Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltersteuerung über Klinkenkabel - was gilt es zu beachten?


von Peter (Gast)


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Hi!

Ich möchte zwei Eingangspins eines ATtiny2313 aus der Ferne ansteuern. 
Dabei habe ich mir überlegt, dass ich doch einfach ein 
Stereo-Klinkenkabel nehmen könnte, welches die drei Adern bietet 
(L,R,Masse).

Meine Beschaltung würde also nun so aussehen, dass ich Masse auf eine 
der drei Adern lege. Die anderen beiden Pins würde ich über einen 1k 
Pullup auf Vcc (3,3V) legen.

Als Laie möchte ich sicherheitshalber noch einmal nachfragen: 
Grundsätzlich spricht doch nichts dagegen, oder?

Um die Pins vor statischer Aufladung zu schützen (wenn man 
beispielsweise ein Ende des Kabels in die Hand nimmt) würde ich einfach 
noch eine Diode zwischen die Pins und die Klinkenadern setzen, oder?

Macht es einen Unterschied (für diesen Aufbau) ob das Kabel 1m oder 10m 
lang ist?

Vielen Dank im Voraus!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Prinzipbedingt schliessen Klinkenstecker beim Einstecken ja kurz mal 
kurz, das weisst du ja schon.
Wenn du dafür sorgst, das das den beiden Signale auf L und R nichts 
macht, geht das schon. Wenn da ein Ausgangssignal vom MC dabei ist, 
würde ich das auf die Spitze (Tip) der Buchse legen, weil das da am 
besten vor einem Schluss gegen Masse geschützt ist.
Alte Casio Kameras haben das genauso gemacht mit dem Klinkenstecker, und 
das war sogar biderektional, also kein Problem.

Peter schrieb:
> Macht es einen Unterschied (für diesen Aufbau) ob das Kabel 1m oder 10m
> lang ist?

Das kann man so nicht sagen. Was sind es für Signale - ist das hoch- 
oder niederohmig, Welche Pegel, was für Kabel? In der realen Welt sollte 
man mit ungewollten Spannungsspitzen, Kurzschlüssen, offenen Kabelenden 
usw. immer rechnen.

> Um die Pins vor statischer Aufladung zu schützen (wenn man
> beispielsweise ein Ende des Kabels in die Hand nimmt) würde ich einfach
> noch eine Diode zwischen die Pins und die Klinkenadern setzen, oder?

Hmm, eine Diode alleine hilft da erstmal nichts, Du musst zusehen, das 
die Eingänge des Prozessors mit ihren internen Schutzdioden eine Chance 
haben, die ungewollte Spannung mit geringem Strom abzuleiten, also 
sollte da ein Widerstand in die Eingangsleitung. Man sollte nie direkt 
MC Ein- und Ausgänge in die Umwelt führen - da muss immer ein Schutz 
dazwischen.

: Bearbeitet durch User
von Peter (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
Vielen Dank für deine Antwort!

> Das kann man so nicht sagen. Was sind es für Signale - ist das hoch-
> oder niederohmig, Welche Pegel, was für Kabel?

Das sind zwei Schalter (Taster), die die Eingänge des ATTiny schalten 
sollen.

Soweit ich es verstehe (korrigiere mich bitte wenn ich falsch liege) 
sind die Leitungen nicht hochohmig, denn (wenigstens auf der Seite des 
ATTiny) gibt es ja einen Pullup.

Im Anhang das Ganze (vereinfacht mit nur einer Steuerleitung) als 
Schaltbild. Der "rote Bereich" skizziert das Klinkenkabel.

Matthias Sch. schrieb:
> Hmm, eine Diode alleine hilft da erstmal nichts, Du musst zusehen, das
> die Eingänge des Prozessors mit ihren internen Schutzdioden eine Chance
> haben, die ungewollte Spannung mit geringem Strom abzuleiten, also
> sollte da ein Widerstand in die Eingangsleitung.

Wo genau sollte ich den Widerstand ansetzen?

> Man sollte nie direkt MC Ein- und Ausgänge in die Umwelt führen - da muss immer 
ein Schutz
> dazwischen.

Was würdest du konkret empfehlen?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Macht es einen Unterschied (für diesen Aufbau) ob das Kabel 1m oder 10m
> lang ist?
Ja. In ein langes Kabel kannst du mehr EMV-Schmutz einkoppeln...

> Was würdest du konkret empfehlen?
Vergiss die 33k-Pullups im uC. Die taugen nichts, wenn du aus dem 
Gerät mit einer Leitung herausgehst. Wie sagt mein EMV-Spezi: "Alles 
über 1k Ohm ist ein Nichtleiter!"

Also muss ein niederohmiger externer Pullup her:
1
   
2
                      3V3
3
                       |
4
                       1k
5
                       |
6
 .----langes-Kabel-----o----10k--o----- uC Pin
7
 |                               |
8
/                               === 10n
9
 |                               |
10
 '----langes-Kabel-----o---------o----- uC GND
11
                       |
12
                      GND
Der 1k sorgt für brauchbare Pegel, der 10k schützt den uC, der 10n 
filtert (zusammen mit dem 10k) Störungen heraus...

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter (Gast)


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Super, vielen Dank!

Nun noch eine Frage am Rande:

Meine Kenntnisse erstrecken sich hauptsächlich auf die Programmierung, 
da bin ich "zu Hause". Was die Elektronik betrifft, so begeistert sie 
mich, aber meine Kenntnisse sind doch relativ spärlich. Ja, ich kenne 
die Ohmschen Gesetze, kann mir einen Vorwiderstand berechnen und 
verstehe auch grundsätzlich wie ein Transistor funktioniert, aber dann 
hört es auch ziemlich bald auf.

Die Bücher die ich ausprobiert habe fangen langsam an, aber die 
Lernkurve ist dann doch sehr schnell sehr flach, und ich verliere 
schnell den Faden. (bspw. die Elektronik-Fibel)

Kannst du mir eine Quelle (Buch oder was auch immer) empfehlen, die 
einem das Basisverständnis so gut vermitteln kann, dass ich deine 
Vorschläge auch selber nachempfinden kann (beispielsweise warum der 10n 
notwendig ist), und auch Themen wie EMV wenigstens ansatzweise so 
vermittelt werden, dass man zum Verständnis kein abgeschlossenes 
Ingenieurstudium benötigt?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hach, da gibt es so viel - die Frage ist eigentlich mehr, wie du am 
besten lernst. Wenn du mehr der Hands-On Typ bist, bastelst du einfach 
los und fängst dann an, in der Schaltung zu messen. Dabei hat mir in den 
Vor-Internet Zeiten das 'Werkbuch Elektronik' von Nührmann geholfen 
trotz seiner zahlreichen Druckfehler (zumindest in der 1. Auflage), das 
'CMOS Kochbuch' von Lancaster, das 'Antennenbuch' von Rothammel, die 
Halbleiterhefte von Elektor, die Elrad, Datenbücher von Intel, TI, 
Valvo/Philips, Telefunken, Siemens und anderen. Heute bietet das 
Internet tonnenweise Quellen. Hier ist z.B. eine Sammlung solcher 
Quellen:
http://www.elektrotechnik-lernen.de/index.php3

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Peter schrieb:


> Kannst du mir eine Quelle (Buch oder was auch immer) empfehlen, die
> einem das Basisverständnis so gut vermitteln kann, dass ich deine
> Vorschläge auch selber nachempfinden kann (beispielsweise warum der 10n
> notwendig ist), und auch Themen wie EMV wenigstens ansatzweise so
> vermittelt werden, dass man zum Verständnis kein abgeschlossenes
> Ingenieurstudium benötigt?

Die nächste Leihbücherei?
Gruss
Harald

von Peter (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Dabei hat mir in den
> Vor-Internet Zeiten das 'Werkbuch Elektronik' von Nührmann geholfen

Das werde ich einmal ausprobieren, vielen Dank!

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