Forum: Platinen Platinenstärke/-dicke bei Multilayer


von Michael (Gast)


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Hallo Leute,

mich beschäftigt die Frage, wie ich (wenigstens ungefähr) die Dicke 
einer mehrlagigen Leiterplatte bestimmen kann, wenn ich den Lagenaufbau 
vorgebe.
Wenn ich alle Cores/Prepregs und die Kupferdicken zusammenzähle, komme 
ich immer auf einen Wert, der größer ist als die reale Platinenstärke - 
klar, die fertige Platine wurde ja auch mit mehreren Tonnen Druck 
verpresst.

Daher die Frage:
was wird beim Verpressen nachhaltig verformt und was behält die Dicke?

Beispiel des Lagenaufbaus:

 15um Lötstopp
 35um Kupfer
225um PrePreg
 35um Kupfer
225um Core
 35um Kupfer
225um PrePreg
 35um Kupfer
 15um Lötstopp
-------------
845um Summe

Mehrere Leiterplatten sind aber an praktisch jeder Messtelle, an die man 
mit der Mikrometerschraube hinkommt, 660um stark.

Liegt innerhalb der -20%... Aber was hat sich da ineinander-gepresst?

Grüße,
Michael

P.S.: Mein Fertiger sagt nur, dass er Dicken auf +-20% garantiert - auf 
mehr will er sich nicht festlegen.

von Reinhard Kern (Gast)


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Michael schrieb:
> der größer ist als die reale Platinenstärke -
> klar, die fertige Platine wurde ja auch mit mehreren Tonnen Druck
> verpresst.

Das ist nicht der Grund, das ist schon herausgerechnet - die Lieferanten 
von Prepregs geben die Dicke NACH dem Verpressen an, und die Cores geben 
garantiert nicht nach.

Es müssen aber mit den Prepregs die Lücken im der jeweiligen Cu-Schicht 
gefüllt werden, z.B. bei 35 µ Cu und 50 % Füllgrad wird soviel 
Prepreg-Material hineingepresst wie 35 µ X 50 % entspricht. Die 
Dickenkalkulation muss also um 17 µ korrigiert werden (die Zwischenlage 
wird um das dünner, das kann an sich schon ein Problem sein, z.B. wenn 
zwischen 2 70 µ Lagen nicht genug Prepreg vorhanden ist).

Bei meiner eigenen Software zum Stack-Entwurf kann man daher grob 10 % 
für Verbindungslagen oder 90 % für Power Planes vorgeben oder man lässt 
sich den Füllgrad aufgrund der Lagendateien genau ausrechnen. Besonders 
bei geringen Füllgraden ist der Unterschied erheblich, eine Berechnung 
ohne diese Korrekturen ist ziemlich sinnlos.

Gruss Reinhard

von Reinhard Kern (Gast)


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Michael schrieb:
> P.S.: Mein Fertiger sagt nur, dass er Dicken auf +-20% garantiert - auf
> mehr will er sich nicht festlegen

Das hat nichts mit Wollen zu tun, er bekommt das Ausgangsmaterial - 
Cores und Prepregs - auch nicht genauer. Indem man vorher Muster fertigt 
und vermisst, könnte man geringere Dickentoleranzen einhalten, aber das 
wird dann sehr teuer, und i.A. braucht das niemand.

Gruss Reinhard

von Michael (Gast)


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Reinhard, vielen Dank für deine hervorragende erklärende Antwort!

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