Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Prüfen ob Relais geschaltet


von Torben (Gast)


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Moin,

es geht um eine Schaltung zur Prüfung ob ein Relais geschaltet bzw. vor 
allem wieder abgeschaltet hat. Anwendungsfall ist folgender:

Es gibt einen Prüfstand mit einer 400V, max. 85kW Spannungsquelle ohne 
Erdbezug. Die Spannungsquelle wird über zwei Relais mit dem Prüfstand 
verbunden und stellen sicher, dass im Stillstand oder bei Notaus die 
Last sicher getrennt wird. Der Prüfstand besitzt eine deutliche 
sichtbare Warnlampe, die momentan mit folgenden Bedingungen 
eingeschaltet wird:
    -Spannung am Kondensator > 5V
    -Mindestens eins der Relais wird mit Spannung versorgt (ist 
geschlossen)

Nach einer umfangreichen Auswirkungsanalyse/FMEA wurde als weitere 
Sicherheitsmaßnahme festgelegt, dass überwacht werden soll, dass die 
Kontakte der Schütze nicht verschweißt sind. Die Warnlampe soll also 
auch angehen, wenn mindestens ein Relais noch geschlossen ist 
(unabhängig von der Versorgungsspannung). Den genauen Aufbau habe ich 
auch nochmal in den Anhang gestellt.

Die erste Idee, war es eine Konstantstromquelle zwischen den Kontakten 
jedes Relais zu installieren, und dann den Spannungsabfall am Relais zu 
überwachen (und per Optokoppler zu übertragen). Dabei treten allerdings 
folgenden Probleme auf. Wenn nur ein Relais geschlossen ist, liegen über 
das andere 400V und damit auch über die Konstantstromquelle an (kann man 
die Konstantstromquelle dagegen härten)?

Ich erhoffe mir hier, andere Ansätze oder Kommentare zur Methode mit der 
Konstantstromquelle zu erhalten.

PS: Ja an Schütze / Relais mit mechanisch gekoppelten Hilfskontakte 
wurde schon gedacht. Diese macht allerdings konstruktive Änderungen 
nötig. Davon unabhängig bin ich auch aus reiner Neugierde daran 
interessiert, ob man es "rein elektrotechnisch lösen kann"

PSS: Schaltungen zum Vorladen und Entladen des Kondensators sind 
vorgesehen und getestet. Sie wurden der Einfachheit halber in der 
Beschreibung hier weggelassen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Für solch eine Anlage benötigt man auf jeden Fall auch eine Not-Halt- 
bzw. Not-Aus-Vorrichtung. Hierfür gibt es spezielle 
Sicherheitsbaugruppen (z.B. Pilz, Siemens), deren Rückmeldung über 
zwangsgeführte Öffnerkontakte erfolgen muss. Es ist äußerst ratsam, 
solche erprobten Komponenten einzusetzen, z.B. in Verbindung mit 
entsprechenden Sirius-Schützen von Siemens.

Wichtig ist ja nicht nur, dass ein verschweißter Kontakt erkannt wird, 
sondern dass auch ein Wiedereinschalten des zweiten Schützes verhindert 
wird. Schließlich könnte dessen Kontakt ja auch kurze Zeit später 
verschweißen.

von Harald W. (wilhelms)


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Torben schrieb:

> es geht um eine Schaltung zur Prüfung ob ein Relais geschaltet bzw. vor
> allem wieder abgeschaltet hat.

Da nimmt man Sicherheitsrelais mit zwangsgeführten Kontakten.

von Lustiger Gnom (Gast)


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> Der Prüfstand besitzt eine deutliche sichtbare Warnlampe

Tja, und was machst Du, wenn die Lampe kaputt ist?

Die Lösung für das Relais wurde ja schon genannt: Zwangsgeführte 
Kontakte.

Darüber hinaus finde ich es mutig, so eine gefährliche Spannungsquelle 
mit nur einem Relais (pro Leiter) abschalten zu wollen...

Welchen Performance-Level brauchst Du denn?

von Reinhard Kern (Gast)


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Lustiger Gnom schrieb:
> Tja, und was machst Du, wenn die Lampe kaputt ist?

Das macht man eben umgekehrt, grüne Lampe = Ok.

Aber grundsätzlich: man kann schon feststellen, ob ein Kontakt 
geschlossen ist, aber ist das wirklich das, was man wissen will? Die 
wichtige Frage ist doch, liegt am Prüfling Spannung an.

Gruss Reinhard

von Klaus (Gast)


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Torben schrieb:
> Die erste Idee, war es eine Konstantstromquelle zwischen den Kontakten
> jedes Relais zu installieren, und dann den Spannungsabfall am Relais zu
> überwachen (und per Optokoppler zu übertragen)

Das Problem ist, daß über diesen (konstanten) Strom der Prüfling wieder 
galvanisch mit der Versorgung verbunden ist. Einem Isolationstest mit 
einigen kV wird das kaum standhalten.

MfG Klaus

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Torben schrieb:
> Die erste Idee, war es eine Konstantstromquelle zwischen den Kontakten
> jedes Relais zu installieren, und dann den Spannungsabfall am Relais zu
> überwachen (und per Optokoppler zu übertragen). Dabei treten allerdings
> folgenden Probleme auf. Wenn nur ein Relais geschlossen ist, liegen über
> das andere 400V und damit auch über die Konstantstromquelle an (kann man
> die Konstantstromquelle dagegen härten)?

Einfachere Lösung: zweipoliges Umschaltrelais (DPDT müsste das sein) mit 
Zwangsführung verwenden. Du prüfst dann den zweiten Schaltkontakt auf 
Ausgeschaltetsein. So lange das nicht erfüllt ist, ist im Zweifelsfall 
"Ein".

Was die Lampe angeht: doppelt verbauen, Ausfall einer Lampe detektieren 
(dazu Stromfluss auf Plausibilität prüfen) und entsprechend reagieren: 
Abschalten des Aufbaus, zweite Lampe blinken lassen oder whatever.

Max

von Andrew T. (marsufant)


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Lustiger Gnom schrieb:
>> Der Prüfstand besitzt eine deutliche sichtbare Warnlampe
>
> Tja, und was machst Du, wenn die Lampe kaputt ist?
>


Für derartige Systeme sind seit mehreren Jahren 2 rote Warnlampen 
vorgeschrieben, die unabhängig voneinander funktionieren MÜSSEN. Ebenso 
eine Überwachung der Warnlampen, getrennt voneinader (meist geschieht 
die schlicht über Stromaufnahme bzw. deren Messung).

MaxG hat das prinzipiell schon richtig wiedergegeben.

: Bearbeitet durch User
von KayPi (Gast)


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Hallo.

Wie nett, ich arbeite grad an was ähnlichem, nur in (wesentlich) 
kleiner.

Du könntest die Relais anstatt als Schließer als Wechsler ausführen und 
"andersrum" einbauen. Die Relais wechseln dann von der Spannungsquelle 
auf einen "Alternativpfad". Dort eine 5V Versorgung + Widerstand + 
Spannungsmessung auf der einen und Widerstand + GND auf der anderen. Die 
Widerstande jeweils ca so groß wie den Gesamtwiderstand des Prüfstandes 
wählen. Je nach Stellung der Relais sollten sich bei der Messung andere 
Spannungswerte ergeben.

1. Rel1 klebt -> Alles fällt über R1 ab
2. Rel2 klebt -> Spannungsteiler R1 - Prüfstand
3. Alles OK   -> Spannungsteiler R1 - Prüfstand+R2

Ich bin mir grad nur nicht sicher, ob sich der Fakt, dass die 
Spannungsversorgung keinen Erdbezug hat sich negativ auf Variante 2 
auswirkt. Aber selbst wenn, ließen sich zumindest die Fälle "Alles OK" 
und "Irgendwas klebt" unterscheiden.

Gruß

von oszi40 (Gast)


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> ließen sich zumindest die Fälle "Alles OK"
> und "Irgendwas klebt" unterscheiden.

... wie sieht das aus, wenn bei dieser Gleichspannung ein laaanger 
Lichtbogen beim ABschalten gezogen wird??

von KayPi (Gast)


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> ... wie sieht das aus, wenn bei dieser Gleichspannung ein laaanger
> Lichtbogen beim ABschalten gezogen wird??

Bei nem Relais das für 900 V und 500 A ausgelegt ist sollte der 
Lichtbogen bei 400 V 85 kW nicht überschlagen, sonst is irgendwas 
grundsätzlich falsch gelaufen würde ich meinen.

von smufte (Gast)


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Wenn du wirklich diese Spannung und der Strom (den du hier angibst) 
fliessen, könntest du die mal ein Reed-Kontakt direkt Ausgangsseitig 
ganz dicht an eines der Leitung halten. (also direkt auf der Isolierung 
der einzelnen Leitung). Der Sollte dann Schalten. Das Könntest du dir zu 
nutzen machen.

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

an jedem Schalter über einen Kondensator eine hochfrequente, gegen Erde 
geschaltete Wechselspannung einspeisen und an der Last auf diese 
Wechselspannung gegen Erde prüfen.

MfG

von oszi40 (Gast)


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KayPi schrieb:
> Lichtbogen bei 400 V 85 kW nicht überschlagen, sonst is irgendwas
> grundsätzlich falsch gelaufen würde ich meinen.

Wenn ein anderer (mechanischer) Kontakt zur Signalisierung benutzt wird 
als der wo der Lichtbogen steht, könnte das Ergebnis evtl. verschieden 
sein? Ausnahmen bestätigen die Regel? Da scheint mir die Lösung mit dem 
Reedkontakt im Magnetfeld der Leitung durchaus interessant, aber auch 
nicht 100% sicher, falls zufällig der Verbraucher nicht angeschlossen 
ist.

von KayPi (Gast)


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> Wenn ein anderer (mechanischer) Kontakt zur Signalisierung benutzt wird
> als der wo der Lichtbogen steht, könnte das Ergebnis evtl. verschieden
> sein? Ausnahmen bestätigen die Regel?

Verstehe ich nicht. Ich bin weit davon entfernt ein Experte auf dem 
Gebiet zu sein, deshalb würde es mich freuen, wenn du das etwas genauer 
ausführen könntest.

Nach meinem Verständnis wird bei einem Wechslerrelais der eine Kontakt 
getrennt, bevor der zweite geschlossen wird. Es sei denn, der Lichbogen 
wird so groß, dass er die volle Distanz überbrückt oder vom 2. Kontakt 
geht ebenfalls ein Lichtbogen aus, bevor der Erste erloschen ist. Ein 
Relais sollte aber so ausgelegt sein, dass es innerhalb der Angegebenen 
Nennwerte sicher Schalten kann.

Da ich anscheinend irgendwo einen Denkfehler habe und es evtl. für meine 
eigene Arbeit auch relevant wäre kläre mich bitte auf. Wenn es geht ohne 
Gegenfragen :)

Danke schonmal!

von Amateur (Gast)


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In sicherheitskritischen Bereichen nimmt man natürlich auch die dafür 
bestimmten Bauteile.
Not-Aus-Schalter und Relais.
Die gibt es auch von anderen Herstellern, sind aber prinzipbedingt nicht 
für 'nen Appel und 'nen Ei zu haben.
Böse Zungen sagen: Hiermit wird die Verantwortung auf den Hersteller der 
Not-Aus-Komponenten verlagert.

Es klingt komisch, aber es gibt keine Möglichkeit von außen 
festzustellen, ob ein Relais/Schütz angezogen hat oder nicht. Sogar die 
optische Kontrolle kann täuschen.
Nur ein Hilfskontakt kann ein wenig Klarheit bringen. Bei speziellen 
Not-Aus-Relais relativ sicher, bei allen anderen: Na ja.
Auch das oft angewandte hintereinanderschalten von zwei Schützen ist nur 
sehr Sicher aber nicht absolut.

von Amateur (Gast)


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Grundsätzlich kann man sich bei Schützen auf nichts verlassen. 
Insbesondere bei Leistungsschützen kann vieles schief gehen.
Durch einfachen Verschleiß können Kontakte brechen und damit jede Art 
von Verbindung einnehmen (Dauernd auf oder dauernd zu).
Rund um Überlast- und Kurzschlussprobleme können Kontakte hängen bleiben 
oder sogar mit ihrem Gegenstück verschweißen (Kleben).
Auch werden oft Vielfachkontakte verwendet. Ein Drehstromkontakt ist 
dauerhaft verbunden, der zugehörige Steuerkontakt aber öffnet 
vorschriftsmäßig. Ein echter "Muntermacher" wenn Du dich am Klemmbrett 
darauf verlässt.

von smufte (Gast)


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Man kann aber die funkenstrecke erhöhen, indem man eine Leitung über 3 
Schliesser eines leistungsschützes schickt. Nun kennen ich ja den 
genauen Anwendungsfall nicht. Aber kann man eventuell auch eine led mit 
dem entsprechenden widerstand überr ein Schliesserkontakt legen. Ist 
dein Schütz angezogen oder klebt dein Kontakt, so sollte die led nicht 
leuchten.

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