Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM386 Gitarrenverstärker brummt mit Netzteil


von Peter J. (pierre_l)


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Hallo,

ich baue gerade einen Gitarrenverstärker (Noisy Cricket - 
www.beavisaudio.com/projects/NoisyCricket/‎ ) mit einem angeschlossenen 
8Ohm Lautsprecher.

Ich habe die Schaltung mit einer 9V Batterie betrieben. Da funktioniert 
sie sehr gut. Allerdings möchte ich mich nicht ständig mit Batterien 
rumschlagen und hab mir deshalb ein 9V Schaltnetzteil besorgt. Wenn ich 
dieses anschliesse bekomme ich ein vom Laustärkepoti abhäniges Brummen 
welches fast verschwindet wenn ich die Gitarrensaiten anfasse oder 
sonstwo die Masse berühre. Ich habe schon andere Schaltnetzteile 
versucht, einen Spannungsregler eingebaut mit fetten Kondensatoren, hat 
alles nix gebracht. (auch ohne zusätzliche Siebung/Glättung sieht das 
Netzteil auf dem Oszi akzeptabel gut aus.)

Scheint ja auch eher ein Erdungsproblem zu sein: Wenn ich die Erde der 
Steckdose an die Masse der Schaltung führe ist das Problem komplett weg. 
Allerdings möchte ich nun auch nicht immer ein zusätzliches Erdungskabel 
anschliessen müssen. Warum klappt es mit der Batterie auch ohne 
Erdungskabel? Was kann ich machen damit ich nur mein Schaltnetzteil 
anschliessen muss? Muss ich auf einen bestimmten Typ von Netzteil 
achten?

Die Schaltung ist übrigens auf einem Schaltungsbrett aufgebaut und ich 
habe auf einen sauberen Aufbau und kurze Signalwege geachtet.

Vielen Dank für eure Hilfe!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Peter J. schrieb:
> Scheint ja auch eher ein Erdungsproblem zu sein: Wenn ich die Erde der
> Steckdose an die Masse der Schaltung führe ist das Problem komplett weg.

Du hast es ja schon selber gesehen - schuld ist die fehlende Erdung. 
Nicht umsonst haben selbst kleine Übungsverstärker ein richtiges 
Netzkabel mit Schukostecker.
Besorge dir also ein richtiges geerdetes Netzteil (auch für die eigene 
Gesundheit) und die Probleme lösen sich in Nichts auf.

Schuld daran ist übrigens die unzureichende Isolation in deinem 
Schaltnetzteil. Der Transformator lässt also ein wenig Netzspannung 
durch, die du mit einem Voltmeter zwischen Erde der Steckdose und Masse 
des NT-Ausganges messen könntest. Manche Hersteller probieren das per 
Kondensatoren über dem Transformator in den Griff zu kriegen (Y- oder 
X-Kondensatoren) aber das kann eine richtige Erdung nicht ersetzen.

PS: Wusste gar nicht, das man mit einem LM386 so viel Freude haben kann, 
hehehe. Für mich als Basser sind die 10 Watt meines kleinen Marshall 
Amps die unterste Grenze :-)

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Vermutlich fehlt nur die Schirmung.

Ein Schaltnetzteil liegt auf ~115V 50Hz Brummspannung (EMV-Kondensator). 
Ohne Schirmung koppelt die sich auf den Eingang ein.
Alle Kabel und Potis am Eingang müssen geschirmt sein. Der Schirm geht 
an GND der Schaltung.

von Rudi Radlos (Gast)


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Solange das Masseproblem nicht gelöst ist, werden über diverse 
Kapazitäten Spannungen eingeschleppt. Bilder sagen mehr als Worte: 
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Entst%C3%B6rkondensatoren4.png
Wenn Du mit Batterie arbeitest fehlen genau diese Verursacher.

von Peter J. (pierre_l)


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Hallo,

toll, vielen Dank für die Erklärung!! Ich werde das mit der 
durchgelassenen Netzspannung heute abend nachmessen.

Da ich mit der Gitarre die Finger ständig an der Masse hab ist es wohl 
eh sicherer die Schaltung zu erden.

Ich danke euch allen für die Erleuchtung!

@Matthias:
Ich muss den LM386 schon bis zum Anschlag aufdrehen um eine akzeptable 
gut hörbare Lautstärke zu bekommen (laut ist was anderes). Ich werde die 
Schaltung als nächstes umbauen und zwei LM386 in Push-Pull kombinieren 
um die Leistung zu verdoppeln. Damit sollte ich etwas mehr reserve 
haben. Wird wohl aber immer noch nur für's Üben zuhause ausreichen.

von Pete K. (pete77)


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Hat der LM386 nicht Analog Supply Min [V]: 20 ?

Vielleicht solltest Du zwei Batterien in Serie schalten.

: Bearbeitet durch User
von Dil (Gast)


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Peter J. schrieb:
> (Noisy Cricket -
> www.beavisaudio.com/projects/NoisyCricket/‎ ) mit einem angeschlossenen
> 8Ohm Lautsprecher.

Kannst du mal den Schaltplan posten?

Ich finde zwar den NoisyCricket-Link auf der Seite, aber beim 
Draufklicken geht die gleiche Seite noch mal auf...

von Peter J. (pierre_l)


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@Dil

komisch, gestern ging's noch. Hier der Link auf eine andere Seite wo die 
gleiche Schaltung besprochen wird:

http://www.electrosmash.com/noisy-cricket-analysis

Mir ist gestern auch aufgefallen, dass das ganze Brummen auch nur von 
der JFET Vorverstärker-Stufe kommt. Der LM386 ist leise wie ein 
Mäuschen.

@Matthias
ich konnte die durchgelassene Netzspannung gestern schön am Oszi 
nachvollziehen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Peter J. schrieb:
> Mir ist gestern auch aufgefallen, dass das ganze Brummen auch nur von
> der JFET Vorverstärker-Stufe kommt. Der LM386 ist leise wie ein
> Mäuschen.

Ist ja klar, das ist ja auch der empfindliche Eingang. Prüfe doch auch 
mal, ob die Pickups deiner Gitarre evtl. direkt das Schaltnetzteil 
'empfangen', d.h. geh mal mit der Gitarre weiter weg vom Netzteil und 
auch näher ran.
Eine gute Erdung wird dich aber von den meisten Problemen befreien.

Hehehe, die Schaltung um VR3 und C5 ist übrigens in deiner Gitarre schon 
drin - es ist der 'Dumpf/Schrill' Regler direkt am Ausgang.

Mein Amp ist übrigens nahezu identisch mit dem MG10, der auf der Seite 
auch beschrieben wird. Nettes kleines Teil und höllenlaut. Dein 
Verstärker wird sich mit einem Kopfhörer schon gut schlagen. Nur für 
einen Lautsprecher ist er halt ein bisschen klein.

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