Forum: Platinen Würdet Ihr eine Platine nach dem Zusammenbau mit lauwarmem Wasser spülen?


von Micha (Gast)


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Hab grade einen Bausatz zusammengelötet (das PockeTerm von Vince Briel), 
funktioniert sogar :(
Am Ende der Bauanleitung empfielt der Autor, die Platine nach der 
Komplettierung unter lauwarmem fliessenden Wasser zu spülen, um Reste 
von Flussmittel abzuwaschen, und dann trockenzufönen.

Ich hab sowas noch nie gelesen, habe Bedenken dass diese Aktion mehr 
Schaden als Nutzen bringen könnte.

von Michael_ (Gast)


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Es geht, aber bestimmte akustische oder mechanische Bauteile nehmen es 
übel.

von allu (Gast)


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Nein! Flussmittel wasche ich mit einer alten Zahnbürste und 
Isopropylalkohol vorsichtig ab. Ist den Flussmittel überhaupt 
wasserlöslich ?

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Micha.

Micha schrieb:

> Am Ende der Bauanleitung empfielt der Autor, die Platine nach der
> Komplettierung unter lauwarmem fliessenden Wasser zu spülen, um Reste
> von Flussmittel abzuwaschen, und dann trockenzufönen.
>
> Ich hab sowas noch nie gelesen, habe Bedenken dass diese Aktion mehr
> Schaden als Nutzen bringen könnte.

Das hängt davon ab, welche Bauteile verwendet wurden sind. ICs, 
Transistoren, Dioden (bis auf spezielle), Widerstände und Kondensatoren 
sind eher unproblematisch.

Problematisch sind vor allem manche Drosseln und Trafos, Relais und 
Spezialbauteile (z.B. optoelektronische oder bestimmte 
Piezomaterialien).

Ob das gemacht werden muss, hängt davon ab, welche Flussmittel verwendet 
wurden, und was sonst noch für Erwartungen gestellt werden. Z.B. könnten 
die Flussmittelreste mit ihrem Epsilon r oder ihrem Leitwert störend 
sein oder gar korrosiv sein.

Ob es Möglich ist, die Platine auf diese Weise zu reinigen, hängt auch 
vom Flussmittel ab. Kolophonium lässt sich mit Wasser und etwas 
Detergenzien bestimmt nicht entfernen. Dazu wäre z.B. ein Alkohol 
(Isopropanol, Spiritus, Ethanol oder sowas) nötig.

Hierzulande sind kolophoniumhaltige Flussmittel für die Handverlötung 
weit verbreitet, aber schon bei industrieller oder semiindustrieller 
Fertigung kann das ander sein. Dann ist u.U. Waschen nötig.

In anderen Teilen der Welt sind auch die Lötdrähte für Handverlötung 
sehr oft nicht mit Kolophonium gefüllt, sondern mit etwas anderem. Das 
kann dann sehr wohl in Wasser abwaschbar sein, und es kann durchaus auch 
sinnvoll sein, die Pampe abzuwaschen. Daher vieleicht der Hinweis, der 
hierzulande eher unüblich ist.

Das solltest Du dabei im Hinterkopf haben.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von MaWin (Gast)


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Spülen unter (destilliertem) Wasser ist komplett sinnlos gegen 
Flussmittelreste.
Falls du Flussmittel verwendet haben solltest welches aggressiver als 
Kolophonium ist und abgewaschen werden muss, musst du das passende 
Lösemittel dafür verwenden.
Bei Kolophonium wäre das Spiritus. Die Industrie verwendet manchmal 
Oranex.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo MaWin und ein Nachtrag:

Bernd Wiebus schrieb:

> In anderen Teilen der Welt sind auch die Lötdrähte für Handverlötung
> sehr oft nicht mit Kolophonium gefüllt, sondern mit etwas anderem. Das
> kann dann sehr wohl in Wasser abwaschbar sein, und es kann durchaus auch
> sinnvoll sein, die Pampe abzuwaschen. Daher vieleicht der Hinweis, der
> hierzulande eher unüblich ist.

Ich habe mir gerade mal eine Webseite mit dem Bausatz angesehen. Der 
Bausatz kommt wohl aus den USA. Gut möglich, das dort wasserlösliche 
Flussmittel verwendet werden. Habe ich auch schon anderswo gehört. Dann 
kann Waschen sinnvoll sein.

Ansonsten, wenn Du hierzulande üblichen mit Kolophonium gefüllten 
Lötdraht verwendet hast, ist für die Schaltung keine Reinigung nötig, es 
sei, Du hast die Platine so eingesaut, dass Du Probleme hast, die 
Stecker aufzusetzten. ;O)
Kolophonium ist eher konservierend und kann auf der Schaltung 
verbleiben. Ich kenne Fälle, wo es seit 80 Jahren dort ist und 
unproblematisch. Und Dein Terminal wird auch so sein, dass Dir das 
Epsilon r kein Problem macht.
Also das Waschen dann besser lassen.

MaWin schrieb:

> Spülen unter (destilliertem) Wasser ist komplett sinnlos gegen
> Flussmittelreste.

Nein. Es könnte auch etwas Ölsäurehaltiges als Flussmittel verwendet 
worden sein. Das ist mit Wasser und Detergenzigen meist gut zu 
entfernen, und sollte auch entfernt werden, weil sich andernfalls in 
einigen Wochen Grünspan auf der Platine bildet....

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von 0815 (Gast)


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Also ich wasche jede Platine nach dem Löten. Flussmittel dient allein 
dem Lötvorgang und hat auf ner fertigen Platine nie einen positiven 
Effekt. Eher negativ, z.B. bei Wasseraufnahme.
Ob nun mit Wasser (Leitungswasser reicht natürlich), oder mit IPA 
gereinigt wird, das hängt vom Flussmittel ab.
Am Ende noch Schutzlack drauf, und nur dann hält das wirklich 80 
Jahre...

von fijain (Gast)


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Ich frag mich ... Wer verwendet überhaupt noch Flussmittel?

Ich bastel und entwickel seit hmm fast 20 Jahren und hab noch nie 
Flussmittel verwendet.

von 0815 (Gast)


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fijain schrieb:
> Wer verwendet überhaupt noch Flussmittel?

Jeder???  Ok, in nem Raum voll Stickstoff geht's sicher auch ohne...

von herbert (Gast)


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Im Prinzip wasche ich alle meine Platinen wenigstens in Spiritus oft 
auch in Waschbenzin und ganz hartneckige Sachen auch mit Q-Tip und 
Aceton. Die Bauteile sollten aber waschdicht sein. Potis werden nicht 
gewaschen sie enthalten ein spezielles Fett das den seidenweichen lauf 
sicherstellt. Wird das ausgewaschen ,dann läuft es sehr rau. Vorsicht 
auch bei Displays da darf auch kein Wasser hin weil das Flecken gibt die 
man sehen kann. Wasser aber alleine löst kein Flussmittel. Wasser 
schadet aber auch der Elektronik nicht sofern man das Teil ordentlich 
vor einer Inbetriebnahme trocknen lässt. Was habe ich nicht schon alles 
in die Badewanne gestellt und mit der Handbrause durchgespült... danach 
muß man aber geduldig sein mit einschalten und so... Eine Woche 
durchtrocknen lassen ist nicht verkehrt. Kleinere Sachen kann man auch 
bei 50 Grad in den Backofen legen. Ich habe von Aldi so eine elektrische 
Luftpumpe die zum aufblasen von plastikmöbeln gedacht ist. Damit lässt 
sich nach dem waschen die Platine durchblasen. Trimmer und ähnliche 
Teile wo gerne Wasser stehen bleibt werden dann schon mal vorgetrocknet. 
Dann noch ein Haarfön und  einzelne Platinen sind schnell so weit ,dass 
man sie in Betrieb nehmen kann

von Alex W. (a20q90)


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0815 schrieb:
> fijain schrieb:
>> Wer verwendet überhaupt noch Flussmittel?
>
> Jeder???  Ok, in nem Raum voll Stickstoff geht's sicher auch ohne...

Das Flussmittel löst aber auch Oxyd an den zu lötenden Stellen auf. Von 
daher ist Flussmittel zwingend erforderlich!

von Matthias L. (limbachnet)


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fijain schrieb:
> Ich frag mich ... Wer verwendet überhaupt noch Flussmittel?
>
> Ich bastel und entwickel seit hmm fast 20 Jahren und hab noch nie
> Flussmittel verwendet.

Auch dein Lötzinn dürfte eine Füllung aus Flussmittel haben...

von Micha (Gast)


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das ist vermutlich der Punkt -  fijain verwendet (so wie ich auch) 
sicher Blöd-Zinn mit einer Seele ;)

um mehr aus Spass noch mal auf den ersten Beitrag zurück zu kommen, ich 
hab mal die entsprechende Textpassage aus der Anleitung rausgesucht:

"Step 19: The cleanup

Before you power up your board, wash off the excess flux and check for 
any missed solder connections. I like to
clean with plain water and a soft tooth brush. Run under the tap water 
for a minute washing off excess flux. Dry
immediately with a blow dryer on low heat. You can also use canned or 
compressed air in place of blow dryer."

Ich denk inzwischen: "andere Länder, andere Standards". Kolophonium ist 
als harz-ähnliche Substanz weder aggressiv noch wasserlöslich. Daher 
macht so eine Behandlung tatsächlich keinen Sinn. Wer weiss was für nen 
Kram die in den USA verwenden. Andere Länder, andere Sitten...

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