Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wer hat hier Erfahrungen mit dem Giessen von Metall(Blei, Silber)


von Hans von Toggenburg (Gast)


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Hallo zusammen

Ich wollte heute einen kleinen Ohranhänger für meine Freundin giessen.
Also habe ich zuerst einen Block aus Gips gegossen, diesen nach dem 
aushärten aus der Form gelöst und dann auf beiden Seiten auf der 
CNC-Fräse plan gefräst.

Anschliessend habe ich ihn im Backofen getrocknet. Dann eine Tasche 
gefräst und mit dem Gravierstichel das Motiv gefräst. Soweit klappte 
alles ganz gut.

Leider hat das heisse Blei (ich habe mich entschieden es zuerst mit Blei 
zu versuchen) beim eingiessen in die Form sehr stark geblubbert und ist 
dann auch mit diesen Blubbern drinn erstart. An was liegt das?

-Ausgasung des Gipses durch die Hitze? (Ich weiss inzwischen, dass ich 
Gips nicht für die Form verwenden sollte)

-hohe Oberflächenspannung des flüssigen Metalles und zu feine Strukturen 
in der Form?



Die simple Frage: Ich habe gelesen, dass ich auch Speckstein für die 
Form verwenden kann, welcher anscheinend schon lange für Formen 
verwendet wird. Hat da jemand Erfahrungen? Kann ich den gleich mit der 
CNC bearbeiten wie Gips?

Liebe Grüsse

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ja, da dürfte noch zu viel Wasser im Gips gewesen sein.

Man kann in Gips gießen (ich habe das mit Aluminium getan), allerdings 
muss die Form wirklich Tage trocknen - kurz in den Ofen reicht nicht. 
Mit Quarzsand gemischt wird die Form robuster.

Ein Tipp: es gibt bei Kaupo (www.kaupo.de) ein hochtemperaturfestes 
Silikon, mit dem man Formen für Zinnguss herstellen kann. Eventuell 
reicht es auch noch für Blei.

von Gerhard W. (gerhard86)


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Hans von Toggenburg schrieb:
> -Ausgasung des Gipses durch die Hitze? (Ich weiss inzwischen, dass ich
> Gips nicht für die Form verwenden sollte)
>
> -hohe Oberflächenspannung des flüssigen Metalles und zu feine Strukturen
> in der Form?

Imho beides. Die Blasen sind die Ausgasung und dass das Motiv sehr flach 
ist liegt an der Oberflächenspannung. Erfahrungen kann ich mit Guss 
leider nicht bieten, aber ich weiß dass reiner Gips auch bei sehr hohen 
Temperaturen nicht gast. Am wahrscheinlichsten war der Gips nicht 100%ig 
trocken. Luftblasen und evtl organische Einschlüsse sind auch möglich, 
die große Gasmenge spricht aber für Wasserdampf.
Das Problem mit der Oberflächenspannung löst man afaik indem man gröbere 
Strukturen macht (no na) oder indem man eine höhere Form macht, also 
eine höhere Säule flüssiges Metall. Die erzeugt einen höheren Druck und 
drückt damit das Metall stärker in die Form.

: Bearbeitet durch User
von Hans von Toggenburg (Gast)


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Hallo zusammen

Na, das ging ja wirklich fix! Vielen Dank!
Also in dem Fall werde ich es nochmal mit Gips probieren, aber dieses 
Mal einfach ne Woche trocknen lassen.
Hochtemperaturfestes Silikon geht leider nicht, da ich, wenn die 
Versuche erfolgreich sind, das Ding ja aus Silber giessen will. Und da 
ist man dann bei 960Grad anstatt 230 Grad Schmelztemperatur;)

Liebe Grüsse und Danke

von MWS (Gast)


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Silber kannst Du in verlorener Form in Ossa-Sepia gießen, wobei dabei 
ein Positivmodell sinnvoll wäre. Es gibt im Fachversand auch Gießsand, 
besonders da ist aber ein Positivmodell nötig. Bei Ossa-Sepia könnte 
man's noch reinfräsen, einfach mal danach googeln.

von Jörg K. (joergk)


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Hallo Hans,
habe vor einiger Zeit mal Gipsblöcke gegossen, um sie als 
temperaturfeste Abstandshalter zu verwenden.
Da ich möglichst wenig Wasser in meine Wärmekammer einschleppen wollte, 
habe ich die Blöcke (ca. 40x40mm) 24 Stunden im Kachelofen-Backfach bei 
100-150°C (je nach Tageszeit).
Vorher gewogen, danach gewogen: Massiver Gewichtsverlust.
Also weitergetrocknet. Erst nach drei Tagen im Backfach war kein 
Gewichtsverlust mehr feststellbar.
Das zum Thema "Gips trocknen": Dauert ewig...
Jörg

von Info (Gast)


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Wenn die Zeit knapp, und es mit dem Giessen nichts mehr wird, evtl. 
Lasersintern bei einem der 3D-Druck-Internet-Dienstleister..

von c.m. (Gast)


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Jörg K. schrieb:
> Das zum Thema "Gips trocknen": Dauert ewig...

dauert ewig weil gips nach dem gießen nicht nur feucht ist, sondern die 
kristalle als hydrat vorliegen. man muss also zuerst die feuchtigkeit 
rausbekommen, und dann aus den kristallen das kristallwasser austreiben.
der gips wird dabei viel leichter und dazu noch brüchig.

ich hab von metallgießerei keine ahnung, aber gips als form würde mir 
aus o.g. gründen eher spanisch vorkommen.

von MWS (Gast)


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c.m. schrieb:
> dauert ewig weil gips nach dem gießen nicht nur feucht ist, sondern die

Dauert ein paar Stunden, denn die Formen werden bei um die 700 Grad 
ausgebrannt, vorher schmilzt das Wachsmodell aus und hinterlässt den 
Hohlraum für den Guss.

> der gips wird dabei viel leichter und dazu noch brüchig.

Die verwendete Einbettmasse enthält unter anderem Gips.

> ich hab von metallgießerei keine ahnung, aber gips als form würde mir
> aus o.g. gründen eher spanisch vorkommen.

Das Ganze ist stabil genug für den Guss, nachher ist's vorteilhaft 
wenn's instabil ist, um gut entfernt werden zu können.

von Lord Tofu (Gast)


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Jaja, das Problem mit Lunkern ist kein einfaches. Aber an deiner Stelle 
würde ich Gießsand benutzen und keinen Gips. Damit kann man auch sehr 
dünne Teile gießen. Aber Wikipedia hilft dir bei Sandguss sicher auch 
weiter.

von Lutz H. (luhe)


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Gips ist nicht besonders Temperaturbeständig (110 "C).  Ist zum Gießen 
von Metall ungeeignet.

von Spezialist (Gast)


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Hans von Toggenburg schrieb:
> Leider hat das heisse Blei (ich habe mich entschieden es zuerst mit Blei
> zu versuchen) beim eingiessen in die Form sehr stark geblubbert und ist
> dann auch mit diesen Blubbern drinn erstart. An was liegt das?

Vermutlich weil die Form Raumtemperatur hatte. Wenn dann heißes Metall
eingefüllt wird, erstarrt das Metall an zu ungünstigen Stellen, so das
sich Hohlräume bilden, sich durch den Temperaturverzug Spannung im Gips
und der eingeschlossenen Luft in der Form ergeben und dann solche 
Effekte
auftreten. Also vor dem Guß die Form mit einer Propan-Flamme langsam 
aufheizen, dann gießen, langsam abkühlen lassen, dann klappst auch.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

es kommt auch drauf an, dass die Luft überhaupt rauskann, daher braucht 
man i.A. eine Öfnung zum Einfüllen und eine andere, durch die die Luft 
entweichen kann, und das so angeordnet, dass die Form gleichmässig 
gefüllt wird während die Luft entweicht - z.B. Einfüllloch oben links 
und Luftloch oben rechts.

Gruss Reinhard

von MWS (Gast)


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Hans von Toggenburg schrieb:
> Ich wollte heute einen kleinen Ohranhänger für meine Freundin giessen.

Wenn das Ding nicht ein Klotz zum Festnageln des Ohres am Tisch wird, 
sondern das Motiv filigraner Natur sein soll, dann hast Du mit 
Hausmitteln wenig Chance das in Silber zu gießen.

Du könntest eine handbetriebene Schleuder bauen, Seilrolle mit Ausleger 
und Gegengewicht, aber auch da wird viel kaputt gehen, bis das mal 
klappt.

Allein der Guss auf Schwerkraftbasis funktioniert hier jedoch nicht 
mehr.

von Blinky (Gast)


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Hallo,
statt Gips würde ich Einbettmasse (aus dem Dentalbereich) verwenden. 
Allerdings muss so eine Form bei ca. 700C gebrannt werden damit kein 
Wasser mehr enthalten ist. Am besten ist es auch, wenn die Temperatur 
der Form beim Giessen etwas höher ist (z.B. bei Silber eben die 700C vom 
Brennen). Damit ist die Temperaturdifferenz kleiner und das Gussmaterial 
bleibt länger flüssig.
Eine einseitige Gussform ist auch etwas schwieriger 
(Oberflächenspannung), besser wäre eine geschlossene Form (Dann mit 
Zulauf für das Material und Entlüftungsöffnungen für die Luft!).
Eine Alternative zum Giessen (gerade bei Schmuck) gibt es heute auch in 
Form von Metal Clay. Verarbeitet sich ähnlich wie Ton und sintert beim 
Brennen zu einem massiven Metallteil.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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wie wäre es mit irgendwelchen Ofenbau-Zementen etc? Ich hab auch noch im 
Keller irgendwo so weißes Pulver zum einzementiren von Heizspiralen 
(keine Ahnung wie das heißt)

von Rene H. (Gast)


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Silikonkautschuk für die Gussform.

Giessen erst zwischen 300 Grad und 350 Grad.

Und viel Geduld.

Grüsse,
René

von Udo S. (urschmitt)


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Rene H. schrieb:
> Giessen erst zwischen 300 Grad und 350 Grad.
>
> Und viel Geduld.

Er will Silber giessen

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