Forum: HF, Funk und Felder Umspannwerk Anlage entstören


von fuerst-rene (Gast)


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Hallo

Wir sollen in einer Bahnanlage eine Anlage installieren.
Habt ihr tips für mich bezüglich den Magnetfeldern?

Zur Information:
Brandmeldeanlage in Bahnanlage = 33 1/3 HZ
Kabel 4x1² STFP

Sollten die Kabel in ein Stahlrohr und die anlage in einen Ritalschrank 
mit dicken wänden?

EMV ist mir nicht neu aber mit Magnetfeldern hatte ich es noch nie 
gehabt, elektrische Felder sind eher mein Gebiet.

Grüße

von Müsli (Gast)


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fuerst-rene schrieb:
> Habt ihr tips für mich bezüglich den Magnetfeldern?

Stahlkasten über einen Stahlkasten über einen Stahlkasten ...

Also ich jung war, hatten Freunde von mir ihren Proberaum neben den 
Bahngleisen (ca. 10m). Man musste sich in die richtige Richtung drehen, 
damit die E-Gitarre nicht vom Feld gestört wurde. Das sind echt starke 
Felder.

von fuerst-rene (Gast)


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Ich weis, das geht gut ab und wenn wir im Umspannwerk hocken kommen die 
KWs nur so angerauscht :-(

Ich denke da sollten wir wohl mal bei Krupp anrufen ob die auch 1M Dicke 
Platten liefernn können :-)

von oszi40 (Gast)


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fuerst-rene schrieb:
> mit Magnetfeldern hatte ich es noch nie

Du wirst Dich noch wundern. Tipp 1: versuche alles weit weg zu verlegen.
Bei mir half nur die andere Gebäudeseite um Störungen zu vermeiden. Es 
ist nicht nur der Magnetismus! Jeder Fahrdraht ist eine Antenne und 
Funken gibt es auch.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hallo zurück, fuerst-rene,

> Wir sollen in einer Bahnanlage eine Anlage installieren.
> Habt ihr tips für mich bezüglich den Magnetfeldern?

Da wende Dich bessr an Euren Auftraggeber. Niemand hat bessere 
Erfahrungen als "die Bahn". Keine Antwort aus diesem Forum kann 
glaubhafter sein als die der Bahner. Zweite Wahl wäre der Hersteller.

Schrecklich, würden die Bahner erst sagen "da braucht es drei 
Eisenkästen ineinander gestapelt" und hinterher "wir haben es doch 
gewusst", hier im Forum ein vorlauter Junge "Klar, Alugehäuse reicht", 
Ihr wählt die billige Lösung - und müsst neu anfangen.
Danke nein.

Ciao
Wolfgang Horn

von Jens Jota (Gast)


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Müsli schrieb:
> fuerst-rene schrieb:
>> Habt ihr tips für mich bezüglich den Magnetfeldern?
>
> Stahlkasten über einen Stahlkasten über einen Stahlkasten ...

Nix, Stahl! Da brauchts Mu-Metall 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Mu-Metall)
Siehe auch 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Abschirmung_(Elektrotechnik)#Statische_und_niederfrequente_Magnetfelder)

MfG

von fuerst-rene (Gast)


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Tja dann werden wir mal die Ingenieurbüros abklappern.
Aber danke schon mal an alle, werde mir überlegen das Projekt abzulehnen 
wenn ich von denen keine Klaren Aussagen bekomme.

von Jens Jota (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Hallo zurück, fuerst-rene,
>
>> Wir sollen in einer Bahnanlage eine Anlage installieren.
>> Habt ihr tips für mich bezüglich den Magnetfeldern?
>
> Da wende Dich bessr an Euren Auftraggeber. Niemand hat bessere
> Erfahrungen als "die Bahn". Keine Antwort aus diesem Forum kann
> glaubhafter sein als die der Bahner. Zweite Wahl wäre der Hersteller.

Nein. Die Bahn wird euch die Bedingungen für die Abnahme 
(Zuverlässigkeit, testbedingungen) nennen können, aber nicht durch 
welche konstruktive Maßnahmen ihr diese Abnahme erreicht. Aktuelles 
Beispiel die Abnahme der Siemens-ICE 
http://www.zeit.de/2013/24/bahn-ice-zulassungen
.

Der maximal zulässige Bremsweg wurde Siemens von der Bahn genannt,
wie man diesen bei gekoppelten netzwerken einhält müssen die 
Siemens-Programmierer selbst rausfinden.

Wenn die Bahn das KnowHow selber hätte, müsste sie es nicht einkaufen.

MfG,

von Jens Jota (Gast)


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fuerst-rene schrieb:

> Wir sollen in einer Bahnanlage eine Anlage installieren.

> Brandmeldeanlage in Bahnanlage = 33 1/3 HZ

?? die deutsche Bahn stromt doch mit 16 2/3 resp 16,7 Hz ? Wie kommen da 
die 33 1/3 Hz zustande?

MfG

von fuerst-rene (Gast)


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Hallo Jens

ich hatte die 33 1/3 irgendwie im Hinterkopf.

von Rush (Gast)


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fuerst-rene schrieb:
> Kabel in ein Stahlrohr und die anlage in einen Ritalschrank

Würde ich so machen und alles erden. D.h., auch die Rohre, Schrank, usw. 
durchgängig erden, mit dickem Querschnitt. So macht es die Bahn meist 
auch, wenn es in der Nähe der Bahnlinien ist.
Wird ziemlich aufwändig werden.

von Susi Sorglos (Gast)


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DIN+VDS=? Sollte später eine Versicherung zufällig auch zahlen?

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Rush schrieb:
> fuerst-rene schrieb:
>> Kabel in ein Stahlrohr und die anlage in einen Ritalschrank
>
> Würde ich so machen und alles erden. D.h., auch die Rohre, Schrank, usw.
> durchgängig erden, mit dickem Querschnitt. So macht es die Bahn meist
> auch, wenn es in der Nähe der Bahnlinien ist.
> Wird ziemlich aufwändig werden.

Gefragt wurde nach der Schirmung von Magnetfeldern geringer frequenz, 
nicht nach elektromagnetetischen (Wechsel-)Feldern. Nur bei Letzteren 
hilft Erdung und Schirm aus elektrisch leitfähigen Material.

Bei Magnetfeldern im Bereich 0 - 1 kHz dagegen muß der Schirm aus 
magnetisch leitfähigen  (hohe magnetische Permeabilität) Material 
bestehen bspw. sogenanntes µ-Metall. Leider verliert das seine positiven 
Eigenschaften durch Biegen. Statt µ-Metall kann auch das richtige Eisen 
für den Schirm verwendet werden. Hohe Dämpfung ist durch eine Schichtung 
von Blechen erzielbar (wie Trafoblech), Öffnungen sind unkritisch

Ein elektrisch Schirm nützt bei Magnetfeldern erst bei Eintritt des 
Meißner-Ochsenfeld-Effektes. Dazu muss es aber RICHTIG kalt sein 
(Supraleitung).

Für magnetische Abschirmungen im Bereich 1kHz bis 10 MHz nutzt man das 
Prinzip des induzierten Gegenfeldes. Das heisst dann:

-gut elektrisch leitfähiges Gehäusematerial
-Vermeidung von Trennfugen

Tabelle Dämpfung (dB) = f(Material,f)

               1Khz     10kHz       100 kHz
Mu-Metall       18       25          28
Eisen           13       30          45
Cu               4       20          40
Al               3       15          30


MfG,

von fuerst-rene (Gast)


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Vielen Dank Fpga Kuechle!
Das hilft uns weiter, wir werden das auf alle Fälle berücksichtigen.

von Di P. (drpepper) Benutzerseite


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Ansonsten das Übliche:

Magnetische Wechselfelder verursachen Strominduktion in Leiterschleifen, 
daher:
* Leitungen verdrillen, damit die induzierten Ströme der einzelnen 
Schlingen sich aufheben
* Wo es geht möglichst niederohmig auslegen
* Das erwähnte µ-Metall als Schirmung verwenden

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, fuerst-rene,

>> Da wende Dich bessr an Euren Auftraggeber. Niemand hat bessere
>> Erfahrungen als "die Bahn". Keine Antwort aus diesem Forum kann
>> glaubhafter sein als die der Bahner. Zweite Wahl wäre der Hersteller.
>
> Nein. Die Bahn wird euch die Bedingungen für die Abnahme
> (Zuverlässigkeit, testbedingungen) nennen können, aber nicht durch
> welche konstruktive Maßnahmen ihr diese Abnahme erreicht.

Richtig, das ist die Praxis der Vergabe im öffentlichen Dienst. Die 
Arbeit im Vergabeprozess ist klar augeteilt - dem Vergabebamten oder 
-angestellten fehlen wahrscheinlich sogar die Kenntnisse zur 
Beantwortung von Fachfragen.
Wie ich solche Kunden kenne, haben die aber alles genormt, was 
zweifelhaft sein könnte - die Normen sind zugänglich, man muss nur 
wissen, welche.

Natürlich finden sich so viele Kompetente in Ingenieurbüros, wie der 
Unkundige auf der Suche nach der richtigen Norm viel Zeit verschwendet. 
Aber auch einem Bahntechniker traue ich zu, Dir zeigen zu können, welche 
Abschirmmaßnahmen Standard sind.
Vor allem traue ich ihm das eher zu als mir.

> Wenn die Bahn das KnowHow selber hätte, müsste sie es nicht einkaufen.
Äh, sie hat das durchaus. Sie hütet sich aber vor Schwachstellen im 
Beschaffungsprozess.

Im Vergabeprozess müßte die EMV spezifiziert sein - mein 
Lieblingskapitel bei meinen Kunden war "mitgeltende Normen und 
Vorschriften".

Ciao
Wolfgang Horn

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Wenn ich es technich lösen müsste, würde ich auf Störkompensation durch 
Gleichtaktunterdrückung und symmetrische Leitungsührung setzen.

Als Geschäftsmann
Wenn ich es vermeiden könnte würde ich den Auftrag meiden, es sei denn 
ich wollte die Nische, in welcher sich sich mutmasslich schon etliche 
tummeln, unbedingt erobern. In diesem Fall würde ich mal mit den Augen 
klauen gehen.
Dazu macht mann einen Vororttermin und nimmt einen versierten 
neugierigen Techniker mit, der beim aufmessen "hilft". Sicher liegen da 
noch ein paar andere Signalleitungen umher deren Verlege- und 
Installtionsart sollten schon Anhalt geben.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Winfried J. schrieb:
> Wenn ich es technich lösen müsste, würde ich auf Störkompensation durch
> Gleichtaktunterdrückung und symmetrische Leitungsührung setzen.

Glasfaser als Alternative hat noch keiner genannt.  Geht nicht für
alles, aber es gibt bspw. Konverter, mit denen man RS-232 über Glas
transportieren kann.

von Klaus B. (xpxp)


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Hallo,
ich bin zwar kein Bahner, trotzdem einige Tipps von mir.

Kabel 4x1² STFP
Nimm hier ein mindest doppelt abgeschirmte Leitung SS/TFP.
Das Kabel 4x1² STFP ist das übliche/einfache Cat.2 Fernmeldekabel.
Achte bei dem SSTFP das jede Doppelader (DA) einen eigenen Schirm 
besitzt und beide DA wiederum in einem Gesamtschirm liegen. Benutze den 
Folientype und nicht den Typ mit Geflecht.

Schau dir hierzu den Artikel unter 
http://de.wikipedia.org/wiki/Twisted-Pair-Kabel an.

S/FTP, F/FTP oder SF/FTP
Neue Bezeichnung nach ISO/IEC-11801 (2002)E: S/FTP (Geflecht), F/FTP 
(Folie), SF/FTP (Geflecht+Folie) Aufbau wie bei FTP, jedoch mit 
zusätzlicher metallischer Gesamtschirmung um die Leiterbündel (Screened 
Foiled Twisted Pair). Der Gesamtschirm kann als Folie oder als 
Drahtgeflecht oder aus beidem zusammen ausgeführt sein. Gemäß aktueller 
EN50173 werden diese Kabel mit einem F für einen Folienschirm 
bezeichnet, ein S steht für einen Kupfergeflechtschirm, ein SF steht für 
einen Gesamtschirm aus Folie und Geflecht. Der Bedeckungsgrad des 
Geflechts sollte über 30 % liegen, um gegenüber niederfrequenten Feldern 
eine hinreichende Abschirmung zu erzielen.

Nachdem du dir das geeignete mind. doppelt geschirmte Kabel ausgesucht 
hast, solltest du dich um die Erdung kümmern.

Informiere dich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Erdung
über die unterschiedlichen Erdungspunkte.

Es gibt bei der Bahn mehrere Erde/Erdungspunkte.
Schau dir dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnerde#Bahnerde an.

Ich empfehle die Anlage am zentralen Erdungspunkt (Fernmeldeerde) 
aufzulegen . Hier jeweils die beiden Schirmungen deine Signalleitungen 
anschließen. Wenn du vermeiden willst, dass du Ausgleichströme über die 
Schirmung erhältst, die Leitungen nur einseitig auf der Anlagenseite auf 
Erde legen oder sogenannte DC-Stopper einsetzten.

Dein eigentliches (Alarm-)Signal immer nur symmetrisch führen, niemals 
eine Ader gegen Erde legen!

von fuerst-rene (Gast)


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Vielen Dank für all die Tips.

Habe meine Empfehlung an die Kollegen gegeben : Ablehnen.
Hoffe nicht sie kommen auf die Idee es doch anzunehmen, gerade der 
Letzte Beitrag macht mir schon kopzerberechen, wie soll ich denen das 
erklären.

Grüße aus BW

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