Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Regelungstechnik: Reglerentwurf, Phasenverschiebung.


von guest2 (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich habe ein paar Fragen zur Regelungstechnik, da ich sie mir selber und 
mit Hilfe von Büchern/Internet nicht wirklich selbst beantworten könne.

"Phasenverschiebung":
Wenn man sich hier 
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Einfacher_Regelkreis_n.svg den 
Standardregelkreis anschaut, dann sieht man ja die 
Rückkopplung(Gegenkopplung). Durch diese wird ja ein 
Oszillator-Verhalten verhindert. Aber je öfter die Schleife durchgangen 
wird, desto mehr wird das Signal das man reinschickt(also der Sollwert) 
phasenverschoben, richtig?

Diese Schleife wird ja nur so oft durchlaufen bis der Regler ausgeregelt 
hat, oder? Weil sonst würd sich ja die Phase ins unendliche ändern.

Sehe ich das richtig? Falls es noch was wichtiges zu ergänzen gibt, 
bitte sagen!


"Reglerentwurf mit Bodediagramm":
Was ist denn das Ziel dabei? Einen Regler zu entwerfen der möglichst 
ideal ist?
Also man will ein gutes Führungsverhalten, d.h. kurze Ausregelzeit, 
wenig überschwingen, kurze Verzugszeit.
Richtig?

Ausregelzeit ist ja die Zeit, wenn man eine Führungsgröße reinschickt 
und bis diese dann die Regelgröße erreicht hat und dann ist ausgeregelt. 
Richtig?

Also gibt es nur eine Ausregelzeit und das beim Beginn eines Vorgangs, 
also wenn man ein System einschaltet und es es ausgeregelt hat dann 
bleibt es in einen gewissen Bereich, der Wert. Richtig?

Aber was ist dann die Verzugszeit, Anregelzeit?

Nun habe ich hier 2 Bsps, bei denen ich nicht wirklich den Vorgang 
verstehe: siehe Anhang

Also man hat einfach eine Regelstrecke gegeben und daraus muss man dann 
mit Hilfe des Bodediagramms den Regler konstruieren?

In Bsp1 ist das eine PT1-Strecke. Und das Bodediagramm wurde 
aufgezeichnet. Wie erkenne ich nun aus diesen BD den perfekten Regler 
zur PT1-Strecke?

Gruß

guest2

von Alex (Gast)


Lesenswert?

1.

Die Schleife wird nicht "durchlaufen". Deine Führungsgröße gibst du vor, 
an der Summationsstelle wird  dann der Wert der Regelgröße abgezogen, 
sodass die Regelabweichung entsteht. Die kann positiv oder negativ, bzw. 
NULL sein. Wenn die Regelabweichung NULL ist, arbeitet der Regler 
trotzdem weiter, nur wird die Stellgröße nicht weiter verändert. Ist die 
Abweichung ungleich NULL regelt der Regler, je nach dem, ob positiv oder 
negativ am Eingang, die Stellgröße. Die stellgröße wirkt dann auf die 
Regelstrecke, das kann eine Spannung, Strom, Druck oder was weiß ich 
alles sein. Das Einwirken der Stellgröße und der Störgrößen auf die 
Regelstrecke beeinflussen die Regelgröße, das ist das, was du konstant 
halten, oder ändern willst, z.B.: Temperatur, Drehzahl Spannung.

2.

zum Bode-Diagramm:

das BD enthält information über dein zu regelndes System.

Beispiel: RC Glied (PT1 verhalten)

Je Höher die Frequenz wird, desto geringer der Spannungsfall am 
Kondensator. Die Verstärkung nimmt ab. Aus dieser Kennlinie kann man 
dann z.B. das Kp berechnen.



Ein System ist ausgeregelt, wenn die abweichung der Regelgröße einen 
bestimmten teil der Führungsgröße erreicht hat. Zu den einzelnen Zeiten 
ist in dem Thread ein gutes Bild. 
http://www.google.de/imgres?safe=off&client=firefox-a&hs=o5Y&sa=X&rls=org.mozilla:de:official&biw=1680&bih=857&tbm=isch&tbnid=or22bkPDC-Zd9M:&imgrefurl=http://www.gomatlab.de/ausregelzeit-berechnen-t24562.html&docid=3nq_o9XhBnezTM&imgurl=http://www.gomatlab.de/files/111_362.jpg&w=1227&h=747&ei=BLZGUrbBDaOK4ASo94H4Ag&zoom=1&iact=rc&dur=1&page=1&tbnh=144&tbnw=231&start=0&ndsp=46&ved=1t:429,r:1,s:0,i:86&tx=106&ty=46

sry für den langen link.

Den perfekten Regler wird es allerdings nie geben ;)


Es gibt ja Verschiedene Regler, Zustandsregler, PID und so weiter.

PID ist eig der einfachste, Nach Ziegler Nichols kann man die 
Reglerparameter einfach errechnen.

Leider finde ich die Unterlagen zur Berechnugn der Kp, Tn aus dem 
Bodediagramm grad nicht. Aber du musst gucken, an welcher Stelle im 
Phasengang die -180° Linie geschnitten wird und dann senkrecht eine 
linie zur dämpfung ziehen und dann mittels Formel aus der Dämpfung die 
Parameter ausrechnen, einfach mal Google bemühen.


Alex

von Jobst Q. (joquis)


Lesenswert?

Was du schreibst, ist so abstrus, dass ich dir nur empfehlen kann, alles 
zu vergessen und noch mal ganz von vorn anzufangen, Regelungstechnik zu 
lernen. Du verwendest komplexe Begriffe der Regelungstechnik, ohne die 
elementarsten Grundlagen verstanden zu haben.

von Jobst Q. (joquis)


Lesenswert?

PS:Das war an den Fragesteller gerichtet, nicht an Alex.

von Rainer Z. (razi)


Lesenswert?

Hai!

guest2 schrieb:
> "Phasenverschiebung":
> Wenn man sich hier
> http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Einfacher_Regelkreis_n.svg den
> Standardregelkreis anschaut, dann sieht man ja die
> Rückkopplung(Gegenkopplung).

Ja. Ist fuer einen Regelkreis zwingend erforderlich.

> Durch diese wird ja ein Oszillator-Verhalten verhindert.

Nein... ist in dieser Form falsch. Aber erstmal egal.

> Aber je öfter die Schleife durchgangen wird, desto mehr
> wird das Signal das man reinschickt(also der Sollwert)
> phasenverschoben, richtig?

Nein. Du hast uebersehen, dass links, wo Fuehrungsgroesze
(=Sollwert) und Rueckfuehrung zusammentreffen, ein "Minus"
steht. Dort wird eine Differenzbildung vorgenommen, und
nur die Regelabweichung wird wieder eingespeist. Das steht
im Schemabild auch dran.

> Diese Schleife wird ja nur so oft durchlaufen bis der Regler
> ausgeregelt hat, oder?

Nein, auch nicht. Die Schleife wird immer "durchlaufen", aber
wenn die Regelabweichung "Null" ist, aendert sich nix mehr.

> Weil sonst würd sich ja die Phase ins unendliche ändern.

Du wirst lachen: Das tut sie auch. Da aber die Regelabweichung
(bei vernuenftigen Regelkreisen) immer kleiner wird, aendert
sich das Ausgangssignal auch immer weniger.

Eines fernen Tages, wenn Du dereinst in die tiefen Abgruende
der Regelungstechnik eingedrungen bist, wirst Du Dich meiner
prophetischen Worte erinnern und verstehen, was Regelkreise,
Operationsverstaerkerschaltungen und IIR-Filter miteinander
zu tun haben... :)

Grusz,
Rainer

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Ok, danke euch! Schon langsam komme ich rein.

Also, wenn wir nochmal, den oben geposteten Standardregelkreis 
betrachten:

Ein System ist stillgelegt. Wir schalten es jetzt ein. Z.b. eine 
Temperaturregelung. 20°C gehen rein als Führungsgröße W(s). Welches X(s) 
haben wir da nun? Keines, da wir erst das System eingeschaltet haben, 
richtig?
Also E(s)=W(s)-X(s)=W(s) --> W(s) geht durch den Regler. Hier könnte das 
Signal ev. Phasenverschoben sein, kommt drauf an was für Regler, oder?

Wenn Störgröße vorhanden wirds addiert und das ganze geht in die 
Regelstrecke rein, was ja unser System selber ist. Hier könnte doch auch 
nach der Regelstrecke das Signal wieder phasenverschoben sein oder? Gut 
wir haben nun unser erstes X(s).

Dieses geht dann durch die Schleife zurück und wird subtrahiert mit der 
eingestellten Führungsgröße.

Angenommen X(s) ist jetzt 40°(kA ob das überhaupt möglich ist?) oder so, 
wegen Störeinfluss etc., dann wäre E(s) = -20°C.

Ja und E(s) geht jetzt wieder in den Regler rein usw. Wie schafft es der 
Regler nun diese starke Abweichung auszugleichen? Und die Regelstrecke 
muss doch auch perfekt sein, sodass auch da nichts abgewichen wird. 
Immerhin muss X(s) = 20°C sein.

Hm eins verstehe auch nicht: Warum ist der Regler vor der Regelstrecke?

Die Störgröße wirkt gerade zwischen Regler und Regelgröße? Ich dachte 
Störgrößen können doch überall einwirken?

Ich hoffe ihr könnt mir da helfen. Danke!

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Kann mir jemand bitte weiterhelfen?

von Ra B. (kienerii)


Lesenswert?

guest2 schrieb:
> Kann mir jemand bitte weiterhelfen?

Ja, eigentlich schon. Aber deine Fragen sind teilweise so krass, dass es 
mehr Sinn macht, wenn du dir erst einmal folgendes durchliest: 
http://www.rn-wissen.de/index.php/Regelungstechnik Ich denke, dass du 
dir anschließend einen Großteil deiner Fragen selbst beantworten kannst.

von Rainer Z. (razi)


Lesenswert?

Hai!

guest2 schrieb:
> Ein System ist stillgelegt. Wir schalten es jetzt ein.

Okay.

> Z.b. eine Temperaturregelung. 20°C gehen rein als
> Führungsgröße W(s).

Gut.

> Welches X(s) haben wir da nun? Keines, da wir erst das
> System eingeschaltet haben, richtig?

Quatsch. Irgendeine Temperatur ist immer da.

> Also E(s)=W(s)-X(s)=W(s) --> W(s) geht durch den Regler. Hier
> könnte das Signal ev. Phasenverschoben sein,

Ahhhhhhhhhhhh.... das ist ja furchtbar. Lass doch endlich mal
diese Phasenverschiebung weg!

Die Systemtheorie kennt grob gesagt zwei Betrachtungsweisen: Die
Betrachtung im Zeitbereich und die Betrachtung im Frequenzbereich.
Beides ist ineinander umrechenbar, ja. Es bringt aber nix, staendig
wild hin- und herzuspringen.

Beschraenke Dich vorlaeufig auf den Zeitbereich. Es liegt
Kausalitaet vor, d.h. die Wirkung kann nur zeitlich nach der
Ursache eintreten. Gut. Und auszerdem aendern sich die Groeszen
stetig, sie springen also nicht.

> Wenn Störgröße vorhanden wirds addiert und das ganze geht in
> die Regelstrecke rein, was ja unser System selber ist.

Nein. Du operierst mit irgendwelchen abstrakten Begriffen, ohne
Dir etwas Konkretes vorstellen zu koennen. Meine - todernst
gemeinte - Empfehlung: Suche Dir konkrete, leicht verstehbare
Beispiele fuer Regelkreise.

Zum Beispiel: Klospuelung. (Sagte ich schon, dass ich das ernst
meine?) Nicht diese neumodischen Druckspuelungen, sondern die
urtuemlichen, mit Kasten, Schwimmer, Glocke, Strick.
Oder: Zentrifugalregulator an der Dampfmaschine.
Oder: Servolenkung.

(Hier kommt meine Standard-Falle: Wann war die Servolenkung
spaetestens bekannt? Auf welchem Fahrzeug? Wie funktionierte
sie?)

Versuche, die abstrakten Begriffe ("Fuehrungsgroesze", "Regel-
strecke" usw.) in der konkreten Anordnung wiederzufinden. (Ja,
das geht!)

> [...]
> Ja und E(s) geht jetzt wieder in den Regler rein usw. Wie
> schafft es der Regler nun diese starke Abweichung
> auszugleichen? Und die Regelstrecke muss doch auch perfekt
> sein, sodass auch da nichts abgewichen wird. Immerhin muss
> X(s) = 20°C sein.

?!?!?

Ich verstehe keine Sterbenswoertchen von alledem.

> Hm eins verstehe auch nicht: Warum ist der Regler vor der
> Regelstrecke?

Hmm, das ist Zufall und hat meiner Meinung nach keine tiefere
Bedeutung. Man haette den Regler auch hinter die Regelstrecke
malen koennen. Das ist ohnehin ein kontinuierlicher Prozess,
d.h. die Groeszen aendern sich staendig.

> Die Störgröße wirkt gerade zwischen Regler und Regelgröße?

*Himmelherrgottnochmal!*
Nicht immer so schlampig sein!
Wo ist die Stoergroesze eingezeichnet?

> Ich dachte Störgrößen können doch überall einwirken?

Nein.
Deine Aussage ist zwar rein sachlich richtig, im Sinne der
Regelungstechnik aber falsch.

Die Grundvorstellung der Regelungstechnik ist folgende:
Du hast irgendein Ding mit irgendwelchen stoerenden
Eigenschaften. Das Ding ist z.B. ein Haus mit einem
Wohnzimmer, und die stoerende Eigenschaft ist, dass in
diesem Wohnzimmer im Sommer Affenhitze und im Winter
Schweinekaelte herrscht.

Man baut also ein Korrektursystem ein, dass diese stoerende
Eigenschaft beseitigen soll. Das Korrektursystem muss vier
Dinge leisten: Es muss den Ist-Zustand feststellen ("Welche
Temperatur liegt gerade vor?"), es muss diesen Ist-Zustand
mit dem Soll-Zustand vergleichen; es muss aus dem Vergleich
eine Entscheidung ableiten ("Wie stark muss geheizt werden?"),
und es muss diese Entscheidung umsetzen.

Die Regelungstechnik geht davon aus, dass das "Korrektursystem"
selbst fehlerfrei arbeitet: Die Heizungssteuerung hat den Strom,
den sie benoetigt; im Heizoeltank ist genuegend Oel, der
Temperatursensor arbeitet ordnungsgemaesz und so weiter.

Die Stoergroesze wirkt nur auf...

Aber das kannst Du Dir jetzt selbst ueberlegen... :)

Grusz,
Rainer

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Die Störgröße wirkt auf die Regelstrecke ein, da es das zu regelnde 
System ist, also das Wohnzimmer bzw. das Haus, kommt auf die 
Betrachtungsweise drauf an. Richtig?

Aufjedenfall ist mir jetzt einiges klarer, danke dir!

Dennoch, ich versuche nun mein "Problem" etwas klarer zu formulieren:
Ich hab nun auch ein leichtes Regelungsbsp gefunden:
http://www.rn-wissen.de/images/thumb/f/ff/Regelkreis3.png/350px-Regelkreis3.png

Aber, wenn man sich das hier jetzt anschaut:
http://www.rn-wissen.de/images/f/f9/Regelkreis4.png

Folgendes denke ich mir:
Wie kann den jemals am Ausgang X der Sollwert anliegen? Ich stelle mir 
den Regelkreis nämlich als Stromkreis in der Art vor, also wenn jetzt W 
reinfließt dann wird es durch den Subtrahierer mit X subtrahiert --> 
E=W-X
Also haben wir nun E. Der wert E geht in den Regler rein. Dieser 
versucht doch E, so klein wie möglich zu halten oder? Was ist dann diese 
Stellgröße U? Die müsste doch dann auch so klein wie E sein. Ich bin 
grad sehr verwirrt :/.

Weil beim Stromkreis ist es ja so: Ganz ganz ganz wenige femto sekunden 
nach dem einschalten des Stromflusses ist doch auch noch kein Strom am 
Ausgang.

Aber beim Regelkreis ist immer was am Ausgang. Ich denke ich darf mir 
das überhaupt nicht also so einen Stromkreis vorstellen oder?

Wenn wir das Bsp mit dem Wohnzimmer hernehmen, dann ist doch immer 
irgendwelche Temperatur da, also jetzt am Regelstrecken-Ausgang.

Naja wenn der Winter bzw. Sommer dann die Strögrößen wäre wird ja wohl 
iwas subtrahiert. Wenns Winter ist, dann wird es kälter, also 
subtrahiert.

Hm vielleicht kann mir jemand da bitte noch mehr helles Licht ins Dunkle 
bringen :).

von Rainer Z. (razi)


Lesenswert?

Hai!

Ich sortiere mal kraeftig um.

guest2 schrieb:
> Die Störgröße wirkt auf die Regelstrecke ein, da es das
> zu regelnde System ist, also das Wohnzimmer bzw. das Haus,
> kommt auf die Betrachtungsweise drauf an. Richtig?

Richtig.

> Naja wenn der Winter bzw. Sommer dann die Strögrößen wäre
> wird ja wohl iwas subtrahiert. Wenns Winter ist, dann wird
> es kälter, also subtrahiert.

Hihi, naja, wenn's Sommer ist, wird was addiert :)
Aendert aber nix am Fakt: Fuer die Raumtemperaturregelung ist
die Auszentemperatur die Stoergroesze.

> Aber, wenn man sich das hier jetzt anschaut:
> http://www.rn-wissen.de/images/f/f9/Regelkreis4.png
>
> Folgendes denke ich mir:
> Wie kann den jemals am Ausgang X der Sollwert anliegen? Ich
> stelle mir den Regelkreis nämlich als Stromkreis in der Art
> vor, also wenn jetzt W reinfließt dann wird es durch den
> Subtrahierer mit X subtrahiert --> E=W-X
> Also haben wir nun E. Der wert E geht in den Regler rein.
> Dieser versucht doch E, so klein wie möglich zu halten oder?
> Was ist dann diese Stellgröße U? Die müsste doch dann auch so
> klein wie E sein.

Hmm, ja, die Ueberlegung ist weitgehend richtig, aber etwas
unvollstaendig. Folgendes: Du schreibst oben

> Also haben wir nun E. Der wert E geht in den Regler rein.

Ja. ("E" ist die Regelabweichung.)

> Dieser [der Regler] versucht doch E, so klein wie möglich zu
> halten oder?

Ja.

> Was ist dann diese Stellgröße U? Die müsste doch dann auch so
> klein wie E sein.

Jein... die Sache ist kompliziert.

Du gehst, ohne das direkt auszusprechen, davon aus, dass die
Stellgroesze U direkt proportional zur Regelabweichung E ist:
Kleine Regelabweichung, kleine Stellgroesze, grosze Regel-
abweichung, grosze Stellgroesze. Das kann man machen; das Ding
heisst dann naheliegenderweise "Proportionalregler".

Dein Problem ist jetzt offenbar folgende Ueberlegung: Wenn der
Sollwert erreicht ist, wird die Regelabweichung Null. Wenn die
Regelabweichung Null wird, wird auch die Stellgroesze Null. Wenn
die Stellgroesze aber Null wird, wird ja nix mehr geregelt, d.h.
die Stoergroesze wirkt sich wieder in voller Groesze auf die
Regelstrecke aus!

Es mag Dich ueberraschen, aber diese Ueberlegung ist richtig.

Aus dieser Ueberlegung folgt, dass ein reiner Proportionalregler
den Sollwert nicht exakt erreichen kann. Hochtrabend ausgedrueckt:
"Beim reinen P-Regler liegt immer eine bleibende Regelabweichung
vor." Das ist so, ja.

Fuer das Problem gibt es zwei Loesungsmoeglichkeiten. Die eine:
Man lebt mit der bleibenden Regelabweichung. Der Trick ist
naemlich: Ich habe oben nur geschrieben, das der P-Regler eine
bleibende Regelabweichung hat, aber nicht, wie grosz diese
ist. Wenn man den Regler als Verstaerker aufbaut, kann man die
bleibende Regelabweichung verkleinern, und in vielen Faellen
stoert der Restfehler nicht mehr. Das geht zwar sehr haeufig,
aber nicht immer.

Die andere Loesungsmoeglichkeit ist sehr offensichtlich: Keinen
P-Regler verwenden :^)
Der Integralregler (I-Regler) hat keine bleibende Regelabweichung.
"Klingt komisch, ist aber so."

Was wir bisher komplett vernachlaessigt haben, ist das
Zeitverhalten der Regelkreise. Es ist fast unmoeglich, das ohne
Kenntnisse der Integral- und Differentialrechnung zu behandeln.

> Aber beim Regelkreis ist immer was am Ausgang. Ich denke
> ich darf mir das überhaupt nicht also so einen Stromkreis
> vorstellen oder?

Richtig. Das sind ja auch keine Stromkreise, sondern Block-
schaltbilder. Da gelten andere Regeln.

Grusz,
Rainer

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Ah ok danke!

Schon langsam verstehe ich es. Lass uns einen Schritt weitergehen.

Ok, stimmt wenn man als Regler ein proportional Glied nimmt, dann wird 
also immer sein Eingangssignal(also E, die Regelabweichung) mit dem 
Faktor k multipliziert.

Beim I-Regler hingegegen, ist die Regelabweichung am Ende 0, aber es 
dauert halt sehr lange bis das erreicht ist.

Das Ziel ist nicht die Stellgröße auf 0 zuhalten, sondern die 
Regelabweichung 0 zu machen! Die Stellgröße muss jenen Wert haben, 
sodass am Ausgang der Regelstrecke möglichst der Sollwert da ist.
Also der Regler macht ja die Stellgröße so, dass auch mit Störungsgröße, 
das Ausgangssignal von der Regelstrecke dem Sollwert gleicht.
Wenn das nun so stimmt, was ich rede, dann ist mir auch klar, warumd er 
Regler vor der Strecke ist, denn zuerst Vergleichen und danach ein 
passendes Signal generieren, sodass dann am Ausgang der Regelstrecke der 
Sollwert anliegt.

Ich denke das habe ich nun richtig verstanden, oder?

Nun, du sagtest beim I-Regler wird die Regelabweichung komplett 
gelöscht?
Die 
Sprungantwort(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/51/Idealer_I_Sprungantwort.svg/350px-Idealer_I_Sprungantwort.svg.png) 
von einem Integrierglied ist ja einfach eine lineare ins positive 
gehende Funktion vom Nullpunkt aus. Naja hier wird ja das Eingangssignal 
von 0 bis t integriert und dann noch mit k multipliziert.
(Integrieren und Differenzieren kann ich)

Ich verstehe nicht, was dieses k ist und warum k=1/Tn ist. Woher kommt 
dieses k? Was ist das genau?

Also:
Ich weiß nicht genau warum beim P-Regler immer einer Abweichung bleibt, 
warum kann dieser nicht jene Stellgröße liefern, sodass X=W ist. (X ist 
die Ausgangsgröße von der Regelstrecke)

Die gleiche Frage habe ich beim I-Regler, nur das halt da die 
Regelabweichung verschwindet(Intergrierfähigkeiten wären vorhanden :D). 
Warum?

Danke im voraus!

Gruß

guest01

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Kann sich das jemand anschauen bitte :). Ich denke ich habs nun 
verstanden.

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Hm, ich möchte euch bitten, es euch anzuschauen bitte. Ich hab es ja 
jetzt eig. schon verstanden!

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

guest2 schrieb:
> Also:
> Ich weiß nicht genau warum beim P-Regler immer einer Abweichung bleibt,
> warum kann dieser nicht jene Stellgröße liefern, sodass X=W ist. (X ist
> die Ausgangsgröße von der Regelstrecke)

Weil ein P-Regler nur ein (von 0 abweichendes) Steuersignal liefert, 
wenn eine Abweichung zwischen Soll- und Ist-Wert besteht.

von guest2 (Gast)


Lesenswert?

Danke!

"Das Ziel ist nicht die Stellgröße auf 0 zuhalten, sondern die
Regelabweichung 0 zu machen! Die Stellgröße muss jenen Wert haben,
sodass am Ausgang der Regelstrecke möglichst der Sollwert da ist.
Also der Regler macht ja die Stellgröße so, dass auch mit Störungsgröße,
das Ausgangssignal von der Regelstrecke dem Sollwert gleicht.
Wenn das nun so stimmt, was ich rede, dann ist mir auch klar, warumd er
Regler vor der Strecke ist, denn zuerst Vergleichen und danach ein
passendes Signal generieren, sodass dann am Ausgang der Regelstrecke der
Sollwert anliegt."

Hab ich das soweit richtig verstanden?

Vielleicht kann mir wer so einen direkten Vergleich zwischen P-Regler 
und I-Regler machen. Also: Warum geht beim Integrator die 
Regelabweichung weg und beim P-Regler nicht?


"Weil ein P-Regler nur ein (von 0 abweichendes) Steuersignal liefert,
wenn eine Abweichung zwischen Soll- und Ist-Wert besteht."

Ich weiß hier nacht was gemeint ist.
"von 0 abweichendes Steuersignal" ist ein Sprung oder? Also einfach ein 
Faktor.

Aber was soll das bedeuten "wenn Soll und Ist-wert nicht gleich sind"?

von Vn N. (wefwef_s)


Lesenswert?

guest2 schrieb:
> Also: Warum geht beim Integrator die
> Regelabweichung weg und beim P-Regler nicht?

Weil ein P-Glied per Definition eine Regelabweichung benötigt, um eine 
Stell größe zur Verfügung zu stellen:
Wird e Null, wird auch u Null. Da bei einem I-Regler nicht die 
Stellgröße, sondern die Stellgrößenzunahme auf Null geht, ist er auch 
stationär genau. Natürlich muss der I-Anteil nicht zwingend im Regler 
stecken, er darf auch irgendwo in der Strecke sein (Lehrbeispiel: 
Wasserbecken).

guest2 schrieb:
> Ich weiß hier nacht was gemeint ist.
> "von 0 abweichendes Steuersignal" ist ein Sprung oder? Also einfach ein
> Faktor.

Ein von 0 abweichendes Steuersignal ist genau das, was da steht: eine 
Stellgröße, die nicht 0 ist. Nein, ein Sprung ist kein Momentanwert.

guest2 schrieb:
> Aber was soll das bedeuten "wenn Soll und Ist-wert nicht gleich sind"?

Das, was da steht, nämlich dass sie nicht gleich sind und somit ein 
Fehler vorhanden ist.

: Bearbeitet durch User
von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

guest2 schrieb:
> Also: Warum geht beim Integrator die
> Regelabweichung weg und beim P-Regler nicht?

P-Regler:

Der P-Regler verstärkt die Regelabweichung *p*roportional, d.h. mit 
einen bestimmten Faktor. Die Stellgröße ist dann Regelabweichung * 
Faktor. Mit dieser Stellgröße wird über die Regelstrecke der Istwert 
geändert.
Hier kann jetzt der Istwert nicht genau den Sollwert erreichen 
(Regelabweichung = 0), da dann die Stellgröße auch = 0 sein würde und an 
der Regelstrecke nicht die gewünschte Wirkung hätte.
Die Regelabweichung ergibt sich aus der Größe des Verstärkungsfaktors. 
Dann könnte man nun sagen: Mach den Faktor doch sehr groß! Aber dann 
kann der ganze Regelkreis instabil werden und Schwingen.

I-Regler:

Beim I-Regler ist die Stellgröße das *I*ntegral der Regelabweichung. 
D.h.: solange die Regelabweichung nicht 0 ist, "läuft" die Stellgröße 
immer weiter nach rauf oder runter und beeinflusst die Regelstrecke und 
damit den Istwert. Wenn man also lange genug wartet, wird die 
Regelabweichung = 0.

Als Drittes gibt es dann noch einen D-Regler: die Stellgröße ist das 
*D*ifferenzial der Regelabweichung. Diese Eigenschaft kann den Regler 
schneller machen.

Je nach Anforderungen kann man alle 3 Eigenschaften (P, I, D) bewertet 
mit passenden Faktoren kombinieren, um optimale Regeleigenschaften zu 
erreichen. Das Ganze heißt dann PID-Regler.

Gruß Dietrich

von Arno (Gast)


Lesenswert?

Moin,

ich ergänze mal mit einem Beispiel: Tempomat, Sollgeschwindigkeit 
130km/h, in der Ebene. Dem kann man vielleicht noch folgen, weil man das 
auch "von Hand" noch machen kann. (In der Realität wird der allerdings 
meist deutlich komplexer sein, weil ich bei niedriger Geschwindigkeit 
schon mit wenig Gas große Beschleunigungen erreiche, bei hoher 
Geschwindigkeit aber viel Gas brauche.)

Das heißt z.B. bei einer Geschwindigkeit von 110km/h haben wir eine 
Regelabweichung E von 20km/h.

Dietrich L. schrieb:
> guest2 schrieb:
>> Also: Warum geht beim Integrator die
>> Regelabweichung weg und beim P-Regler nicht?
>
> P-Regler:
>
> Der P-Regler verstärkt die Regelabweichung *p*roportional, d.h. mit
> einen bestimmten Faktor. Die Stellgröße ist dann Regelabweichung *
> Faktor. Mit dieser Stellgröße wird über die Regelstrecke der Istwert
> geändert.

Die Abweichung von 20km/h wird mit einem P-Faktor (z.B. 4%/(km/h)) 
multipliziert und bei 20km/h Regelabweichung wie in diesem Beispiel die 
Stellgröße, also das Gaspedal, auf 80% Gas gestellt.

Damit wird vielleicht auch klar, warum bei einem P-Regler (außer in 
Ausnahmefällen, siehe unten) eine Regelabweichung erhalten bleibt: Bei 
130km/h haben wir eine Regelabweichung von 0, das Gaspedal steht also 
auf 0 (U=k_p*E). Das heißt, das Auto wird langsamer.

> Hier kann jetzt der Istwert nicht genau den Sollwert erreichen
> (Regelabweichung = 0), da dann die Stellgröße auch = 0 sein würde und an
> der Regelstrecke nicht die gewünschte Wirkung hätte.
> Die Regelabweichung ergibt sich aus der Größe des Verstärkungsfaktors.
> Dann könnte man nun sagen: Mach den Faktor doch sehr groß! Aber dann
> kann der ganze Regelkreis instabil werden und Schwingen.

Richtig.

> I-Regler:
>
> Beim I-Regler ist die Stellgröße das *I*ntegral der Regelabweichung.
> D.h.: solange die Regelabweichung nicht 0 ist, "läuft" die Stellgröße
> immer weiter nach rauf oder runter und beeinflusst die Regelstrecke und
> damit den Istwert. Wenn man also lange genug wartet, wird die
> Regelabweichung = 0.

Die Regelabweichung von 20km/h wird integriert: U=k_I*int(E*dt). Zum 
Beispiel steht das Gaspedal (von 0 aus) bei k_I=1%/(km/h*s) nach einer 
Sekunde mit 20km/h Regelabweichung auf 20%, nach 2s auf 40% und so 
weiter. Bis das Auto schneller wird, dann steigt die Gaspedalstellung 
langsamer, und wenn das Auto 130km/h fährt, also die Regelabweichung 0 
ist, ändert sich die Gaspedalstellung=Stellgröße nicht mehr, denn das 
Integral über 0 ist 0.

> Als Drittes gibt es dann noch einen D-Regler: die Stellgröße ist das
> *D*ifferenzial der Regelabweichung. Diese Eigenschaft kann den Regler
> schneller machen.
>
> Je nach Anforderungen kann man alle 3 Eigenschaften (P, I, D) bewertet
> mit passenden Faktoren kombinieren, um optimale Regeleigenschaften zu
> erreichen. Das Ganze heißt dann PID-Regler.

Beim PID-Regler werden drei Regler (ein P-, ein I- und ein D-Regler) 
separat mit der Regelabweichung versorgt und ihre Ausgangssignale 
addiert.

Der D-Anteil ist IMHO am schwierigsten zu verstehen. Ich versuchs mal: 
Wir vergleichen zwei Fälle: Einmal fährt das Auto gerade mit 110km/h und 
30% Gas aus P- und I-Regler bergab und beschleunigt, einmal fährt es mit 
110km/h und 30% Gas aus P- und I-Regler bergauf und wird langsamer. Im 
ersten Fall wird die Regelabweichung kleiner, die Ableitung bzw. das 
Differential ist also negativ, das heißt ein D-Regler würde eine 
negative Stellgröße vorgeben bzw. Gas wegnehmen. Im zweiten Fall wächst 
die Regelabweichung, ihre Ableitung ist positiv, der D-Regler würde also 
eine positive Stellgröße vorgeben, das Gas weiter durchdrücken.

Im Gegensatz zum I-Regler "schaut" der D-Regler "in die Zukunft" bzw. 
"auf den aktuellen Trend" der Regelabweichung. Der I-Regler "schaut" 
dagegen auf den aktuellen Wert und die Vergangenheit.

MfG, Arno

So, und jetzt im Abspann der Ausnahmefall, in dem auch ein P-Regler die 
Regelabweichung zu Null werden lässt: Wenn das System schon einen 
Integrator enthält. Zum Beispiel bei einem Wasserbecken, in dem die 
Füllmenge geregelt werden soll - da wird bei konstanter positiver 
Stellgröße (Zuflussmenge) der Wasserspiegel permanent höher, und wenn 
der Zufluss abgeschaltet wird, bleibt der Wasserspiegel stehen - anders 
als die Geschwindigkeit beim Auto, wenn das Gas ganz weggenommen wird.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.