Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Temperaturfühler PT100 einstellen.


von Basti (Gast)


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Hallo ich habe ja einen kaputten Magnetrührer, der alte Temperatur 
Sensor war undicht und konnte in Flüssigkeiten nicht mehr richtig 
messen.Ich hatte diesen gemessen und er hatte bei Raumtemperatur so 110 
Ohm.Dann habe ich mir einen neuen PT100 Sensor gekauft und wollte diesen 
einstellen aber das kriege ich nicht hin. Wenn z.B. bei 22° also 108,8 
Ohm das Gerät einstelle dann zeigt er bei wirklichen 100° nur 80° an was 
kann ich jetzt tun?

von Karl H. (kbuchegg)


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Was heißt in diesem Zusammenhang 'einstellen'.
Ein PT100 wird an sich ja überhaupt nicht 'eingestellt', der hat ja von 
sich aus einen gewissen Wert bei einer bestimmten Temperatur.

von Karl H. (kbuchegg)


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Was machen die beiden Potis auf der Platine?

Grundsätzlich wirst du ja die Gleichung
1
  temperatur = k * widerstand + offset
vorliegen haben.
Das wären 2 einszustellende Parameter.
2 Parameter <--> 2 Potis
Zufall?

von Basti (Gast)


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Ja klar die potis sind dafür aber bei dem einen ändert sich der Wert 
sehr schnell und beim anderen langsamer.Und wenn ich da jetzt 0° 
kalibrier dann stimmt 100° überhaupt nicht

von Jörg K. (joergk)


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Basti schrieb:
> Ja klar die potis sind dafür aber bei dem einen ändert sich der Wert
> sehr schnell und beim anderen langsamer.Und wenn ich da jetzt 0°
> kalibrier dann stimmt 100° überhaupt nicht

Hallo Basti,
ein PT100 hat bei 0°C 100 Ohm und ändert seinen Wert mit 0,385 Ohm/°C.
Bei 22°C hätte er also 100+22*0,385=108,5 Ohm.

Soweit doch schon mal alles gut.
Dummerweise ist der Abgleich mit zwei Potis nur dann iterationsfrei 
(also ohne viele Male das eine und dann das andere Poti einzustellen und 
dazwischen auch immer die Temperatur zu wechseln), wenn Du den 
"Nullpunkt" der Schaltung kennst. Diesen kennt leider nur der 
Hersteller.
Mit etwas Glück (so wurde es früher oft gemacht) liegt der Nullpunkt bei 
0°C.

Als Versuch: Fühler auf 0°C abkühlen (Eiswasser).
Dann sollte ein Poti viel und das andere Poti (fast) gar nichts ändern.
Das "wirksame" Poti ist dann Dein Nullpunkt-Poti, das andere die 
Verstärkung.
Mit dem Verstärkungspoti kannst Du dann bei einer höheren Temperatur den 
Endwert einstellen.
Ich weiß ja nicht, wie genau das Ganze sein muß, aber hier mein 
Schnellvorschlag, der mir schon oft geholfen hat.
Du brauchst zwei genaue Widerstände: Einmal 100 Ohm (0°C) und einmal 
z.B. 47 Ohm (100 Ohm + 47 Ohm entspricht 122,1 °C)

1. Schritt: 100 Ohm statt PT 100 anschließen, Anzeige mit Nullpoti auf 
0°C einstellen.
2. Schritt: 100 Ohm + 47 Ohm statt PT 100 anschließen, Anzeige mit 
Verstärkungspoti auf 122,1°C einstellen.
Schritt 1 und 2 solange wiederholen, bis beim Umklemmen der Sollwert mit 
ausreichender Genauigkeit angezeigt wird.

Zur Kontrolle kannst Du danach nochmal mit dem PT100 zwei Punkte prüfen, 
z.B 0°C (Eiswasser) und 100°C (kochendes Wasser).

Jörg

von Harald W. (wilhelms)


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Jörg K. schrieb:

> Als Versuch: Fühler auf 0°C abkühlen (Eiswasser).

Da anscheinend die Auswerteschaltung völlig verstellt ist, würde
ich als erstes mit zwei bis drei Festwiderständen, z.B 100 Ohm,
110 Ohm und 120 Ohm arbeiten. Erst wenn die Kalibrierung auf
1...2 Grad genau ist, lohnt es sich, direkt mit dem Fühler zu
arbeiten. Ist es denn wenigstens sicher, das ein PT100-Fühler
verwendet wurde?
Gruss
Harald

von Jörg K. (joergk)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Da anscheinend die Auswerteschaltung völlig verstellt ist, würde
> ich als erstes mit zwei bis drei Festwiderständen, z.B 100 Ohm,
> 110 Ohm und 120 Ohm arbeiten. Erst wenn die Kalibrierung auf
> 1...2 Grad genau ist, lohnt es sich, direkt mit dem Fühler zu
> arbeiten.

Hallo Harald,
hatte ich nicht genau das geschrieben?
Oder sollte ich an meinen Formulierungskünsten feilen?

Jörg

von Karl H. (kbuchegg)


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Jörg K. schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Da anscheinend die Auswerteschaltung völlig verstellt ist, würde
>> ich als erstes mit zwei bis drei Festwiderständen, z.B 100 Ohm,
>> 110 Ohm und 120 Ohm arbeiten. Erst wenn die Kalibrierung auf
>> 1...2 Grad genau ist, lohnt es sich, direkt mit dem Fühler zu
>> arbeiten.
>
> Hallo Harald,
> hatte ich nicht genau das geschrieben?
> Oder sollte ich an meinen Formulierungskünsten feilen?

Sieh es als Bestätigung bzw. Nachdruck an, damit der TO auch tatsächlich 
glaubt, dass da auch ein wenig "man muss da eben auch ein wenig 
rumspielen und iterativ arbeiten" im Spiel ist.

von Harald W. (wilhelms)


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Jörg K. schrieb:

> Hallo Harald,
> hatte ich nicht genau das geschrieben?
> Oder sollte ich an meinen Formulierungskünsten feilen?

Entschuldigung, mir ist hauptsächlich der erste Satz:
"Fühler auf 0°C abkühlen" aufgefallen. Den Rest habe
ich nur überflogen. :-)
Gruss
Harald

von Jörg K. (joergk)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> "man muss da eben auch ein wenig
> rumspielen und iterativ arbeiten" im Spiel ist.
Oh ja, das muß man...
Ich durfte die Dinger einstellen - Mit realen Temperaturwechseln. Das 
hat gedauert...
Da waren Druckaufnehmer netter: Man hatte zwar abends einen lahmen Arm 
vom kurbeln an der Pumpe, aber man kam voran.

Lang ists her...

Jörg

PS: Aber höchstwahrscheinlich schreiben wir das hier ohnehin nur für 
uns, denn vom Ersteller wurde nichts mehr gehört,

von Karl H. (kbuchegg)


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Jörg K. schrieb:

> PS: Aber höchstwahrscheinlich schreiben wir das hier ohnehin nur für
> uns, denn vom Ersteller wurde nichts mehr gehört,

Das hoffe ich dann doch nicht :-)

Ich versuch auch noch mal eine andere Erklärung

Das hier ist der Messbereich, aufgetragen auf einer Skala
1
   
2
     +----------------------------+
3
     |                            |
4
     +----------------------------+
5
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--

mit dem einen Punkt kannst du quasi den linken Punkt des Messbereichs 
entlang der Skala verschieben (na ja. eigentlich müsste man sagen: 
irgendeinen Punkt daraus, welchen weiß nur der Hersteller)
1
        Poti 1
2
         |
3
       <--->
4
         |
5
     +---*------------------------+
6
     |                            |
7
     +----------------------------+
8
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--

Damit schiebst du also den Messbereich so zurecht, dass dieser Punkt 
(ich nenne ihn mal den 0-Punkt, auch tatsächlich auf 0°C zu liegen kommt
1
         Poti 1
2
           |
3
         <--->
4
           |
5
       +---*------------------------+
6
       |                            |
7
       +----------------------------+
8
9
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
10

soweit so gut. Jetzt hast du aber in deinem Messbereich einen andern 
Punkt, der bei 100° rauskommt

1
       +---*------------------*-----+
2
       |                            |
3
       +----------------------------+
4
5
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
6

dummerweise stimmt der aber nicht mit 100° auf der Skala überein
1
       +---*------------------*-----+
2
       |                            |
3
       +----------------------------+
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5
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
6
           0°                     100°

an dieser Stelle kommt das 2.te Poti ins Spiel, mit der du den 
Messbereich als ganzes stauchen oder dehnen kannst. D.h. du dehnst damit 
den Messbereich so, dass der 100° Messpunkt auch auf der Skala auf 100° 
zu liegen kommt
1
       |<--------- Poti 2 --------->|
2
       |                            |
3
                                    
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       +---*------------------*-----+
5
       |                            |
6
       +----------------------------+
7
8
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
9
           0°                     100°
10
11
12
[code]
13
14
       |<--------- Poti 2 -------------->|
15
       |                                 |
16
                                    
17
       +----*----------------------*-----+
18
       |                                 |
19
       +---------------------------------+
20
21
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
22
           0°                     100°

Blöderweise hat sich dadurch aber dein 0° Messpunkt wieder in Bezug zum 
0° Punkt der Skala etwas verschoben.
Also greifst du wieder zu Poti 1 und machst diese Verschiebung 
rückgängig.
1
         Poti 1
2
           |
3
         <--->
4
           |
5
      +----*----------------------*-----+
6
      |                                 |
7
      +---------------------------------+
8
9
--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--+--
10
           0°                     100°

wodurch jetzt allerdings der 100° Punkt nicht mehr genau stimmt.
Also kommt wieder Poti 2 zum Zug, mit dem der Messbereich wieder etwas 
gestreckt wird.
Was dann wieder den 0-Punkt ein wenig verschiebt.

Das hört sich jetzt nach einer unendlichen Geschichte an, aber soooo 
schlimm ist es auch wieder nicht. Schliesslich ist ja auch der Fehler 
mit jedem neuen Durchgang immer kleiner geworden. Und irgendwann sagst 
du dir "OK, genau genug!"


Soviel zur Theorie :-)

: Bearbeitet durch User
von Jörg K. (joergk)


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Dazu gibts im Tieze/Schenk auch nen schönen Abschnitt.
Ein später dazugekommener Absatz sagt dann sinngemäß: In den Zeiten von 
Mikroprozessoren kann man die Abgleichpunkte beliebig legen, der rechnet 
sich das schon hin...

Jörg

von Basti (Gast)


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Ich danke Euch allen herzlich für die tollen Erklärungen.Das hift mir 
schon sehr weiter.Ich werde es jetzt mal versuchen mit dem Einstellen 
sollte es dennoch nicht klappen werde ich mich nochmal melden.

von Basti (Gast)


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Ich wollte Euch nur berichten eure Mühe war nicht umsonst ich habe es 
geschafft. Ich habe einen Temperaturbereich von 0-300° und eine 
Differenz von 1-2° damit kann ich aber gut leben. Weil es spielt keine 
Rolle ob ich 298° oder 300° habe. Das ganze könnte natürlich an den 
Widerständen gelegen haben hatte nur welche mit 5% Abweichung. Nochmal 
an dickes danke an alle.

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