Forum: PC-Programmierung Web Programmierung - wirklich so aufwändig?


von Proggi (Gast)


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Hallo Leute,
hätte mal ein paar Fragen an erfahrende Web-Programmierer.

Wir haben hier ein Team über verschiedene Abteilungen - einmal SAP 
Leute, ein Middleware Team (IBM WTX) ein UI Team und ein Web 
Design/Programmier Team am Arbeiten an einer eigentlich trivialen 
Geschichte. Im Grunde ein hübsches Web-Frontend zu SAP für 
Einkaufsanforderungen für den gelegentlichen User - eigentlich mehr oder 
weniger 1 abgespeckter Hauptdialog (im Vergleich zu SAP) und 1 Dialog 
für Voreinstellungen.

Alle Teams haben ihren Part relativ schnell erledigt - nur der 
Webprogrammierer bastelt nun schon über anderthalb Monate daran herum 
(Background: HTML5, Java,  MS Web-Server, Oracle-DB). Es sind wirklich 
vielleicht 15 Felder auf einer Hauptseite. Ein paar Gimiks 
(Auto-Vervollständigen von Feldern, Nachschlagen von erlaubten Codes, 
etc.), nix wirklich ungewöhnliches. Das ganze Design steht, auch die DB 
Strukturen, alles da.

Was mir auffällt (als Laie im Webdesign/-Programmierung):
Es wird alles zu Fuss gemacht. WYSIWIG Tools kommen nicht zum Einsatz. 
Darauf angesprochen, sagen die Web-Leute, das ist so - es würde in dem 
Umfeld mit (Java) Tool Libraries gearbeitet, WYSIWIG Tools (ala Visual 
Studio) gäbe es zwar, aber die taugen nichts.

Als Konsequenz scheint aber selbst ein banales Nachbauen des Prototypen 
(von den UI Leuten) ewig zu dauern. Was man in Visual Studio grad mal so 
zusammenklicken würde mit 80% Funktionalität (nur als Beispiel), dauert 
da Wochen.

Nun will ich da mal nachforschen - ist das wirklich so, muss das so 
sein, macht da eine Gruppe 'machen wir schon immer so', oder ist das 
tatsächlich schlichtweg wirklich so aufwändig?

Sagt mir halt mal Eure Erfahrungen und ggfs. Ratschläge zum Thema 
Webprogrammierung - ganz allgemein.

Danke!

von (prx) A. K. (prx)


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Proggi schrieb:
> Wir haben hier ein Team über verschiedene Abteilungen - einmal SAP
> Leute, ein Middleware Team (IBM WTX) ein UI Team und ein Web
> Design/Programmier Team am Arbeiten an einer eigentlich trivialen
> Geschichte.

Wenn an einer eigentlich trivialen Geschichte ein halbes Dutzend Leute 
aus verschiedenen Abteilungen arbeiten, dann ist es alles, aber keine 
triviale Geschichte. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Proggi (Gast)


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Das erzeugt auf jeden Fall einen Abstimmbedarf und ganz schön Overhead, 
keine Frage. Typisch Grossunternehmen, eben.

Darum geht es jetzt aber nicht so sehr - die Abstimmung und die 
Vorarbeiten (SAP Interface, Middleware-Mapping, Design-Prototyp, etc.) 
sind geleistet. Es geht also hier konkret bei meiner Frage wirklich nur 
noch um die Implementierung der 2 Web-Dialoge bzw. welche 
Produktiv-Tools es da womöglich gibt, die wir nicht verwenden.

Da suche ich Tipps, wie man das besser machen könnte.

von Marcus W. (Gast)


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Also die Weigerung zu WYSIWYG-Tools kann ich als Webentwickler 
nachvollziehen. Die Meisten sind wirklich Murks. Das einzig brauchbare 
ist da tatsächlich noch das VS für ASP .NET. Ob man so lange für die 
Umsetzung brauchen sollte, kann man schwer abschätzen, da man nicht in 
der Firma bzw. Abteilung sitzt und es schon extrem von der Kommunikation 
und der allgemeinen Umgebung abhängt

von Jan H. (j_hansen)


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So wie du das erzählst ist das von einem Mann an einem Tag erledigt. 
Auch (bzw. gerade ohne) WYSIWYG-Tools. Das ist oft schon OK wenn man das 
alles "zu Fuß" macht. Mit den richtigen Frameworks geht das ganz flott.
Aber ich kenne die Corporate-Welt, und da ist dann nichts mehr so 
einfach. Die Wertehilfen sind dann kontextspezifisch, hier eine 
Speziallogik, dort eine Sonderbedingung...
Und dann reden am Frontend auch viele Leute mit die einfach mitreden 
möchten ohne Ahnung zu haben. Aber beim Layout kann halt schnell mal wer 
seinen Senf dazugeben. Dann ist das tolle, vom Framework geschenkte 
Layout zwar schön, aber die Schrift soll doch ein bisschen größer sein 
und der Button weiter links. Und schon beginnt die zeitaufwändige 
Kleinarbeit.

von Stephan (Gast)


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Proggi schrieb:
> (Background: HTML5, Java,  MS Web-Server, Oracle-DB)

Wenn ich das schon höre, wird mir schon schlecht. Wahrscheinlich gibt es 
Leute, die das in 5 Tagen alleine runterbrechen, inklusive Tests. Aber 
wer sowas nicht immer macht, den kann man nur bedauern, wenn er so eine 
langweilige und ätzende Aufgabe bekommt. Da wird echt die 
Leidensfähigkeit geprüft. Das einzige, was ich in dem Bereich ganz 
erträglich finde, ist, wenn man mit einem Servlet eine (z.B. 
JSON-basierte) RPC-Schnittstelle baut und dann darauf aus einem 
Rich-Client zugreift, den man mit GWT entwickelt. Da lässt sich dann 
ohne den web-typischen Mist ohne Bauchschmerzen eine hübsche Oberfläche 
bauen, die in jedem modernen Browser läuft. Alles andere ist für 
Masochisten.
S.

von G.L. (Gast)


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Während die einen Entwickler genau wissen, auf welchen Systemen u. 
Umgebungen ihre Teile laufen, kann das der Webentwickler nicht 
vorhersagen.

Der Nutzer kann verschiedene Browser verwenden, welche nicht jede 
Technik gleich unterstützen, die Endgeräte können Desktops bis Handy 
sein, das Verhalten der Browser ist unterschiedlich bei gleichem Code 
(Browserweichen) usw.

Zudem hört sich das so an, das in den anderen Teams mehrere Leute, beim 
Webteam nur 1er beteiligt ist?

WYSIWYG-Tools generieren teilweise merkwürdigen bis unbrauchbaren Code, 
meist unnötig aufgebläht u. schlecht wartbar, weshalb man bei 
ernsthaften Einsatz gut drauf verzichten kann.

von Werner (Gast)


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Proggi schrieb:
> Alle Teams haben ihren Part relativ schnell erledigt - nur der
> Webprogrammierer bastelt nun schon über anderthalb Monate daran herum
> (Background: HTML5, Java,  MS Web-Server, Oracle-DB). Es sind wirklich
> vielleicht 15 Felder auf einer Hauptseite. Ein paar Gimiks
> (Auto-Vervollständigen von Feldern, Nachschlagen von erlaubten Codes,
> etc.), nix wirklich ungewöhnliches. Das ganze Design steht, auch die DB
> Strukturen, alles da.

Wenn das in deinen Augen schon fast fertig ist und nur noch ein paar 
triviale Handschläge fehlen, dann unterstütze den Webprogrammierer doch 
ein bisschen. Die kleinen Gimiks können einen im Detail schon mal 
beschäftigen, auch wenn hinterher keiner mehr die Kleinarbeit sieht.

von Bastler (Gast)


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Warum muß man das auch immer so kompliziert machen.
SAP kann das ohne fremde Hilfe. Ob WebDynpro oder BSP (das ABAP 
Gegenstück zu ASP und JSP), zwei Seite zum sammeln von BANF Daten sind 
kein Hexenwerk, für das man große Teams braucht. Und alles was man so 
für ordentliche Transaktionen und viele User braucht, hat man gleich 
dabei. Mit UI5 lassen sich auch die fancy Sachen machen, die man heute 
so braucht. Nur sollte man sich in so ein SAP-System auskennen. Aber ich 
hab leicht reden. Nach inzwischen 24 Jahren ABAP. (Da merk ich erst, wie 
alt ich schon bin ;-)

von Marcus W. (Gast)


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Ja, das geht den meisten so :)
Fakt ist, dass ich in dem ganzen Dilemma ein Hauptproblem sehe: zu viele 
Häuptlinge und keine Indianer. Wieso x Abteilungen, wieso x Teams, wieso 
diese langen Wege? Der einzige Punkt der Entwicklung, an dem sich Kosten 
sparen lassen ist die Kommunikation: kürze das auf das nötigste und 
schon stellt sich Produktivität ein. Kürze im Gegensatz die 
Werkzeugkosten eines Mechanikers auf das nötigste und schau was 
passiert.

von Stryker (Gast)


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Aus 10 Jahren Webprogrammierung sehe ich da neben bereits angesprochenen 
Koordinierungsproblemen höchstens die Schnittstellen als mögliche 
Problemquelle.

Das erstellen des HTML machen Entwickler normalerweise wirklich von 
Hand, da es so schneller geht*, der Code sauberer ist und man vorallem 
weiss, was dabei rauskommt. Wer hier auf WYSIWYG setzt benutzt entweder 
spezielle Frameworks die kaum anderes zulassen (Vaadin etc) oder ist 
nicht in der Lage die 30 Zeilen Html zu tippern.

*professionalität vorrausgesetzt

von Glenn H. (gofx)


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Proggi schrieb:
> Alle Teams haben ihren Part relativ schnell erledigt ...
> Das ganze Design steht, auch die DB Strukturen, alles da.
> nur der Webprogrammierer bastelt nun schon über anderthalb Monate ...

Naja ... nachdem man sich mal 'ne Stunde mit 'nem Zettel und 'nem 
Bleistift hingesetzt hat, hat man die Strukturen der Datenbank aufgemalt 
und klickt letztendlich noch drei mal mit der Maus und fertig ist's.

Design ist ... je nach Komplexität ... auch in zwei bis drei Stunden 
erledigt. Gerade dann, wenn Du sagst, dass nur ein paar Eingabefelder 
angeordet werden sollten.

Und jetzt kommt der Programmierer, der die komplette Logik aufbauen 
darf. "Gimmicks" (lustiges Wort, wenn man keine Ahnung hat, welcher 
Aufwand hinter der Realisierung steckt) wie "Auto-Vervollständigung" ... 
also auch noch den ganzen programmiertechnischen Aufwand für die 
Faulheit der Leute.
Mit Sicherheit auch noch annähernd unendliche Beziehungen der einzelnen 
Eingabefelder zueinander, also: wenn Feld1=X, dann darf Feld2 nicht 
gleich Y sein, dafür aber Feld7 auf inaktiv und falls sich der 
"unbedarfte" Anwedner auch noch verschreibt oder verklickt, darf der 
ganze Rotz nicht in der Datenbank landen und es muss auch noch ein für 
den Computer-Unerfahrenen eine verständliche Fehlermeldung generiert 
werden.

Was ich sagen will, ist, dass die komplette Logik der Anwendung im 
HTML/Java steckt ... und nicht im Design oder im Erstellen der 
Oracle-DB.

Deshalb dauert diese Entwicklung auch länger.

Grüße

von Frank (Gast)


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Grundsätzlich ist Web-Programmierung nicht kompliziert, der Teufel sitzt 
- wie immer - im Detail.

Da wären z.B. eine Fülle von Maßnahmen, die notwendig sind, um die 
unterschiedliche optische Darstellung mit ind ohne CSS in verschiedenen 
Browsern abzufangen. Wie immer spielt z.B. der sch... IE eine 
Sonderrolle - M$ kann es einfach nicht lassen, geltende Standards zu 
ignorieren (z.B. auch SVG oder Inline-Imgs) oder zu torpedieren. Hinzu 
kommen "ganz normale" Bugs.

Das nächste Problem ist die "Härtung" gegen Angriffe (Cross-Side 
Scriptung usw.) und Bugs. Solche Maßnahmen machen oft ein Vielfaches der 
eigentlichen "Webgestaltung" aus ...

von Frank (Gast)


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Nachtrag: Man kann den Aufwand aber übersichtlich halten und das Projekt 
so gestalten, dass man es "schichtenweise" in Betrieb nimmt, wenn man es 
geschickt anlegt. Dazu gehört eine "schichtenweise" Abstraktion und 
Programmierung:

- man kann einen echten Web-Grafiker hinsetzen, der eine GUI entwirft, 
die wirklich ergonomisch, sinnfällig und optisch ansprechend ist. Gerade 
die Oberflächen, die von Technikern entworfen werden, sind für 
Aussenstehende meist vollkommen unbrauchbar

- man kann einen Programmierer hinsetzen, der die Funkionalität der GUI 
umsetzt (HTML, CSS)

- man kann in einer Ebene dahinter die Plausibilitäten checken (JS)

- nam kann in einer weiteren Schicht dahinter die DB-Zugriffe regeln 
(PHP)

Jede dieser Schichten kann einzeln erstellt und getestet und geupdatet 
werden, Stichworte: Funktionen, Kapselung, API ... Man muss es nur 
organisieren.

von Proggi (Gast)


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Danke, Leute, das sind gute Kommentare, die mir auch helfen, das besser 
zu verstehen und ggfs. zu vermitteln.

Ich versuche noch zu verstehen, was man vielleicht anders machen kann, 
um solche Vorhaben zu beschleunigen. Es wird ja nicht das letzte bei uns 
sein. Es wird ja viel über 'Agile Development' und andere schnelle 
Entwicklungsmethoden und Tools gesprochen. Kann man damit was in der 
Praxis anfangen bzw. welche anderen Tools, Methoden wendet ihr an? Am 
Schluss kann man irgendein Tool kaufen, dass uns hilft, und wir kennens 
nicht, oder jemand hat Angst davor ein paar Tausender in die Hand zu 
nehmen.

Merci nochmal!

von Purzel H. (hacky)


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HTML, PHP, und MySQL sind eine Katstrophe. Ich hab auch grad ein Projekt 
hinter mir.  PHP ist nichttypisiert und teilweise skuril. Das 
Stringhaendling erscheint auf den ersten Blick einfach, auf den Zweiten 
ist es eine Katastrophe. Wenn man einen String im Browser dartellen 
will, muss man sonderzeichen codieren, Wenn man einen String uebertragen 
will, muss man es anders codieren, und wenn man ihn an MySQL uebergeben 
will, nochmals anders.
Bei MySQL sind auch die String ein Problem. Dort gibt es 
ruckwaerts-Apostrop, und Apostroph der Sorte '39, sieht aus wie ein 
Microsoft Apostroph, ist es aber nicht. Wenn man also etwas mit Windows 
copy pastet hat man einen Fehler, der kaum zu finden ist. Vielleicht 
eine kryptische idiotische Fehlermeldung, oder auch gar nichts. Die 
Debugmoeglichkeiten von alledem ist arg begrenzt. Auf eine Stufe unter 
printf(). Denn das Fenster, wo man drauf schreibt wir vielleicht grad 
durch ein Neues ersetzt, dh die "printf()" gehen in den Dreck.

Ohne farbunterstuetzten Editor wir zB Notpad+ kann man sich gleich einen 
Strick besorgen.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Siebzehn mal Fuenfzehn schrieb:
> HTML, PHP, und MySQL sind eine Katstrophe.

Hört sich echt nach Frusterlebnis an. Aber warte mal, kühle etwas ab und 
es gibt sich wieder. PHP ist nicht "untypisiert", sondern verfügt über 
das Top-Feature "automatic type casting" :-) (Javascript übrigens auch).

Die Verwendung eines "richtigen" Editors ist ja wohl das Mindeste 
(Notpad++ oder Editra). Man könnte auch eine ausgewachsene IDE 
verwenden, z.B. das auf Eclipse beruhende Aptana Studio. Ohne 
vernünftiges Werkzeug ist Frust natürlich vorprogrammiert ...

An den TE: Auf irgendwelche "Wundertools" brauchst du nicht zu hoffen, 
das Wichtigste ist Organisation und Projektmanagement. Das kann man mit 
Tools unterstützen, aber Ausdenken und Einrichten muss man erstmal 
selber.

von T.roll (Gast)


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Siebzehn mal Fuenfzehn schrieb:
> HTML, PHP, und MySQL sind eine Katstrophe. Ich hab auch grad ein Projekt
> hinter mir.  PHP ist nichttypisiert und teilweise skuril. Das
> Stringhaendling erscheint auf den ersten Blick einfach, auf den Zweiten
> ist es eine Katastrophe. Wenn man einen String im Browser dartellen
> will, muss man sonderzeichen codieren, Wenn man einen String uebertragen
> will, muss man es anders codieren, und wenn man ihn an MySQL uebergeben
> will, nochmals anders.
> Bei MySQL sind auch die String ein Problem.

Selten so einen Unsinn gelesen. Wenn ihr Windows-Bastler mal was 
einheitlich machen würdet, dann wäre das ganze kein Problem. Einheitlich 
bedeutet hier: Gleiche Kodierung in allen Teilen, sinnvollerweise UTF-8.

Man hat nur Probleme mit "Sonderzeichen", wenn man bei jedem Teil eine 
andere Kodierung benutzt. Der Windows-Bastler arbeitet natürlich mit 
ISO-8859-1 (Latin1) und den das dann so an den Browser. PHP arbeitet 
(endlich) komplett mit UTF-8.

Das einzige was man wirklich kodieren (mit k am Anfang nicht c) muss, 
sind die paar HTML-Zeichen. Dafür hat PHP die nette Funktion 
htmlspecialchars ().

Auch MySQL hat keinerlei Probleme mit Strings. 
mysql_real_escape_string() für MySQL eigene Steuerzeichen und die Sache 
ist fertig.

von Sebastian L. (der_mechatroniker)


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Marcus W. schrieb:
> Der einzige Punkt der Entwicklung, an dem sich Kosten
> sparen lassen ist die Kommunikation: kürze das auf das nötigste und
> schon stellt sich Produktivität ein.

Die Gefahr, dass Projekte wegen ZUVIEL Kommunikation aus dem Ruder 
laufen, schätze ich als eher gering ein.

von Mike (Gast)


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Proggi schrieb:
> Es wird ja viel über 'Agile Development' und andere schnelle
> Entwicklungsmethoden und Tools gesprochen.

Lass dich nicht von den Modeworten einlullen. Schnell was vorzaubern, 
dass schon so aussieht, als ob es funktioniert, hilft dem Kunden primär 
zu erkennen, was er eigentlich möchte, um die Zahl der 
Entwicklungsschleifen klein zu halten. Programmiert werden muss es 
trotzdem noch.
Schnell mal hinklatschen funktioniert bis zu einem gewissen Grade und 
wird zur Stolperfalle, sobald das Projekt größer wird oder später 
Features hinzukommen sollen, i.e. das ganze auch wartbar sein soll.

von dadada (Gast)


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Was sind denn eigentlich die Anforderungen?

Soll es auch ohne js funktionieren?
In welchen Browsern soll es richtig aussehen, in welchen noch 
funktionieren?
Was ist mit Smartphones?
Welche Zeichensaetze sollen unterstützt werden? Nur europäische oder 
darf da auch ein Chinese seinen Name ohne transcription eingeben?
Wie viele Zugriffe pro Sekunde sollen noch stabil laufen?

Je extensiver die Antworten, desto mehr Aufwand wird das.

von Karl Käfer (Gast)


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Hi Frank,

Frank Esselbach schrieb:
> Hört sich echt nach Frusterlebnis an. Aber warte mal, kühle etwas ab und
> es gibt sich wieder.

Nein, das gibt sich nicht. PHP ist wirklich eine absolute Katastrophe 
und MySQL ein schlechter Abklatsch von einer Datenbank.

> PHP ist nicht "untypisiert", sondern verfügt über
> das Top-Feature "automatic type casting" :-)

Genau, und das beißt Dich dann genau da hin, wo die Sonne nicht scheint. 
Zum Beispiel wenn Du ein PHP-"Array" hast:
1
<?php
2
$a = Array("1" => "eins", 2 => "zwei");
3
print $a[1] . " " . $a['2'] . "\n";

Man faßt es nicht, aber das gibt tatsächlich "eins zwei\n" aus!

In jeder Programmiersprache gibt es so ein paar wenige Ecken, wo die 
Sprachdesigner sich verhauen haben. In PHP hingegen gibt es ein paar 
wenige Ecken, wo die Designer mal was richtig gemacht haben!

HTH,
Karl

von Glenn H. (gofx)


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Karl Käfer schrieb:
> <?php
> $a = Array("1" => "eins", 2 => "zwei");
> print $a[1] . " " . $a['2'] . "\n";
>
> Man faßt es nicht, aber das gibt tatsächlich "eins zwei\n" aus!

Ohne es getestet zu haben, halte ich es für keine gute Idee, Variablen 
mal mit, dann mal ohne und dann auch noch je nach Lust und Laune mal mit 
einfachen und mal mit doppelten Anführungszeichen zu nutzen.

Grüße

von Mark B. (markbrandis)


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Sebastian L. schrieb:
> Marcus W. schrieb:
>> Der einzige Punkt der Entwicklung, an dem sich Kosten
>> sparen lassen ist die Kommunikation: kürze das auf das nötigste und
>> schon stellt sich Produktivität ein.
>
> Die Gefahr, dass Projekte wegen ZUVIEL Kommunikation aus dem Ruder
> laufen, schätze ich als eher gering ein.

Sehe ich auch so. Zu viel Kommunikation per se kann es zwischen den 
Entwicklern kaum geben. "Von Natur aus" kommunizieren Entwickler doch 
wohl eher wenig. Wer viel quasselt, ist kein Entwickler sondern Manager 
oder im Vertrieb ;-)

Aber: Es kann sein, dass zu viele Akteure beteiligt sind und sich die 
Zahl der Kommunikationswege dadurch sehr stark erhöht. Dann verbringt 
man notgedrungen einen großen Teil der Zeit mit Koordination, weil 
ansonsten das Projekt komplett den Bach runtergeht. Das geht natürlich 
entsprechend von der Zeit für die Entwicklung ab.

Ich habe es zuerst selbst nicht glauben wollen, aber es kann tatsächlich 
zu viele Entwickler in einem Projekt geben. Wenn dann noch eine 
mangelhafte Koordinierung durch die Projektleitung hinzukommt, ist das 
ein erstklassiges "recipe for desaster". ;-)

: Bearbeitet durch User
von bluppdidupp (Gast)


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von Glenn H. (gofx)


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Proggi schrieb:
> Ich versuche noch zu verstehen, was man vielleicht anders machen kann,
> um solche Vorhaben zu beschleunigen.

Nun, ohne Deine Organisationsstruktur zu kennen, ist es leider 
schwierig, zu sagen, was ihr anders machen könnt.

Wichtig ist neben der grundsätzlichen fachlichen Qualifikation der 
Programmierer und genügend "men power" eben auch das 
Weiterbildungsangebot und die Beschaffung benötigter Lektüre. Gerade im 
öffentlichen Dienst werden oft "frische Bachelor" oder FIAE für 
teilweise weit weniger als 35k€/Jahr eingestellt und dementsprechend 
gering ist dann auch die Erfahrung und Motivation.

Programmierer benötigen i.d.R. ein ruhiges Arbeitsumfeld. Wenn dort 
zusätzlich auch noch first level support geleistet werden soll, wenn bei 
Fräulein Müller mal wieder der Drucker spinnt oder die 
wer-kennt-wen-Site nicht aufgeht, dann war's das mit der Konzentration 
für die eigentliche Aufgabe.

Ich habe keine Ahnung, ob Akkord-Programmierung in Indien funktioniert 
bzw. ob Du Dir etwas Ähnliches für euch wünscht. Ich persönlich halte 
jedoch sechs Wochen für die sauber ausentwickelte Programmierung einer 
Webanwendung mit Datenbankanbindung für durchaus akzeptabel. Wie gesagt, 
ich kenne die Anwendung nicht und kann hier nur grob einschätzen. Ich 
befürchte aber, Du kannst den Aufwand genauso wenig abschätzen wie ich, 
wenn Du bereits "Auto-Vervollständigung" und "Nachschlagen von erlaubten 
Codes" als "Gimmick" und "nix wirklich Ungewöhnliches" abtust. Die 
Geringschätzung komplexer Funktionen führt am Ende vermutlich dazu, dass 
Du ein schelleres Tempo erwartest.

Irgendwelche Klickibunti-Tools kannst Du, wie vielfach schon erwähnt, 
vergessen. Der Code, der daraus erzeugt wird, ist i.d.R. eher schlecht 
und höchstens für den total Ahnungslosen überwältigend schön.

Es ist oft schwierig, die Produktivität eines Programmierers in Zahlen 
zu messen (auch wenn das jeder SAP-Fanboy weiterhin glaubt) und ich 
hoffe, dass es auch nicht Deine Aufgabe ist. "Unausgegorene" und 
halb-fertige Software führt am Ende nur zu komplettem Frust auf beiden 
Seiten (Anwender und Entwickler) weshalb manche Programmierer dazu 
neigen, den Launch noch ein wenig zu verschieben. Auch hier bräuchte man 
wieder Informationen über Deine Organisationsstruktur um zu sehen, wie 
es bei euch mit dem Qualitätsmanagement aussieht.

Man kann nicht beurteilen, ob Du zu ungeduldig bist oder ob Ritalin 
vielleicht helfen würde. Man kann aus der Ferne weiterhin nicht 
beurteilen, wie komplex eure Anwendung ist und ob euer Programmierer 
eher faul oder bereits komplett überlastet oder vielleicht auch 
überfordert ist.
Das sind Fragen über Fragen und Du wirst es auch nicht schaffen, dies 
für Fremde in einem Internet-Forum ausreichend objektiv darzustellen um 
eine aussagekräftige Bewertung der Situation erhalten zu können. 
Trotzdem hast Du, denke ich, genügend Informationen erhalten, die Dir 
vielleicht ein wenig helfen können.

Grüße

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