Hallo zusammen, bei mir gehts zwar um LEDs, aber ich denke das Thema ESD ist hier am besten aufgehoben? Es geht um einen Arbeitsplatz auf dem LED-Module in Leuchten montiert werden bzw. die nötigen ESD-Vorkehrungen dafür. So grob bin ich schon drinnen in dem Thema, allerdings fehlt mir etwas der theoretische Background bzgl. Materialien / Ladung in Stoffen etc. Eine komplette Ausstattung mit ESD-Fußboden etc. ist leider momentan kein Thema. Es wird mit ESD-Armband gearbeitet. Ich weiß von einer Firma, bei der LED-Baugruppen montiert werden, bei der die Tische Holzarbeitsplatten haben ( Buchen-Leimholz ) und das sei in Ordnung so!? Leider finde ich im Netz nicht wirklich was dazu, wie Holz aus ESD-Sicht einzuordnen ist. Selbiges mit Pappe. Ich kenne einen Bestücker, der die Platinen in ESD-Eurobehältern liefert und hier ganz normale Pappe als Zwischenlagen benutzt. Wie stehts mit diesen beiden Materialien aus ESD-Sicht? Wie schauts aus mit MDF? Dann habe ich noch eine Frage bzgl. einer Hand-Andrückrolle für die Montage von flexiblen Platinen die ich mir anfertigen möchte. Also ein Griff mit einer kleinen drehbaren Rolle aus ESD-Hartschaumstoff, um die Flexplatinen, die mit Wärmeleitklebeband montiert werden, anzudrücken. Ist es sinnvoll das komplett aus Metall zu baun? Also den Griff, die Achse für die Rolle und dann ein Kugellager, und darauf der Schaumstoff mit leitfähigem Kleber aufgebracht? Soweit ich weiß ist Metall garnicht so gut, weil, wenn es statische Aufladungen gibt, sich diese zu schnell entladen. Oder spielt das in dem Fall keine Rolle? Und wie ist das eigentlich mit dem Kugellager, entsteht nicht auch irgendwie Aufladung, wenn sich das dreht? Vielleicht hat ja jemand etwas Ahnung zu dem Thema und kann was dazu sagen? merci!
Siegfried E. schrieb: > So grob bin ich schon drinnen in dem Thema, allerdings fehlt mir etwas > der theoretische Background > Alle Materialien die nicht elektrisch leiten können sich (bis zu einer sehr hohen Spannung) aufladen. Dies muss verhindert werden und ein (hochohmiger, damit es nicht zu schnell geht) Potentialausgleich stattfinden. Armband hilft die Person auf Masse zu ziehen. Der Tisch auf dem die Teile liegen sollte dann aber auch nicht isoliert sein.
Danke, habe aber z.B. auch gelesen, dass sich auch in Seitenschneidern ( bekanntlich aus Metall ) in den Spitzen erhebliche Ladungen aufbauen können. Wäre es dann sicher, meine Andrück-Rollen aus Metall und den Belag der Rolle aus ESD-Schaum zu bauen? Der Griff dann am besten auch aus was leitendem? Können sich durch die Reibung in einem Kugellager keine Ladungen aufauen, oder macht es keinen Stress weil ich das Teil in der Hand hab und ja geerdet bin? Zum Tisch, der wäre aus Alu, die Platte aus Siebdruck-Multiplex, darauf nochmal MDF. Sollte ich dann das Alu auch über Widerstand an PE hängen? Zu Holz finde ich nichts, ausser, dass die Feuchte eine Rolle spielt. MDF is ja aber auch kein wirkliches Holz . .
>auch gelesen, dass sich auch in Seitenschneidern ( >bekanntlich aus Metall ) in den Spitzen erhebliche Ladungen aufbauen >können >Können sich durch die Reibung in einem Kugellager keine Ladungen >aufauen Das wird wohl der EMV-Voodoo-Thread hier oder was? Leute, bleibt mal cool.
Ist es denn uncool, zum Verständnis eines Themas tiefer einzusteigen, auch wenn die Praxis dann ganz anders ausschaut? Das ganze Leben besteht aus Kompromissen, aber ich kann und mag diese viel eher eingehen, wenn ich weiß was Sache ist, und nicht aus Gottvertrauen und bleib mal cool . . Oder anders gesagt, klasse Beitrag, Hannes, vielen Dank!
Siegfried E. schrieb: > Eine komplette Ausstattung mit ESD-Fußboden etc. ist leider momentan > kein Thema. Es wird mit ESD-Armband gearbeitet. Für Deinen Basteltisch zu Hause: den Holztisch erden (ein Gerät mit Metallgehäuse draufstellen reicht. Dazu das Armband und ggf eine hochohmig geerdete Tischmatte. Für einen industriellen Arbeitsplatz: Konformität zur IEC 61340-5-1 herstellen. Mit dafür freigegebenen Arbeitsmitteln. Sonst reissen die euch beim nächsten ISO-Audit komplett den Arsch auf.
. . es gibt auch noch was zwischen Basteltisch im Keller und einer ISO-Zertifizierten Produktionsstätte. Eine Holzarbeitsplatte zu erden, darauf wäre ich nicht gekommen, aber dann kann ich ja auch einfach eine Spay rein drehen und diese mit meinem Erdungsadapter verbinden?
Ja. Der Flächenwiderstand der Holzplatte ist zwar nicht spezifiziert (und hängt vom Wetter ab), liegt aber in der Größenordnung einer ESD-Matte. Zu Hause habe ich so eine DIN A0-Schreibtischunterlage aus Papier. Die ist über 2x 470k geerdet -- das tut's auch. Viel wichtiger als dieser Zertifizierungskäse ist ohnehin ESD-gerechtes Verhalten: * Erst den Tisch anfassen, dann die Tüte, dann die Leiterplatte rausnehmen. * bei PC-Komponenten: mit der ESD-Tüte das Metallgehäuse berühren, erst dann die LP rausnehmen. * Beim Aufstehen und Hinsetzen die Hand am Tisch lassen oder den Tisch anfassen bevor irgendwelche Elektronik berührt wird. * Leiterplatten nur in ESD-Tüten transportieren. * ...
Danke! was meint ihr denn zu meinem Andrückwerkzeug? Kann ich das bauen? Ist ein Kugellager dbzgl. unbedenklich? War überhaupt verständlich was ich meine? Noch eine Frage bzgl. Equipment wie Armband etc. Ich habe Armbänder, Anschlussleitungen und einen Schuko-Erdungsadapter. Ich dachte im Adapter gehts mit 1Mohm auf PE und fertig, jetzt habe ich aber gemessen, dass jedes einzelne Kabel auch schon 1Mohm hat!? Ist das normal? Ich hänge eigentlich auch immer einige Kabel zusammen, um bequem an meinem 2,5x1,25m Werktisch arbeiten zu können Sind denn 3 Mohm auch noch ok?
und wie siehts aus bzgl. den Pappplatten zwischen Platinen in ESD-Plastikboxen? Ist das üblich so?
Papier und Pappe sind kritisch. Papier kann sich aufladen (nur deshalb funktionieren Laserdrucker). Was da eine mit 470kΩ geerdete Papierunterlage bringen soll ist mir unklar, sofern man sie nicht regelmässig giesst ... Eine ESD-Arbeitsmatte ist nun auch nicht so teuer. (~30€ ?) Spax in Holzplatte ist eine Idee. Sofern die Holzplatte nicht lackiert ist. Nochwas: Es geht bei ESD Arbeitsplätzen auch nicht darum, dass die Materialien leitfähig sind, sondern, dass sie einen definierten Ableitwiderstand haben. Auf einer Metallplatte zu arbeiten, ist also genau so schädlich wie ohne Schutz, da bei einer Entladung eines geladenen Bauteils plötzlich kurzzeitig sehr hohe Ströme fliessen können, welche das Bauteil zerstören. Also: Wenn Du zwischen 1MΩ und 10MΩ zwischen den entstandenen Potenzialen hast, ist eigentlich alles in Butter. Zuhause ist es auch ein guter Rat, die Schuhe auszuziehen. Gruß Jobst
Siegfried E. schrieb: > und wie siehts aus bzgl. den Pappplatten zwischen Platinen in > ESD-Plastikboxen? Ist das üblich so? Üblich ... jain ... kommt schon mal vor. Und wenn man dem Bestücker dann etwas von ESD erzählt, bekommt der große Augen und Ohren ... "ES...-was?" Und danach bekommt man die dann meist richtig. Gruß Jobst
Jobst M. schrieb: > Eine ESD-Arbeitsmatte ist nun auch nicht so teuer. (~30€ ?) aber leider nicht für 2,5 x 1,25 Meter Arbeitsfläche :-( Mittelfristig will ich mir da ESD-Fußboden-Rollenware drauf packen ..
Siegfried E. schrieb: > was meint ihr denn zu meinem Andrückwerkzeug? Kann ich das bauen? > Ist ein Kugellager dbzgl. unbedenklich? War überhaupt verständlich was > ich meine? Die Gefahr ist ja dass sich bei nicht leitenden Stoffen eine Spannung aufbauen kann, die bei der Berührung eines Leiters schnell entladen wird. Wenn dein Roller leitend ist, du den immer schön auf einer ESD-gerechten Oberfläche lagerst und beim benutzen brav ein Armbändchen trägst, sehe ich nicht wie der sich aufladen sollte. Ich sehe das unkritisch. Ausser natürlich du hast ein Kugellager mit Teflonlaufbahnen, dann könnte es kritisch werden. Ob es sowas gibt weiss ich allerdings nicht.
asdf schrieb: > Teflonlaufbahnen Wäre technisch Blödsinn, da Teflon nachgibt. Es fliesst. Es spricht natürlich nichts dagegen, andere Kunststoffe in einem Lager zu verbauen. Gruß Jobst
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Mal so rum gefragt: Wieviele Halbleiter habt ihr tatsächlich schon ohne EMV-Schutz zerschossen bzw haben ihre Eigenschaften verändert? Ich hatte den letzten Fall vermutlich vor etwa 15 Jahren - wobei ich nicht mal 100% sicher bin ob EMV überhaupt der Grund war. Teppichboden + Durchschnitts-Baumwoll-Synthetik-Kleidung + keinererlei Schutzmaßnahmen: Durch meine Hände gingen bestimmt schon 100 uC/CMOS-IC, trotzdem passiert nie etwas.
Brusseler EU-Parasit schrieb: > Mal so rum gefragt: Wieviele Halbleiter habt ihr tatsächlich schon ohne > EMV-Schutz zerschossen bzw haben ihre Eigenschaften verändert? 1. Es geht nicht um EMV sondern um ESD. 2. Hatte ich schon. Sind wesentlich weniger geworden, seit ich noch intensiver drauf achte. > Ich hatte > den letzten Fall vermutlich vor etwa 15 Jahren - wobei ich nicht mal > 100% sicher bin ob EMV überhaupt der Grund war. Das ist das größte Problem: Die Unsicherheit. Wenn Du anschliessend sagen kannst: 'den hats zerschossen' oder mit SICHERHEIT sagen kannst: 'der ist in Ordnung', dann hättest Du das Problem nicht. > Teppichboden + Durchschnitts-Baumwoll-Synthetik-Kleidung + keinererlei > Schutzmaßnahmen: Durch meine Hände gingen bestimmt schon 100 uC/CMOS-IC, > trotzdem passiert nie etwas. Kannst Du das garantieren? Und kannst Du auch ausschliessen, dass ein späterer Ausfall nicht darauf zurück zu führen ist? Ich glaube, Du verschätzt Dich total. Siegfried E. schrieb: > . . bei mir gehts nur um LEDs. Und was soll das bedeuten? Sind die weniger Halbleiter als z.B. ein Controller? Gruß Jobst
Siegfried E. schrieb: > . . bei mir gehts nur um LEDs. Da kommt's auf die Polarität an. In die eine Richtung leuchten sie, in die andere gehen sie kaputt. Wobei einige High-Power-LEDs Schutzelemente drin haben, bei Osram z.B. eine rote (Ausschuß-)LED antiparallel. Bzgl. "noch nie was kaputtgegangen": ESD-Schäden sind Langzeitschäden. Das Gerät fällt dann vielleicht nach 10 statt 15 Jahren aus, oder auch nach 8 statt 26 Monaten. Wenn Du so eine Entladung erzeugst, dass davon etwas direkt kaputtgeht, dann tut's auch Dir weh. D.h. das bemerkt man sofort.
Jobst M. schrieb: > Siegfried E. schrieb: >> . . bei mir gehts nur um LEDs. > > Und was soll das bedeuten? Sind die weniger Halbleiter als z.B. ein > Controller? na ich denke es gibt doch unterschiedlich empfindliche Halbleiter . . >Kannst Du das garantieren? Und kannst Du auch ausschliessen, dass ein späterer Ausfall nicht darauf zurück zu führen ist? Das ist genau der Punkt! Man geht zwar davon aus, zumindest ist so üblicherweise in der Beleuchtungsbranche die Rede, dass ESD-Schäden in den ersten Betriebsstunden zum Ausfall führen, aber dann ist das Teil schon irgendwo montiert, am Ende noch vergossen etc. Hier zu schlampern kostet u.U. einfach nur Geld, und zwar weit mehr als die Materialkosten.
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