Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Starkstrom - komische Verkabelung einer Maschine


von Gerhard (Gast)


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Guten Morgen!

Eine gebraucht angeschaffte Maschine schmeißt beim Einschalten immer den 
FI raus.

Eine kleine Untersuchung meinerseits hat ergeben, dass das 
Drehstrom-Anschlusskabel nur vieradrig ausgeführt ist, wobei der 
Neutralleiter im Stecker nicht angeschlossen ist. Intern im 
"Schaltschrank" der Maschine, hinter dem Hauptschalter, sind an einer 
Klemmleiste Neutral- und Schutzleiter gebrückt. Von dort geht es einmal 
fünfadrig weiter zu einem Drehstrommotor (Hydraulikpumpe) und einmal 
dreiadrig zu einer Steuerung, d.h. die Schutzleiter und Neutralleiter 
sind getrennt geführt und auch "normal" angeschlossen.

Die Steuerung besteht aus einem Trafo (24 Volt Sek.) und bedient ein 
paar Relais und Magnetventile. Der Trafo ist einphasig, d.h. es sind 
Neutralleiter und Phase der dreiadrigen Leitung an der Primärwicklung 
angeschlossen. Der Schutzleiter geht auf den Kern des Trafos und das 
Gehäuse der Steuerung.

Wenn man sich jetzt vor Augen hält, dass der Neutralleiter im Stecker 
der Maschine nicht angeschlossen ist, sondern stattdessen im 
Schaltschrank mit dem Schutzleiter verbunden ist, wird klar, warum der 
FI fliegt und die Maschine nicht läuft.

Warum zum Henker ist das so verdrahtet? Ich nehme mal stark an, dass das 
nicht zulässig ist? Die Maschine hat einen Aufkleber mit einer 2 Monate 
zurückliegenden BVG-Prüfung?!

Testweise habe ich mal den Schutzleiter im Stecker auf den 
Neutralleiter-Pin gelegt und geprüft, ob die Maschine so läuft - tut 
sie. Es liegt auch keine Spannung am Gehäuse an.

Frage: Wie bringe ich das Teil am besten in einen konformen und sicheren 
Zustand, um es einer neuen Prüfung unterziehen zu lassen und betreiben 
zu können? Anschlußkabel durch ein fünfpoliges ersetzen und die Brücke 
zwischen Neutral- und Schutzleiter entfernen, oder?

von mpl1337 (Gast)


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Brings zu nem Elektriker und wirf nen 5er in die kaffeekasse der wird 
nem Lehrling nen neues Kabel anschließen lassen und VDE prüfung macht er 
gleich mit.

Wenn da der N und PE verbunden sind sollte das ding mal genauer 
untersucht werden ob da nicht noch anderer unzulässige Änderungen 
vorgenommen wurden

von Oliver R. (orb)


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Gerhard schrieb:
> Warum zum Henker ist das so verdrahtet? Ich nehme mal stark an, dass das
> nicht zulässig ist? Die Maschine hat einen Aufkleber mit einer 2 Monate
> zurückliegenden BVG-Prüfung?!

Altinstallation, TN-C-Netz, es gibt keinen FI und der PE ist PEN, alles 
in Ordnung.


> Frage: Wie bringe ich das Teil am besten in einen konformen und sicheren
> Zustand, um es einer neuen Prüfung unterziehen zu lassen und betreiben
> zu können? Anschlußkabel durch ein fünfpoliges ersetzen und die Brücke
> zwischen Neutral- und Schutzleiter entfernen, oder?

Dein Bericht klingt nach gewerblichem Einsatz, also Elektriker holen, 
anklemmen lassen und gleich Prüfung nach GBV A3 vornehmen lassen.

von MaWin (Gast)


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> Warum zum Henker ist das so verdrahtet?

Bauernstrom.

Die Steckdose hatte keinen N und keinen FI.

Mach ein 5-adriges Kabel dran.

von A-Freak (Gast)


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Die Verdrahtung dieser Maschine kann in dieser Form niemals zulässig 
gewesen sein. Hätte der Prüfer wirklich nach VDE0701/0702 geprüft wäre 
das sofort aufgefallen, offensichtlich hat er nicht geprüft und einfach 
nur seinen Aufkleber draufgebappt.

Sag den Verantwortlichen ganz klar daß das unzulässig ist, wenn sie 
nicht darauf eingehen verlange eine Isolationsmessung (die die Maschine 
ganz sicher nicht bestehen wird).

Ein Nulleiter (TN-C) darf grundsätzlich nicht über einen Stecker 
angeschlossen werden. Hätte dieser einen Kontaktfehler (Schmmutz) oder 
die Leitung einen Aderbruch liegt die Netzspannung am Gehäuse. Es muß 
vor der Steckdose in Neutralleiter und Schutzleiter aufgetrennt werden, 
ein Netz nach TN-C gebildet werden, über den PE darf kein Betriebsstrom 
fliesen.

Ich hätte zwei Vermutungen warum das so verpfuscht wurde.

Entweder war früher ein Steuertrafo für 400V Primärspannung eingebaut 
(z.B. zwischen L1 und L2 angeschlossen) so daß man keinen N benötigt 
hat. Für einen Ersatztrafo der 230V will hat man dann PE als PEN 
mißbraucht.

Oder die Maschine war früher fünfadrig mit PE und N angeschlossen bis 
sie an eine Bauerndrehstrom-Steckdose ohne N kam. Um den Pfusch an der 
Steckdose zu kompensieren hat man die Maschine passend dazu mit 
verpfuscht.

von MarcusW (Gast)


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Herrje.

Irgendwie wie bei jedem Elektroinstallationsthread hier: Zehn Leute, 
zehn Meinungen. Schon seltsam. Selbst Meister widersprechen sich 
gegenseitig andauernd. Als ob sich die Normen jährlich ändern würden.
Am besten, du lässt das einen externen Elektriker machen. Über dessen 
Lösung würden hier wahrscheinlich wieder 95% die Hände überm Kopf 
zusammenschlagen. Du kannst aber wenigstens jemanden im Schadensfall 
haftbar machen.

von ... (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Hätte der Prüfer wirklich nach VDE0701/0702 geprüft
Hallo? Das ist eine Maschine und kein Gerät. Die wird nach DIN-EN60204 
(früher DIN VDE0113) geprüft.

Oliver ( 
Beitrag "Re: Starkstrom - komische Verkabelung einer Maschine" ) 
hat Recht.

von Route_66 (Gast)


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Hallo!
Die Maschine ist intern vollkommen richtig aufgebaut, da muß nach DIN EN 
60204-1 (VDE 0113-1) PE und N separat geführt werden (TN-S). Das 
Problem, welches Du hast, liegt vor der Maschine! Eine 4-adrige 
Einspeisung (TN-C) ist dabei zulässig, muß nur richtig ausgeführt 
werden.
Also: nix Maschine Pfusch, der schwarze Peter liegt bei Euch!

von Andrew T. (marsufant)


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Oder weniger kompliziert ausgedrückt: Da gehört ein 5 adriges 
Zuleitungskabel dran an die Maschine, wenn der TE eine TN-S Installation 
in seinem Gebäude  hat (und die hat er nach obiger Beschreibung).

von A-Freak (Gast)


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Ich stelle nicht in Frage daß eine Maschine an alten TN-C-Netzen 
vieradrig angeschlossen werden kann wenn der PEN in der Maschine auf PE 
und N aufgeteilt wird. Das gilt aber meines Wissens nach nur für 
Festanschluß und nicht für eine Zuleitung mit Stecker.

Falls es bei einer Maschine (anders als bei Geräten) zulässig sein 
sollte daß diese über einen Stecker mit einem Nullleiter=PEN versorgt 
wird dann nehme ich meine Aussage gerne zurück. Nennt mir doch bitte die 
entsprechenden Textstellen, ich würde meinen Horizont gerne erweitern.

Ansonsten bleibe ich mit meinen Kenntnissen der VDE 0701 und 0702 für 
Geräte auf dem Standpunkt daß ein TN-C spätestens in der Steckdose auf 
ein TN-S aufgeteilt werden muß.

Mindestens bei CEE-Steckern müssen N und PE getrennt voneinander auf 
verschiedenen Kontakten abgenommen und mit einer fünfadrigen Leitung 
weiter geführt werden. Der PE darf keinen Betriebsstrom führen, der N 
muß wie ein Außenleiter isoliert sein. Dann klappt es auch mit dem FI.

von A-Freak (Gast)


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Ich sehe gerade daß andere das gleiche in er Zwischenzeit auch schon 
erklärt haben.

von Harald W. (wilhelms)


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Gerhard schrieb:

> Eine kleine Untersuchung meinerseits hat ergeben, dass das
> Drehstrom-Anschlusskabel nur vieradrig ausgeführt ist, wobei der
> Neutralleiter im Stecker nicht angeschlossen ist.

Das ist bei einem Drehstrommotor in Dreieckschaltung durchaus
zulässig, wenn es sich um 3Ph+SL handelt und kein 230V-Verbraucher
vorhanden ist.

> Intern im
> "Schaltschrank" der Maschine, hinter dem Hauptschalter, sind an einer
> Klemmleiste Neutral- und Schutzleiter gebrückt.

Das ist allerdings hinter einem RCD (Fi) eindeutig nicht zulässig.
Gruss
Harald

von Gerhard (Gast)


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Danke für eure Antworten.

Also werde ich ein neues 5-adriges Anschlusskabel konfektionieren und 
die Maschine dann durch unsere Elektrikabteilung prüfen lassen.

Der Drehstrommotor ist vielleicht in Dreieckschaltung angeschlossen, 
aber es gibt einen 230V-Verbraucher, die Steuerung. Somit ist es nicht 
möglich, die Maschine an einem "modernen" Drehstromanschluss in der 
jetzigen Form zu betreiben.

von Andrew T. (marsufant)


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Gerhard schrieb:
>
> Der Drehstrommotor ist vielleicht in Dreieckschaltung angeschlossen,
> aber es gibt einen 230V-Verbraucher, die Steuerung. Somit ist es nicht
> möglich, die Maschine an einem "modernen" Drehstromanschluss in der
> jetzigen Form zu betreiben.

Dafür gibt es Steuertrafos, die eben 400V auf 230V umspannen.
Sowas baut man üblicherweise in so ein Gerät ein (ausser, man hat schon 
ein Versorgung für die Steuerung die 400/230V umschaltbar ist).

Schick mir mal ne PN, falls Du sowas benötigst - so ein Trafo kostet 
nicht die Welt, und ich setze sowas auch immer ein wenn ich "uralte" 
Maschinen weiterbenutzen will. So ein Trafo erspart, die vorhandene 
Steurung "umzustricken".

von F. F. (foldi)


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MarcusW schrieb:
> Du kannst aber wenigstens jemanden im Schadensfall
> haftbar machen.

Geht tot nur leider immer sehr schwer.

Aber du hast schon recht mit der Aussage über die Normen.

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