Forum: Platinen Herstellung Kondensatoren


von Norbert M. (Gast)


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Ich poste diesen Beitrag in "Platinen", weil ich denke, dass hier die 
meisten Menschen mit Ahnung von 'Elektronikfertigung' mitlesen dürften.

Ich interesse mich für die Herstellung hochpazativer Kondensatoren mit 
"mittelmäßigen" Spannungswerten in Nicht-Elektrolyt-Technologie im 
Consumerbereich.

So weit ich weiß, gibt's da nur Keramik und Folie (zumindest im 
Festbereich, Drehkos interessieren mich nicht sonderlich), bei Folie ist 
das Problem die Foliendicke, kriegt man wohl nicht viel weiter runter 
als in den Bereich 1 um. Bei MLCC stellt fertigungstechnisch, wenn ich 
das richtig mitbekommen habe, die Schichtdicke der Keramik, die man noch 
in den Griff kriegt ordentlich aufzutragen, ein wesentliches Problem 
dar. Bei den MLCCs dürfte ein weiteres, sich in der Zukunft 
offenbarendes Problem wohl in der Korngröße der Keramik liegen, auch 
wenn die Keramikmaterialien selbst immer besser werden (Bariumtitanate, 
etc).

Mir kam deshalb der Gedanke, ob es nicht möglich wäre, das Dielektrikum 
elektrolytisch aufzutragen. So weit ich weiß, kann man ja Goldfolien bis 
auf Dicken von wenigen Atomlagen kommerziell in praktisch jeder 
gewünschten Größe auf Trägerfolie herstellen, andererseits sollte es 
doch von Seite der organischen Chemie (wenn man zum Beispiel an Chelate, 
organische Salze, organische Halbleiter, und auch an die Polymerchemie 
denkt) ein brauchbares Dielektrikum geben, das sich elektrolytisch 
abscheiden lässt.

Die üblichn Produktionsschritte, Schneiden, Stacken, und, ich nenns mal 
"Verpacken", könnte man ja aus der MLCC-Fertigung übernehmen, das würde 
also auch billig bleiben.

Was Denkt ihr dazu?

von Flip B. (frickelfreak)


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Bei elektrolytisch Büste wieder beim aluoxid was sich sehr gut 
herstellen lässt
 Dann noch ein festes Elektrolyt und das wars

von Rainer Z. (razi)


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Hai!

Norbert M. schrieb:
> Mir kam deshalb der Gedanke, ob es nicht möglich wäre, das
> Dielektrikum elektrolytisch aufzutragen.

Das wird ja gemacht: beim Elko :^)
Den wolltest Du aber aus der Betrachtung ausgeschossen haben.

> So weit ich weiß, kann man ja Goldfolien bis auf Dicken von
> wenigen Atomlagen kommerziell in praktisch jeder gewünschten
> Größe auf Trägerfolie herstellen,

Gold ist leider kein Dielektrikum.

> andererseits sollte es doch von Seite der organischen Chemie
> (wenn man zum Beispiel an Chelate, organische Salze, organische
> Halbleiter, und auch an die Polymerchemie denkt) ein brauchbares
> Dielektrikum geben,

Sehr viele organische Substanzen sind erbaermliche Dielektrika.

> das sich elektrolytisch abscheiden lässt.

Naja, das Problem ist, dass da ein fundamentaler Widerspruch
vorliegt: Elektrolytische Abscheidung bedeutet, dass die Substanz
leitfaehig sein muss, und Dielektrikum bedeutet, dass die Substanz
nicht leitfaehig sein darf.

Der einzige mir bekannte Kompromiss ist das Al2O3 mit seinen
halbleitenden Eigenschaften.
Man koennte sich noch vorstellen, elektrolytisch einen Leiter
abzuscheiden und den anschlieszend chemisch in eine Isolator
umzuwandeln. Aber wie sollte das im Detail funktionieren?

> Was Denkt ihr dazu?

Es gibt noch ein anderes Problem, und das ist die Zeit - und
damit der Preis.
Ich bin sicher, man koennte auf Basis der Hochvakuumtechnik
Kondensatoren mit spektakulaeren Eigenschaften herstellen.
Die will nur keiner bezahlen. Es dauert eben eine halbe Ewigkeit,
auf diese Art einen Schichtstapel herzustellen.


Grusz,
Rainer

von Norbert M. (Gast)


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Rainer Ziegenbein schrieb:
> Norbert M. schrieb:
>> Mir kam deshalb der Gedanke, ob es nicht möglich wäre, das
>> Dielektrikum elektrolytisch aufzutragen.
> Das wird ja gemacht: beim Elko :^)
> Den wolltest Du aber aus der Betrachtung ausgeschossen haben.

Stimmt, ich hätte alle Systeme mit Elektrolyt bzw. flüssigem 
Dielektrikum ausschließen sollen :-)

> Gold ist leider kein Dielektrikum.

Deswegen habe ich mnich auch so ausdrücklich auf die MLCC-Technologie 
bezogen. Dort - und bei Folie - ist der "Elektronenträger" auf jeder 
Elektrode nämlich der Gleiche: Ein dünnes Metall.

> Naja, das Problem ist, dass da ein fundamentaler Widerspruch
> vorliegt: Elektrolytische Abscheidung bedeutet, dass die Substanz
> leitfaehig sein muss, und Dielektrikum bedeutet, dass die Substanz
> nicht leitfaehig sein darf.

Genau, in der Fertigung muß es "leitfähig" sein.

> Aber wie sollte das im Detail funktionieren?

Indem man zum Beispiel dünne Goldfolie hat. Die lässt man durch ein 
Elektrolysebad laufen. Dort wird irgendwas organisches abgeschieden, 
eventuell ein kurzes Polymer mit einem Chelatkopf. Dann durch den Ofen, 
das übrigbleibende Metallion (Zentralatom des Chelats) ist egal, die 
Polymer-Vorstufe verkettet zu einer ultradünnen Schicht Dielektrikum.

Damit könnte man die Vorteile von MLCC und Folie vereinen.

> Es dauert eben eine halbe Ewigkeit, auf diese Art einen Schichtstapel
> herzustellen.

MLCC macht nix anderes, nur ist dort das Dielektrikum eben ein 
Tonpulver.
Schneiden und Stacken muß man sowiso, und das hat man dort ja 
anscheinend im Griff.

> Grusz,
> Rainer

Gruss zurück und danke für den Input

von MaWin (Gast)


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> Mir kam deshalb der Gedanke, ob es nicht möglich wäre, das Dielektrikum
> elektrolytisch aufzutragen.

Sicher, nennt man Elko oder Doppelschichtkondensator.

Man lässt allerdings vom Elektrolyten was drin, damit
die dünne Schicht sich regenerieren kann und nicht zerfällt.

Man kann sowohl Dielektira verdammt dünn machen (eben elektrolytisch)
als auch die Kondensatorplatten (besputterte Folien)
aber wenn man beides ganz dünn macht, hat man miese Leitfähigkeit,
schlechte Spannungsfestigkeit und mechanisch ein Problem.

Daher sind MLCC recht gut, die werden erst dicker zusammenklebt,
und dann dünn ausgewalzt, dabei werden Dielektrika (Keramik) und
Kondenstaorplatten (Nickelschichten) gleichzeitig dünner.

Wenn man noch kleiner werden will, bleibt einem nichts anderes
übrig, als von Schichtprinzip mit seinen langen Wegen wegzukommen,
der Tantalelko war so ein Schritt. Das Tantal als Schwamm, das
Dielektrika elektrolytisch drauf, und die Gegenelektrode so weit
ich weiss nicht ganz nass, sondern mit Graphitstaub.

Hier fehlt noch der Schritt, in den Schwamm mit seinen
elektrolytisch aufgebrachtem Dielektrika was reinwachsen zu
lassen, was ebenfalls gut leitfähig ist.

So weit ich weiss, erhofft man sich von Nanopartikeln was, z.B.
von Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Auch bei Akkus.

von Reinhard Kern (Gast)


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Norbert M. schrieb:
> Stimmt, ich hätte alle Systeme mit Elektrolyt bzw. flüssigem
> Dielektrikum ausschließen sollen :-)

Nicht die Flüssigkeit ist das Dielektrikum, sondern die Oxidschicht.

Im übrigen kann man Dieelektrika nicht elektrolytisch abscheiden, eben 
weil sie nicht leitend sind - man kann nur Metalle abscheiden und 
anschliessend oxidieren, wie bei Elkos, aber da kann man nicht sagen, 
die Oxidschicht, die das Dielektrikum bildet, wäre elektrolytisch 
abgeschieden.

Gruss Reinhard

von Norbert M. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Man kann sowohl Dielektira verdammt dünn machen (eben elektrolytisch)
> als auch die Kondensatorplatten (besputterte Folien)
> aber wenn man beides ganz dünn macht, hat man miese Leitfähigkeit,
> schlechte Spannungsfestigkeit und mechanisch ein Problem.

Genau da will ich ansetzen, deie Platte so dünn machen wie es geht und 
das Dielektrikum so dick wie nötig :-)

> Daher sind MLCC recht gut, die werden erst dicker zusammenklebt,
> und dann dünn ausgewalzt, dabei werden Dielektrika (Keramik) und
> Kondenstaorplatten (Nickelschichten) gleichzeitig dünner.

DAS wusste ich allerdings nicht, danke!

Reinhard Kern schrieb:
> Nicht die Flüssigkeit ist das Dielektrikum, sondern die Oxidschicht.

Ja, ich weiß, und dadurch daß diese so dünn ist erklärt sich auch die 
hohe Kapazität des Elkos. Ich denke, ich habe mich da mißverständlich 
ausgedrückt.

> Im übrigen kann man Dieelektrika nicht elektrolytisch abscheiden, eben
> weil sie nicht leitend sind

Das ist eben die Frage, ob das nicht doch geht. Beim Auftragen auf das 
Elektrodenmaterial müsste es eben leitfähig sein, und dann, zum Beispiel 
nach Erwärmung, im Endprodukt natürlich isolierend. Mich wundert eben 
nur, daß sich da anscheinend noch keiner Gedanken darüber gemacht hat.

Danke!

Edit: Schreibfehler, "doch" durch "dick" ersetzt.

von Arc N. (arc)


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Zwar kein Kondensator, aber vielleicht ein paar Ideen...
"Electrolytic deposition of dielectric precursor materials for use in 
in-laid gate MOS transistors"
http://www.google.com/patents/US6300203


"Development of High Capacitance Films for Electrical Energy Storage
Using Electrophoretic Deposition of BaTiO 3 on Ultrasonically Etched Ni"
http://qspace.library.queensu.ca/bitstream/1974/7590/1/Harari_Berkan_201210_MASc.pdf

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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MaWin schrieb:

> So weit ich weiss, erhofft man sich von Nanopartikeln was, z.B.
> von Kohlenstoff-Nanoröhrchen.

Kohlenstoff-Nanoröhrchen sind ja schon wieder out, heutzutage nimmt
man Graphen (also abgewickelte Röhrchen). :-) Als Isolator könnte
man dann Graphan nehmen. Aber bevor solche Technologien fertigungs-
reif sind, werden wohl noch einige Jährchen vergehen. :-(
Gruss
Harald

: Bearbeitet durch User
von Tim  . (cpldcpu)


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Das ist ja eine ganz schöne Spekuliererei hier. Anodische aufgewachsene 
Metalloxide (Al2O3, Ta2O5) verwendet man aufgrund ihres 
Selbstheilungseffektes. Es wächst eben nur da Oxid, wo die Schicht 
leitfähig ist. Die Spannungsbelastsbarkeit stellt man durch die 
Überspannung beim Anodisieren ein. Beim Al2O3 gibt es noch interessante 
Effekt mit Nanoporen, durch die man relativ dicke Schichten wachsen 
lassen kann. Leider funktioniert das nicht mit allen Materialien.

Al2O3 ist übrigens ein Isolator mit einer der größten Bandlücken. Hier 
kann man nicht mehr von Halbleiter sprechen.

Es gibt durchaus einige Verfahren, um isolierende Schichten aus 
Flüssigkeiten abzuscheiden. Stichworte sind hier: Chemical Bath 
Deposition, Solgel, Surface-Solgel, SILAR, usw. Allerdings erzeugen 
diese Verfahren aufgrund der geringen Dichte der Schichten meistens 
keine guten Isolatoren. Durch Sintern kann die Isolationsfähigkeit der 
Schichten verbessert werden. Allerdings gibt es dann wieder neue Effekte 
durch Kristallisation und Kornwachstum. Diese Verfahren werden u.A. bei 
Keramikkondensatoren angewendet.

In der Mikroelektronik hat in den letzten Jahren die Atomic Layer 
Deposition einzug gehalten, mit der sich aus der Gasphase auf komplexe 
Oberflächen sehr gute Isolatoren abscheiden lassen. (z.B. Al2O3, TiO2, 
HfO, ZrO). Bisher wird dieses Verfahren nur auf ICs eingesetzt. 
Vielleicht gibt es hier ja auch noch Potential für diskrete Bauelemente? 
Ich könnte mir vorstellen, dass in den Entwicklungsabteilungen schon 
daran gearbeitet wird.

: Bearbeitet durch User
von Edgar F. (edgarfalke)


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Hallo Norbert,
es gibt verschiedene Arten Kndensatoren herzustelllen.
Die Elkos - sowohl in Alu als auch Tantal-Technik schließt Du ja aus,
Bleiben Keramik-und Folien-Kondensatoren.
Keramik-Ko sind in Ihrer Kapazität begrenzt.
Folienkondensatoren gibt es in verschiedenen Varianten.

a. die klassischen Folienkondensatoren  die als Kaüazitätsschicht eine
   Alu-Folie und Natronzellusefolie in verschieden Stärken als
   Dielektrkum haben.Nachteil: nicht kurzschlußfest und sehr großes
   Volumen,teuer in der Herstellung),werden auch kaum mehr produziert.
b. die MP-Kondensatoren bei denen auf eine  Papierbahn im
   Hochvakuum-Verfahren eine Metallschicht aufgedampft wird.
   Diese sind paraktisch kurzschlußfest, da hierbei die Metallschicht
   verdampft.
   Hiermit lassen sich große Kapazitätswerte mit hoher 
Spannungsfestigkeit
   erzielen, wie sie z.Bsp. bei der Thyristorsteuerung von E-Loks
   erforderlich sind.
c. bedampfte Kunstofffolien Kondensatoren, ähnliche Technik wie bei
   MP-Kondensatoren. Hiebei ist zu beachten das bei Hostaphanfolie (MKH)
   diese nicht wechselstromfest sind, mit Makrolonfolie (MKM) jedoch.
d. dann gab es noch die MKL Kondensatoren, bei denen eine Lackschicht 
mit
   min. 6µ Stärke bedampft wurde.
   Hiermit lassen sich bei sehr kleinen Volumen sehr hohe 
Kapazitätswerte
   erzielen. Die Herstellung ist aber teuer,so daß diese Kondensatoren
   meist in hochkommerziellem und Miltary-Geräten eingesetzt wurden.

Du darfst bei Deiner Erfindungs-Euphorie davon ausgehen, dass´die 
einschlägigen Hersteller alle Varianten der Kondentortechnik kennen und
ausprobiert habe.

Edgar

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