Forum: HF, Funk und Felder Verständnisfragen: Messen und Signalcodierung in elektromagnetischen Wellen


von Peter (Gast)


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Hallo,

1)
so wie ich es verstehe habe ich bei einer Funkübertragung mit 
elektromagnetischen Wellen in Abhängigkeit der Zeit eine Frequenz als 
einzige Information, richtig?

2) Wie genau kann die Frequenz gemessen werden (in der Theorie)? Wird 
die Spannung an einer Antenne abgetastet und die Zeit gemessen, bis sie 
wieder bei "0" angekommen ist?

3)
Wie kann ich mehrere unterschiedliche Informationen in solch einer Welle 
kodieren, wie es beispielsweise mit den Kanälen bei WLAN oder Sendern 
beim Radio geschieht, so dass die Informationen wieder sauber getrennt 
werden können?

Danke im Voraus!

von Wolfgang (Gast)


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Peter schrieb:
> 1)
> so wie ich es verstehe habe ich bei einer Funkübertragung mit
> elektromagnetischen Wellen in Abhängigkeit der Zeit eine Frequenz als
> einzige Information, richtig?

Nein, das kommt auf die Modulationsart drauf an. Normalerweise hast du 
in jedem Fall ein Frequenzgemisch, dass dann auch die Bandbreite 
bestimmt.
Als Informationsträger kommen Frequenzänderungen, Phasenänderungen, 
Amplitudenänderungen oder Kombinationen davon in Frage.

von Falk S. (falkschilling)


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Peter schrieb:
> Hallo,
>
> 1)
> so wie ich es verstehe habe ich bei einer Funkübertragung mit
> elektromagnetischen Wellen in Abhängigkeit der Zeit eine Frequenz als
> einzige Information, richtig?

Grundsätzlich richtig. Es wird hochfrequentes Signal erzeugt, welches 
erstmal informationslos ist (Trägersignal). Mit Hilfe eines Modulators 
können auf diesen Träger Informationen überlagert werden (darin 
eingebettet werden bzw. addiert).
Auf Empfängerseite wird auch wieder dieser Träger erzeugt, nur dort wird 
der Träger vom empfangenen Signal subtrahiert. Siehe auch DJ4UF's 
hervoragende Webseite:
http://www.amateurfunkpruefung.de/lehrg/uebersicht.html

> 2) Wie genau kann die Frequenz gemessen werden (in der Theorie)? Wird
> die Spannung an einer Antenne abgetastet und die Zeit gemessen, bis sie
> wieder bei "0" angekommen ist?

An einer Antenne tastet keiner ab. Wie oben beschrieben, wird das 
empfangene Signal solange gefiltert und verstärkt, bis es dekodiert 
werden kann. Ein DSP oder ein Software-Defined-Radio würde tatsächlich 
das Signal überabtasten und damit in der Lage diese Werte mittels einer 
Transformation (FFT) in eine Frequenz umzurechnen. Analogtechnisch würde 
man die Eigenschaften von Schwingkreisen hinsichtlich Kapazitäten bzw. 
Induktivitäten nutzen. Schau dir mal den oben verlinkten 
Amateurfunklehrgang von DJ4UF an, das hilft dir bestimmt weiter.

> 3)
> Wie kann ich mehrere unterschiedliche Informationen in solch einer Welle
> kodieren, wie es beispielsweise mit den Kanälen bei WLAN oder Sendern
> beim Radio geschieht, so dass die Informationen wieder sauber getrennt
> werden können?

Siehe oben: HF-Träger erzeugen. mittels Ringmischer deine Informationen 
draufkodieren, filtern, verstärken und Antenne (Sender). Im Empfänger 
other way around.

Alternativ suchst du dir einfach ein fertiges IC bzw. Bauteil im 433 Mhz 
Band, welches du mit einem Mikrocontroller ansteuern kannst. Z.B. RFM12 
oder ein XBee Modul.

von Peter (Gast)


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Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Der Link zu der Webseite war 
wirklich gut!

Folgendes verstehe ich noch nicht: Wie können die einzelnen Frequenzen 
getrennt werden - also der erste Schritt des Empfängers noch vor der 
Demodulation, wenn man die Verstärkung mal außen vor lässt? Im Prinzip 
empfange ich doch nur 1 Signal, wie trenne ich die einzelnen Signale?
Mir geht es (momentan) nicht um die praktische Umsetzung, sondern um ein 
Grundverständnis der Materie.

Beispiel: Wenn ich die Frequenzen 1Hz und 2Hz überlagere kommt etwas wie 
in dem angehängten Bild dabei heraus. Wie kann nun ein Empfänger daraus 
wieder die ursprünglichen Frequenzen isolieren?

von ops (Gast)


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Die nicht gewollten Frequenzen werden so weit wie nötig weggefiltert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Filter_(Elektrotechnik)

von Peter (Gast)


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ops schrieb:
> Die nicht gewollten Frequenzen werden so weit wie nötig weggefiltert.

Sehr interessanter Artikel, danke!

Was mir immer noch nicht ganz klar ist: Wie können mehrere Frequenzen 
"nebeneinander" existieren?

Wenn ich mir beispielsweise zwei UKW Radiosender anschaue, die auf den 
Frequenzen 87,5 MHz und 108 MHz senden, dann bedeutet dies ja, das das 
Audiosignal moduliert und dann auf die jeweilige Frequenz (108MHz oder 
87,5MHz) addiert wird, richtig?

Hier kommt mein Verständnisproblem: Der Empfänger möchte nachher einen 
speziellen Frequenzbereich herausfiltern, nämlich die Basisfrequenz samt 
entsprechender Bandbreite um diese Frequenz. Dieser Wert entspricht dem, 
was ich als Sender auf dem Radio einstelle, auch richtig?

Gehen wir mal davon aus, das nur die beiden Sender senden würden, und es 
auch sonst keine Störungen geben würde. Wenn beide Basisfrequenzen 
addiert werden erhalte ich ein Ergebnis wie im angehängten Bild. Wie 
kann (wieder in der Theorie) nun aus diesem "großen Ganzen" eine 
Frequenz bzw. ein Frequenzspektrum isoliert werden; wie werden die 
Frequenzen getrennt?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Schilling schrieb:
> An einer Antenne tastet keiner ab.

„Keiner“ würde ich da nicht sagen.  Allerdings ist das entsprechende
Prinzip (direktabtastender SDR) ob der benötigten Bauelemente (ADC
mit entsprechend hoher Abtastrate) bislang noch eher ein Nischenprodukt.

Peter schrieb:

> Hier kommt mein Verständnisproblem: Der Empfänger möchte nachher einen
> speziellen Frequenzbereich herausfiltern, nämlich die Basisfrequenz samt
> entsprechender Bandbreite um diese Frequenz. Dieser Wert entspricht dem,
> was ich als Sender auf dem Radio einstelle, auch richtig?

Ja.

> Wie
> kann (wieder in der Theorie) nun aus diesem "großen Ganzen" eine
> Frequenz bzw. ein Frequenzspektrum isoliert werden; wie werden die
> Frequenzen getrennt?

Mach' es mal ganz praktisch, und nimm einen klassischen analogen
Schwingkreis als Filter: er hat eine Neigung, vornehmlich auf seiner
Resonanzfrequenz zu (gedämpften) Schwingungen angeregt zu werden.
Auf anderen Frequenzen als dieser tut er sich schwer, der jeweiligen
Schwingung zu folgen; um so schwerer, je weiter man sich von seiner
Resonanzfrequenz entfernt.

Das Signal deines gewünschten Senders (± Modulationshub) liegt nun
in dem Bereich, in dem der Schwingkreis „schwingfreudig“ ist.  Dem
Signal deines unerwünschten Senders folgt er dagegen (fast) nicht.
Das Ergebnis ist daher wieder eine schöne Sinusschwingung, die dann
(durch die Frequenzmodulation) geringfügig um die Resonanzfrequenz
herum hin und her schwingt.

von Michael M. (technikus)


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Peter schrieb:
> Wie
> kann (wieder in der Theorie) nun aus diesem "großen Ganzen" eine
> Frequenz bzw. ein Frequenzspektrum isoliert werden; wie werden die
> Frequenzen getrennt?

Das ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Empfängers: Das 
Herausfiltern der gewünschten Nutzfrequenz (mit einer gegebenen 
Bandbreite rundrum) aus dem Frequenzgemisch. Man braucht also einen 
Bandpaß, der nur ein kleines Scheibchen aus dem ganzen Spektrum 
rausschneidet. Vereinfacht gesagt, sind die am Radio eingestellten 87,5 
MHz oder 108MHz die durchgelassene Frequenz des Filters (wie es 
technisch geht, steht unten).
Den Effekt des Filters kann man mit einer Auftragung Amplitude gegen 
Zeit (Zeitraum), wie Du sie gemacht hast, leider schlecht sehen. Eine 
Auftragung Amplitude gegen Frequenz (Frequenzraum) wäre besser. Da würde 
man nur zwei Linien bei 87,5 MHz und 108 MHz sehen. Mit einer 
ordentlichen Menge Mathe (Fourier Transformation) kann man Zeitraum und 
Frequenzraum ineinander umrechnen.

Technische Realisierung:
Die offensichtlichste Möglichkeit ist es, einen Filter exakt für die 
Empfangsfrequenz zu benutzen. Weil das technisch gesehen schlecht zu 
realisieren ist, baut man ein Filter für eine feste Frequenz, die sog. 
Zwischenfrequenz (ZF) und bringt durch Mischung mit einer zweiten 
Frequenz (Lokaloszillatorfrequenz LO) die Empfangsfrequenz (RF) in 
diesen Bereich. Das nennt man Superhet- oder Überlagerungsempfänger. Das 
entscheidende Filter wird als ZF-Filter bezeichnet.
Die oben angesprochene SDR-Technik ersetzt das Filter aus echten 
Bauteilen mit allerlei Berechnungen, das Filter ist also in Software 
realisiert.

Servus
Michael

von Peter (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten, jetzt habe ich ein besseres Verständnis 
von der Materie!

von U. B. (Gast)


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