Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Überlastung und Selbstzweifel eines Softwareentwicklers


von Benjamin D. (Gast)


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Seit 3 Monaten geht es mir relativ schlecht. Meine Firma hat von
einem anderen Softwaredienstleister die Wartung für eine grössere
Applikation übernommen. Wegen Ressourcenmangel hat man mir das Projekt
anvertraut, obwohl ich weniger als zwei Jahre Berufserfahrung besitze.
Zuerst hiess es, ich sollte nur einen erfahreneren Kollegen bei der
Wartung unterstützen, aber er hat sich nach ein Paar Wochen aus dem
Staub gemacht (unter dem Vorwand er muss andere Projekte machen). Die
Transitionphase ist jetzt vorbei, und jetzt wo die ersten Change
Requests eintruddeln,fühle ich mich komplett überfordert, da mir das
fachliche Wissen wegen zu kurzer Transitionsphase und das technische
Wissen wegen fehlender Berufserfahrung fehlen. Da ich das Projekt nicht
gegen die Wand fahren möchte, schiebe ich schon seit Wochen unbezahlte
Überstunden,in welchen ich versuche mich in der Applikation
zurechtzufinden. Aber jetz bin ich an einen Punkt angelangt, wo es so
nicht mehr weitergehen kann. Ich schlafe sehr schlecht, hab 3 Kilo
abgenommen und meine Konzentrierfähigkeit hat auch einen Tiefpunkt
erreicht. Jetzt muss ich mir etwas einfallen lassen.

Bevor ich eine Entscheidung treffe, brauche ich Feedback von anderen
erfahrenen Softwareentwicklern.

Mich würde gerne interessieren, ob das eigentilich Standard ist, relativ
unerfahrene Leute auf komplizierte Projekte anzusetzen und ob man nach
zwei Jahren Berufserfahrung schon so fit sein sollte um die komplette
Technologie zu beherrschen?
Mich plagen jetzt Selbstzweifel, dass es an mir liegt. Ich weiss, ich
war jetzt nie der Programmier-Crack, aber in meinen alten Projekten habe
ich mit etwas Hilfe von erfahrenenren Kollegen eigentlich immer eine
gute Arbeit geleistet. Falls ich demnächst gekündigt werden sollte oder
selber kündige, muss ich mir Gedanken machen ob ich mich weiterhin als
Software-Entwickler bewerben sollte, oder mich lieber auf weniger
technischlastige Stellen wie Softwaretester, Bussinesconsultant oder
Applicationmanager bewerben sollte.
Würd mich über Feedback freuen. Danke in Voraus.

: Bearbeitet durch Admin
von JimBo (Gast)


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Mein Tipp wäre, mit Deinem Chef darüber zu reden. Der soll den anderen 
Typen wieder zurückholen. Insbesondere wenn der sich selbstständig 
verpisst hat. Mach denen klar, dass mit den zu Deiner Verfügung 
stehenden Ressourcen, die Aufgabe nicht bewältigbar ist. Lieber jetzt 
Hilfe suchen, als am Ende der Sündenbock zu sein. Du musst es ja nicht 
als eigene Schwäche verkaufen. Sag halt, dass Du Dich schon zu 120% 
reinhängst, aber Du jetzt mit der Thematik gut genug vertraut bist, dass 
Du sehen kannst, dass es mit einer (relativ neu eingesetzten) Person 
nicht zu machen ist, und Du frühzeitig auf die Risiken hinweisen  und 
Hilfe erbitten möchtest.
Wenn Dein Chef damit nicht klarkommt - was seltsam wäre - ist er ohnehin 
ein Vollpfosten und Du bekommst so und so Probleme. Aber lieber jetzt, 
als dass Du Dich in den Burnout wirtschaftest. Dann braucht Dich keiner 
mehr. Ist leider so. Mitleid ist das einzige was es dann umsonst gibt.

von Ungläubiger (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> hab 3 Kilo abgenommen

Da würde ich mir keine Gedanken drüber machen, das schaffe ich in 2 
Tagen wenn ich denn will und kurz für gewisse Dinge Gewicht weg muss.


Das mit dem ins kalte Wasser werfen erlebt man häufig. Hast du mal mit 
deinem Chef gesprochen?! - Kommunikation ist jetzt absolut wichtig, sag 
ihm dass es innerhalb von 2 Monaten nicht möglich ist das Wissen 
aufzubauen und du unbedingt die Ressourcen von dem anderen Kollegen 
brauchst oder die Aufgabe nicht schaffbar ist.

Probleme frühzeitig an die nächst höhere Ebene weitergeben, wenn es 
droht, dass du sie nicht lösen kannst. Es kommt besser wenn du hinterher 
ne E-Mail schreibst: Hey Chef, konnte das Problem doch selber lösen. 
Anstatt: Sehr geehrter Chef, das Projekt ist nun endgültig tot und der 
Kunde hat da eine Schadensersatzklage geschickt.

von JimBo (Gast)


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Ein kleiner Nachtrag noch: durch die kürzer werdenden Tage dürfte es in 
nächster Zeit eher weniger mentale Power geben, als früher im jahr. Ich 
merke es, meine Kollegen merken es. Zeit für die gute alte Winterdepri. 
Also auch mal überlegen, beim Psychiater zwecks Medikamenten 
vorbeizuschauen bzw. einfach mal Deine Situation mit jemandem vom Fach 
zu besprechen. Schaden kann sowas nie.

von Rainer Brüderle (Gast)


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> Benjamin D. schrieb:
>> Ok, gross ist relativ.
>> Zumindest das grösste was ich gesehen habe. :)
>> Die Software ist relativ alt. Sie wurde von einem Softwaredienstleister
>> für einen deutschen Konzern entwickelt. Wurde dann an eine zweiten
>> Dienstleiter übergeben, und jetzt nach 10 Jahren an uns. Wir müssen nur
>> die Wartung leisten, also grössere CR-s.
>
> Okay. Wenn ich Du wäre, würde ich jetzt mehrere Sachen machen.
> 1. Papiertüte zum hyperventilieren besorgen (Spass)
> 2. Fragen stellen! Das ist das Wichtigste.
> 3. Nach 10 Jahren sollte es User geben, welche sich gut auskennen mit
> der Applikation. Finde heraus, wer das ist. Oft kommunizieren die
> erfahrenen User miteinander (Mail-Verteiler, Forum, Wiki etc.)
> 4. Wenn jemand was an der Applikation geändert haben will, dann kann er
> Dir das bestimmt auch erklären (Was ändern, warum ändern etc.).
> Und auch wenn Du meinst, du hast es verstanden: Frag nochmal nach! Ist
> auch eine Sache von Ping Pong. Wenn du nicht mehr nachkommst mit den
> CRs, dann frag die Leute nach schriftlicher Beschreibung (mit Zeichnung,
> Darstellung des Business Cases, Priorität "Must Have"/"Nice to Have").
> Damit gewinnst Du Zeit, und die User überlegen es sich in Zukunft
> zweimal, bevor sie einen CR stellen.
> 5. Denk an deinen Körper/Deine Gesundheit. Ist Dein wichtigstes Kapital!
Danke für die Tipps, vieleicht kann ich da etwas Zeit schinden, um einen
Überblick zu bekommen. Ob es langfristig reicht praktisch alleine alle
Probleme bezüglich der Applikation zu lösen, bezweifele ich.

Ich habe einen neuen Thread eröffnet und wir können die Diskussion dort
fortsetzen, wenn ihr noch Lust habt.
Gruss



Also, was die anderen Poster geschrieben haben stimmt absolut: Rede mit 
Deinem Chef.

Der ehemalige Kollege hat ja wohl "fluchtartig" das Projekt verlassen. 
Meine Tipps von oben beziehen sich dahingehend, dass es grundsätzlich 
mehr CRs gibt, als realisiert werden können. Daher legt man Prioritäten 
fest, welche CRs Vorrang haben.

von Benjamin D. (Gast)


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JimBo schrieb:
> Mein Tipp wäre, mit Deinem Chef darüber zu reden. Der soll den
> anderen
> Typen wieder zurückholen. Insbesondere wenn der sich selbstständig
> verpisst hat. Mach denen klar, dass mit den zu Deiner Verfügung
> stehenden Ressourcen, die Aufgabe nicht bewältigbar ist. Lieber jetzt
> Hilfe suchen, als am Ende der Sündenbock zu sein. Du musst es ja nicht
> als eigene Schwäche verkaufen. Sag halt, dass Du Dich schon zu 120%
> reinhängst, aber Du jetzt mit der Thematik gut genug vertraut bist, dass
> Du sehen kannst, dass es mit einer (relativ neu eingesetzten) Person
> nicht zu machen ist, und Du frühzeitig auf die Risiken hinweisen  und
> Hilfe erbitten möchtest.
> Wenn Dein Chef damit nicht klarkommt - was seltsam wäre - ist er ohnehin
> ein Vollpfosten und Du bekommst so und so Probleme. Aber lieber jetzt,
> als dass Du Dich in den Burnout wirtschaftest. Dann braucht Dich keiner
> mehr. Ist leider so. Mitleid ist das einzige was es dann umsonst gibt.

Der Tipp ist sehr vernünftig, danke !
Ich habe bisher die Eskalation beim Abteilungsleiter gescheut, um jah 
nicht als unfähig abgestempelt zu werden, aber es bleibt mir 
wahrscheinlich nichts anderes übrig, auch wenn ich eine Kündigung 
riskiere.

von Antimedial (Gast)


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Eine Kündigung riskierst du nur, wenn du die Klappe hälst und das 
Projekt versaust und damit womöglich zigtausende Euro in den Sand setzt. 
Es zeugt nur von Stärke, wenn man seine eigenen Fähigkeiten gut 
einschätzen kann und sich traut, Hilfe zu holen. Wenn du deswegen 
gefeuert wirst, ist es sowieso besser für dich.

von Hugo (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> Der Tipp ist sehr vernünftig, danke !

@Troll:
Mache doch nicht immer den Fehler und lassen ein Leerzeichen vor dem 
Satzzeichen ! ;)

So erkennt man dich halt immer sofort.

Ansonsten: Story ist ganz okay, aber du kannst dich schon ein bisschen 
mehr anstregen, finde ich.

von Rainer Brüderle (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> schiebe ich schon seit Wochen unbezahlte
> Überstunden,in welchen ich versuche mich in der Applikation
> zurechtzufinden.

Also das ist doof und schadet nur Deiner Gesundheit.

Lass Dir doch die Applikation von den Anwendern erklären: Sobald ein 
Anwender einen CR meldet, rufst Du bei dem an und fragst nach einer 
Online-Session (Webex/Live-Meeting etc.), bei welcher er Dir das 
demonstriert. Dazu machst Du dann noch fleißig Screenshots und Notizen, 
und kannst direkt Fragen stellen.

von Cyblord -. (cyblord)


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Was sollen denn die Anwender helfen, wenn man durch den Code nicht 
durchsteigt?

von Rainer Brüderle (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> auch wenn ich eine Kündigung
> riskiere.

Kündigung wirst du nicht riskieren. Du darfst halt nicht nur jammern, 
aber auch nicht heile Welt vorspielen. Sammle Fakten. Zum Beispiel mache 
Statistik über die Anzahl der CR. Du musst dem Chef belegen können, was 
Du leistest.

von Rainer Brüderle (Gast)


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cyblord ---- schrieb:
> Was sollen denn die Anwender helfen, wenn man durch den Code nicht
> durchsteigt?

Achso, sorry, hatte das so verstanden, dass er die Applikation nicht 
versteht. Denke, es ist eine komplexe Applikation, und sich da durch den 
gesamten Code zu hangeln (als Anfänger), kann viel Zeit brauchen. Und 
letztendlich braucht man doch den Anwendungsfall des Users (welche 
Daten/Parameter usw.)

von Hubert (Gast)


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Tja, deswegen ist eine ordentliche Doku sinnvoll.

von DirkZ (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> [viel zu tun, wenig Zeit, jammert]

dafür verdienst Du doch bestimmt 50-60 T, oder mehr?

von Rainer Brüderle (Gast)


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Hubert schrieb:
> Tja, deswegen ist eine ordentliche Doku sinnvoll.

:-)

Ich glaube, wenn jeder Mensch Doku lesen würde, dann gäbe es dieses 
Forum nicht.

von Rainer Brüderle (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> ich versuche mich in der Applikation
> zurechtzufinden.

Was meinst Du damit? Findest du Dich im Code nicht zurecht, oder in der 
Anwendung der Applikation?

Kannst Du beschreiben, was die Applikation macht?

von Ing. (Gast)


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Das hört sich an nach: Dienstleister übernimmt Auftrag billig, kann dann 
doch nicht zu dem Preis, vergibt es noch billiger (und macht Gewinn) an 
den nächsten Dienstleister und der verheizt einen "günstigen" Ingenieur. 
Mehr Ressourcen sind für dieses Projekt nicht zu vertreten. Friss oder 
stirb heißt es.

Rede, kündige etc...

von Benjamin D. (Gast)


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Erstmal danke an alle, die sich gemeldet haben.

Rainer Brüderle schrieb:
> Benjamin D. schrieb:
>> ich versuche mich in der Applikation
>> zurechtzufinden.
>
> Was meinst Du damit? Findest du Dich im Code nicht zurecht, oder in der
> Anwendung der Applikation?
>
> Kannst Du beschreiben, was die Applikation macht?

Erstmal danke an alle, die sich gemeldet haben.

Mein Chef liest hier auch, also kann ich mich hier nicht outen.

Die Applikation ist im Prinzip über die Homepage eines deutschen 
Konzerns erreichbar.  Das tut es aber nichts zur Sache.

Das Problematische ist wie gesagt, dass ich eigentlich für die 
Transition technisch nicht genug fit war, um alles aufzusaugen was 
wichtig ist. Knowlege transfer ist jetzt schon vorbei, und jetzt muss 
ich mich halt durchkämpfen und isch stosse jeden Tag uf einen Haufen von 
Problemen, sei es technischer oder fachlicher Natur.

von Klaus I. (klauspi)


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Benjamin D. schrieb:
> Seit 3 Monaten geht es mir relativ schlecht. Meine Firma hat von
> einem anderen Softwaredienstleister die Wartung für eine grössere
> Applikation übernommen. Wegen Ressourcenmangel hat man mir das Projekt
> anvertraut, obwohl ich weniger als zwei Jahre Berufserfahrung besitze.

Sorry da haben Deine Chefs komplett weltfremd geplant und hatten nur 
Dollar-Zeichen in den Augen.


> Wissen wegen fehlender Berufserfahrung fehlen. Da ich das Projekt nicht
> gegen die Wand fahren möchte, schiebe ich schon seit Wochen unbezahlte
> Überstunden,in welchen ich versuche mich in der Applikation
> zurechtzufinden. Aber jetz bin ich an einen Punkt angelangt, wo es so
> nicht mehr weitergehen kann. Ich schlafe sehr schlecht, hab 3 Kilo
> abgenommen und meine Konzentrierfähigkeit hat auch einen Tiefpunkt
> erreicht. Jetzt muss ich mir etwas einfallen lassen.

Verschwinde dort ganz schnell!


> Bevor ich eine Entscheidung treffe, brauche ich Feedback von anderen
> erfahrenen Softwareentwicklern.
>
> Mich würde gerne interessieren, ob das eigentilich Standard ist, relativ
> unerfahrene Leute auf komplizierte Projekte anzusetzen und ob man nach
> zwei Jahren Berufserfahrung schon so fit sein sollte um die komplette
> Technologie zu beherrschen?

Ja, diese Probleme hat man inzwischen häufiger. Die externen 
Dienstleister sind ja immer so günstig, Ich wollte letztens ein Backup 
zurückgespielt haben und die "Leute" haben mit dann über mehrere Umwege 
mitgeteilt, dass sie genau diese Datenbank noch nicht kennen würden. 
WTF, die eine Datenbank wo zahlenmäßig und grössenmässig die meisten 
Daten gesichert werden müssen, weil die Daten auch 1:1 in 
Zulassungsdokumente für Arzneimittel verwendet werden?

An der Stelle nochmal einen gesonderten Gruss an meiner sogenannten IT 
und allen Subunternehmern.



> Mich plagen jetzt Selbstzweifel, dass es an mir liegt. Ich weiss, ich
> war jetzt nie der Programmier-Crack, aber in meinen alten Projekten habe
> ich mit etwas Hilfe von erfahrenenren Kollegen eigentlich immer eine
> gute Arbeit geleistet. Falls ich demnächst gekündigt werden sollte oder
> selber kündige, muss ich mir Gedanken machen ob ich mich weiterhin als
> Software-Entwickler bewerben sollte,

Ach, mach Dir da lieber nicht soviel Gedanken.

von c-- (Gast)


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Ich war auch mal in einer solchen Situation. Man hat mir etliche MB 
Sourcecode hingeworfen, und den Satz "Da hinten sitzt Dein Handbuch. 
Wenn Du Fragen hast, frag." Unnötig zu erwähnen, dass das "Handbuch" 
einen recht genervten Eindruck gemacht hat. Hardwaredokumentation gab es 
nicht, Softwaredokumentation auch nicht.

Ich hatte bereits am dritten Tag ein ungutes Gefühl, dass das Projekt 
und ich keine Freunde werden, jedenfalls nicht in der vorgegebenen Zeit 
von 6 Wochen. So kam es dann auch. Ich habe leider in die falsche 
Richtung entwickelt und zwei wesentliche Anforderungen/Randbedingungen 
nicht beachtet. Ich hätte ja fragen können. Klasse! Erstmal die 
richtigen Fragen wissen.

Als ich dann meinen Leiter gefragt habe, was er denn gesagt hätte, wenn 
ich mich mit der Software schon vor meinem Einstieg ausgekannt hätte 
(die Tools und Umgebungen kannte ich) und dass ihm das doch ernsthaft zu 
denken hätte geben sollen, kam Schweigen. Natürlich: Projekt war bereits 
viele Monate verspätet, und dann hätte ich die Sache retten sollen. 
Klar, dass das nicht funktionieren konnte.

Ich habe die Probezeit schließlich zum Ende des 3. Monats auf eigenen 
Wunsch terminiert. So konnte und wollte ich nicht weiter arbeiten. Im 
Nachhinein ist man immer klüger.

Also: Du bist nicht alleine. Merke Dir: "Melden macht frei und belastet 
den Vorgesetzten!" Alter BW-Spruch. Dokumentiere Deinen Aufwand, Deine 
Fortschritte, Deine Probleme und halte Deinen Vorgesetzten auf dem 
Laufenden. Wenn ihm was an dem Projekt liegt, wird er etwas unternehmen. 
Wenn nicht, dann halt nicht.

Mache Dich nicht kaputt. Begrenze Deine Überminuten. Denke an das 
Arbeitszeitgesetz. Das ist zu Deinem Schutz da. Du bist kein 
100m-Sprinter, sondern ein Marathonläufer, und der Marathonläufer ist 
eben nicht so schnell wie der Sprinter, hält aber wesentlich länger 
durch, und darauf kommt es an.

c--

von sf (Gast)


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Benjamin D. schrieb:
> Mich würde gerne interessieren, ob das eigentilich Standard ist, relativ
> unerfahrene Leute auf komplizierte Projekte anzusetzen und ob man nach
> zwei Jahren Berufserfahrung schon so fit sein sollte um die komplette
> Technologie zu beherrschen?

Hmm, man wächst halt mit seinen Aufgaben. Andererseits ging es mir 
ähnlich. Nach'm Studium bei 'nem mittelständischen Unternehmen 
angefangen und gedacht: Alter, hier haste das große Los gezogen, wat 'ne 
Weltfirma. Innerhalb von nicht mal 2 Monaten war mir klar, dass das, was 
dem Kunden als verkaufsfertiges Produkt angepriesen wurde (und schon im 
Vertrieb war!) und für das ich die Softwarewartung übernehmen sollte, 
noch nicht mal als Prototyp getaugt hat und bereits konzeptuell ein Fass 
ohne Boden war...

> Mich plagen jetzt Selbstzweifel, dass es an mir liegt.

Kann ich verstehen, ging mir ähnlich. Nachdem den Kunden klargeworden 
war, dass das Produkt nicht funktioniert, war das Theater groß. Man gibt 
sich selber die Schuld, obwohl man weder für die Projektleitung/-planung 
noch für die Produktpolitik verantwortlich ist und hält sich selber für 
zu schlecht für den Job und macht sich Vorwürfe, nicht konsequent genug 
bzw. nicht richtig genug gearbeitet zu haben. Am Ende stumpfst du dann 
ab und dir ist dann alles egal, weil du keine Perspektive siehst, 
vernünftig weiter zu entwickeln.

Wenn dein Arbeitsleben dir dein Privatleben zur Sau macht bzw. dir dein 
Privatleben diktieren will, such dir was anderes. Und auf Arbeit musst 
du dir auch nicht alles gefallen lassen. Freilich geht's irgendwo um 
Teamplay, aber Menschen haben gemeinsame Vorfahren mit Primaten und 
lassen das auch häufig genug raushängen, bloß weil ses können.

von Wayne (Gast)


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Ich bin jetzt seit 5 Jahren als Softwareentwickler unterwegs und meiner 
Einschätzung nach ist das normal in KMUs.
Meist riesige Softwareprojekte und keine Einarbeitung und selbst so 
dämlich das ich das mit kostenlosen Überstunden kompensiere.

Dort wo ich jetzt bin, wurde vorher groß von Einarbeitung gesprochen, 
nachdem ich eine Woche in der Firma war wurde mir dann schon gesagt das 
ich produktiv Arbeiten soll und nicht mehr auf die Kostenstelle 
Einarbeitung buchen darf.

Inzwischen bin ich hier quasi Projektleiter, allerdings nicht der 
Projektverantwortliche, aber ich mache das was der vorher gemacht hat.
Ich koordiniere das Team, mache die Releaseplanung, sitze zu Hause dran 
wenn die Server mal nicht wollen und sitze auch Abends um 22 Uhr noch am 
Rechner unf schreibe Mails und plane Meetings. Noch dazu schreibe ich 
ein technische Konzept für ein anderes Projekt, allerdings nicht auf 
Basis von Anforderungen sondern von dem Vorgängerprojekt, welches mit 
verschiedenen Programmiersprachen von sehr vielen unerfahren Entwickler 
über mehr als 10 Jahre hinweg Entwickelt wurde, ohne Doku versteht sich. 
Nebenbei bin ich noch Scrum Master und führe in einem anderen Team Scrum 
ein. Und jetzt soll ich noch bei einem anderen Team mitentwickeln weil 
es brennt und die Deadline näher rückt, dort entwickeln 4 Leute seit 3 
Monaten und ein Architekt hat sich davor auch schon über einem Monat 
Gedanken drüber gemacht. Dokumentiert ist nichts, Tests wurden aus 
Zeitmangel auch nicht wirklich implementiert, ich bekomme 4 Stunden 
Einführungen, dann soll ich loslegen, denn Mitte Januar muss es fertig 
sein. Für ein anständiges Gehalt würde ich das ja noch mitmachen, aber 
die 42k im Jahr die ich bekomme sind mir jetzt zu wenig Schmerzensgeld, 
zumal die reichlichen Überstunden damit abgegolten sind, also bin ich 
jetzt wieder auf der suche.

von DrTech (Gast)


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Das ist es. Der ganz normale Wahnsinn der rinem tagtäglich in diesen 
Zwangseinrichtungen, auch Firmen genannt, begegnet.

@wayne
Das sieht mir sofort nach unfähiger Führung des Managements oder Verkauf 
aus. Alles unfähige Idioten oder Schleimer beim Oberboss das es nur so 
trieft.

War auch mal in der Situation. Irgendwann hats mir gereicht, obwohl ich 
denen monatelang schon prophezeit habe dass ich in dem Laden bzw 
Baustelle nicht mehr lang arbeiten werde,  waren sie dennoch sehr 
überrascht wie ich ihnen die Kündigung vor die Nase geknallt habe. 
Idioten..

Habe immer vollen Einsatz gegeben, Schichten oft mit 14 Std. Die haben 
mich gebraucht bei der IBN und Entwicklung. Versprachen mir auch für das 
nächste Gespräch eine saftige Gehaltserhöhung. Gekriegt hätte ich 200 
Eur im Monat mehr. Sourcecode und Geschäftsleitung eine Katastrophe. 
Merke: In der Struktur des Sourcecode widerspiegelt sich oft die 
Qualität der Firmenorganisation!

 Tja die Firma hat es sich bei mir verscherzt.

Hab denen genau 1 Tag vorm Monatsletzten gekündigt,  dass die 
Kündigungsfrist nicht noch ein Monat länger dauert.

Und das 2x. Einmal hab ich einem Teamleiter die Kündigung mitgegeben und 
weil ich ihm nicht traute am gleichen Tag noch ein Original per Post. 
Und das 1 Woche später nachdem sie einen meiner Kollegen gekündigt haben 
und das bald vor Weihnachten damals. Na die werden Augen gemacht haben. 
Konnte mir ihre langen Gesichter gut vorstellen.  Genüsslich habe ich 
dann noch weiter gearbeitet, am Schluss einen Monat lang Urlaub und 
Zeitausgleich bezogen. Hat dann eh bald das restliche Team auch 
gekündigt.

Natürlich entsprach auch das Dienstzeugnis meinem schon exzellenten 
Zwischenzeugnis. Denn die haben sehr wohl Angst gehabt dass durch mich 
alles nach aussen gerät. Ich hatte leichtes Spiel, da ich ausserdem beim 
Kunden sehr beliebt war und das im wirklichen Sinne, war immer da oder 
remote eingeloggt wenn die kacke dampfte.

Hab dann nur mehr mitbekommen,  dass auch einige Monate später auch der 
nette Chef gekündigt hat. Macht richtig Spaß wenn so ein Murksladen den 
Bach runter geht.

Sogenannte Manager müssen eben fühlen wenn sie nicht hören wollen. ;-)

von DrTech (Gast)


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Übrigens das mit dem Sourcecode und der fehlenden Doku war genau gleich! 
Auch die Mechanik und Elektrik war dort bei mir Schrott! Schlug vor 
besser  gleich die Anlage einschmelzen und noch wenigstens einen 
vernünftigen Schrottpreis zu verlangen.

Und Merke: sende deine Kündigung am besten nur mit Einschreiben per 
Post.

von märkischen (Gast)


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DrTech herrlich.
Made my day :-)

von Hinz (Gast)


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Mittlerweile Seniorentwickler, geht das anders zu und her.

Das Ziel ist erreichbar. Ich bin der Groesste und der Einzige, zumindest 
hier an diesem Projekt. Wir sind auf Kurs, ich komme voran. Egal wie 
weit ich bin, und wie weit das Ziel noch weg ist. Wir sind auf Kurs, ich 
komme voran. Es fehlt nicht mehr viel. Es ist nur noch dies zu machen. 
Termine ? Geb ich nicht. Termin ueberschritten ? Egal. Wir sind auf 
Kurs, ich komme voran.Ich bin der Groesste und der Einzige, zumindest 
hier an diesem Projekt. Wir sind auf Kurs, ich komme voran. (repeat)

von Seano L. (Gast)


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Mal was aktuelles aus dem Freelancerleben:

Gestern kam eine Anfrage rein, vom "Chef persönlich". Suchen sowas wie 
einen Feuerwehrmann, weil das Projekt brennt. Zwei Leute haben jetzt 
gekündigt, einer wurde rausgeworfen, weil sie seit 10 (zehn!) Jahren 
rumentwickeln und immer noch nicht fertig sind. Keine Doku vorhanden, 
nicht mal ein Pflichten/Lastenheft und das Ganze soll bis Jahresende 
fertig sein und kosten darf es nat. auch nichts. Heute habe ich mal in 
den Code reingeschaut, wegwerfen und neu machen sage ich da nur. Die 
erwarten ernsthaft, dass man einen Festpreis dafür angebe könnte, hoffen 
halt auf nen Dummen der das für ein Appel und Ei macht.
Vorstellungen haben die BWLer.... solche Scherze kommen fast wöchentlich 
rein, überall brennt die Hütte aber nicht weil Weihnachten vor der Türe 
steht.

von P. Enis (Gast)


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Für dich als (Maul-)Held dürfte das doch gar kein Problem sein.

von genervt (Gast)


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Schwen Gel schrieb:
> solche Scherze kommen fast wöchentlich
> rein, überall brennt die Hütte aber nicht weil Weihnachten vor der Türe
> steht.

Was zur Zeit in manchen Firmen abgeht ist nicht mehr feierlich.

Projekte werden auf "Teufel komm raus" an Land gezogen, mit völlig 
realitätsfernen Zeitschienen, die Entwickler sollen es dann schaukeln.

Kein Wunder, dass die Leute abwandern, wenn sie die Schnauze voll haben 
und komischer Weise bekommt man die Stellen nicht besetzt.

Dann schickt man Kopfjäger los um wieder Leute ins (sinkende) Boot zu 
holen und wundert sich, warum die Fische nicht beißen...

Natürlich alles Super-Dingend und Wichtig-trallalalala! Da brennt die 
Hütte dann sprichwörtlich.

Was bin ich froh, dass ich derzeit nicht betroffen bin! :D

von monty (Gast)


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DrTech schrieb:
> Das ist es. Der ganz normale Wahnsinn der rinem tagtäglich in
> diesen
> Zwangseinrichtungen, auch Firmen genannt, begegnet.

Yep arbeiten macht halt doch nicht frei!
>
> @wayne
> Das sieht mir sofort nach unfähiger Führung des Managements oder Verkauf
> aus. Alles unfähige Idioten oder Schleimer beim Oberboss das es nur so
> trieft.
Halt Leute die das blaue von Himmel versprechen und dafür noch ne 
wagenladung an Bonus bekommen. Ist deren job. Ing macht es aber dann.
>
> War auch mal in der Situation. Irgendwann hats mir gereicht, obwohl ich
> denen monatelang schon prophezeit habe dass ich in dem Laden bzw
> Baustelle nicht mehr lang arbeiten werde,  waren sie dennoch sehr
> überrascht wie ich ihnen die Kündigung vor die Nase geknallt habe.
> Idioten..
Kann ich mir auch gut vorstellen :-)
>
> Habe immer vollen Einsatz gegeben, Schichten oft mit 14 Std. Die haben
> mich gebraucht bei der IBN und Entwicklung. Versprachen mir auch für das
> nächste Gespräch eine saftige Gehaltserhöhung. Gekriegt hätte ich 200
> Eur im Monat mehr. Sourcecode und Geschäftsleitung eine Katastrophe.
> Merke: In der Struktur des Sourcecode widerspiegelt sich oft die
> Qualität der Firmenorganisation!
>
Guter Einwand
>  Tja die Firma hat es sich bei mir verscherzt.
>
> Hab denen genau 1 Tag vorm Monatsletzten gekündigt,  dass die
> Kündigungsfrist nicht noch ein Monat länger dauert.
>
> Und das 2x. Einmal hab ich einem Teamleiter die Kündigung mitgegeben und
> weil ich ihm nicht traute am gleichen Tag noch ein Original per Post.
> Und das 1 Woche später nachdem sie einen meiner Kollegen gekündigt haben
> und das bald vor Weihnachten damals. Na die werden Augen gemacht haben.
> Konnte mir ihre langen Gesichter gut vorstellen.  Genüsslich habe ich
> dann noch weiter gearbeitet, am Schluss einen Monat lang Urlaub und
> Zeitausgleich bezogen. Hat dann eh bald das restliche Team auch
> gekündigt.
Und noch schön ein Ei gelegt. Sauber! So müssen wir Ing arbeiten. Und 
zusammen halten!
>
> Natürlich entsprach auch das Dienstzeugnis meinem schon exzellenten
> Zwischenzeugnis. Denn die haben sehr wohl Angst gehabt dass durch mich
> alles nach aussen gerät. Ich hatte leichtes Spiel, da ich ausserdem beim
> Kunden sehr beliebt war und das im wirklichen Sinne, war immer da oder
> remote eingeloggt wenn die kacke dampfte.
>
Das glaub ich dir. Nur danken tut dir das keiner.
> Hab dann nur mehr mitbekommen,  dass auch einige Monate später auch der
> nette Chef gekündigt hat. Macht richtig Spaß wenn so ein Murksladen den
> Bach runter geht.
>
> Sogenannte Manager müssen eben fühlen wenn sie nicht hören wollen. ;-)

Uberleg mir schon mich selbst ständig zu machen und das ständig!

von Johannes L. (Gast)


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> Falls ich demnächst gekündigt werden sollte oder selber kündige

HALT!!! Wenn Du selber kündigst, ohne bereits eine neue Stelle zu haben, 
resultieren daraus zwei große Probleme:

Erstens ist es gefundenes Fressen für Dein Gegenüber in jedem kommenden 
Vorstellungsgespräch. Vereinfacht gesagt: Wer sich selber in die 
Arbeitslosigkeit kündigt, gilt oft als suspekt.

Zweitens gibt es dann Probleme mit der Arbeitslosenversicherung. Bei 
einer Kündigung durch den Versicherungsnehmer wird nämlich meistens eine 
dreimonatige Sperre verhängt. Für diese drei Monate gehst Du also direkt 
vom Job zu Hartz IV - und wenn Du ausreichend Ersparnisse hast, gibt es 
auch erstmal kein Hartz IV bis diese unter der Freigrenze liegen.

Durch eine eigens veranlasste Kündigung kann man sich also beruflich 
ziemlich ins Abseits katapultieren und außerdem die eigene Existenz, die 
man während der letzten Jahre aufgebaut hat, schnell vernichten. Du 
würdest also Deine eigene harte Arbeit der vergangenen Jahre entwerten.

Wenn Du dich durch das neue Arbeitspensum überfordert fühlst, sprich mit 
Deinem Chef darüber und versuche eine Lösung zu finden. Das zeugt 
durchaus von Kompetenz. Wenn Du meinst, es könnte ein privates bzw. 
psychologisches Problem dahinter stehen, wende Dich zum Beispiel an eine 
Gewerkschaft. Die haben normalerweise psychologische Beratungsstellen, 
mit denen Du Dich unterhalten kannst, ohne dass Dein Chef davon erfährt. 
Oft hilft auch einfach nur ein Gespräch mit einem außenstehenden 
Dritten, der so eine Situation und Dich selbst kennt.

Vielleicht brauchst Du nach Fertigstellung des Projekts auch einfach nur 
mal URLAUB - oder kannst Deinen Chef davon überzeugen, dich dann in eine 
von Dir ausgewählte Fortbildung zu lassen...

Jeder Mensch ist mal mit bestimmten Situationen überfordert und hat 
deshalb mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Das wird wieder - und sich Hilfe 
zu suchen kann das durchaus beschleunigen.

Vor allem: Du schreibst, wie schlimm doch Deine Zukunft werden KÖNNTE, 
wenn Du dieses Projekt verhaust. Wie ist es denn anders herum: Welche 
Vorteile hast Du in dieser Firma und welche Perspektiven ergeben sich 
für Dich, wenn Du es schaffst?

von Benjamin D. (Gast)


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In der Zwischenzeit habe ich  mit meinem Chef gesprochen, und er war 
etwas enttäuscht aber relativ einsichtig. Hat mir dann Unterstützung 
versprochen und jetzt werde ich in technischen Fragen von zwei weiteren 
Kollegen beraten. Ich muss nach wie vor alles selber machen, aber bei 
Problemen kann ich mich für ein paar Stunden in der Woche an die beiden 
wenden. Es läuft jetzt etwas besser, aber die beiden haben selber 
Probleme mit dieser
Applikation. Aber zumindest ist der Druck, dass ich jetz alles alleine 
machen muss weg. Ich kann dadurch besser schlafen, was gut ist für meine 
Konzentratiosnfähigkeit, und leztlich auch für meine Produktivität.

Spass macht die Arbeit aber nach wie vor nicht. Überstunden mache ich 
nach wie vor, nur dass es jetzt im Gegensatz zu früher zumindest was 
bringt.

Ich schaue wie sich das in den nächsten Wochen entwickeln wird. 
Mittelfristig, muss ich mir aber wirklich Gedanken machen ob ein 
Firmenwechsel und neue Tätigkeitsfelder sinnvoll sind, z.B. 
Softwaretests oder Bussines-Consulting.



Johannes L. schrieb:
>> Falls ich demnächst gekündigt werden sollte oder selber kündige
>
> HALT!!! Wenn Du selber kündigst, ohne bereits eine neue Stelle zu haben,
> resultieren daraus zwei große Probleme:
>
> Erstens ist es gefundenes Fressen für Dein Gegenüber in jedem kommenden
> Vorstellungsgespräch. Vereinfacht gesagt: Wer sich selber in die
> Arbeitslosigkeit kündigt, gilt oft als suspekt.

Ein bisschen seltsam ist es schon, aber ich würde es jetzt nicht als 
allzu grosses Problem betrachten. Vor allem nicht jetzt wo es in der 
Branche ziemlich rund läuft, und viele Firmen vergeblich nach 
Mitarbeitern suchen.

Die ursprüngliche Idee, war ja erst mal einen neuen Job zu suchen, und 
dann kündigen. Aber wenn der Leidensdruck, so stark wäre, dann würde ich 
ohne mit der Wimper zu zucken  auch ohne einen neuen Job kündigen. Ich 
habe verschiedene Horror-Geschichten über Burnout-Fälle gehört und meine 
Gesundheit ist mir viel wichtiger als meine Karriere.
>
> Zweitens gibt es dann Probleme mit der Arbeitslosenversicherung. Bei
> einer Kündigung durch den Versicherungsnehmer wird nämlich meistens eine
> dreimonatige Sperre verhängt. Für diese drei Monate gehst Du also direkt
> vom Job zu Hartz IV - und wenn Du ausreichend Ersparnisse hast, gibt es
> auch erstmal kein Hartz IV bis diese unter der Freigrenze liegen.

Das war mir bekannt, aber von meinen Ersparnissen könnte ich locker ein 
Jahr leben, nichtnur drei Monate. Ich wohne in einer strukturtarken 
Region und gehe aber schon davon aus, dass es nicht sehr lange dauern 
würde, etwas neues zu finden. Vielecht täusche ich mich da, aber.


>
> Durch eine eigens veranlasste Kündigung kann man sich also beruflich
> ziemlich ins Abseits katapultieren und außerdem die eigene Existenz, die
> man während der letzten Jahre aufgebaut hat, schnell vernichten. Du
> würdest also Deine eigene harte Arbeit der vergangenen Jahre entwerten.

s.o.
>
> Wenn Du dich durch das neue Arbeitspensum überfordert fühlst, sprich mit
> Deinem Chef darüber und versuche eine Lösung zu finden. Das zeugt
> durchaus von Kompetenz. Wenn Du meinst, es könnte ein privates bzw.
> psychologisches Problem dahinter stehen, wende Dich zum Beispiel an eine
> Gewerkschaft. Die haben normalerweise psychologische Beratungsstellen,
> mit denen Du Dich unterhalten kannst, ohne dass Dein Chef davon erfährt.
> Oft hilft auch einfach nur ein Gespräch mit einem außenstehenden
> Dritten, der so eine Situation und Dich selbst kennt.

s.o
>
> Vielleicht brauchst Du nach Fertigstellung des Projekts auch einfach nur
> mal URLAUB - oder kannst Deinen Chef davon überzeugen, dich dann in eine
> von Dir ausgewählte Fortbildung zu lassen...

Were ich auf jedenfall machen.
>
> Jeder Mensch ist mal mit bestimmten Situationen überfordert und hat
> deshalb mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Das wird wieder - und sich Hilfe
> zu suchen kann das durchaus beschleunigen.
>
> Vor allem: Du schreibst, wie schlimm doch Deine Zukunft werden KÖNNTE,
> wenn Du dieses Projekt verhaust. Wie ist es denn anders herum: Welche
> Vorteile hast Du in dieser Firma und welche Perspektiven ergeben sich
> für Dich, wenn Du es schaffst?

Ich habe nicht geschrieben dass es schlecht für meine Zukunft wäre. Es 
gibt immer einen Ausweg im Leben. Es wäre nur sehr schlecht für mein Ego 
und mein Selbstbewusstsein wenn ich scheitern würde. Deshalb gebe ich 
mir auch so viel Mühe.

An sich ist die Firma nichts besonderes, aber ich habe ich bis zu diesem 
Projekt hier sehr wohl gefühlt. Die Kollegen sind auch sehr nett. Die 
Bezahlung stimmt auch.

von zzzz (Gast)


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warum machst du unbezahlte Überstunden? bei deinem Gehalt kommt der ag 
bei keinem Arbeitsgericht mit ner Abmahnung durch, wenn du nach deinen 
40 stunden nach hause gehst.
lass den quatsch sein. geht nur auf die Gesundheit und bringt nicht viel 
weil die Produktivität auch gen null geht wenn man so lange arbeitet.

von Ing. (Gast)


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Wayne schrieb:
> Autor:
>
>         Wayne (Gast)
> 42k im Jahr

Da würde ich aber schleunigst verschwinden, und zwar von einem Tag auf 
den Anderen. So viel Arbeit ... die sollen gefälligst Leute einstellen.

Johannes L. schrieb:
> Durch eine eigens veranlasste Kündigung kann man sich also beruflich
> ziemlich ins Abseits katapultieren und außerdem die eigene Existenz, die
> man während der letzten Jahre aufgebaut hat, schnell vernichten. Du
> würdest also Deine eigene harte Arbeit der vergangenen Jahre entwerten.

Bullshit! Anders herum schon eher. "Warum wurden Sie den gekündigt?"

von Johannes L. (Gast)


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Ing. schrieb:
> Bullshit!

Ich besitze keine Rinder und wüsste daher nicht, was ich mit deren 
Exkrementen anfangen sollte. Bitte achten Sie, auch wenn es hier anonym 
bzw. pseudonym zugeht, auf eine angemessene Wortwahl.

Eine SELBST veranlasste Kündigung, OHNE bereits eine andere Stelle zu 
haben, ist IMMER ein Grund für Personalchefs, genauer nachzufragen. Und 
nur von diesem Szenario habe ich geschrieben, was Ihnen aufgefallen 
wäre, hätten Sie meinen Beitrag aufmerksam gelesen, anstatt nur auf ein 
paar Schlagwörter zu reagieren.

Eine Kündigung mit Jobwechsel, der dann nicht geklappt hat, oder wegen 
Umzugs durch Jobwechsel des Ehepartners etc. wäre hier der Kategorie 
"guter Grund" einzuordnen.

Wenn in der oben genannten Situation vom Bewerber aber keine guten 
Gründe genannt werden, bekommt er mit hoher Wahrscheinlichkeit eine 
Absage oder im (seltenen) Fall, dass er schriftliche Unterlagen 
eingesendet haben sollte, diese zurück. So praktizieren meine Kollegen 
und ich es seit Jahren.

> Anders herum schon eher. "Warum wurden Sie den gekündigt?"

Kündigungen erfolgen entweder betriebsbedingt oder durch Fehlverhalten 
des Arbeitnehmers. Und eines können Sie mir glauben: Es existiert zwar 
kein "Geheimcode" in Arbeitszeugnissen, aber die Formulierungen des 
letzten Arbeitgebers sprechen trotzdem meistens eine eindeutige Sprache. 
Die Frage nach dem "warum" ist in den meisten Fällen schon beantwortet, 
wenn der Personaler sie gegenüber dem Kandidaten ausspricht.

Außerdem: In Ihrem Beispiel lautet die Frage: "Warum WURDEN Sie denn 
gekündigt?" In meinem lautet sie: "Warum HABEN Sie denn gekündigt?" Der 
Unterschied ist nicht so grioß, wie Sie behaupten.

von Mark B. (markbrandis)


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Schwen Gel schrieb:
> weil sie seit 10 (zehn!) Jahren rumentwickeln und immer noch nicht fertig
> sind

Was um alles in der Welt soll denn das für ein "Projekt" sein?

Mein Arbeitgeber kennt sich mit Lieferverspätung ja nun auch sehr gut 
aus, aber zehn Jahre ist jenseits von Gut und Böse.

von Falk B. (falk)


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@ Mark Brandis (markbrandis)

>> weil sie seit 10 (zehn!) Jahren rumentwickeln und immer noch nicht fertig
>> sind

>Was um alles in der Welt soll denn das für ein "Projekt" sein?

Duke Nukem Forever?

http://de.wikipedia.org/wiki/Duke_Nukem_Forever

von Matt007 (Gast)


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Ing. schrieb:
> Wayne schrieb:
>> Autor:
>>
>>         Wayne (Gast)
>> 42k im Jahr
>
> Da würde ich aber schleunigst verschwinden, und zwar von einem Tag auf
> den Anderen. So viel Arbeit ... die sollen gefälligst Leute einstellen.

Der Wayne ist hat wohl nicht studiert wie einem anderen Strang zu 
entnehmen ist, dafür verdient er noch ganz gut. Als Flachinformatiker 
oder sowas kann man auch mal ein paar Überstunden für ein 
überdurchschnittliches Gehalt machen.

von Mark B. (markbrandis)


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Falk Brunner schrieb:

> Duke Nukem Forever?

Haha, ja genau... Hail to the king baby :)

von Softwareverwickler (Gast)


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Klingt für mich nach

http://de.wikipedia.org/wiki/Antipattern#Death_March

Oder: Totes Pferd. Irgendwer sollte es irgendwann mal dem Che 
beibringen...

von -gb- (Gast)


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Was ich hier wieder lesen muss! Einem Anfänger ein Kundenprojekt zu 
geben ist wirklich das Letzte! Da sieht man aber, wie es mt 
ausgelagerter Wartung bestellt ist: Das macht dann IRGENDEINER. Vorne 
sitzt aber der Herr Dr. Sowieso mit grossartig aufgemachter Webseite, 
der die Kunden beschwatzt.

von Mark B. (markbrandis)


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Georg Buschke schrieb:
> Was ich hier wieder lesen muss! Einem Anfänger ein Kundenprojekt zu
> geben ist wirklich das Letzte!

Das ist heutzutage üblich. Nicht im Sinne von "Ein Anfänger macht ein 
Projekt ganz allein", aber doch schon im Sinne von "Ein Anfänger muss 
nach wenigen Wochen bereits Beiträge zu einem realen Kundenprojekt 
liefern." So erlebe ich es jedenfalls bei meinem Arbeitgeber, und nach 
dem was man so von Leuten aus anderen Firmen hört, ist es da auch nicht 
anders.

Geiz ist geil --> Die Leute vernünftig einarbeiten ist ungeil
:-(

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