Forum: Platinen Geräte reparieren mit Reflow


von Andi S. (Gast)


Lesenswert?

Hallo Leute,

ich habe mir letztens dieses Video angesehen, in dem die Digitizer 
Anschlüsse auf einem iPad 2  Logic Board getauscht werden.

http://www.youtube.com/watch?v=U6T01c64AFs

Okay, was der Macher des Videos gemacht hat, ist für mich 
nachvollziehbar. Ich frage mich allerdings wieso der Macher des Videos 
die Pads mit Lötzinn benetzt hat. Ich hätte stattdessen einfach Lötpaste 
draufgeschmiert und die Lötmaske die ganze Arbeit machen lassen. Also 
einfach Lötpaste quer über die Anschlüsse drauf, dann den Anschluss 
draufsetzen und Board + Anschlüsse erhitzen und dann mit Heißluft 
richtig auf die Anschlüsse drauf.

Aber wieso hat er es nicht getan?

von Timmo H. (masterfx)


Lesenswert?

Vielleicht hatte er keine Lötpaste zur Hand.
Ich mache das auch öfter wenn ich mal eben schnell QFN oder DFN löte, da 
meine Lötpaste ständig in der Spritzennadel eintrocknet (trotz 
dichtstopfen). Bei QFN/DFN mit 0.5 Pitch geht es oftmals auch nicht mehr 
indem man einfach eine "Wurst" quer über die Pins zieht da der Abstand 
so gering ist, dass man mit einer 0.8er Kanüle meist schon zu viel 
Lötpaste drauf hat und dann Kurzschlüsse bekommt. Und durch dünnere 
Kanülen bekommt man die Paste meist gar nicht mehr richtig durch 
gepresst. So gehts auch recht fix.
Aber ansonsten hast du natürlich recht.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

Du hättest so wenig Lötpaste drauf schmieren müssen dass du keine 
zusammenhängende Wurst gehäbt hättest, ebenso ist man kaum in der Lage 
Lötpaste über so eine große Distanz gleichmäßig aufzutragen. Spätestens 
durch's Platzieren hättest du vermutlich alles wieder zerstört.

Das hätte zwangsläufig zu Kurzschlüssen geführt, die bei diesem Bauteil 
schwer bis gar nicht sichtbar sind und auch kaum behebbar. Zudem hat er 
von hinten beheizt um das Plastik nicht anzuschmelzen, also hätte auch 
kein Luftstrom die restlichen Lotkügelchen zusammengerückt.

Durch seine Methode konnte er die Lotmenge exakt dosieren (er hat ja 
auch ewig auf den Pads rumgelötet bis überall die perfekte Menge 
platziert war) und die Wahrscheinlichkeit ein Kurzschluss zu erzeugen 
war sehr gering.

von Andi S. (Gast)


Lesenswert?

Frank M. schrieb:
> Du hättest so wenig Lötpaste drauf schmieren müssen dass du keine
> zusammenhängende Wurst gehäbt hättest, ebenso ist man kaum in der Lage
> Lötpaste über so eine große Distanz gleichmäßig aufzutragen.

Aber genau das ist doch das Beste bei der Lötpaste. Die muss ich ja 
nicht wirklich gleichmäßig auftragen. Wenn irgendwo etwas mehr Lötpaste 
ist, dann verteilt sie sich über das ganze Pad und Lokal bei der 
Lötstelle macht es dann keinen Unterschied.

Ich habe momentan kein iPad Board hier, aber würde ich so etwas 
regelmäßig machen, würde ich mir eine Schablone anfertigen und die dann 
einfach auf die Pads legen. Dann hätte ich einen gleichmäßigen Auftrag 
auf allen Pins.

Frank M. schrieb:
> Das hätte zwangsläufig zu Kurzschlüssen geführt, die bei diesem Bauteil
> schwer bis gar nicht sichtbar sind und auch kaum behebbar.

Ich bin der Meinung, dass wenn man ein paar Mal solche SMD Bauteile mit 
Lötpaste gelötet hat, dass man dann weiß, wieviel Lötpaste man maximal 
auftragen darf, damit eben keine Kurzschlüsse entstehen. Lötpaste und 
Lötmaske sind da imho sehr tolerant und verzeihen schonmal Fehler.

Frank M. schrieb:
> Zudem hat er
> von hinten beheizt um das Plastik nicht anzuschmelzen, also hätte auch
> kein Luftstrom die restlichen Lotkügelchen zusammengerückt.

Das verstehe ich leider auch nicht. In ich hätte die ganze Platine auf 
ca. 140°C vorgewärmt und wäre dann je nach Lötpaste mit 190-210°C an die 
Anschlüsse ran. So löte ich momentan auch ganz normale SMD Bauteile. Hat 
bisher ganz gut geklappt.

Frank M. schrieb:
> Durch seine Methode konnte er die Lotmenge exakt dosieren (er hat ja
> auch ewig auf den Pads rumgelötet bis überall die perfekte Menge
> platziert war) und die Wahrscheinlichkeit ein Kurzschluss zu erzeugen
> war sehr gering.

Ich habe nichts gegen seine Methode, ganz im Gegenteil, ich finde die 
irgendwie cool. Nur habe ich ehrlich gesagt, irgendwie total Schiss, auf 
dem Board das zu veranstalten, was er macht.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

Ich selbst habe halt die Erfahrung gemacht, dass hin und wieder auch ein 
Lotkügelchen der Paste nicht an ein Pad andockt, und nachher die Gefahr 
groß ist, dass es vielleicht irgendwann mal einen Kurzschluss macht.
Dies passiert besonders leicht wenn man so große Bauteile von Hand 
platziert und dann versucht passend auszurichten und die Lötpaste weiter 
verschmiert.

Auch ist es ein sehr feines Pitch über eine große Fläche das ich mit 
Lötpaste und Handlöten nie auf Anhieb hinbekomme ohne dass es irgendwo 
ein Kurzschluss gab da doch zu viel Lötpaste an einer Stelle war. 
Dragsoldering oder seine Methode war für mich stets zuverlässiger.

Und dann kommt noch die große Fläche. Das Lot muss an allen Pins ja 
zumindest zu einem Zeitpunkt gleichzeitig geschmolzen vorliegen, daher 
hat er es von unten Großflächig aufgeheizt.
Auf dem Board sind vielleicht noch einige Gummies oder anderes 
nachträglich angebracht, was 100 Grad vorheizen oder so vielleicht nicht 
so gut getan hätte.
Und von oben hätte es das Plastik angeschmort bis die darunter liegenden 
Pins die nötige Temperatur erreicht hätten.

von kral84@web.de (Gast)


Lesenswert?

Kann mir jmd mein board reparieren??
Mails an kral84@web.de

Der connector muss getauscht werden danke

von U. M. (oeletronika)


Lesenswert?

Hallo,
es gibt für solche Reparaturen sicher zig Methoden und fast alle führen 
bei ausreichend Erfahrung mehr oder weniger sicher zum Ziel.
Allerdings ist die gezeigte Weise in Meinen Augen wenig professionel.

Der Kollege lötet da zig mal über die Pads und jedes mal werden die über 
Löttemp. erwärmt und wieder abgekühlt.
Auch das Heißluftlöten nur von der Rückseite ist IMHO problematisch, 
weil das große Flächen unkontrolliert mit erwärmt werden und man von 
unten ordentlich Temp. drauf geben muß, damit es oben noch schmilzt.

Warum er z.B. dann nicht gleich mit Heißluft von oben schonend die alten 
Teile  runter nimmt, statt dessen das Zaugs mühselig in Stückchen 
wegkratzt, ist mir unklar.

Nachdem die die Pads mit Entlötlitze sauber gemacht sind, würde ich 
diese gleich von Hand anlöten. Da gibt es das geringste Risiko 
Kurzschlüsse zu machen. Die Pads werden dabei max. 2...3 mal sehr 
kontrolliert erwärmt und nicht 10mal und mehr wie gezeigt.

Klar, kann man auch mit Lötpaste arbeiten, aber wie schon geschrieben, 
ist bei Finepitch die Dosierung sehr problematisch. Da gibt es immer 
wieder mal Kurzschlüsse oder bei zu schwacher Dosierung hängen Pins in 
der Luft und müssen trotzdem von Hand nachgelötet werden.
Ich hatte kürzlich so einen Fall, wo ein wenig zu viel Paste tief unter 
dem Steckverbinder eine Brücke gemacht hat. Da kam ich beim besten 
Willen nicht mehr ran und musste das komplette Teil ablöten und dann von 
Hand wieder drauf setzen. Den Fehler mache ich nicht noch mal.

Viel schlimmer ist aber, dass Heizluft von oben die Teile wegpustet und 
Heizluft von unten - naja, siehe oben.
Allerdings braucht man für Handlötung möglichst gutes Werkzeug.
Solche Grobschmiede "Löteisen" wie im Film gezeigt sind da nicht so 
toll.
Lötstifte mit 0,5...0,6mm Spitze gehen da einfach besser.
http://www.chiemtronic.de/wp-content/uploads/JBC-Loetstation-bt-2bwa.jpg
Gruß Öletronika

> Andi S. schrieb:
> Ich frage mich allerdings wieso der Macher des Videos
> die Pads mit Lötzinn benetzt hat. Ich hätte stattdessen einfach Lötpaste
> draufgeschmiert und die Lötmaske die ganze Arbeit machen lassen. Also
> einfach Lötpaste quer über die Anschlüsse drauf, dann den Anschluss
> draufsetzen und Board + Anschlüsse erhitzen und dann mit Heißluft
> richtig auf die Anschlüsse drauf.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.