Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Meßwerk 100uA anschließen/schützen


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hi zusammen,

ich möchte an den Ausgang eines OpAmp (LM358) ein Drehspulinstrument mit 
100uA anschließen, um den (in der Regel sehr geringen) Ausgangsstrom zu 
messen.

Die Ausgangsspannung des OP wird zwischen 0 und ca. 15V schwanken.

Der LM358 ist eh schon strombegrenzt bzw. kurzschlußfest, und liefert 
max. 60 mA. Das wird allerdings reichen um das Meßwerk im 
Kurzschlussfall zu beschädigen.

Das Meßwerk hat einen Innenwiderstand von 1200 Ohm, entspricht einem 
Spannungsabfall von 0.12V bei 100uA. ich fürchte das ist zu wenig für 
eine simple Schutzdiode, oder?

Wie mach ich das am besten? Strom über einen Shunt messen, mittels 
weiterem OP verstärken und dort das Meßwerk mit entsprechendem 
Vorwiderstand anschließen?

von Andrew T. (marsufant)


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>  mittels
> weiterem OP verstärken und dort das Meßwerk mit entsprechendem
> Vorwiderstand anschließen?


Seit Jahrzehnten: Ein Vorwiderstand ist die vollkommen ausreichende 
Lösung.

So dimensionieren, das selbst im worst case (OPV defekt und 15 V liegen 
an)
max. 140% Nennstrom durch das Instrument fließen.
Denn 140% Überlast vertragen alle handelsüblichen 100uA Instrumente. 
Dauerhaft.

Quelle: Funkschau, 1971, heft xy.

: Bearbeitet durch User
von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Andrew Taylor schrieb:
>>  mittels
>> weiterem OP verstärken und dort das Meßwerk mit entsprechendem
>> Vorwiderstand anschließen?
>
>
> Seit Jahrzehnten: Ein Vorwiderstand ist die vollkommen ausreichende
> Lösung.
>
> So dimensionieren, das selbst im worst case (OPV defekt und 15 V liegen
> an)
> max. 140% Nennstrom durch das Instrument fließen.
> Denn 140% Überlast vertragen alle handelsüblichen 100uA Instrumente.
> Dauerhaft.

ich fürchte so einfach wirds nicht werden:

15V / 140 uA ergäbe einen Vorwiderstand von (gerundet) 100k

wenn ich jetzt im "Normalbetrieb" am Ausgang 10V bei 100uA haben will, 
fallen mir schon am Vorwiderstand 10V ab, damit ich am Ausgang noch 10V 
habe, müsste der OP auf 20V aussteuern. ich hab aber nur 15 :-(

von Andrew T. (marsufant)


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Um massivste Kritik mal sehr höflich anzubrigen  wie die Briten es zu 
sagen pflegen:

I am sorry to say to you, but it appears your assumption might be a 
little to farfetched - I tested it last week with an LM358 and a 
100microampere meter. My result: it works very  well from a 15V supply 
under all worst case conditions.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Andrew Taylor schrieb:
> Um massivste Kritik mal sehr höflich anzubrigen  wie die Briten es zu
> sagen pflegen:
>
> I am sorry to say to you, but it appears your assumption might be a
> little to farfetched - I tested it last week with an LM358 and a
> 100microampere meter. My result: it works very  well from a 15V supply
> under all worst case conditions.

Entweder ich steh grad massiv auf dem Schlauch, oder wir reden 
aneinander vorbei...

Lass uns mal eine Denkfehler-Analyse machen:

LM358, 15V Versorgung. Ausgang geht bis maximal 15V (nicht ganz, weil 
nicht R2R, aber lass uns das mal ignorieren)

Damit der Kurzschlußstrom durch das Meßwerk 140 uA nicht übersteigt, 
wird ein Vorwiderstand von 100k eingebaut: 15V/140uA = 107k = 100k 
gerundet. Soweit richtig?

Jetzt kommen wir zu einem "normalen" Lastfall: ich will 100uA durch 
einen Lastwiderstand von 100k fließen haben. Ausgangsspannung ergibt 
sich aus 100k * 100uA = 10V.

ich habe nun eine Spannungsquelle mit 15V, einen Vorwiderstand von 100k, 
ein Meßwerk mit 1200Ohm (vernachlässigbar) und einen Lastwiderstand von 
100k, alles in Serie. Der Schleifenstrom wird also 15V / 
(100k+1200+100k) = 75 uA betragen. Die Ausgangsspannung entspricht dem 
Spannungsabfall am lastwiderstand: 100k * 75uA = 7.5V

ich habe also 7.5V / 75uA, brauche aber 10V/100uA.

Wo ist mein Denkfehler?

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

der Vorwiderstand ist der Lastwiderstand!

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Volker S. schrieb:
> Hallo,
>
> der Vorwiderstand ist der Lastwiderstand!

Nein, der Vorwiderstand kann nicht der Lastwiderstand sein! Die Last ist 
nämlich variabel!

Die Schaltung soll eine Prüfspannung für ein Testgerät liefern. Was ich 
da am Ausgang anklemme, weiss ich vorher nur ungefähr, und vor allem 
kann ich nicht ausschließen dass die "Last" versehentlich sehr klein bis 
Kurzschluss ist.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael Reinelt schrieb:

> ich möchte an den Ausgang eines OpAmp (LM358) ein Drehspulinstrument mit
> 100uA anschließen, um den (in der Regel sehr geringen) Ausgangsstrom zu
> messen.
> Der LM358 ist eh schon strombegrenzt bzw. kurzschlußfest, und liefert
> max. 60 mA.

Viel wichtiger als was der LM358 liefern kann, ist wieviel die Last 
abnehmen kann. Wenn du einfach garantieren kannst daß die Last nicht 
niederohmiger als 100K wird, hast du deinen Schutz.

Aber natürlich wird es nicht so einfach gehen ...

> Das Meßwerk hat einen Innenwiderstand von 1200 Ohm, entspricht einem
> Spannungsabfall von 0.12V bei 100uA. ich fürchte das ist zu wenig für
> eine simple Schutzdiode, oder?

Du kannst ja Schutzdiode und Vorwiderstand kombinieren. Also das Meßwerk 
in Reihe mit einem Vorwiderstand und parallel dazu die Schutzdiode. Wenn 
du bei den maximal 0.7V an der Diode einen Strom von 140µA zuläßt, dann 
macht das einen Gesamtwiderstand von 5K. 1.2K hat das Meßwerk, bleiben 
3.8K für den Vorwiderstand.

Im geplanten Lastfall bis 100µA verlierst du ca. 0.5V Aussteuerbarkeit. 
Wieviel Strom dann durch die Diode fließt und deinen Meßwert verfälscht, 
mußt du im Datenblatt nachsehen.


XL

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Axel Schwenke schrieb:
> Du kannst ja Schutzdiode und Vorwiderstand kombinieren. Also das Meßwerk
> in Reihe mit einem Vorwiderstand und parallel dazu die Schutzdiode. Wenn
> du bei den maximal 0.7V an der Diode einen Strom von 140µA zuläßt, dann
> macht das einen Gesamtwiderstand von 5K. 1.2K hat das Meßwerk, bleiben
> 3.8K für den Vorwiderstand.

Das ist es!

Danke fürs Runterreißen des Brettes vor meinem Kopf :-)

von Achim_anymouse (Gast)


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Vorschlag:

Vorwiderstand, der bei 110% maximalem Strom den Spannungsabfall so 
erhöht, dass die Spannungsbegrenzung einer passenden Diode ansprechen 
kann.

von Achim_anymouse (Gast)


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Achim_anymouse schrieb:
> Vorwiderstand, der bei 110% maximalem Strom den Spannungsabfall so
> erhöht, dass die Spannungsbegrenzung einer passenden Diode ansprechen
> kann.

Okay, da war jemand schneller :)

von Kai K. (klaas)


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>ich möchte an den Ausgang eines OpAmp (LM358) ein Drehspulinstrument mit
>100uA anschließen, um den (in der Regel sehr geringen) Ausgangsstrom zu
>messen.

Warum willst du das machen? Wie sieht denn die Gesamtschaltung aus? Was 
hast du überhaupt vor?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Kai Klaas schrieb:
>>ich möchte an den Ausgang eines OpAmp (LM358) ein Drehspulinstrument mit
>>100uA anschließen, um den (in der Regel sehr geringen) Ausgangsstrom zu
>>messen.
>
> Warum willst du das machen? Wie sieht denn die Gesamtschaltung aus? Was
> hast du überhaupt vor?

Die Gesamtschaltung habe ich (noch) nicht.

Werden soll das ein teil eines Röhrenprüfgeräts, speziell die Versorgung 
des Steuergitters. Dafür möchte ich eben 0 (und wirklich so 0 wie 
möglich) bis 15V haben, bei minimalem Strom, den ich aber trotzdem 
messen möchte. Potentialfrei soll das ganze auch noch sein.

von Andrew T. (marsufant)


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Michael Reinelt schrieb:
>
> Wo ist mein Denkfehler?

Dein Denkfehler ist das Du den 2. OPV nicht verwendet hast, siehe 
kompletten Post von mir. Das mit dme 2.OPV hast du vermutlich in der 
Eile überlesen.

Die alternative Lösung (ohne 2.OPV) haben ja oben die Kollegen skizziert

> Potentialfrei soll das ganze auch noch sein.

Isolierenden DC/DC-Wandler verwenden, so habe ich das in meinem 
Prüfgerät gelöst.
Sowas funktioniert 1A. 500V Isolation kriegen praktisch alle Dc/DC 
gebacken.

von Andrew T. (marsufant)


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Achim_anymouse schrieb:
> Achim_anymouse schrieb:
>> Vorwiderstand, der bei 110% maximalem Strom den Spannungsabfall so
>> erhöht, dass die Spannungsbegrenzung einer passenden Diode ansprechen
>> kann.
>
> Okay, da war jemand schneller :)

Schnell ist selten gut.

Denn leider ist der "Knick" in der Kennlinie einer einfachen Diode so 
"weich", das du dann das Skalenende am Messwerk neu skalieren mußt.

Es setzt voraus, dass der TE mit dieser Unzulänglichkeit leben will.
Ob oder ob nicht, wissen wir noch nicht (denn er gibt nur Bröckchenweise 
raus was er letztlich will...)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Andrew Taylor schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>>
>> Wo ist mein Denkfehler?
>
> Dein Denkfehler ist das Du den 2. OPV nicht verwendet hast, siehe
> kompletten Post von mir. Das mit dme 2.OPV hast du vermutlich in der
> Eile überlesen.

Ja, hab ich tatsächlich überlesen. Danke, jetzt verstehe ich worauf du 
hinauswolltest.

> Isolierenden DC/DC-Wandler verwenden,
Hab ich sowieso vor.

> so habe ich das in meinem Prüfgerät gelöst.
Was für ein Prüfgerät? Zufällig auch Röhren? <scheinheilig> du hast 
nicht zufällig einen Schaltplan rumliegen? </scheinheilig>

Andrew Taylor schrieb:
> Denn leider ist der "Knick" in der Kennlinie einer einfachen Diode so
> "weich", das du dann das Skalenende am Messwerk neu skalieren mußt.

Stimmt natürlich. Und nachdem ich eh sowieso einen OPV brachliegen habe, 
werd ich den wohl verwenden...

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Michael Reinelt schrieb:
> Andrew Taylor schrieb:
>
>> so habe ich das in meinem Prüfgerät gelöst.
> Was für ein Prüfgerät? Zufällig auch Röhren? <scheinheilig> du hast
> nicht zufällig einen Schaltplan rumliegen? </scheinheilig>
>


Latürnich für Röhren. Aber ich setze das Grundprinzip für so ziemlich 
alles ein wo ein "robustes" Meßwerk" für Benutzung durch "teilgeschulte 
Elektrokräfte" im täglichen Alltagseinsatz mißbraucht wird.

Die Schaltung ist ja nun ziemlich klar aus dem obigen Text.
Für Deinen Röhrentester wäre mein Tip: Schau mal im web unter "vacuum 
tube tester" da gbt es auch die Variante von Heathkit oder unter 
www.k7jrl.com den EMC model 202.
Das/die Meßgeräte "pimpst" Du dann mit der OPV Schaltung.
das Grundprinzip der statischen Röhrenprüfgerät ist äußerst simpel (ob 
wohl diese dinger von Neuberger etc. im ebay für tw. 4 stellige Beträge 
verhökert werden..),
Und wenn man das schlicht mit Teilen aus der Bastelkiste nachbaut, ist 
man für 30 Euro dabei. Oder kurz: Ich habe mich da eng an die 
Heathkit/EMC Variante angelehnt.

ABER, das als gutgemeinter Tip:

Diese statischen Prüfgerät sind alle "nett", aber nicht wirklich sinnig.
Wirklich gut sind dynamische Prüfgeräte (Tektronix 575, etc.). D.h über 
kurz oder lang kommst du auf den Geschmack, holst Dir ein billiges Scope 
z.b. 5000 Tektronix, setzt die passende Elektronik davor und baust das 
Röhrenmonster 575 in dessen Funktion nach.
Das klingt zwar etwas nach overkill. Aber wenn man (aus der 
Transistortechnik kommend) mal den Unterschied einer Messung zwischen 
"Statischem Transistor Prüfgerät" und "Tektronix 7CT1N bzw. 577" o.ä. 
selber erfahren hat
Fragt man sich wie man Jahre ohne dyn. Messung auskommen konnte.

Für den Fall das Du was Moderneres suchst: Es gibt da ein wirklich 
schönes Projekt "tube Tester mit PC Schnittstelle", komplett vom Laptop 
steuerbar.
Ist recht komplex zum Selberbauen, aber es zeigt dir was man machen 
könnte wenn man mag.

z.B. http://www.roehrentest.de/Nachbau%20Schmidt%20Walter.html

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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