Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auflösung Inkrementalgeber für Industrieservomotor


von Der Doc (Gast)


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Hallo allerseits,

ich habe mich seit kurzem mit Servoreglern beschäftigt und will mir 
selbst einen Servoregler bauen.
Mit Servo meine ich nicht einen Modellbauservo sondern einen 
leistungsstarken
DC motor für einen CNC Maschiene.

Ein Servoregler ist z.B. der UHU 
http://benezan-electronics.de/manuals/UHU-Installation.pdf welcher auch 
hier im Forum schon diskutiert wurde.

Solche Servomotoren haben an der Achse einen optischen Inkrementalgeber 
montiert (z.B. den HEDS-5540), welcher die genaue Bewegung der 
Motorachse erfasst. Diese inkrementalgeber haben eine Auflösung von > 
400 Pulsen pro Umdrehung.

Damit komme ich auch schon zu meiner Frage:
Warum haben diese Inkrementalgeber eine solch feine Auflösung?
Kann man mit einem DC-Bürstenmotor und Servoregelung eine 10tel Drehung 
der Motorachse erreichen, oder ist die Rasterung des Motors eine 
natürliche Grenze für die Winkelauflösung?

Vielen Dank,
Markus

von Heins H. (heins_h)


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Hallo,
ist an dem Motor eventuell noch ein Getriebe verbaut?
Hier ein paar grobe Infos:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schrittmotor#Genauigkeit

viele grüße...

: Bearbeitet durch User
von Olaf K. (darkover)


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> ich habe mich seit kurzem mit Servoreglern beschäftigt und will mir
> selbst einen Servoregler bauen.

Das ist schoen fuer dich, dann kannst du ja richtig was lernen. :-)

> Diese inkrementalgeber haben eine Auflösung von > 400 Pulsen
> pro Umdrehung.

Nein, diese Inkrementalgeber haben die Aufloesung die du gerne haettest
oder kaufst. Ich hab auch schon Motore mit 16Strichen eingesetzt.

> Warum haben diese Inkrementalgeber eine solch feine Auflösung?

Weil du berechnet hast was du brauchst und dann dir sowas kaufst.
Und genau da liegt das Problem. Du musst zuerst mal ausrechnen
weil Leistung dein Motor so braucht und wie schnell er
laufen muss. Dann kuckst du welche Aufloesung du brauchst.
Dann waehlst du dir einen Motor aus der deinen Wuenschen nahe
kommt. Dann rechnest du mit den Motordaten zurueck ob das damit
geht. Danach rechnest du die maximale Abtastfrequenz am Encoder
aus und pruefst ob dein Controller das kann.

> Kann man mit einem DC-Bürstenmotor und Servoregelung eine 10tel Drehung
> der Motorachse erreichen, oder ist die Rasterung des Motors eine
> natürliche Grenze für die Winkelauflösung?

Grundsaetzlich kannst du so genau werden. In der Praxis wird die 
Genauigkeit eher vom Spiel im Getriebe abhaengen.

Olaf

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Der Doc schrieb:
> Warum haben diese Inkrementalgeber eine solch feine Auflösung?
> Kann man mit einem DC-Bürstenmotor und Servoregelung eine 10tel Drehung
> der Motorachse erreichen, ...

Mit hochwertigen Servomotoren und Regelung erreicht man problemlos 
Positioniergenauigkeiten im Miligrad-Bereich. Die erreichbare 
Genauigkeit hängt von der Regelung und der Messgenauigkeit ab. Für 
genaue Regelungen werden meistens Sinus-Geber eingesetzt, mit z.B. 2048 
Strichen pro Umdrehung.

Diese liefern ein analoges, sinusförmiges Signal, durch genaue Messung 
mit A/D-Wandlern kann man eine Sinus-Periode auf ca. 4000 Punkte 
Auflösen.

Damit liegt die Mess-Auflösung bei 1/8192000 Umdrehungen, also ca. 0,5 * 
10^-6 Umdrehungen entspricht ca. 0,2 m°. Die Genauigkeit ist natürlich 
nicht ganz so gut, mit einem präzisen mechanischen Aufbau und ggf. 
Kalibration erreicht man so 3-5 m° (10 - 20 Winkelsekunden).

> ... oder ist die Rasterung des Motors eine natürliche Grenze für die
> Winkelauflösung?

Was meinst du mit Rasterung? Ein Servo-Motor (DC oder Synchron) hat 
keine Rasterung.

: Bearbeitet durch User
von heinz (Gast)


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Hast Du wirklich einen DC Motor oder einen Brushless DC. Letzteres ist 
die Regel bei CNC Maschinen bzw. Schrittmotoren bei Lowcost.

Wenns was richtiges werden soll ist Standart
Brushless DC mit Resolver (Rotorlagegeber)
Linear Massstab als Istwert Erfassung.

Wenn Du einen Brushless hast gibt es Rastung im Drehmoment wenn er block 
kommutiert wird. Wenn sinus kommutiert ist eine Rastung 
vernachlässigbar.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Beim UHU-Projekt werden tatsächlich bürstenbehaftete Motoren verwendet, 
also echte DC-Motoren. Da macht auch ein hochwertiger optischer Geber 
mit analogen sin/cos-Signalen und nachgeschalteter Interpolation keinen 
Sinn. Ein paar hundert Inkremente/U reichen da locker.

Eine hohe Geberauflösung ist übrigens nicht nur für die Positionierung 
wichtig, sondern auch für die Drehzahlregelung. Je schneller der Regler 
ist, um so höher muss die Geberauflösung sein, um die Geschwindigkeit 
noch brauchbar auflösen zu können. Besonders gut sieht man das bei 
Direktantrieben, egal ob Linear- oder Torquemotor. Wenn der Geber eine 
zu niedrige Auflösung hat, steigt das Stromrauschen, die 
Antriebsgeräusche und die Erwärmung des Antriebs deutlich an. Für den 
Hobbyisten ist das aber i.A. nicht relevant.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Der Doc (Gast)


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Vielen dank für die vielen Antworten.

In der Tat will ich einen gewöhnlichen Bürstenmotor mit hohem Drehmoment 
verwenden (ca. 1 Nm) und disen dann mit optischen encoder versehen. Der 
Motor hat keine spürbare rasterun und dreht bei 40 Volt mit ca. 2500 
Upm. Wenn das ganze funktioniert, ist das ganze um den Faktor 5 bis 10 
günstiger als ein Industrieservo. Das war auch die Idee des UHU Reglers.

Der Hinweis auf die Dynamik und Stabilität der Regelschleife ist sehr 
hilfreich. Gibt es  eine Faustregel oder Formel welche Auflosung man für 
den Encoder man wählt, oder einfach wie Olaf vorgeschlagen hat, das 
größte wählen was der Regler noch abkann?

Markus

von Der Doc (Gast)


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Hallo,

dank dem Tip von Thorsten hab ich bezüglich der Auflösung der Geber ein 
Dokument im Internet gefunden, welches auf die Thematik eingeht.

Die Auflösund des Inkrementalgebers beinflusst die Drehzahlgenauigkeit 
(für Geber mit kleiner Auflösung leidet die Drehzahlstabilität in einem 
gewissen Drehzahlbereich) und das Stromrauschen (wie von Thorsten schon 
erwähnt).

Für alle die interessiert sind: 
http://www.heidenhain.de/de_DE/php/dokumentation-und-information/dokumentation/prospekte/popup/media/media/file/view/file-0232/file.pdf

Vielen Dank und viele Gruesse,

Markus

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

bei einem modernen Antriebskonzept wird der Inkrementalgeber zugleich 
für die Positionsbestimmung verwendet - muss man auf 1µ positionieren, 
so muss der Geber eben eine Auflösung von 1µ erlauben. Für die 
Drehzahlregelung (bzw. Geschwindigkeitsregelung) reicht das in jedem 
Fall.

Gruss Reinhard

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Reinhard!

> bei einem modernen Antriebskonzept wird der Inkrementalgeber zugleich
> für die Positionsbestimmung verwendet - muss man auf 1µ positionieren,
> so muss der Geber eben eine Auflösung von 1µ erlauben. Für die
> Drehzahlregelung (bzw. Geschwindigkeitsregelung) reicht das in jedem
> Fall.

Nein, eben nicht. Das ist eine gängige, aber falsche Annahnme. Lies doch 
bitte nochmal genau, was ich geschrieben habe. Das Dokument von 
Heidenhain geht da weiter ins Detail, wenn meine Erklärungen nicht 
ausreichen sollten.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

: Bearbeitet durch User
von Reinhard Kern (Gast)


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Thorsten Ostermann schrieb:
> Nein, eben nicht. Das ist eine gängige, aber falsche Annahnme.

Da verwechselst du was. Wahrscheinlich ist dir einfach nicht klar, eine 
wie hohe Auflösung für eine Positionierung auf 1µ nötig ist. In dem 
Dokument steht nichts, was meiner Behauptung widerspricht, im Gegenteil, 
die geringe Stromänderung bei optischen Encodern wird sogar ausdrücklich 
erwähnt. Niemand kann so verrückt sein, einen Resolver für eine 
µ-Positionierung zu verwenden, daher habe ich das nicht ausdrücklich 
erwähnt, was ich hiermit für dich nachhole.

Man könnte aber auch einfach rechnen, wenn man denn könnte: ein Schritt 
von 1µ bei einer Verfahrgeschwindigkeit von 1m/s, was für eine 
Werkzeugmaschine völlig realistisch ist, ergibt eine Zählrate von 1 MHz! 
Willst du ernsthaft behaupten, das sei zuwenig für die Regelung?

Gruss Reinhard

von Ste N. (steno)


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Reinhard Kern schrieb:
> Man könnte aber auch einfach rechnen, wenn man denn könnte: ein Schritt
> von 1µ bei einer Verfahrgeschwindigkeit von 1m/s, was für eine
> Werkzeugmaschine völlig realistisch ist, ergibt eine Zählrate von 1 MHz!
> Willst du ernsthaft behaupten, das sei zuwenig für die Regelung?

Thorsten meinte wahrscheinlich, das bei einer gewünschten Auflösung von 
1µ ein hochauflösender Geber am Motor völlig sinnlos ist, egal wie 
hochauflösend. Stell dir nur mal vor, du fährst deine Achsen mit 1m/s 
mehrmals hin und her. Dabei erwärmt sich die Kugelspindel nur um 1°C. 
Kannst ja mal ausrechnen, welche Längenänderung, und damit 
Ungenauigkeit, sich nur daraus ergibt. Von einer Änderung der 
Raumtemperatur ganz zu schweigen. Deswegen baut man bei modernen 
Maschinen direkt an den Achsen Glasmaßstäbe an, welche dann das 
Positionssignal für die Steuerung liefern. Der Geber am Motor ist dann 
eigentlich nur noch für die Kommutierung zuständig.

Gruß, Steffen

: Bearbeitet durch User
von Reinhard Kern (Gast)


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Steffen N. schrieb:
> Deswegen baut man bei modernen
> Maschinen direkt an den Achsen Glasmaßstäbe an, welche dann das
> Positionssignal für die Steuerung liefern.

Davon gehe ich ja aus, bzw. davon dass jemand weiss wie man µ-Auflösung 
realisiert. Aber das Signal eben dieser Massstäbe kann/sollte man auch 
zur Geschwindigkeitsregelung verwenden, ein zusätzlicher Winkel-Encoder 
ist überflüssig.

1 µ ist auch so schon wenig genug, da muss man sich Getriebespiel und 
Umsetzung durch Kugelumlaufspindel usw. nicht auch noch aufhalsen. Ich 
habe lange Jahre Messmaschinen gebaut, da ändert sich die 
Positionsanzeige schon wenn man an einer Seite mit dem Daumen auf das 
Maschinenbett drückt, selbst bei mehr als 5cm Granit. Unendlich steifes 
Material gibt es halt nicht.

Ein Grund für mehrere Encoder könnte allerdings darin bestehen, dass man 
sich ein fertiges Motormodul kauft mit bereits fest eingebauter 
Geschwindigkeitsregelung, aber das ist eher eine kaufmännische als eine 
technische Frage. Dann muss man sich aber auch mit der Frage genügender 
Auflösung nicht selbst befassen.

Gruss Reinhard

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Ich habe nie von einer gewünschten Auflösung von 1µm gesprochen, 
geschweige denn davon, dass ich (ausschließlich) einen Resolver für eine 
solche Aufgabenstellung einsetzen wollte!

Meine Aussage war kurz zusammengefasst: Selbst wenn für die 
Positionierung eine relativ niedrige Geberauflösung ausreichend 
erscheint, kann diese für die Drehzahlregelung deutlich zu gering sein.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

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