Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Videoübertragung per WLAN


von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Guten Tag zusammen!

Ich bin neu in diesem Forum und weiß, dass dieses Thema schon oft 
behandelt wurde. Nach mehreren Stunden mit der Forensuche bzw. dem Lesen 
von etlichen Threads bin ich allerdings nur bedingt schlauer.

Das Projekt ist folgendes:
Erstellen einer kleinen Platine (Grundfläche nicht viel größer als 
6x8cm, Höhe max. 10cm) mit folgenden Fähigkeiten
- zwei Weitwinkelkameras, möglichst hochauflösend
- Digitalisierung der Signale
- Komprimierung (ich vermute es empfiehlt sich H.264, evtl. auch MPEG2 
oder MJPEG)
- Senden per WLAN
- Kostenpunkt <500€

Leider kenne ich mich weder mit Kamerasystemen noch Hardware sonderlich 
gut aus, allerdings bin ich dabei mich nach und nach in die Themen 
einzulesen. Als ersten Schritt würde mich interessieren in wie weit 
eurer Meinung nach das Projekt möglich ist und ob mein allgemeines 
Verständnis bzw. mein Lösungsansatz in die richtige Richtung geht.

Dieser sieht folgendermaßen aus:

Kameras:
1280x960, PAL/NTSC, 
http://www.wondcam.com/170-degree-wide-angle-micro-camera-5-0-mega-pixel-camera.html

Digitalisierung:
Da die Auflösung 1280x960 HD720p entspricht brauche ich ICs die damit 
umgehen können. D.h. dieser hier wäre z.B. nicht geeignet, oder? 
http://de.farnell.com/rohm/bu9969kn-e2/digital-video-encoder-vqfn36/dp/1716173
Der einzige passende den ich bisher gefunden habe ist 
http://de.farnell.com/analog-devices/adv7441abstz-5p/ic-decoder-digitizer-144lqfp/dp/2070539.
Ist das korrekt so, oder sehe ich da etwas falsch?

Komprimierung:
Man könnte nun entweder zwei getrennte ICs für Digitalisierung und 
Komprimierung benutzen, oder aber auch beides in einem IC. Hierzu habe 
ich zwei Stück gefunden, die meiner Meinung nach brauchbar scheinen
http://www.intersil.com/en/products/audiovideo/security-surveillance/codecs/TW5864B1.html
http://www.intersil.com/en/products/audiovideo/video-decoders-encoders/codecs/TW5866.html

Senden per WLAN:
Damit habe ich, abgesehen von ein paar kurzen Gedanken zur benötigten 
Bandbreite, noch nicht näher beschäftigt, da ich vermute, dass es dafür 
einige bekanntere Lösungen gibt. Über Vorschläge würde ich mich freuen.

Das ist mein aktueller Stand der Planung nach zwei Tagen und ich würde 
mich über Feedback bzgl. Machbarkeit und meinen vorgeschlagenen 
Komponenten freuen.
Bevor das Thema analoge Videoübertragung wie in vielen anderen Threads 
wieder aufkommt sei gesagt, dass mir diese Möglichkeit bewusst ist. 
Allerdings sind die Vorgaben für das Projekt nach Möglichkeit digitale 
Übertragung zu nutzen. Die Reichweite spielt dabei kaum ein Thema, denn 
sie muss maximal bei 10m im Raum auf Sicht funktionieren - 
Kabelverbindung ist jedoch ausgeschlossen, da das ganze auf mobilen 
Platformen installiert werden soll.

Schonmal vielen Dank im Voraus für euer Feedback!

von Hubert G. (hubertg)


Lesenswert?

Warum keine IP-fähige Kamera? Diese an einen WLAN-Router und gut ists.

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Wenn die Baugröße, Videoqualität, Energieverbrauch und Preis passen wäre 
auch das möglich.
Die Anforderungen für die Kameras sind:
- Stereokamerasystem, d.h. beide Kameras nebeneinander bei einer 
Gesamtbreite von <7cm
- Weitwinkel mit >130°
- Auflösung min. 1280x960
- niedriger Energieverbrauch, Betrieb über Batterie, Spannung <12V
- Preis pro Kamera (inkl. Übertragung) ~ <200€

Bisher habe ich noch keine IP-fähige Kamera gefunden, die diesen 
Anforderungen gerecht wird. Sollte da jemand eine Lösung kennen würde 
ich mich natürlich sehr freuen.

von JojoS (Gast)


Lesenswert?

Mit dem RaspberryPi, einer WebCam, Wlan-Stick und dem motion Paket kann 
man eine IP-Kamera bauen. Allerdings ist beim RPi die USB Schnittstelle 
ein Nadelöhr und HiRes geht nur mit sehr niedriegen Frameraten.
Nur so als Ansatz, die suche 'Raspberry Webcam' liefert viele Treffer. 
Den RPi dann evtl. durch etwas leistungsfähigere Hardware ersetzen. Es 
gibt Alternativen mit mehr USB Power, aber die kann ich jetzt nicht auf 
Anhieb nennen. BeagleBoard / BeagleBone evtl.?

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Danke für deine Antwort. Ich habe beim Lesen gemerkt, dass ich keine 
min. Framerate angegeben habe...diese sollte min. 25 sein.
Ich meine einige Probleme bei dem RaspberryPi-Ansatz zu sehen:
1. die von dir angesprochen USB Schnittstelle...spätestens wenn zwei 
Kameras dran hängen wird das wohl nichtsmehr, oder man braucht 2 
RaspberryPis
2. Webcams findet man in der Regel nicht mit Weitwinkel-Objektiven und 
i.d.R. sind die auch so verbaut, dass es schwer werden dürfte, ein 
passendes Objektiv anzubringen.
3. Es müsste eine Komprimierung auf Softwareebene in Echtzeit passieren, 
was vmtl selbst den RaspberryPi an seine Grenzen bringen dürfte (vermute 
ich).

Falls ich mit meinen vermeintlichen Problemen falsch liege bitte ich um 
Korrektur von jemand der es besser weiß.

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Ich habe mir die Geschichte mit der IP-basierten Kamera nochmal durch 
den Kopf gehen lassen und habe etwas recherchiert. Dabei habe ich 
folgendes gefunden
http://www.alibaba.com/product-gs/767820508/GOING_5mp_megapixel_camera_ip_camera.html

Allerdings weiß ich das Produkt nicht so ganz einzuschätzen. Es ist zwar 
per se nicht unbedingt Weitwinkel, aber das sollte sich durch eine 
entsprechende Linse beheben lassen. Was ich mich frage ist wie ich das 
ganze anspreche. Es steht zwar dabei, das es ein "802.11N wireless 
module" enthält, aber bei der Schnittstellenauflistung taucht das 
nichtmehr auf. Ebenso steht dort etwas von einem RJ45 Anschluss, den ich 
aber auf dem Bild nicht sehe (evtl. sind nur die entsprechenden Pins 
vorhanden und die Buchse muss selbst installiert werden). Hat jemand 
schon Erfahrung mit etwas in dieser Richtung?

von JojoS (Gast)


Lesenswert?

ok, dafür ist der RPi zu schlapp. Mit den Anforderungen bist du aber 
auch eher im Segment für prof. Überwachungskameras.
Wenn man so low-cost ActionCams oder DashboardCams ansieht muss es so 
kompakte Sensoren+Hardwarekomprimierung geben, aber die schreiben ja 
üblicherweise auf SD-Cards und funken nicht.

von khsdf (Gast)


Lesenswert?

Sollen 130° die Sicht beider Kameras umfassen oder einer?
wenn einer, also 65° pro Kamera reichen, wären 2 hiervon was für dich

http://www.elv.de/output/controller.aspx?cid=74&detail=10&detail2=40394&refid=SEM_30003&gclid=CPK0iMKywboCFUyV3godhgMATw

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Die 130° sind pro Kamera, sonst wären es ja keine Weitwinkelkameras. Des 
Weiteren ist die Kamera mit 65mm deutlich zu breit für den 
Anwendungsfall (beide Kameras nebeneinander möglichst <65mm, absolute 
Grenze <85mm).

von Martin S. (strubi)


Lesenswert?

Hi Michael,

habe in der Vergangenheit ein paar Kamerasysteme gebaut/evaluiert...
Wird eng mit Deinen Anforderungen :-)

Als erstes würde ich von der analogen Vorstufe absehen und gleich einen 
digitalen Sensor nehmen.
Als nächstes musst Du das Flaschenhalsproblem lösen: zwei mal 720p 
kriegt man nicht so leicht in die gängigen Chips rein, da gibt es 
diverse Knackpunkte beim Interfacing (LVDS, MIPI vs. klassisch ITU-656 
bzw parallel). Manche Sensoren sind allerdings von Haus auf 
Stereobetrieb eingerichtet.
Für den WLAN-Versand kommt man am schnellsten mit einem Linux-Frontend 
vom Fleck, Stichwort RTP oder http für MJPEG.
Mit h264-Chips wird's schwierig, ich hatte damals keine Chance, ein 
Einzelstück in die Finger zu kriegen. Musste schlussendlich für die 
Kompression ein FPGA plus DSP nehmen. MJPEG macht das Ding voll im FPGA 
SoC, MPEG nur in Verbindung mit dem DSP, die Full HD-Bandbreite ist 
damit aber nicht zu schaffen. Mit MJPEG wiederum liegt der Flaschenhals 
im 802.11..

Was verstehst Du unter Kostenpunkt? Endproduktpreis? Stückzahlen? Reine 
HW-Kosten? Die Entwicklung dauert auf jeden Fall min. 1-2 Mannjahre...

Wenn es ein Forschungsprojekt ist: Am besten mal die Anforderungen 
drastisch runterskalieren und schauen, ob es auch mit weniger geht...

Grüsse,

- Strubi

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Danke für deinen hilfreichen Beitrag Strubi.
Per se wird es ja nicht verlangt, dass ich das alles selbst baue. Nach 
Möglichkeit würde ich das sehr gerne vermeiden, da es zum einen viel 
Zeit braucht und ich zum anderen auch nicht sonderlich fit darin bin 
(auch wenn ich genau das schon immer lernen wollte).

Was meinst du genau mit den Problemen beim Interfacing? Einen 
entsprechenden Video Encoder der PAL/NTSC nach ITU-656 wandelt sollte 
ich doch das PAL/NTSC Signal, das ich von der Kamera bekomme, direkt 
geben können (so wie ich das bisher aus den entsprechenden Datenblättern 
entnommen habe).
Chips die das Codieren des Videos übernehmen akzeptieren meiner 
Recherche nach meist ITU-656, d.h. ich könnte nach meinem Verständnis 
die Ausgabe des Encoders direkt an den Eingang hängen (von 
Steuersignalen jetzt mal abgesehen). Mit der Frage, wie ich das 
komprimierte Signal nun an das Board mit WLAN kriege habe ich mich noch 
nicht weiter beschäftigt. Wo gibt es denn dabei deiner Erfahrung nach 
Probleme bzw. was übersehe ich oder sehe ich falsch?

Heute Mittag meine ich einen H.264 Chip einzeln gesehen zu haben, aber 
ich finde ich gerade nichtmehr.

Unter Kostenpunkt verstehe ich Hardwarekosten. Das Ganze ist ein Uni 
Projekt, d.h. meine Arbeitszeit kriege ich nicht in Geld bezahlt ;) Ich 
möchte daraus auch kein serienreifes Produkt machen sondern ich brauche 
lediglich einen Prototypen. Darf ich fragen, worin deiner Meinung nach 
der Arbeitsaufwand von 1 bis 2 Mannjahren besteht?

Das Projekt ist wie gesagt ein Uni Projekt. Die Vorgaben kommen von 
außen, sind aber denke ich durchaus diskutabel falls in keinster Weise 
realisierbar. Jedoch gehe ich davon aus, dass der Aufgabensteller sich 
besser auskennt als ich und daher auch keine unrealistischen Aufgaben 
stellt. Ich hatte ihn ganz zu Beginn auch schon auf die Möglichkeit der 
analogen Videoübertragung angesprochen, woraufhin er meinte, dass es 
digital besser fände. Wenn ich hinreichend belegen kann, warum digital 
nicht realisierbar ist ist denke ich auch eine analoge Übertragung 
akzeptabel. Da ich eine digitale Übertragung intuitiv jedoch nicht für 
unrealisierbar halte möchte ich gerne erst einmal in diese Richtung 
weiter forschen und verstehen, wo da genau die Probleme liegen.

von Martin S. (strubi)


Lesenswert?

Hi Michael,

> Danke für deinen hilfreichen Beitrag Strubi.

Bitte :-)

>
> Was meinst du genau mit den Problemen beim Interfacing? Einen
> entsprechenden Video Encoder der PAL/NTSC nach ITU-656 wandelt sollte
> ich doch das PAL/NTSC Signal, das ich von der Kamera bekomme, direkt
> geben können (so wie ich das bisher aus den entsprechenden Datenblättern
> entnommen habe).
> Chips die das Codieren des Videos übernehmen akzeptieren meiner
> Recherche nach meist ITU-656, d.h. ich könnte nach meinem Verständnis
> die Ausgabe des Encoders direkt an den Eingang hängen (von
> Steuersignalen jetzt mal abgesehen). Mit der Frage, wie ich das
> komprimierte Signal nun an das Board mit WLAN kriege habe ich mich noch
> nicht weiter beschäftigt. Wo gibt es denn dabei deiner Erfahrung nach
> Probleme bzw. was übersehe ich oder sehe ich falsch?
>

Ok, ausgehend vom ITU/BT.656: Bei den meisten ADCs geht das über ein 
Parallel-Interface raus, bzw. in die verarbeitende CPU oder den 
HW-Codec.
Ein digitaler Sensor spuckt das Format schon direkt aus.
Wenn Du einen Chip findest (und auch in die Finger kriegst), der zwei 
Kanäle simultan verarbeitet, dann hast Du schon mal viel gewonnen.
Der nächste Knackpunkt ist dann, wohin mit den Daten, also die Frage: 
über welches Interface gehen die komprimierten Daten raus.
Ist es ein MIPI/CSI-Interface wie beim RPi, wird es schon mal 
kniffliger, das ist für den mittelständischen HW-Bastler schlechter 
zugänglich.
Typischerweise habe ich komprimierte Daten über denselben Parallelport 
wie beim BT.656 rausgehauen, man muss dann nur im Frame die Blocklänge 
einbetten. Eine Linux-CPU verpackt dann die Pakete und haut sie ans WLAN 
raus.

Dann gibt es ein kleines fieses Detail, das mich damals eine Menge Zeit 
gekostet hat: die Synchronisierung der Kameras. Kann u.U. blöd für die 
Nachverarbeitung werden, wenn links/rechts im Clock voneinander 
wegdriften.
Inzwischen gibt es Chips, die speziell für die Stereo-Anwendung 
konzipiert sind.

> Heute Mittag meine ich einen H.264 Chip einzeln gesehen zu haben, aber
> ich finde ich gerade nichtmehr.
>
> Unter Kostenpunkt verstehe ich Hardwarekosten. Das Ganze ist ein Uni
> Projekt, d.h. meine Arbeitszeit kriege ich nicht in Geld bezahlt ;) Ich
> möchte daraus auch kein serienreifes Produkt machen sondern ich brauche
> lediglich einen Prototypen. Darf ich fragen, worin deiner Meinung nach
> der Arbeitsaufwand von 1 bis 2 Mannjahren besteht?
>

In den kleinen fiesen, nicht vorhersehbaren Details :-)
Am meisten Zeit haben mich Bugs bzw. Timing-Probleme in den Sensoren 
gekostet, dazu kamen noch einige FPGA-Workarounds, um zwei Sensoren per 
i2c synchron konfigurieren zu können, plus Spezialwünsche vom Kunden. 
Wenn ich da so drüber nachdenke, fährst Du ev. mit einem puren 
Analogsensor mit fixem Timing ev. gar nicht mal so schlecht - es gibt 
dann einfach nix zu konfigurieren :-)
Die meiste Zeit braucht eigentlich die stabile Datenübertragung, also 
keine verlorenen Frames und die Software dahinter (brauchbarer[!] 
Kernel-Treiber, videoserver).
Also lose formuliert: Die Kamera liefert Standbilder nach einigen 
Wochen, und die Optimierung zum stabilen flüssigen Video kann mal ein 
halbes Jahr dauern.. Übrigens wurde die Stereo-Anwendung schlussendlich 
wegen grundsätzlicher Probleme (nicht umgehbare Designaspekte des 
Sensors) gekillt.

Drum meine Meinung, das Ganze eher etwas weniger ambitioniert oder in 
kleineren Schritten anzusetzen, sonst kann es ev. frustrierend werden, 
und manche Lehrstühle neigen ja auch nicht selten dazu, im Rahmen von 
Technologietransfers motivierte Studenten zu verheizen.
Aber ich würde es nicht für unmöglich halten, dass Du einen 
Kompressions-Chip findest, der viele Interfacing-Probleme für Dich löst. 
Würde mich dann freuen, davon zu hören.

Viel Erfolg & Grüsse,

- Strubi

von Frank K. (fchk)


Lesenswert?

Du kannst ja mal bei den gängigen Herstellern von Industriekameras 
reinschauen, was die im Angebot haben. Das wären AVT, Basler und IDS, 
die mir da jetzt so einfallen. Die produzieren Stückzahlen, und die 
Produkte sind durchaus preisoptimiert. Wenn die Produkte, die Du da 
findest, im Preis eine Zehnerpotenz höher liegen als Deine Vorgabe, dann 
sollte Dir das schon zu denken geben. Immerhin kaufst Du nur Deine 
Bauteile nur in Einzelstückzahlen ein, die aber in 10^3 bis 10^5 
Stückzahlen. Das wäre also der erste Reality Check. Beziehe ruhig die 
Optik mit ein, denn das ist auch teuer, und dann weißt Du, was Du an 
Elektronik verbraten kannst.

Zweitens: Wie groß ist denn der gesetzte Zeitrahmen? Was soll das 
werden? Diplom-/Masterarbeit? Studienarbeit? Gehe mal davon aus, dass 
bei den Herstellern Teams von 5-20 Leuten an so einer Kamera arbeiten, 
und ein komplett neues Modell wird da nicht einfach so in einem halben 
Jahr aus dem nichts entwickelt.

Was meinst Du denn, wie lange Du für so etwas banales wie das 
Leiterplattenlayout brauchst, wenn Du 8 oder 10 Layer hast, ein fettes 
FPGA mit 400 Balls im 0.5mm Raster und beispielsweise 2 oder 4 
DDR3-SDRAMs hast, wo alle Verbindungen die gleiche Länge haben müssen. 
Da sitzt auch ein Profi einen guten Monat an einem komplettes Design, 
bis alles so ist, wie es sein soll. Und Du als Anfänger darfst diese 
Zeit stumpf verdreifachen. Mindestens, weil das erste Board mit 
Sicherheit nicht funktionieren wird. Die Leiterplatten werden im Übrigen 
ins Geld gehen. 8 Layer als Einzelstück, ja 200€ sind da gar nichts.

Bis Du den Kamerachip zum Laufen gebracht hast, kann das auch dauern. 
CMOS ist noch einfach, CCD hingegen ist heftig. Allein für die Kopplung 
zwischen Sensorchip, FPGA und RAM können Monate draufgehen, und dann 
hast Du noch keine Software, kein WLAN, und keine Kompression.

Von daher halte ich die Abschätzung von Martin S. über zwei Jahre 
keinesfalls für untertrieben. Jemand, der Plan von der Sache hat, kann 
das in der Zeit schaffen, völlig unmöglich ist das nicht.

Und dann musst Du ja noch an die schriftliche Ausarbeitung denken. Bei 
einer Diplom-/Masterarbeit plant man 3 Monate für das Vorhaben und 3 
Monate für die schriftliche Ausarbeitung ein. Besser ist das, denn nach 
180 Tagen ist halt Schluss, und wenn Du am 181. Tag abgibst, bist Du 
leider durchgefallen. So war die Regelung jedenfalls zu meiner Zeit (und 
das war im letzten Jahrtausend).

fchk

von Frank (Gast)


Lesenswert?

Hubert G. schrieb:
> Warum keine IP-fähige Kamera? Diese an einen WLAN-Router und gut ists.

"WLAN-Router" ist Humbug. Du meinst sicher "Accesspoint"?

von Grendel (Gast)


Lesenswert?

Man sollte noch dazu sagen, dass der Martin schon etwas länger 
Entwicklungsarbeit macht... Also wenn so jemand da schon auf 
"Schwierigkeiten" stößt und Du bisher wie Du selbst sagst kaum Ahnung 
davon hast - dann sind 1 - 2 Jahre sogar noch sehr optimistisch. ;-)



> ... Video Encoder der PAL/NTSC ...

PAL ist AFAIR 702x576px oder sowas.
NTSC war 720x480px.

Kameras nur mit PAL/NTSC Analogausgang können gar keine HD Formate 
ausgeben!
Egal was da für ein Sensor drin ist ;-)
Entsprechendes gilt für die ganzen Komponenten die Du in Deinem ersten 
Posting genannt hast - kannste so also direkt vergessen.

Analog geht das nur mit separaten Ausgängen für die Farbkomponenten... 
so wie bei VGA.


Wenn es das nicht fertig gibt, dann kauf möglichst fertige IP Kameras 
und tausch die Optik aus. Die Bilder sind dann halt nicht ganz synchron 
aber es funktioniert wenigstens.

Andernfalls verabschiede Dich schonmal davon mit 500 Euro wegzukommen. 
Es wird dann sowieso viel teurer und dauert mindestens so lange wie 
Martin gesagt hat und könnte auch einfach gar nix werden weil irgendwas 
doch nicht so einfach geht wie gedacht ;-)

von Michael J. (doppelhertz)


Lesenswert?

Vielen Dank für eure umfassenden Antworten. Das Projekt ist ein etwas 
umfangreicheres Praktikum an dem 3 Personen 3 Monate lang etwa 1 1/2 
Tage pro Woche arbeiten sollen - allerdings gehört da auch noch eine 
Softwarekomponente dazu, die auf den Videosignalen arbeitet. D.h. es 
sind etwa 25 Manntage verfügbar. Damit scheint wohl der Ansatz mit 
eigener Platine komplett auszuscheiden. Bleiben für mich nurnoch zwei 
Optionen:

1. Fertige IP-Kameras mit digitaler Übertragung über WLAN so wie das 
hier 
http://www.alibaba.com/product-gs/767820508/GOING_5mp_megapixel_camera_ip_camera.html
Hat jemand in diese Richtung schon Erfahrungen und/oder kann mir etwas 
dazu sagen ob das für mein Vorhaben geeignet ist.

2. Analoge Videoübertragung, z.B. mit folgenden Komponenten:
Kamera 
http://www.hobbyking.com/hobbyking/store/__32024__hd19_explorerhd_full_hd_1080p_fpv_video_camera_with_integral_recorder.html
Übertragung 
http://www.aliexpress.com/store/product/Plug-N-Play-5-8GHz-200mW-video-transmitter-for-FPV/505678_497477406.html
Framegrabber 
http://www.stemmer-imaging.de/de/produkte/serie/DALSA.PC2-Comp#tags/|Analogue|PCIe|

Wären die Komponenten der beiden Ansätze brauchbar eurer Meinung nach? 
Und wo seht ihr Vor- bzw. Nachteile?

Zum Thema PAL/NTSC und 720p. Ich habe mich auch schon gefragt, wie das 
gehen soll. D.h. für meine beiden Ansätze, dass wohl Ansatz 1 davon 
nicht betroffen wäre, Ansatz 2 jedoch stark. D.h. wenn ich analoge 
Übertragung nehme komme ich nicht über die PAL/NTSC Qualität hinaus, 
außer ich finde passende Kameras, die andere analoge Signal verwenden 
(falls es das gibt).

von Strubi (Gast)


Lesenswert?

Hi Michael,

so ganz auf die Schnelle als Echo: Die Dinger von alibaba sind oft 
schlecht in kleinen Stückzahlen zu kriegen...
Günstige Asia-IPcams habe ich ein paar getestet, aber alle hatten ein 
massives Latency-Problem, das Bild hinkt der Realität teils bis zu einer 
Sekunde nach. Wenn WLAN kein Muss ist, ist die Analog-Übertragung nach 
wie vor die simpelste. Ansonsten gibt's da noch aufwendige Spässe per 
UDP, siehe RFC2435.
Für 720p fällt mir gerade nix simples im Analog-Bereich ein, ausser alte 
klobige Dinger mit mindestens 4 Koaxsteckern :-)

Ich hätte einen ganz simplen Vorschlag zur Evaluation:
1) kleinen Embedded-PC mit 3 USB-Ports hernehmen
2) Zwei Logitech C525 oder ähnlich anhängen
3) Ralink/Realtek basierten USB-Stick für WLAN
4) Das ganze unter Linux per vl42/uvcvideo zum Laufen bringen
5) Bilder mit JPEG-Encoder packen und als MJPEG-Movie per 
Webserver-Mimik raushauen

So, das klingt jetzt radikalfies: Das wird schon mal potentiell 
schiefgehen. Knackpunkte: USB-Flaschenhals (integrierte Hubs machen 
Ärger). Mit einem RPi wird es vermutlich nicht simultan klappen, oder 
vielleicht nur bei QVGA stereo. Der nächste Flaschenhals liegt dann beim 
Encoding, auch mit Assembler-Optimierung wird's ev. für 2xPAL-Format 
sehr eng. Mit einem flotten ARM dualcore (z.B. Tegra 2) sollte es 
allerdings gehen.

Was Ihr dann als nächstes angehen könntet: Einige Webcams wie die C920 
können h264, aber vermutlich nur unter Windows. Das ist dann eine nette 
Übung, das Protokoll reverse-zu-engineeren und unter Linux anzusprechen.
Andere Kameras haben auch JPEG-Encoder direkt auf dem Sensor, aber oft 
ist das auch für den Endnutzer komplett undokumentiert.

Wird also tendentiell eine entweder hardware- oder softwarelastige 
Sache.

Und damit der Spass am Samstag Abend nicht zu kurz kommt, stellt Dich 
nun die Herzblatt-Susi vor die Wahl:
1) die weichherzige Programmiererin, die auf den Klo einen ganzen 
Schrank voll RFCs stehen hat und jedes Problem mit einem bash-Zweizeiler 
löst, oder
2) die latzhosenbewehrte Anpackerin, die jede Highspeedplatine beim 
Frühstück designen kann und dutzende OPV-Typen in der 
Nachttischschublade liegen hat...

Und nun warten wir auf die Wand..

Schönes WE,

- Strubi

von bluppdidupp (Gast)


Lesenswert?

(1280x960? Unter 720p versteht man doch eigentlich 1280x720?)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.