Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Elektronik und Wasser


von Tim K. (Gast)


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Servus!

Ich denke, dass hier jedem wohl klar ist, dass Elektronik und Wasser nur 
bedingt zusammen passen. Und Wasser in Elektronik ist ein absolutes 
No-Go.

Letztens ist mir beim durchforsten der Bucht aufgefallen, dass dort 
defekte Handys mit Wasserschäden (die nicht einmal eingeschaltet werden 
können) zum Teil zu horrenden Preisen verkauft werden. Deshalb habe ich 
mich gefragt, was denn ein Wasserschaden für Schäden in einem Gerät 
verursachen kann.

Okay, ein Problem stellt die Leitfähigkeit des Wassers dar, die Signale 
verfälschen kann. Somit ist es auch kein Wunder, dass die Geräte 
abstürzen oder ausgehen.

Ein anderes Problem ist die Oxidation, die durch den Strom an den 
Kontakten verursacht wird. Sieht man ja auch ganz gut an dem Grünspan.

Okay, Feuchtigkeit in Geräten kann ich problemlos rausziehen. Auch kann 
ich oxidierte Kontakte noch retten, wenn sie noch nicht fortgeschritten 
ist.

Aber wie wahrscheinlich sind tatsächlich Schäden an den Prozessoren, dem 
Speicher und anderen wichtigen Elektronik-Komponenten?

von Stefan (Gast)


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Da kann ich aus der Prxis berichten. Die Prozessoren, Speicher, etc sind 
nicht so empfindlich, wie die meisten Menschen denken. Oft sind deren 
Anschlüsse sogar Kurzschlussfest.

Größter Feind ist die Oxydation. Laptops mit Wasserschäden sind - wenn 
man schnell reagiert - in den allermeisten Fällen leicht zu reparieren. 
man muss sie nur reinigen, trocknen und die Tastatur erneuern.

Aber oft ist es nicht Wasser, sondern Limo oder Orangensaft. Nach 
wenigen Stunden ätzen diese Flüssigkeiten Leiterbahnen und Lötstellen 
weg. Außerdem erschwert der Zuckergehalt die Reinigung, weil es klebrig 
ist.

Wenn man Pech hat, dringt Flüssigkeit irgendwo ein, wo man sie nicht 
mehr heraus bekommt. Zum Beispiel zwischen die Schichten des Displays, 
oder in ein Mikrofon. Diese Teile kann man freilich auswechseln, lohnt 
sich aber nur bei neuen Geräten.

Elektrisch kann da auch einiges passieren. Bei einem Sony-Ericcson Handy 
wurde z.B. ein Spannungsregler so beeinflusst, dass er zu hohe Spannung 
abgegeben hat. Danach war quasi das ganze Handy mit sichtbaren 
Brandspuren zerstört. Es hatte sogar verschmorte Verbindungskabel 
zwischen den Platinen.

Eigentlich müsste man die Spannungsregler wasserdicht verkapseln, dann 
würden viel mehr Geräte nach dem Trocknen von selbst wieder 
funktionieren.

Der Handel mit defekten Handies ist Lukrativ, denn man kann sie als 
Erstzteil verwenden. Ich habe z.B. absichtlich für 2x5 Euro zwei gleiche 
defekte Handies gekauft und konnte daraus ein neuwertiges im Wert von 
etwa 50 Euro machen. Eins hatte einen Wasserschaden aber ein Top 
Gehäuse, das andere hatte ein zerbrochenes Gehäuse und zerbrochenes 
Display.

In meinem Stadtteil gibt es auf einer einzigen Einkaufsstraße gleich 
drei Shops, die sich auf diese Art von "Reparatur" spezialisiert haben. 
Die haben kistenweise defekte Handies vorrätig, und somit für fast ejdes 
Problemchen das passende Ersatzteil.

von Ma (Gast)


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Tim K. schrieb:
> Aber wie wahrscheinlich sind tatsächlich Schäden an den Prozessoren, dem
> Speicher und anderen wichtigen Elektronik-Komponenten?

Die Antwort hast Du Dir schon selbst gegeben...
Würden horrende Preise gezahlt werden, wenn diese Wahrscheinlichkeit 
hoch wäre?

Meine Erfahrung ist bisher:
 - Lautsprecher und Mikrofone mögen kein Bier
 - Displays können schon mal fleckig werden
 - der Rest lässt sich waschen, trocknen und läuft danach wieder
 - Ersatzteile sind unglaublich billig

von Tim K. (Gast)


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Hmm... Sehr spannend finde ich im gleichen Zusammenhang auch den Umgang 
der Hersteller mit Wasserschäden. In den Geräten sind ja überall 
Feuchtigkeitsindikatoren verbaut, die sich beim Kontakt mit 
Flüssigkeiten verfärben.

Ich hatte mal ein defektes Handy, das zu 99,9% einen Softwarefehler 
hatte. Trotzdem hat der Mobilfunkbetreiber sich das Handy ganz genau 
angeschaut und auch geschaut, ob irgendwo auch nur ein Indikator 
ausgelöst wurde.

von Ottmar K. (wil1)


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Mein Enkel hatte mal im Urlaub seine Digitalkamera an der Ostsee ins 
Wasser fallen lassen. Das Ding funktionierte dann nicht mehr. War für 
einen Laien also defekt. Da dies jedoch nur 1 Tag vor Urlaubsende 
geschehen ist, hatte ich die Kamera gleich in den Händen. Nach Reinigung 
der zugänglichen Teile (Platine etc) und sorgfältiger Trocknung 
funktionierte die Kamera 1 Jahr später immer noch.

mfG Ottmar

von Thomas E. (thomase)


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Tim K. schrieb:
> Ich denke, dass hier jedem wohl klar ist, dass Elektronik und Wasser nur
> bedingt zusammen passen. Und Wasser in Elektronik ist ein absolutes
> No-Go.

Mein USB-Stick war schon zweimal in der Waschmaschine. Funktioniert 
immer noch.

> Letztens ist mir beim durchforsten der Bucht aufgefallen, dass dort
> defekte Handys mit Wasserschäden (die nicht einmal eingeschaltet werden
> können) zum Teil zu horrenden Preisen verkauft werden. Deshalb habe ich
> mich gefragt, was denn ein Wasserschaden für Schäden in einem Gerät
> verursachen kann.

Vielleicht will die auch keiner reparieren, sondern damit einen 
Versicherungsschaden basteln.

mfg.

von Stoner (Gast)


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Mein iPhone hat nach einem unfreiwilligen 'Unterwasser-Test' und 
anschliessendem Zerlegen und Austrocknen grundsätzlich wieder 
funktioniert. Die Hintergrundbeleuchtung des Displays hat sich aber 
verabschiedet und der Akku hat sich mit Wasser gefüllt, so dass das 
Gerät nun nur noch ca. 30 Sekunden ohne Kabel funktioniert.

Vor dem Öffnen / Trocknen und Weiterverwenden des Akkus habe ich die 
Finger gelassen, weil die Dinger ja unter Umständen 'explodieren' können 
wenn sie schlecht behandelt werden.

von Maxx (Gast)


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Die horrenden Preise für MarkenSchrott liegen daran, dass du bei der 
Marke für ein Haufen einzelteile deutlcih verbilligt an ein neues 
Austauschprodukt herankommst. Je nach Artikel bekommst du für Schrott+ 
160 bis 300€ ein Neugerät.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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neulich hatte ich einen "abgesoffenen" Schlüssel (WFS, ZV) für einen 
Mecedes-Benz in den Fingern (zur Reparatur)

Durch Elektrolyse waren an insgesamt 5 Stellen die +BATT  Leitungen in 
die weitere Schaltung hinein unterbrochen (sowohl direkte Leiterzüge, 
als auch Durchkontaktierungen). Einen 24 PIN SO-DIM mußte ich dazu 
"hochnehmen", um drunter zu schauen.

Sonstige Bauteile (Controller etc) waren allesamt ok. Da die 
Leiterbahnen noch überschaubare Breite hatten, und es nur eine 
zweilagige (beidseitig bestückte) Platine war, sowie alle Leiterbahnen 
optisch unspektakulär verfolgt werden konnten, ließ  sich die Platine 
recht "unkompliziert" reparieren (selbst die Durchkontaktierungen).


Bei einem Mobiltelefon stelle ich mir einen derartigen 
Elektrolyse-Schaden weitaus problematischer vor....

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Bei einem Mobiltelefon stelle ich mir einen derartigen
> Elektrolyse-Schaden weitaus problematischer vor....

Naja, die Größe ist da eher das Problem. Hier mal zwei Fotos von einem 
iPhone4, da ist z.B. ein Widerstand in der Bauform afaik 01005. Da kann 
man nicht so wirklich dran rumbauen.

von Gerald M. (gerald_m17)


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Bei Handys hilft in 9 von 10 Fällen ein Bad in Isopropanol.
Das habe ich schon vor 10 Jahren gemacht, und mache ich heute noch so.
Mein HTC One X (300€ ca) fiel mir sogar in meinen putzeimer, wo recht 
scharfes putzmitzel drin war.
Ließ sich nicht mehr einschalten.
Habs zerlegt und 24h gebadet.
Geht wieder 1A
Meistens sind leitende Reste aus dem Wasser schuld. Das Wasser an sich 
ist imho recht unproblematisch

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