Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensator aus Frequenzweiche


von Sid (Gast)


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Liebe Gemeinde,

den abgebildeten Kondensator habe ich aus einer "fliegend" verdrahteten 
Frequenzweiche ausgebaut.
Dieser war parallel zu einem 15" EV-Tieftöner geschaltet und es hat ihm 
den Deckel rausgehauen. Leider kann ich mit den Angaben auf dem Gehäuse 
(M 5 10/40V) nicht allzuviel Anfangen. 10uF, 40Vac, M für MKT?
Kann mir einer der Experten was zu Kapazität / Typ (Dielektrikum) und 
Ersatzoptionen verraten?
Weiter scheint mir das Teil lt. Aufdruck polaritätsabhängig zu sein, war 
aber m.E. dann genau falschrum angeschlossen (+ an Bezugsmasse) oder 
muss das so?

Danke für Erleuchtung,
Sid

von Sid (Gast)


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Extra-Post wg. 2. Bild.

von Nico (nico123)


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Das ist ein Elektrolytkondensator mit 10µF 40V.
Und ja, ein Elko ist polaritätsabhängig.

von Peter D. (peda)


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Würde auch sagen, gepolter Elko, für Frequenzweiche nicht geeignet.
Kein Wunder, daß er die Backen bläht.

Wieviel Watt und Ohm hat den der Woofer, nur 40V kommt mir etwas knapp 
vor.

M5 könnte das Herstellungsdatum sein (Jahr/Monat).

von Sid (Gast)


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Danke für die Rückmeldungen soweit.
Leistung / Impedanz ist leider nicht auf dem Chassis aufgedruckt. Die 
Modellnummer ist nach dem Druck ein wenig verschmiert worden und auch 
nicht mehr lesbar.
Impedanz 4 Ohm, Leistung 200W dürfte hinkommen. Aber gerade die 
Lesitungsangabe ist ja schwarze Magie und hochphilosophische 
Auslegungssache.
Elko und Frequenzweiche sind kein gutes Team? Grundsätzlich jetzt?

Die Angabe "glatt" deutet doch irgendwie schon auf audiophilen 
Tonfrequenz-Elko hin oder? Da er aufgeplatzt war, konnte ich eine Blick 
reinwerfen und es schient ein Wickel-Folien-Kondensator gewesen zu sein.
Aber das mit der Polarität wundert mich doch etwas. WENN ich schon einen 
gep. Elko verwende, dann muss doch (+) auch an den Signaleingang oder 
gerade nicht?

Verwirrend...
Obwohl mit 10u kann ich ja schonmal arbeiten. Die Einheit hättense aber 
auchnoch aufdrucken können. Platz ist ja nurn wirklich reichlich.

Sid.

PS:
Die Frequenzweichenschaltung selbst finde ich auch schon kurios:


(+)--------------o-----o-------------^^^^^^-------o-----o
                 |     |              Ls          |     |
(GND)           ---   ---                        ---    +
                ---   --- Cpin             Cdef  ---    D Tieftöner 
(15")
                 |     |                          |     -
                 0--o--o                          |     |
                    |                             |     |
                    |                             0--o--0
                    + Hochtöner                      |
                    D  (Horn+Kalotte)                |
                    -                                GND
                    |
                    |
                    GND


Cpin sind zwei dicke Elkos, leider so mit Klebeband zugepappt, dass 
nichts mehr lesbar ist. Sehn aber vom Format her schon fast aus wie die 
Motor-Elkos eine WaMa. Ls ist eine selbstgewickelte Spule und Cdef ist 
der geplatzte Stein des Anstoßes.
Den LC-Tiefpass vorm Tieftöner erkenn ich, aber der Sinn der beiden C in 
serie vor den Hochtönern erschließt sich mir nicht wirklich.

von John (Gast)


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Sid schrieb:
> 10uF, 40Vac

Es sind 40VDC, nicht AC.
Wie bereits geschrieben wurde, handelt es sich um einen gepolten Elko. 
Und er ist für die Verwendung in einer Frequenzweiche absolut 
ungeeignet.
Der hier sollte passen:
Conrad Best.-Nr.: 472743

Sid schrieb:
> WENN ich schon einen
> gep. Elko verwende, dann muss doch (+) auch an den Signaleingang

Das spielt keine Rolle. Da die Box ja mit Wechselspannung betrieben 
wird. Das [+] gibt die Phase an.

Sid schrieb:
> aber der Sinn der beiden C in
> serie vor den Hochtönern erschließt sich mir nicht wirklich

Die beiden Kondensatoren bilden, zusammen mit dem Hochtöner, einen 
Hochpass.

Gruß
John

von Sid (Gast)


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Danke, John!

von Achim H. (anymouse)


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Kam wohl häufiger vor: http://www.hifi-forum.de/viewthread-225-2444.html

Dort geht es um einen ROE EBAZ-40V Elko, auch mit Polungsaufdruck, in 
einem Markengerät. Allerdings auch schon etwas älter. Früher scheint es 
durchaus üblich gewesen zu sein, auch gepolte Elkos zu verwenden.

Mal eine andere Frage: Steht da noch etwas drauf? Vielleicht heißt 
"10/40V" auch "10V ac / 40 V dc". Möglich, aber dann würde die 
Kapazitätsangabe fehlen. Das noch sichtbare "M5" als "5µF" zu 
interpretieren fände ich etwas gewagt.


Für einen Ersatz würde ich auf jeden Fall bipolare oder unpolare Elkos 
verwenden (mit der gleichen Kapazität und mindenstens der notwendigen 
Spannungsfestigkeit). Glatt scheint vorzuziehen. Alternativ natürlich 
MKP/MKT, vor allem wegen der Langzeitstabilität.

von Sid (Gast)


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Hallo Achim,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Alles was draufsteht, ist auch auf den 
Bildern (halbwegs) zu sehen. Ich glaube auch nicht, dass das M5 für 5 
Mikrofarad steht. Eher irgendein Fertigungscode o.ä.
Werde den Kondensator durch einen bipolaren Monacor FK 10µ / 100V 
ersetzten und mal schauen, was passiert.

Grüße, Sid

von U. B. (Gast)


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Folienkondensator wäre auch möglich.

von Bjoern B. (per)


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Hallo,

passenden Ersatz könntest Du bei http://www.intertechnik.de/ finden.

gruß,
Björn

von Zweiender (Gast)


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Sid schrieb:

> Werde den Kondensator durch einen bipolaren Monacor FK 10µ / 100V
> ersetzten und mal schauen, was passiert.


Bababumm ;)

falls die Band auf dem Band ein Schlagzeug hat ...
Der alte Elko vertaegt uebrigens Wechselspannung.

von Wilhelm F. (Gast)


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Zweiender schrieb:

> Der alte Elko vertaegt uebrigens Wechselspannung.

Wird er wohl auch müssen, um ein paar Tage zu überleben.

Es sei denn, man betreibt seine Anlage nur mit Milliwatt, 
Zimmerlautstärke. Da kann es unter Umständen glimpflich aus gehen. 
Sicher bin ich mir da aber auch nicht.

In alten Frequenzweichen hatte ich auch bipolare Typen. Sonst sah ich 
die bipolaren auch nirgends. Notfalls sollte es noch möglich sein, zwei 
gepolte antiseriell zu schalten, denn der bipolare ist innerlich auch 
nichts anderes.

von oszi40 (Gast)


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Die meisten Lautsprecher-Weichen die ich in letzter Zeit gesehen habe, 
hatten gelbe MKT-Kondensatoren, die auch bei Reichelt.de od. C* zu 
finden sind. Auf jeden Fall dauerhafter als vertrocknete Elkos.

von Wilhelm F. (Gast)


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oszi40 schrieb:

> Die meisten Lautsprecher-Weichen die ich in letzter Zeit gesehen habe,
> hatten gelbe MKT-Kondensatoren, die auch bei Reichelt.de od. C* zu
> finden sind. Auf jeden Fall dauerhafter als vertrocknete Elkos.

Das schlug weiter oben schon mal jemand vor, Folienkondensatoren. Wenn 
ich mich recht erinnere, hatten die Serienkondensatoren zu Hochtönern 
auch nur was im Bereich einstellige µF.

Folienkondensatoren waren aber 1970 auch noch ganz andere Trümmer als 
heute. Ein Anlaufkondensator für einen Ventilator 220V und nur 6µF sah 
gelegentlich aus, wie ein Trinkglas. Wahrscheinlich waren das auch noch 
MP, Metall-Papier.

In einer Lautsprecherbox ist aber ordentlich Platz, und die guten 
Luftspulen sind auch nicht viel kleiner.

von U. B. (Gast)


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Folienkondensatoren:
In meinen 2-Wege-Lautsprechern funktionieren solche seit über 35 Jahren 
einwandfrei.
Die betreffenden 4,7µF 63V waren auch damals weder besonders gross noch 
besonders teuer.

von J. A. (gajk)


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1. Der Elkohersteller scheint mir Roederstein zu ein - eigentlich eine 
Qualitätsfirma, zumindest "damals" "legendär".

2. Ich habe letztens auch eine Frequenzweiche auseinandergenommen. Die 
Elkos waren Alu-Becher mit einem Pin am Gehäuse, der andere kam durch 
die Gummikappe am gegenüberliegenden Ende heraus. Dazu ne Rille an 
dieser Seite.

Und? DC-Elko? Nein, es steht 25 V ~ bipolar drauf.

Wie kommt es zu der Annahme, dass es kein bipolarer Elko sein sollte?


3. Ne gute Seite für Audiokondensatoren ist www.lautsprechershop.de

http://www.lautsprechershop.de/index_hifi_de.htm

Da man meist nur 2 oder 4 Kondensatoren braucht, sind auch die gegenüber 
den Allroundmodellen etwas erhöhten Preise nicht sooo tragisch.

von J. A. (gajk)


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Sid schrieb:

> Werde den Kondensator durch einen bipolaren Monacor FK 10µ / 100V
> ersetzten und mal schauen, was passiert.
>
> Grüße, Sid

Mal ehrlich, ich würde die C´s bei den Hochtönern auch gleich ersetzen. 
Wenn einer der alten Herren da schon pupst, sollten die alle mal 
gewechselt werden.

von Kai K. (klaas)


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>2. Ich habe letztens auch eine Frequenzweiche auseinandergenommen. Die
>Elkos waren Alu-Becher mit einem Pin am Gehäuse, der andere kam durch
>die Gummikappe am gegenüberliegenden Ende heraus. Dazu ne Rille an
>dieser Seite.

Bei der EBAZ-Serie von Röderstein handelt es sich tatsächlich um 
bipolare Elkos. Das geht aus den Angaben im Datenblatt zum "voltage 
endurance test" hervor.

Daß der Typ trotzdem "polarized" genannt wird, liegt wahrscheinlich an 
der Gehäusebauform, also daran, daß ein Pol leitend mit dem 
Gehäusebecher verbunden ist. Wahrscheinlich hat man zur Vermeidung von 
Kurzschlüssen und für Abschirmzwecke den Becher als den "-" Pol benannt.

Auch alte, ungeschützte Styroflexkondensatoren hatten früher eine 
Markierung für den Anschluß, der mit der äußeren Elektrode des Wickels 
verbunden war. Hatte man die Wahl, konnte man diesen Anschluß auf Masse 
legen und hatte praktisch eine kostenlose Abschirmung für den Cap.

von Jobst M. (jobstens-de)


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J. Ad. schrieb:
> Wie kommt es zu der Annahme, dass es kein bipolarer Elko sein sollte?

1. Es steht + an einer Seite
2. Es steht im Datenblatt, welches oben gepostet wurde

Aber lt. DB verträgt er 15Vac ...


Gruß

Jobst

von Sid (Gast)


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Spät, aber trotzdem:
Vielen Dank an alle für die Antworten und Beiträge. Das Datenblatt war 
sehr aufschlussreich.

Auch wenn ich Zweienders Kommentar:

<!--
Sid schrieb:

> Werde den Kondensator durch einen bipolaren Monacor FK 10µ / 100V
> ersetzten und mal schauen, was passiert.


Bababumm ;)

falls die Band auf dem Band ein Schlagzeug hat ...
-->

nicht wirklich verstehe.
Warum sollte es da Bumm machen? Und welche Band vom Band?

Naja, vielleicht ein Insider.

Sid

von Kai K. (klaas)


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>Naja, vielleicht ein Insider.

Vielleicht aber auch nur ein Laberer...

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