Hallo zusammen, bin derzeit dabei meine Bachelorarbeit zu schreiben und habe mir mal die PO meiner Uni für den Master angesehen. Da gibt es tatsächlich wieder Theoretische Elektrotechnik über 2 Semester. Wieso? Feldtheorie war im Bachelor schon ein brutales Siebfach, genauso wie die Systemtheorie. Wofür brauche ich soviel TET? Kann mich jemand aufklären? Das zählt für mich zu den Grundlagen und gehört ins Grundstudium, sprich Bachelor. Würde statt 10LP TET lieber 2 Module mehr aus meiner Vertiefung hören. TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung) gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit (Leistungselektronik). Vielleicht kann mir ja jemand konkrete Fälle aus der Praxis nennen bei denen ich TET im Umfang von mehreren Semestern benötige. Danke und Gruß.
Der Bachelor (soll) dir den aktuellen Stand der Kenntnisse im Fachbereich beibringen, den Stand der technik. Der Master soll dich befähigen, über den aktuellen Stand hinaus zu forschen (und mit PhD zu lehren). Dazu braucht man wohl etwas tiefergehende Grundlagen und Verständnis für physikalische Vorgänge als wenn man bloss Gebrauchsingenieur sein will. Es werden in den Kursen sicher nicht dieselben Themen drankommen wie im Grundstudium, sondern verstärkte Theorie. Natürlich kann es sein, daß du in deinem Leben niemals Wissenschaftler, also ein Mensch der Wissen schafft, also die Menschheit voran bringt in dem er Dinge erforscht, über die man (die ganzen Wissenschaftler zusammen, nicht der einzlne Depp) vorher nichts wusste, sein wirst, sondern bloss Ingenieur sein wirst, der einfach dutzendmal die im Studium gelernten Formeln durchrechnet, also auf dem Stand der Technik bleibt. Dann brauchst du keinen Master.
Ganz einfach. Bei allen Produkten in denen beispielsweise ein Eisenkreis und eine Spule drin ist. - E-Maschinen - Ventile - ...
kakubea schrieb: > TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung) > gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit > (Leistungselektronik). Sicherlich hast du in deiner Abschlussarbeit auch nicht - Geschichte - Sport - Geografie - Biologie - Literatur - Chemie - Erdkunde - Musik - Religion benötigt. Und dennoch hast du es irgendwann mal lernen müssen. Und nun die 1 Million Euro Frage: Warum?
TET wird "meistens" nur an Universitäten gelehrt, während an Fachhochschulen es "meistens" kein TET gibt. TET braucht man als Arbeitsingenieur nicht, ist nur dazu da damit die Uniabsolventen hochnäsig behaupten können: "Ich hatte TET ich stehe über dir!"
ganz einfach für das Verständnis. Ich muss sagen wenn man TET versteht ist es für mich eins der faszinierensten Fächer des Studiums. erst durch TET wurde mir klar wie alles zusammenhängt, und warum die Formeln funktionieren. Automatisierungstechnik? Nunja auch hier kann man mit Automathentheorie etc rangehen, dann bist du auch nicht mehr weit von TET entfernt.
Der Punkt ist, dass man niemals merken würde, dass man etwas doch brauchen würde. Kein Toasterentwickler würde wohl je auf die Idee kommen "ja, wenn ich jetzt TET gemacht hätte, dann könnte ich da jetzt was anderes konstruieren". Andersheraus wird ein Schuh draus: Die TET im Hinterkopf gehst du an manche Aufgabe dann ganz ander heran.
Da könnte man auch fragen: Wozu Mathematik und Physik im Studium? Wir haben Taschenrechner und eine Konstruktion. Wir Ingenieure brauchen doch nur das Elektrozeug und nichts weiter. Jedenfalls wenn es nach dem Willen der Indutrie geht, siehe das allgegenwärtige Stuchwort "Gebrauchsingenieur".
Hi also erstens wird Theoretische Elektrotechnik, auf der Fachhochschule genauso gelehrt wie auf der Uni :). Desweiteren behaupte ich das ET Uni Studenten auf keinen Fall denen einer FH überlegen sind (liege gerade am Boden vor Lachen xD). So nun zu deiner Frage: Ich meine ein tieferes Verständnis feldtheoretischer Probleme vermittelt zu bekommen kann dir als spätere ET Fachkraft sehr wohl viel bringen. Beginnend mit einer besseren Fähigkeit komplexere Probleme zu Erkennen und zu lösen, weitergehend über elektrische Maschinen, öh sehr wohl Leistungselektronik Stichwort EMV, etc. pp. Bin allerdings erstaunt das du Systemtheorie als Siebfach bezeichnest o0. Bei uns waren Mathematik und Physik Siebfächer. Naja is wohl überall anders :D. Und wie meine Vorposter auch schon schrieben. Ein Masterstudium ist forschunsgorientiert. Sprich du sollst danach nicht nur Schaltungen bauen können, sondern komplett neue Sachen, inklusive deren theoretische Beschreibung erzeugen können :).
Also zur Ergänzung: Ich habe grundätzlich nichts dagegen das TET gelehrt wird. Was mir sauer aufstößt ist, dass die PO geändert wurde. Darin wurden die LP für TET von 4 auf 10 angehoben und das Modul wurde zweisemestrig. Im Gegenzug wurden Vertiefungsfächer gestrichen. Hier habe ich mich einfach nach dem Sinn gefragt. Muss aber am Prof liegen. Der TET-Prof hat viel Einfluss am Fachbereich und hat auch mal eben für den Ausbau der Mathe-Module und TET-Module im Bachelor gesorgt. Markus M. schrieb: > Bin allerdings erstaunt das du Systemtheorie als Siebfach bezeichnest > o0. Bei uns waren Mathematik und Physik Siebfächer. Physik war bei mir machbar, sieht mittlerweile aber auch schon wieder anders aus. Habe letztens Noten gesehen, da war außer 5.0 und einer handvoll Vierer nichts in Sicht. Informatik fand ich deutlich schwieriger. Mathe 1 und 2 waren machbar, Mathe 3 war dagegen richtig abgedreht, beste Note war hier 2,x. Systemtheorie und Feldtheorie sind bei uns die Siebfächer schlechthin.
Man kann es auch anders ausdrücken: Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist die einzige klassische Theorie, die der E-Technik Student zu Gesicht bekommt. Sie ist in Ihrer Eleganz und Schönheit einzigartig. Allein dafür lohnt es sich schon, sie zu "studieren". Sie hat wesentliche Aspekte der SRT vorausgesagt (z.B. die Endlichkeit der LG, und hat die Einführung der SRT unbeschadet überlebt. Nebenbei ist sie immer noch die Grundlage der Arbeit eines jeden HF-Technikers. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Handy, kein moderner Rechner, kein Internet, ohne die Theorie Maxwells. Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist kein Fach zum Aussieben. Sie ist die Seele der Elektrotechnik. Sie wegzulassen wäre in etwa so, als würde man in Germanistik das Werk J. W. v. Goethe weglassen, weil es ach - so schwierig ist. Es wäre nicht richtig.
"Und wie meine Vorposter auch schon schrieben. Ein Masterstudium ist forschunsgorientiert." Die KMK sagt: "Masterstudiengänge dienen der fachlichen und wissenschaftlichen Spezialisierung und können nach den Profiltypen „anwendungsorientiert“ und „forschungsorientiert“ differenziert werden." i.d.R. sind die Master von wissenschaftlichen Hochschulen „forschungsorientiert“ wohin gegen andere Ausbildungseinrichtungen tendenziell „anwendungsorientierte“ Programme anbieten (ist der akkredtierungs Urkunde zu entnehmen). Deshalb ist bei vielen FHs weder im Master noch Bachelor TET1/2 vorgesehen - was immer wieder zur Ernüchterung führt wenn jemmand von einer FH an eine wissenschaftliche Hochschule wechselt, da TET häufig als eine der Auflagen erteilt wird.
cassini schrieb: > Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist die einzige > klassische Theorie, die der E-Technik Student zu Gesicht bekommt. Sie > ist in Ihrer Eleganz und Schönheit einzigartig. > > Sie ist die Seele der Elektrotechnik. Sehr poetisch. Das hat mich auf eine skurrile Art und Weise berührt.
> Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist kein Fach zum
Aussieben. Sie ist die Seele der Elektrotechnik.
Da hättest du mal so zwischen 1975 und 1980 an der Uni Stuttgart
E-Technik studieren sollen. Das war damals das "Siebfach".
Wahrscheinlich hast du zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort
studiert. Nur so ist deine Verklärung verständlich.
Übrigens war da wie üblich ein großer Unterschied von Uni zu Uni. An
anderen Unis gab es dafür aber dann irgend ein anderes "Siebfach".
Nachtrag:
Die genaue Bezeichnung des Faches war "Theorie der Felder und Wellen".
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Die Theorie gehört einfach zum Studium dazu, weil man damit auf andere Dinge aufbauen kann und weil sie zeitlos (immer gültig) ist. Heidenheini schrieb: > Wir Ingenieure brauchen doch > nur das Elektrozeug und nichts weiter. Jedenfalls wenn es nach dem > Willen der Indutrie geht, siehe das allgegenwärtige Stuchwort > "Gebrauchsingenieur". Allerdings wäre es durchaus angebracht, im Studium auch mehr Dinge zu lernen, die in der Industrie relevant sind. Schließlich sucht man sich später genau dort einen Job und die Arbeitgeber verlangen logischerweise entsprechende relevante Vorkenntnisse. Nur die wenigsten Absolventen gehen in die Grundlagenforschung. Ja die meisten werden "Gebrauchsingenieur", egal ob sie von der Uni oder der FH kommen. Auch wenn sich dadurch die Professoren mal selber weiterbilden müssten und sich nicht bis zur Pensionierung auf ihren Lorbeeren ausrühen könnten indem sie jahrzehntelang das gleiche Skript herunterbeten. Es kann nicht in Ordnung sein, dass ein E-Technik-Ing kaum Ahnung von Schaltungsentwicklung hat und auch keine aktuellen Bauteile und keine aktuelle Software kennt. Die meisten sind ja schon mit der Verwendung von Standardtransistoren überfordert, bei FETs sieht es noch bescheidener aus. Da hat jeder Techniker bessere Kenntnisse und kann auch eigenständig eine Schaltung dimensionieren oder eine Schwachstelle in einer Schaltung lokalisieren und verbessern. Gleiches gilt für die Digitaltechnik. Es wird im Studium zwar die Herleitung der z-Transformation verlangt, aber wie ich das für digitale Filter, DSPs usw einsetzen kann, habe ich nie gesehen. Der Schritt bis dahin ist noch groß. FPGAs? Ich bin sicher viele meiner Kommilitonen haben den Begriff noch nie gehört und wenn dann eher von außerhalb des Studiums oder wenn sie zufällig in ihrer Abschlussarbeit damit zu tun hatten. Bei Programmierkenntnissen ist es ähnlich schlimm. Wenn man Glück hat, hört man in einem Semester mal was über C. Ansonsten gibt es nur PASCAL. Auch ist ein Etechnik-Ing, der noch nie etwas von VDE-Normen gehört hat eher die Regel als die Ausnahme. Aus diesem Grunde ist es für Absolventen von deutschen Hochschulen auch so schwer einen Job zu finden. Sie können einfach nichts, bzw brauchen eine zu lange Einarbeitungszeit. Da nimmt man lieber jemanden von einer ausländischen Hochschule wo die Bildung nicht zu sehr am Bedarf vorbei geht oder lagert die Entwicklung gleich ganz nach Asien aus. P.S. Mein Studium ist schon 15 Jahre her, ich hoffe deshalb dass sich da ein wenig gebessert hat.
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kakubea schrieb: > Feldtheorie Erster Fehler. TET ist nicht gleich Maxwellsche Gleichungen und schnell veränderliche Felder ("Wellen"), sondern umfaßt ein paar Sachen mehr. Schlage mal den Simonyi auf. > TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung) > gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit > (Leistungselektronik). Ein Vertiefungsschwerpunkt von mir war an der Uni Leistungselektronik/Bauelementephysik. Ich wüßte nicht, wie man die Funktionsweise und Modellierung der modernen Baulemente ohne TET verstehen könnte. Differentialgleichungen, Ladungsträgerbewegung (somit Ströme und Felder) links und rechts, einschließlich statistischer Physik. > Vielleicht kann mir ja jemand konkrete Fälle aus der Praxis nennen bei > denen ich TET im Umfang von mehreren Semestern benötige. Angewandte TET brauche ich (ich bin Prüfingenieur) immer, wenn Stromkreise kompliziert werden und die einzelnen Komponenten physikalische Gebilde werden. Wer TET vor allen Dingen physikalisch nicht versteht, kommt dann aus dem Schleudern nicht mehr raus. Denn: Ein Stromkreis ist normalweise extrem idealisiert. Eine Kapazität hier, eine Induktivität da, ne Quelle, irgendwelche verlusstlosen Leitungen, sehr schön einfach auf dem Papier. Entläd sich eine 300 µF Kondensatorbank, die auf 50 kV aufgeladen ist, durch eine meterlange and meterdicke Spule auf Zehntel einer Millisekunde getimed mit 1300 Hz in einen von 27 kV angetriebenen mit 50 kA donnernden 60-Hz-Kurzschlußstrom, ist das Stromkreisbildchen auf dem Papier immer noch schön einfach, während in der Realität die Hölle auf Erden los ist. Inmitten des Infernos der hohen Spannungen und Ströme befindet sich übrigens empindliche Meßtechnik, und der Prüfingenieur darf sich ne Waffe schnitzen, wie er diese unter den gegebenen Bedingungen anordnen kann, um Beeinflussungen zu minimieren und verläßliche Messungen zu erhalten. Das ist TET in real life. Vielmehr ist es schade, daß Du bisher Arbeiten gemacht hast, die ein solches hochwertiges Wissen und Verständnis nicht benötigten. Ahoi
TET ist die wahre Elektrotechnik, hier lernst Du, aus den Maxwellschen Gleichungen quasi die gesamte Elektrotechnik herzuleiten. Ich meine, dass ich die Grundlagen EMV (Elektrotechnik as its best) ohne TET nicht hätte verstehen können. Ich sehe das auch bei meinen Kollegen ohne entsprechenden Background, die tun sich einfach schwerer. OK ok um einen Eingang mit einem Varistor zu schützen braucht man kein TET, aber für die Hintergründe schon. Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables verstehen wollen. Fazit: Wissen schadet nie!
Helmi schrieb: > TET ist die wahre Elektrotechnik, hier lernst Du, aus den Maxwellschen > Gleichungen quasi die gesamte Elektrotechnik herzuleiten. Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste man das noch relativistisch rechnen. Haben wir damals ansatzweise am Ende des Semesters gemacht - aber auch nur eine Woche ;-) > Ich meine, dass ich die Grundlagen EMV (Elektrotechnik as its best) ohne > TET nicht hätte verstehen können. Ich sehe das auch bei meinen Kollegen > ohne entsprechenden Background, die tun sich einfach schwerer. OK ok um > einen Eingang mit einem Varistor zu schützen braucht man kein TET, aber > für die Hintergründe schon. Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben > schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables > verstehen wollen. Ja, das ist ähnlich wie bei theoretischer Informatik - man sollte es gehört und verstanden haben. Konkretes Rechnen benötigt man später weniger, dafür gibt es ventsprechende Software. > Fazit: Wissen schadet nie! Das auf jeden Fall! Auch wenn ich TET nicht mehr wirklich benötige - die EMV-Dinge sind mMn fast noch mehr Erfahrung als theoretisches Wissen - so fand ich das auch als Info einfach interessant (so wie Signal- und Systemtheorie). Aber ich finde sowieso irgendwie alles interessant ;-)
Ist durchaus brauchbar die theoretische Elektrotechnik. Insbesondere im Hinblick auf die Zukunft, mit immer schneller werdenden Schaltungen und Bauteilen tritt auch der Wellencharakter deutlicher auf. Dazu sollte man Streifenleitungen und auch die Hintergründe dazu kennen. Terminierung von Leitungen ist ebenso wichtig. Kann auch vorkommen, dass man in nem Projekt die Aufgabe bekommt etwas zu entwerfen/aufzubauen was ein wenig in die HF reingeht. Und da sollte man dann auch die Grundlagen kennen um das passend erledigen zu können.
Ich habe an einer Technischen Hochschule studiert, Theoretische Elektrotechnik bei Engl. Da wurde wirklich aus aus den Maxwellschen Gleichungen herausgezogen. Auch wenn man hinterher die Elektrotechnik nicht mehr brauchte, in Mathe war man anschließend superfit (oder rausgeprüft)
Helmi schrieb: > Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben > schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables > verstehen wollen. Das kann man aber auch schön anschaulich ohne große Mathematikkenntnisse erklären. Wer das mit den zugehörigen Maxwellschen Gleichungen herleiten kann, respekt, hat das aber nicht notwendigerweise verstanden. Manche bestehen die komplizietesten Klausuren, haben aber weniger verstanden als ein Teilnehmer eines Amateurfunkkurses.
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Du meinst also nach 3 Jahren erweitertem Vordiplom weisst du alles was es an Theorie zu wissen gibt? Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.
Udo Schmitt schrieb: > Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur > die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen. Ob dieser Angeber all seine Kenntnisse selber von den Maxwellschen Gleichungen abgeleitet hat, oder dazu in der Lage wäre ohne die Ergebnisse vorher zu kennen, darf stark bezweifelt werden. Meistens haben solche Sprücheklopfer nicht viel drauf.
Udo Schmitt schrieb: > Man braucht nur > die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen. Interessanterweise stimmt das auch nicht :-) Es gibt ein Phänomen, dass sich nicht aus den Maxwellschen Gleichungen herleiten lässt: Die Flussspannung von Dioden. Diese Diffusionsspannung an PN-Übergängen ist nämlich ein rein thermodynamischen Phänomen.
Chris D. schrieb: > Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste > man das noch relativistisch rechnen. Das wurde bei uns in Vorlesungen wie 'Relativistische Elektrodynamik' behandelt und ähnelt eher einem Physik- als einem ET-Studium ;-)
Udo Schmitt schrieb: > Du meinst also nach 3 Jahren erweitertem Vordiplom weisst du alles was > es an Theorie zu wissen gibt? > Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur > die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen. Nein. Siehe hier: kakubea schrieb: > Also zur Ergänzung: Ich habe grundätzlich nichts dagegen das TET gelehrt > wird. Was mir sauer aufstößt ist, dass die PO geändert wurde. Darin > wurden die LP für TET von 4 auf 10 angehoben und das Modul wurde > zweisemestrig. Im Gegenzug wurden Vertiefungsfächer gestrichen.
Matthias schrieb: > Chris D. schrieb: > >> Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste >> man das noch relativistisch rechnen. > > Das wurde bei uns in Vorlesungen wie 'Relativistische Elektrodynamik' > behandelt und ähnelt eher einem Physik- als einem ET-Studium ;-) Ah - das gab es bei uns nicht aber mir wurde es dann auch zu komplex und abgehoben. Und mir war auch klar: würde ich niemals benötigen (was dann bis hierhin auch so war). Ebenso müsste man natürlich im Kleinen quantenmechanische TET haben - wobei mir das noch brauchbar erscheint. Sehr viele elektronische Bauteile funktionieren ja überhaupt nur deshalb. Etwas OT: Interessant war es auch mal, als in Chemieübungen die einfachsten Orbitalmodelle quantenmechanisch hergeleitet wurden, also wirklich ab Wasserstoff aufwärts. Der Physikdoktorant meinte, dass eigentlich jeder Chemiker ordentlich Quantenmechanik hätte haben müssen. Ganz Unrecht hatte er nicht. Ich fand es sehr interessant, zu sehen, warum welche Orbitale so aussehen, wie sie aussehen. Nicht, dass ich jemals diese Rechnungen komplett nachvollziehen geschweige denn selbst Neues daraus ableiten konnte ... <:-) Aber so meint jeder, dass sein Gebiet das Wichtigste ist ...
Johannes O. schrieb: > Ist durchaus brauchbar die theoretische Elektrotechnik. > Insbesondere im Hinblick auf die Zukunft, mit immer schneller werdenden > Schaltungen und Bauteilen tritt auch der Wellencharakter deutlicher auf. > Dazu sollte man Streifenleitungen und auch die Hintergründe dazu kennen. > Terminierung von Leitungen ist ebenso wichtig. > Kann auch vorkommen, dass man in nem Projekt die Aufgabe bekommt etwas > zu entwerfen/aufzubauen was ein wenig in die HF reingeht. Und da sollte > man dann auch die Grundlagen kennen um das passend erledigen zu können. Dazu braucht man allgemeines anschauliches Verständnis und etwas Leitungstheorie, muss Datenblätter und Diagramme lesen können. Man muss keine DGL verstehen. Tiefgreifende Kenntnisse braucht man nur wenn man entsprechende Simulationssoftware schreiben muss. Doch das dürfte eher selten der Fall sein. Interessant ist es trotzdem wenn der Prof es vernünftig rüberbringt. Wenn man neue Bauteile entwickeln will, sollte man vielleicht besser Physik studieren.
Udo Schmitt schrieb: > Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur > die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen. und schon wird das ganze zur esotherischen Elektrotechnik...
Chris D. schrieb: >> Fazit: Wissen schadet nie! > > Das auf jeden Fall! Wenn man Sozialkompetent damit umgeht, sicher nicht, wenn da nur das Wörtchen "Wenn" nicht wäre.
Nachtrag Anbei das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe vom Simonyi, mit der ich an der Uni TET studiert habe.
@ Dipl.-Gott - gutes Buch! So sieht ein typisches Elektrodynamik Skript für einen Physikstudenten aus (bin aktuell Übungsleiter - wenn auch nicht in der Edynamik). In einer Einsemestrigen Vorlesung werden die hinteren Teile jedoch entweder selektiert oder nur oberflächlich behandelt. @Threadstarter Zur Frage warum man solche Vorlesungen braucht oder nicht braucht. Klar man kann immer seine Knöpfchen in irgendwelchen Softwarepaketen (wo eh alle paar Jahre ein neues "relevant" wird) drücken die einem dann Ergebnisse liefern die man mal mehr mal weniger versteht (oder zumindest auf Plausibilität prüfen kann). Nur damit kann man keine wirklich neuen Erkentnisse gewinnen. Es wird ja oftmals so getan, als ob solche Sachen wie Halbleiter, Supraleiter, Magnetische Speicher oder auch Orbitalmodelle einfach so sind und man in Formel 42) einsetzen muss und das richtige Ergebniss bekommt. Nur haben Leute dafür zum Teil Jahrzehntelang geforscht - Leute die wie du an der Uni waren um was zu lernen und auch im Anschluss zu dieser Forschung beizutragen.
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