Forum: HF, Funk und Felder Wieso kein Koax bei Ethernet?


von Christian (Gast)


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Hallo,

auch bei den neuen Ethernet-Lösungen mit 10 GBit/s, 40 GBit/s oder 100 
GBit/s werden weiterhin verdrillte Zweidrahtleitungen zur 
Signalübertragung über längeren Strecken verwendet.

Das finde ich doch sehr verwunderlich. Kein HF-Techiker würde auf die 
Idee kommen, z.B. eine Antenne über einen verdrillten Klingeldraht 
anzubinden, schon gar nicht im Gigahertz-Bereich. Genauso wenig scheint 
die Ethernet-Community auf die Idee zu kommen, die Performance und die 
Datenraten durch Verwendung koaxialer Kabel zu erhöhen. Warum?

Früher gab es ja busbasierte koaxiale Ethernetsysteme, aber auch für 
Point-to-Point-Verbindungen (z.B. Switch->PC) müssten Koaxkabel doch 
Vorteile bringen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Eine symmetrische Zweidrahtleitung hat durchaus auch einen definierten 
Wellenwiderstand. Früher (TM) hat man UKW-Antennen immer über 240 Ohm 
Kabel angeschlossen. Auch Kurzwellensendeantennen werden gern mit 
"Hühnerleiter" betrieben. Eine Dipolantenne ist von Natur aus 
symmetrisch, das spart einen Balun.

von Christian (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Eine symmetrische Zweidrahtleitung hat durchaus auch einen
> definierten
> Wellenwiderstand. Früher (TM) hat man UKW-Antennen immer über 240 Ohm
> Kabel angeschlossen.

Schon klar, aber nicht ohne Grund werden diese Kabel und auch 
Hühnerleiter im Consumerbereich kaum noch verwendet. Sie haben zu viel 
Platzbedarf und bei den 240-Ohm-Kabel sind auch die Verluste ziemlich 
hoch.

von Mac G. (macgyver0815)


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> einen verdrillten Klingeldraht

Das würde ich nicht gerade Klingeldraht nennen.
CAT-7 hat schon ne ordentliche Schirmung - jedes der 4 Paare ist einzeln 
abgeschirmt und dann aussenrum nochmal einen.


> Genauso wenig scheint die Ethernet-Community auf die Idee zu kommen,
> die Performance und die Datenraten durch Verwendung koaxialer
> Kabel zu erhöhen. Warum?

Wenns noch schneller sein soll geht man meist direkt auf LWL.

von (prx) A. K. (prx)


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Christian schrieb:
> auch bei den neuen Ethernet-Lösungen mit 10 GBit/s, 40 GBit/s oder 100
> GBit/s werden weiterhin verdrillte Zweidrahtleitungen zur
> Signalübertragung über längeren Strecken verwendet.

Der erste Kupferweg für 10Gb Ethernet verwendete Twinax: 10GBASE-CX4. 
Maximal 15 Meter. Cat6a/7 kommt auf 100m.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Christian schrieb:
> Genauso wenig scheint die Ethernet-Community auf die Idee zu kommen, die
> Performance und die Datenraten durch Verwendung koaxialer Kabel zu
> erhöhen. Warum?

Ein ordentliches Koaxkabel kostet richtig Geld.  Das olle RG-58 strahlt
(besonders bei hohen Frequenzen) viel zu viel ab.

Symmetrische Leitungen sind besser, als du denkst.  Die elektrischen
und magnetischen Felder beider Leiter heben sich gegenseitig auf, sodass
sie bereits ohne Schirmung relativ wenig abstrahlen (und aufnehmen).
Wenn man dann (wie bei Cat.5 und höher) noch einen Schirm anbringt,
liegt man deutlich über dem, was sich mit einem RG-58 je erreichen ließ.

Wundester Punkt der „klassischen“ Verkabelung ist der RJ-45-Verbinder.
Das ist eine Störstelle.  Daher gibt es diese ja auch nur bis Cat.6,
für 7 hat RJ-45 endgültig ausgedient.

> Kein HF-Techiker würde auf die Idee kommen, z.B. eine Antenne über einen
> verdrillten Klingeldraht anzubinden

Die „Hühnerleiter“ wurde dir ja bereits genannt.  Dabei handelt es sich
um eine eher hochimpedante Leitung (Z etwa 600 Ω, d. h. die Leiter sind
im Verhältnis zum Durchmesser sehr weit auseinander).  Sie ist bei
Funkamateuren besonders deshalb sehr beliebt, weil ihre Verluste selbst
dann gering bleiben, wenn hochgradige Fehlanpassung vorliegt.  Dadurch
kann man ohne große Probleme das Antennanpassgerät statt zwischen
Leitung und Antenne dann zwischen Transceiver und Leitung anschließen.
Wenn man das bei einem üblichen Koax-Kabel macht, dann hat man deutlich
mehr Risiko, dass das Kabel selbst teilweise zur Antenne wird.

von (prx) A. K. (prx)


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Mac Gyver schrieb:
> Wenns noch schneller sein soll geht man meist direkt auf LWL.

Wobei man für 10Gb zwar nach wie vor nur 1 Faser pro Richtung verwendet, 
für höhere Raten im engeren Umfeld aber bei 10Gb pro Faser bleibt. Also 
bei 40Gb mit 4 und bei 100Gb mit 10 Fasern pro Richtung unterwegs ist.

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Wundester Punkt der „klassischen“ Verkabelung ist der RJ-45-Verbinder.
> Das ist eine Störstelle.  Daher gibt es diese ja auch nur bis Cat.6,
> für 7 hat RJ-45 endgültig ausgedient.

Wieviele Cat7 Verkabelungen sind dir schon begegnet? ;-)

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Wieviele Cat7 Verkabelungen sind dir schon begegnet? ;-)

Wie viele „Cat7“-Verkabelungen sind dir schon begegnet, bei denen
die Patchfelder dann doch nur Cat6 (mit RJ-45) waren?

Irgendwo bei Wikipedia gibt's ein Bild, wie die Cat7-fähigen Stecker
aussehen.

Dass man trotzdem bereits Cat7-Kabel verlegt, hat natürlich Sinn: die
Stecker lassen sich später noch tauschen, die Kabel nicht mehr so
einfach.  (Selbst die für Datenkabel vorgeschriebenen Verlegerohre
helfen bei der Steifigikeit eines Cat7-Kabels ja nicht mehr.)

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Wie viele „Cat7“-Verkabelungen sind dir schon begegnet, bei denen
> die Patchfelder dann doch nur Cat6 (mit RJ-45) waren?

Das ist die übliche Methode. Der Preisunterschied beim Verlegekabel ist 
bezogen auf die Gesamtkosten nicht allzu auffällig, der bei den 
Patchfeldern und -kabeln aber schon.

Wozu braucht man denn wirklich Cat7? 10Gb Ethernet ist mittlerweile für 
Cat6 (55m) und Cat6a (100m) spezifiziert. Soweit ich weiss sogar mit den 
eigentlich dabei als unmöglich angesehenen RJ45.

Geht 40Gb Ethernet mit Cat7 samt Steckern?

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Wozu braucht man denn wirklich Cat7?

Weiß ich auch nicht. :-)

von J. A. (gajk)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Symmetrische Leitungen sind besser, als du denkst.

So werden im Profi-Musikerbereich auch Mikrophonkabel symmetrisch 
ausgeführt (XLR-System).

> Die elektrischen
> und magnetischen Felder beider Leiter heben sich gegenseitig auf

Ich hatte damals Koax-Kabel auch so verstanden dass sich die Felder 
gegenseitig aufheben.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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J. Ad. schrieb:
> Ich hatte damals Koax-Kabel auch so verstanden dass sich die Felder
> gegenseitig aufheben.

Antwort vom Sender Jerewan: "Im Prinzip ja, aber ..."

Gerade die nicht optimale Schirmung einfacher Kabel bewirkt eben oft,
dass sie trotzdem vergleichsweise anfällig gegenüber E-Feld-Einstreuung
sind.

von Frank K. (fchk)


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A. K. schrieb:
> Jörg Wunsch schrieb:
>> Wundester Punkt der „klassischen“ Verkabelung ist der RJ-45-Verbinder.
>> Das ist eine Störstelle.  Daher gibt es diese ja auch nur bis Cat.6,
>> für 7 hat RJ-45 endgültig ausgedient.
>
> Wieviele Cat7 Verkabelungen sind dir schon begegnet? ;-)

Vielleicht hat er GG45/ARJ45 gesehen?

http://en.wikipedia.org/wiki/GG45
http://belfuse.com/Data/UploadedFiles/ARJ45-CAT7a-conn.pdf

fchk

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

ich als eher unwissender sehe das Problem schon in der Anzahl der Adern. 
Ein Koaxialkabel hat üblicherweise 2 Adern, ein Gigabit Ethernetkabel 
aber 8.

Gruß Kai

von Axel R. (Gast)


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>...aber 8
na- eher 2x4 ;-)

von Oliver S. (phetty)


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Das Georgel erspart man sich indem man auf Glasfaser setzt.

von (prx) A. K. (prx)


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Oliver Stellebaum schrieb:
> Das Georgel erspart man sich indem man auf Glasfaser setzt.

Nicht wirklich. Jedenfalls nicht jenseits von 10Gb. Kupfer 10Gb: 4 
Paare. Faser 40Gb: 4 Paare.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank K. schrieb:
> Vielleicht hat er GG45/ARJ45 gesehen?

Im Wikipedia habe ich die schon gesehen, im realen Leben noch nicht.
Allerdings bin ich auch schon eine Weile nicht mehr beruflich in
Umgebungen unterwegs, wo man eher mal auf sowas treffen würde.

Kai S. schrieb:
> Ein Koaxialkabel hat üblicherweise 2 Adern, ein Gigabit Ethernetkabel
> aber 8.

Ja, Ethernet hat 4 Adernpaare, wovon allerdings bis zu 100 Mbit/s nur
zwei benutzt worden sind, eins für Senden, eins für Empfangen.  Allein
das war aber schon mal ein Punkt gegenüber der Benutzung von RG-58 zu
Zeiten des 10-Mbit/s-Ethernet: durch die getrennten Paare für die
Richtungen und den Übergang von Bus- auf Sternbetrieb (alle Leitungen
laufen sternförmig am Switch zusammen) hat man echten Vollduplexbetrieb
und keine Kollisionen mehr auf dem Bus.  Ab 1 Gbit/s werden dann auch
die anderen beiden Adernpaare mit genutzt, damit man die Frequenz auf
dem Kabel niedriger halten kann.  Das hat man aber nur so gemacht, weil
sie im Kabel sowieso schon da waren; wenn man zu diesem Zeitpunkt
beispielsweise statt einer Twisted-Pair-Verkabelung bei Ethernet ein
Twinax (2 x Koax) als Stand der Technik gehabt hätte, dann wär man wohl
auch mit 1 Gbit/s darüber gegangen.

von (prx) A. K. (prx)


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Frank K. schrieb:
>> Wieviele Cat7 Verkabelungen sind dir schon begegnet? ;-)
>
> Vielleicht hat er GG45/ARJ45 gesehen?

Das wollte ich damit ausdrücken: Jeder verlegt Cat7 Kabel - aber wer 
verbaut schon GG45&Co? Da aber eine Verkabelung mit Cat7 Kabeln und RJ45 
Dosen kein Cat7 hergibt, ist es auch keine echte Cat7-Verkabelung. Da 
andererseits auch RJ45 mit 10Gb noch funktioniert, fehlt irgendwie der 
Sinn von Cat7.

Zukunftsträchtig die Infrastuktur jenseits der Endgeräte zu verkabeln 
ist derzeit nicht leicht. Cat7/GG45 wird wohl eine Lösung werden, die 
zwar mal eine leuchtende Zukunft hatte, aber nie eine Gegenwart. Von 
Nischen abgesehen.

Und bei Glas ist erkennbar, dass man mit den klassischen 
Single/Multimode SC/LC-Patchfeldern auch nicht besser dasteht. Weil das 
bei den 4x/10x Faserpaaren für 40/100Gb Unfug ist. Da wird also ein 
Bruch kommen - aber wie sieht der aus?

Ein Problem an Glas, schon unterhalb von 40Gb, sind die Distanzen. Je 
höher die Rate, desto mieser die Distanzen bei Multimode. Insbesondere 
bei Fibre-Channel, wo bei 8Gb (offiziell) weit weniger geht als mit 
Ethernet bei 10Gb. Leider rücken aber die Gebäude(teile) nicht näher 
zusammen, bloss weil man höhere Raten braucht. Deshalb jetzt auf 
Singlemode zu gehen ist eine harte Entscheidung, wenn man schon weiss, 
dass man mit Patchfeldern heutiger Technik in der nächsten Generation 
keinen Blumentopf gewinnt.

: Bearbeitet durch User
von DL4BM (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Die elektrischen
> und magnetischen Felder beider Leiter heben sich gegenseitig auf, sodass
> sie bereits ohne Schirmung relativ wenig abstrahlen (und aufnehmen).

Twisted-Pair-Kabel weisen dafür eine extrem schlechte Rückflußdämpfung 
auf, die bei > 500 MHz bei ca. 10 dB liegt (wenn überhaupt). Koax-Kabel 
wäre mir da lieber und das gibt es durchaus mit vernünftigen 
Schirmungseigenschaften. Schon die etwa besseren Kabel für 
Satelliten-Receiver weisen eine Schirmdämpfung von >100 dB auf.

von Speedy (Gast)


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A. K. schrieb:
> Distanzen bei Multimode
Multimode LWL Kabel verwendet man heute nur noch im semi professionellen 
Bereich. Im Backbonebereich und auch zur Anbindung von weit entfernten 
Gebäudeteilen verwendet man im Profibereich Singlemode Fasern. Da reicht 
ein Paar auch für 40Gb/s und mehr. Je nach Klasse der Kabel und dem 
Schliff an der Kontaktstelle.

von TAFKASOH (Gast)


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DL4BM schrieb:
> Twisted-Pair-Kabel weisen dafür eine extrem schlechte Rückflußdämpfung
> auf, die bei > 500 MHz bei ca. 10 dB liegt (wenn überhaupt). Koax-Kabel
> wäre mir da lieber und das gibt es durchaus mit vernünftigen
> Schirmungseigenschaften. Schon die etwa besseren Kabel für
> Satelliten-Receiver weisen eine Schirmdämpfung von >100 dB auf.

Ja und? Als Funkamateur setzt Du doch sicher Koaxkabel an der Station. 
Hier gehts um Netzwerk und da werden bei CAT5 nunmal 2 Adernpaare zur 
Uebertragung verwendet und bei CAT7 4. Wie stellst Du Dir das mit Koax 
vor? Schonmal was von Kollisionen gehoert?


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von Georg A. (georga)


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> Wie stellst Du Dir das mit Koax vor? Schonmal was von
> Kollisionen gehoert?

Nuja, hat bei Glasfaser auch keinen gestört ;) Halt ein Koax hin, eins 
zurück... Mal davon abgesehen, dass es Kollisionen auch nur bei 
Basebandmodulation geben kann. Mit nur einem Koax muss man halt FDM 
machen.

von (prx) A. K. (prx)


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Speedy schrieb:
> Multimode LWL Kabel verwendet man heute nur noch im semi professionellen
> Bereich.

Auch innerhalb vom RZ? Da hat wohl jemand zu viel Geld und muss es 
unbedingt loswerden, egal wofür.

> Im Backbonebereich und auch zur Anbindung von weit entfernten
> Gebäudeteilen verwendet man im Profibereich Singlemode Fasern. Da reicht
> ein Paar auch für 40Gb/s und mehr.

Ich habe mir die Varianten mal angesehen. Es gibt das zwar auch 
Definitionen für 1x40Gb, aber die scheinen eher für Weitverkehr 
optimiert zu sein, wenn man sich das Preisschild ansieht. Ich hatte den 
Eindruck bekommen, dass man im kürzeren Bereich eher die 4x10Gb 
Varianten anpeilt.

: Bearbeitet durch User
von BWL (Kaufmann) (Gast)


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Vorsicht...

Cat7 != Kategorie 7

von Helge A. (besupreme)


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Hm das ist jetzt lange her, aber irgendwie noch hängengeblieben: Die 
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen beim Koaxkabel ist doch ein wenig 
unterschiedlich zwischen Seele und Mantel, oder täusche ich mich? Ich 
hab irgendwie im Kopf, daß das bei thicknet ein begrenzender Faktor für 
die Länge war, bei 10Mbps.

Vorausgesetzt das stimmt, bei Gigabit mit höheren Frequenzen begrenzt 
das dann doch auch?

von BWL (Kaufmann) (Gast)


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Ein wichtiger begrenzender Faktor bei TP ist die unterscheidliche Länge 
der Verseilung und der daraus resultierenden abweichenden Laufzeit der 
einzelnen Adernpaare.

von John D. (Gast)


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Helge A. schrieb:
> Hm das ist jetzt lange her, aber irgendwie noch hängengeblieben: Die
> Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen beim Koaxkabel ist doch ein wenig
> unterschiedlich zwischen Seele und Mantel, oder täusche ich mich? ...

Ja, das tust du.

> hab irgendwie im Kopf, daß das bei thicknet ein begrenzender Faktor für
> die Länge war, bei 10Mbps.

Ach, Koaxialkabel funktionieren auch noch bei 110GHz (bspw.: 
http://www.totoku.com/products/cables-connector/cat1/microwave-coaxial-cable-assembly.php). 
Insoferne war die Ausgangsfrage durchaus sinnvoll - zumal die einzelnen 
Päarchen der Catx-Kabel nur ein paar 100MHz schaffen, und weswegen man 
ja auch mehrere Päarchen und PAM benötigt.
Der Grund gegen den Einsatz von Koaxialkabel wird ganz einfach sein: Die 
Kosten!

von Ralph B. (rberres)


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John Drake schrieb:
> Ach, Koaxialkabel funktionieren auch noch bei 110GHz (bspw.:
> 
http://www.totoku.com/products/cables-connector/cat1/microwave-coaxial-cable-assembly.php).


Hast du dir mal die Dämpfung auch eines hochwertigen Koaxkabels ( Ich 
meine jetzt nicht RG58 ) bei 110 GHz angeschaut?

Ich denke das nach wenigen Meter Länge schon nichts verwertbares mehr 
ankommt.

Glasfaser hat man nicht erfunden, um die Kunden zu schröpfen, sondern 
weil bei Übertragungsraten > 10Gbit es nur noch mit Glasfaserkabel 
vertretbare Dämpfungen zu realisieren sind. Oder willst du Hohlleiter 
verwenden?

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Ralph Berres schrieb:
> Glasfaser hat man nicht erfunden, um die Kunden zu schröpfen, sondern
> weil bei Übertragungsraten > 10Gbit es nur noch mit Glasfaserkabel
> vertretbare Dämpfungen zu realisieren sind. Oder willst du Hohlleiter
> verwenden?

Interessant ist aber schon, wie weit man bisher in der Lage war, die 
olle Kupferkabelei über die Runden zu retten. Immerhin gibt es genau 
dieses Glasfaser-Argument schon seit 2 Jahrzehnten. Aber jedes Mal 
gelang es dann doch, auch mit Kupfer brauchbare Entfernungen zu 
erreichen.

Was hättest du in den 90ern über jemanden gedacht, der damals behauptet 
hätte, man kriege später mit etwas verbesserter CatN/RJ45 Kabelei 10Gb 
über die üblichen 100m an den Arbeitsplatz? Der wäre m.E. umstandslos 
für bekloppt erklärt worden.

Klar - irgendwann ist wirklich Schluss - aber würdest wirklich du deinen 
Arsch drauf verwetten wollen, wann das genau der Fall sein wird?

: Bearbeitet durch User
von Helmut L. (helmi1)


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A. K. schrieb:
> Was hättest du in den 90ern über jemanden gedacht, der damals behauptet
> hätte, man kriege später mit etwas verbesserter CatN/RJ45 Kabelei 10Gb
> über die üblichen 100m an den Arbeitsplatz? Der wäre m.E. umstandslos
> für bekloppt erklärt worden.

Das gleiche hatten wir in den 80er doch auch mit Silizium. Da wurde auch 
das Ende der Siliziumaera herbeigesagt und man meinte nur GaAs 
Schaltkreise wuerden sich fuer Computerchips im Ghz Bereich eignen. 
Darauf hin hatte doch ein Herr Cray einen Computer gebaut, als der mit 
GaAs Chips fertig war hatte ihm das Silizium ueberholt. Heute redet von 
GaAs Chips auch fast keiner mehr.

von Ralph B. (rberres)


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Das Problem bei Koaxkabeln ist folgende

Je höher die Frequenz, um so dünner muss das Koaxkabel werden, damit 
nicht gleichzeitig auch noch ein Hohlleitereffekt des Koaxkabels 
auftritt.

Desto höher wird dann aber auch die Dämpfung des Kabels.

Man ist also in der Zwickmühle.

Ab einer bestimmten Frequenz macht es Sinn auf Hohlleiter 
überzuwechseln, welche aber nur maximal ca 1 Oktave Frequenzbereich 
überträgt. Die Abmessung des Hohlleiters hängt direkt von der zu 
übertragende Frequenz ab.

Mal angenommen man würde einen für 110GHz dimensionierten Hohlleiter 
nehmen, dann hätte der eine maximale bandbreite von ca 55GHz. Drunter 
dund drüber funktioniert der Hohlleiter dann nicht mehr.

Innerhalb des Frequenzbereiches ist der Hohlleiter aber sehr 
Dämpfungsarm.

Deswegen wird er auch heute noch bei sehr hohen Frequenzen, oder wenn 
mehrere zehn Meter Entfernung zu überbrücken sind benutzt.

Koaxkabel haben bei 110GHz schon eine Dämpfung von mehreren db/m , eben 
weil sie so dünn gebaut sein müssen um 110GHz überhaupt übertragen zu 
können.

Da helfen auch keine Technologiesprünge wie bei Computerchips , das ist 
einfach Physik.

Eine Steigerung der Übertragungsrate ist nur möglich in dem man z.B. auf 
bandbreitensparende Modulationen ausweicht, wie z.B. 256PQSK. Da wird 
dann halt mehrere Bit in eine Amplitudenmodulation gesteckt.
Aber da werden dann sehr hohe Ansprüche an die Linearität und der 
Gruppenlaufzeit der Übertragungsstrecke gestellt.

Ralph Berres

von allianz (Gast)


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Ich würde Dir einfach mal raten einen SMA, SMB oder CMX-Stecker
zu konfigurieren, dann weisst Du warum man Twisted Pair mit LSA
nimmt. Mit meinen 40 Jahren Erfahrung in HF-Technik weiss ich,
das alles was man an Koaxialen Stecker selbst anfertigt unzuverlässig
ist.

von Finn H. (upto99ghz)


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Ganz ehrlich: Die Technologie hat Fortschritte gemacht. Wo man sich 
früher über 64kbit/s gefreut hat, müssen's heute schon mindestens 
5Mbit/s sein. Und auch im Heimbereich ist man bei 1Gbit/s angekommen 
(Ich denke 10Gbit/s sind ziemlich unüblich). Aber WO WOLLT IHR DENN 
HIN?!

Ralph Berres schrieb:
> Mal angenommen man würde einen für 110GHz dimensionierten Hohlleiter
> nehmen, dann hätte der eine maximale bandbreite von ca 55GHz. Drunter
> dund drüber funktioniert der Hohlleiter dann nicht mehr.

Ja Ok, ich denke das sind natürlich optimale maximale Werte, aber damit 
gerechnet:
55GHz ensprechen 110Gbaud/s, bei einem Abtastwert von nur (!) 10 Bit pro 
Zeichen ( möglich sind bestimmt 14) macht das über 1 Tbit/s. Was wollen 
wir den versenden?! Da hab ich meine Platte ratzfatz lehrgeräumt. Ich 
weiß nicht was wir in Zukunft versenden wollen, aber das ist schon 
ziemlich viel.

Wenn einige von euch sagen: Das kann man im Backbone Bereich verwenden: 
Es war die Rede von Ethernet... Im Backbone Bereich benutzt man 
Singlemode Faser.

Gruß

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