Forum: HF, Funk und Felder Reflektionsmessung Return Loss


von A.Schwarz (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich hätte eine kurze Frage an die HF Gurus... Ich habe eine 
Reflektionsmessung einer passiven Antenne bis ca. 1.4 GHz durchgeführt.
Bei ca 915MHz ist die Antenne am effizientesten.
Nun möchte ich diese Antenne leicht tunen und quasi die Reflektionskurve 
etwas weiter nach links auf ca 868MHz schieben. Genau da liegt mein 
Problem.
Wie macht man sowas genau in der Praxis? In welchem Zusammenhang steht 
die Kurve der Reflektionsmessung mit der f(Z) (Impedanzkurve eines 
Schwingkreises bzw Resonanzkurve)???
Smith-Charts sind mir bekannt, aber angenommen mein Antennenfußpunkt hat 
50Ohm und der Sender ebenfalls. Muss man da überhaupt noch "anpassen", 
oder reicht eine Kapazität in Längstrichtung zur Antenne, welche sehr 
niederimpedant ist bei der spezifischen Frequenz? Beim "Antennen 
Anpassen" werden ja meist LC Glieder angewendet. Wie legt man die aus? 
Sind das einfache Filter? Oder bilden die einen Schwingkreis erst mit 
der Antennenimpedanz. Sind die 50Ohm Angaben von Herstellern reel? Oder 
ist das eine Impedanz, wo der Betrag 50Ohm beträgt? Ich würde mich da 
gerne näher einarbeiten, um irgendwann mal eine Antenne anständig 
"angepasst" betreiben zu können. Die Messtechnik (Specki mit Generator 
bis 3GHz) ist vorhanden, aber leider noch nicht das KnowHow :-/
Die Einflüsse von der Antennenlänge konnte ich am Specki schön 
verifizieren, indem ich immer ein Stück vom Antennendraht gekürzt hab.
ich würde aber nun das Spektrum nicht durch kürzen oder verlängern der 
Antenne schieben sondern mit Induktivitäten und Kapazitäten in der 
Stripline beeinflussen wollen.
Ich würde mich über jeden Denkanstoß und jede Hilfe freuen

Besten Dank im Voraus
Gruß A.Schwarz

von Aeh (Gast)


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Naja. Die 50 Ohm der Antenne sind grosszuegigerweise so angeschrieben. 
Das gilt bei der Resonanzfrequenz. Daneben geht die antenne voll auf 
Reflektion.
Die antenne wurde mit einem Anpassnetzwerk so gematcht, dass bei der 
Resonanzfrequenz am Anschluss 50 Ohm erscheinen.

Das bedeutet, man muss mun das Gebilde betehend aus Antenne und 
Anpassnetzwerk auf 868 tunen und neu matchen.

Ich wuerd erst mal die Antennenlaenge anpassen und dann das Netzwerk. 
Wenn die Reichweite weniger wichtig ist, kann man allenfalls die Laenge 
sein lassen.

von Andi (Gast)


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Besten Dank für die Antwort...

Also die Antenne ist eine Patchantenne aus Keramik. Die Länge von dieser 
Antenne kann ich leider nicht ändern.
Was ich möchte, ist eine Fausformel, was beispielsweise mit dem Spektrum 
passiert, wenn ich eine Spule in Längstrichtung und´n Kondensator gegen 
Masse schalte. Was macht das "Anpassen" auf dem Spektrum? Würde man die 
Schaltungsänderung im Spektrum als zusätzliche +-dB´s bei der 
Resonanzfrequenz erkennen? Oder verschiebt sich das Spektrum? Oder wird 
da etwas gedämpft? Wo kann ich nachlesen, was für ein Anpassnetzwerk ich 
verwenden muss, wenn mein Modul und die Antenne ebenfalls mit 50Ohm im 
Datenblatt angegeben sind? Meistens sieht man in den Referenzdesigns 
trotzdem Anpassschaltungen, obwohl der Hersteller den Antennenfußpunkt 
mit 50Ohm beschreibt und ein SMA Konnektor mit ebenfalls 50Ohm verbaut 
hat.
Wenn die 50Ohm doch bei Resonanzfrequenz "erscheinen", ist doch der 
Imaginärteil der Impedanz null, oder? Also ist bei Resonanz der Realteil 
der Impedanz 50Ohm? Ich peile es nicht :-/
Wie hängt die Impedanz bzw. die 50Ohm mit dem Frequenzspektrum zusammen? 
Was passiert mit dem Spektrum, wenn die Antenne nur 25Ohm hat? Kann mir
So viele Fragen... Kann mir vielleicht jemand Praxisnahe Literatur für 
genau diese Thematik empfehlen?
Ich wäre euch sehr dankbar...

Gruß Andi

von ?? (Gast)


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Aeh schrieb:

> ...geht die antenne voll auf Reflektion.

> ...so gematcht,

> auf 868 tunen und neu matchen.

Darf ich raten? Da spricht der eingefleischte CB-Funker :-))

von Andi (Gast)


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Ne leider nicht ;-)

In die Richtung soll es aber gehen... Ich würde mir gerne das KnowHow 
aneignen, wie man beispielsweise ein Modul und eine Antenne anständig 
match´t und verbindet... Wie gesagt, die Messtechnik und 
Grundverständnis ist vorhanden, allerdings weiß ich absolut nicht, wie 
man in der Praxis an sowas rangeht. Ich denke, ich bin da aber nicht der 
einzige ;-)
Man sieht in vielen chinesischen HF-Produkten, dass die das Design nicht 
durchdacht haben und später mit Lötzinn und einem SpectrumAnalyzer an 
den HF-Pfad rangehen und ihre Schaltung irgendwie "anpassen". Wie macht 
man das hier zu Lande?

Gruß Andi

von Daniel (Gast)


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Mit einem Netzwerkanalysator die S-Parameter des DUTs bestimmen bzw. das 
Smith-Diagramm. Durch spiegeln des gewünschten Punktes (Frequenz) im 
Smith-Diagramm erhälst du die nötigen Angaben um eine Leistungsanpassung 
zu erzielen (Anpassnetzwerk aus Parallelschaltung bzw. Reihenschaltung 
von Induktivtät  Kapazität  Widerstand).

Umsetzen kann man solche Anpassschaltung in vielfältigen Wegen z.B. kann 
man Antennen mit einem Balun anpassen.
Zudem kann man durch Einfügen von Stichleitungen (das Smith-Diagramm 
verrät dir an welcher Position der Leitung) Leistungsanpassung erzielen.
Im GHz-Bereich werden zur Anpassung Mircostrip-Leitungen auf PCB's 
verwendet.

Ganz allgemein gesagt: Es kommt drauf an in welchem Frequenzbereich du 
dich bewegst und was für Leistungen (beispiel: Endstufe) die 
Anpassschaltung aushalten muss.


Gruss Daniel

von Andi (Gast)


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Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Benötige ich für das Smith Diagramm alle S-Parameter? Ich vermute ein 
Netzwerkanalysator ist momentan nicht drin. Ich habe leider nur ein R&S 
Handheld bis 3GHz (sowohl Generator als auch Specki). 
Reflektion/Trasmissionsmessungen sind drin, alles andere wird schwer.
Ich benötige ja quasi die genaue Impedanz am Antennenfußpunkt und die an 
dem Modul. Dann kann ich das Anpassnetzwerk eigentlich "zu Fuß" mittels 
komplexer Rechnung bestimmen. Nur was genau für eine Anpassung 
(Reihenschaltung/Parallelschaltung) verwendet man da? Eigentlich führen 
doch viele Wege nach Rom oder? Hauptsache ich lande irgendwie im 
Smithchart bei der normierten 1?

Gruß Andi

von Thomas K. (alerte)


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Du brauchst die Ausgangsimpedanz des Moduls und die Eingangsimpedanz der 
Antenne.
Das Modul möchte zur perfekten Anpassung am Ausgang mit seiner 
konjugiert komplexen Ausgangsimpedanz abgeschlossen werden. Sprich: du 
musst die Antennenimpedanz mittels Anpassnetzwerk eben in diese Impedanz 
transformieren. Ob Reihenschaltung und / oder Parallelschaltung und ob 
Kondensatoren und / oder Induktivitäten benötigt werden entscheiden in 
erster Linie die Impedanzen, zwischen denen du anpassen musst.

Was wann benötigt wird, dazu am besten nochmal die Grundlagen der 
Transformation mittels Smith-Chart anschauen.

Kurzes Beispiel: Deine Ausgangsimpedanz beträgt 50 Ohm.
Mit einer Induktivität in Serie drehst du dich auf der Linie der 
normierten Impedanz = 1 nach oben, mit einem Kondensator nach unten.
Mit einer Induktivität parallel drehst du dich auf der Linie der 
normierten Admittanz = 1 nach oben, mit einem Kondensator nach unten.

Oder nochmal als Grafik: 
http://www.rfcafe.com/references/electrical/images/Smith_Chart_Tuning_Paths.png

von Andi (Gast)


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Hey Thomas
besten Dank für die sehr verständliche Beschreibung. Genau sowas habe 
ich gesucht. Die Eingangsimpedanzen der SMA Konnektoren und Antennen und 
meist auch Module geben die Hersteller ja immer mit 50Ohm an. Wie genau 
ist diese Angabe und wie bekomme ich die genauen Impedanzen einer 
Antenne oder von einem HF Modul? Geht das nur mit einem 
Netzwerkanalysator? Wie gravierend ist es, wenn man eine Microstripline 
mit zb. 49Ohm aber kurzer Länge zwischen den Modulen legt. Welcher 
Anteil wird reflektiert und was bedeutet das für die Schaltung? Ist die 
Schaltung dann trotzdem noch "angepasst" ? Würde sich das Spektrum im 
vergleich mit einer Voll angepassten Schaltung auf der Horizontalen 
verschieben oder wird das Spektrum gestaucht?
Ich begebe mich gleich mal zu dem Smith Grundlagen :-)

Danke nochmal für die Mühe
Gruß Andi

von Andi (Gast)


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@Daniel:

>Zudem kann man durch Einfügen von Stichleitungen (das Smith-Diagramm
>verrät dir an welcher Position der Leitung) Leistungsanpassung erzielen.

Was meinst du mit Stichleitungen? Synonym für Streifenleitung?

Gruß Andi

von Thomas K. (alerte)


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Etwas vereinfacht ausgedrückt: Dein Sender gibt eine bestimmte Leistung 
ab. Je besser die Antenne angepasst ist, desto mehr Leistung wird 
abgestrahlt (und desto weniger wird zum Sender zurück reflektiert).
-> verbesserst du die Anpassung für eine bestimmte Frequenz, so erhöht 
sich für diese Frequenz die mögliche Reichweite mit dieser Antenne

> Die Eingangsimpedanzen der SMA Konnektoren und Antennen und
> meist auch Module geben die Hersteller ja immer mit 50Ohm an. Wie genau
> ist diese Angabe und wie bekomme ich die genauen Impedanzen einer
> Antenne oder von einem HF Modul? Geht das nur mit einem
> Netzwerkanalysator?
Wenn zu den Impedanzen im Datenblatt nichts weiter steht (auch die 
Diagramme anschauen!) bietet der Hersteller evtl. s-Parameter-Files der 
Antenne zum Download an. Messen geht nur über einen 
Vektor-Netzwerkanalysator.

Mehr oder weniger üblich ist, die Antenne auf ein s11 von < -10 dB 
anzupassen. Wenn da wirklich gar nichts steht außer "50 Ohm", würde ich 
eine Impedanz in dem Rahmen erwarten. Mit einem s11 von -10 dB gehen 
bereits 90% der Leistung in die Antenne. Mehr Aufwand macht i.d.R. 
keinen Sinn mehr (mit s11 = -20 dB wären es z.B. 99%).

s11 = 20 * log |(Z - 50) / (Z + 50)|

Mit der Formel siehst du, dass z.B. deine Fehlanpassung von 49 auf 50 
Ohm ein s11 von -40 dB ergäbe (= 99,99% Leistung in die Antenne). So 
eine "Fehlanpassung" würde sich jeder Entwickler wünschen :)

> Was meinst du mit Stichleitungen? Synonym für Streifenleitung?
Kapazitäten bzw. Induktivitäten können in der HF alternativ auch mit 
Streifenleitungen realisiert werden: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Stichleitung

von bruno (Gast)


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@ Autor: Thomas K. (alerte)

wenn du jetzt noch die db-rechnung korrekt beherschen würdest wäre die 
antwort schon (fast) bruachbar...

von Thomas K. (alerte)


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bruno schrieb:
> @ Autor: Thomas K. (alerte)
>
> wenn du jetzt noch die db-rechnung korrekt beherschen würdest wäre die
> antwort schon (fast) bruachbar...

Wenn du jetzt noch konstruktive Kritik korrekt beherrschen würdest, 
könnte man dein Posting (fast) schon ernst nehmen...

Was gefällt dir daran nicht? Die Formel darfst du gerne in der 
entsprechenden Fachliteratur nachlesen.

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