muss man nicht zwingend erden, allein die tatsache dass es da
> ist schluckt schon einen Teil der Störungen (Stichwort: Kapazitiver
> Spannungsteiler)

Kannst Du das etwas näher ausführen?

Angenommen, ein Objekt und die störende Leitung bilden einen Kondensator 
und Du bringst einen leitenden "Schirm" ungeerdet zwischen diese, dann 
hast Du doch die Strecke durch das Dielektrikum (Luft) sogar (um die 
Dicke des Schirms) verringert.

Viele Grüße
  bimmyundjimmy

von Tim (Gast)


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oszi40 schrieb:
> 1.Jeder Draht ist eine schöne Antenne.
> 2.Solange Du steile Imulse hast, erzeugst Du besonders schöne
> Oberwellen.
> 3.Ohne den Aufbau zu sehen, hilft nur meine trübe Glaskugel. Da würde
> ich die Verbindungsleitungen zum Test mal, verdrillen damit sich die
> Strahlung etwas aufhebt. Manchmal helfen auch ein paar Klappferritte die
> Induktivität Deiner Leitungen zu erhöhen um damit die steilen
> Impulsflanken etwas zu beeinflussen.
> 4.Sind Stützkondensatoren 33-100nF auf jedem Modul in der
> Versorgungsleitung?
>
> Große Hoffnung habe ich nicht, weil einfach die ausreichende Abschirmung
> deiner ganzen Leitungen fehlt und es NICHT NUR um wenige mA Steuerströme
> sondern auch um größere Lastsprünge für die vielen LEDs geht.

1. Ich dachte, das kurze Schema oben reicht. Es sind eben viele LEDs 
aneinandergehängt, ähnlich dieser LED Strips die es überall gibt.
2. Klar.
3. Versorgungsleitungen hatte ich verdrillt, um so etwas zu vermeiden. 
Die Datenleitungen nicht - fließt ja kein Strom drüber, dachte ich mir.
4. Je Modul 100nF direkt an der LED.

Tja, Abschirmung wird dann wohl die einzige Lösung sein...

von Max D. (max_d)


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bimmyundjimmy schrieb:
> Max D. schrieb:
>> Das Alu muss man nicht zwingend erden, allein die tatsache dass es da
>> ist schluckt schon einen Teil der Störungen (Stichwort: Kapazitiver
>> Spannungsteiler)
>
> Kannst Du das etwas näher ausführen?
>
> Angenommen, ein Objekt und die störende Leitung bilden einen Kondensator
> und Du bringst einen leitenden "Schirm" ungeerdet zwischen diese, dann
> hast Du doch die Strecke durch das Dielektrikum (Luft) sogar (um die
> Dicke des Schirms) verringert.
>
> Viele Grüße
>   bimmyundjimmy

Wenn er sein ganzes Kabel in Alufolie wickelt, dann hat die folie zu 
jedem Draht eine gewisse (für das bsp. irrelevante) Kapazität. Wenn 
jetzt die Datenleitung ihren Pegel ändert (z.B. 5V->0V) dann versucht 
sie über diese eingekoppelte Kapazität auch die Folie zu verschieben. 
Jedoch hat die folie auchnoch eine gewisse kapazität zu den beiden 
Versorgungsleitungen (etwa die gleiche wie zu der Datenleitung). 
Schlussendlich wird sich also die Spannung an der Folie um etwa ein 
drittel der änderung der Datenleitung bewegen (eben der genannte 
Kapazitive Spannungsteiler). In der Praxis kann das sogar noch weniger 
sein, da die Folie auchnoch gegen die sie umgebenden Dinge eine 
Kapazität hat und damit der Einfluss der Datenleitung noch weiter sinkt 
(nicht umsonst funktioniert ein Handy in einem (stehenden) Auto nicht so 
gut, obwohl die Masse des Handys und des Autos nicht verbunden sind).

von Oszi40 (Gast)


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Leute, die mit LEDs zu tun haben verheizen lieber etwas Leistung über 
Widerstände statt mit PWM viele Störungen zu erzeugen, die sie dann 
mühsam abstellen müssen :-) Genau an diesem wunden Punkt bist Du jetzt 
auch.

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