Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wofür brauche ich Theoretische Elektrotechnik?


von kakubea (Gast)


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Hallo zusammen,

bin derzeit dabei meine Bachelorarbeit zu schreiben und habe mir mal die 
PO meiner Uni für den Master angesehen.

Da gibt es tatsächlich wieder Theoretische Elektrotechnik über 2 
Semester.
Wieso? Feldtheorie war im Bachelor schon ein brutales Siebfach, genauso 
wie die Systemtheorie.

Wofür brauche ich soviel TET? Kann mich jemand aufklären? Das zählt für 
mich zu den Grundlagen und gehört ins Grundstudium, sprich Bachelor. 
Würde statt 10LP TET lieber 2 Module mehr aus meiner Vertiefung hören.

TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung) 
gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit 
(Leistungselektronik).

Vielleicht kann mir ja jemand konkrete Fälle aus der Praxis nennen bei 
denen ich TET im Umfang von mehreren Semestern benötige.


Danke und Gruß.

von MaWin (Gast)


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Der Bachelor (soll) dir den aktuellen Stand der Kenntnisse im 
Fachbereich beibringen, den Stand der technik.

Der Master soll dich befähigen, über den aktuellen Stand hinaus zu 
forschen (und mit PhD zu lehren).

Dazu braucht man wohl etwas tiefergehende Grundlagen und Verständnis für 
physikalische Vorgänge als wenn man bloss Gebrauchsingenieur sein will. 
Es werden in den Kursen sicher nicht dieselben Themen drankommen wie im 
Grundstudium, sondern verstärkte Theorie.

Natürlich kann es sein, daß du in deinem Leben niemals Wissenschaftler, 
also ein Mensch der Wissen schafft, also die Menschheit voran bringt in 
dem er Dinge erforscht, über die man (die ganzen Wissenschaftler 
zusammen, nicht der einzlne Depp) vorher nichts wusste, sein wirst, 
sondern bloss Ingenieur sein wirst, der einfach dutzendmal die im 
Studium gelernten Formeln durchrechnet, also auf dem Stand der Technik 
bleibt. Dann brauchst du keinen Master.

von ich (Gast)


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Ganz einfach. Bei allen Produkten in denen beispielsweise ein Eisenkreis 
und eine Spule drin ist.
 - E-Maschinen
 - Ventile
 - ...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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kakubea schrieb:
> TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung)
> gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit
> (Leistungselektronik).

Sicherlich hast du in deiner Abschlussarbeit auch nicht
- Geschichte
- Sport
- Geografie
- Biologie
- Literatur
- Chemie
- Erdkunde
- Musik
- Religion
benötigt. Und dennoch hast du es irgendwann mal lernen müssen.
Und nun die 1 Million Euro Frage: Warum?

von Unnütz (Gast)


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Völlig unnötig so eine Frage zu stellen !?!

von Zero V. (Firma: Angestellter/Freelancer) (gnd)


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TET wird "meistens" nur an Universitäten gelehrt, während an 
Fachhochschulen es "meistens" kein TET gibt.
TET braucht man als Arbeitsingenieur nicht, ist nur dazu da damit die 
Uniabsolventen hochnäsig behaupten können: "Ich hatte TET ich stehe über 
dir!"

von Sepp Obermair (Gast)


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ganz einfach für das Verständnis. Ich muss sagen wenn man TET versteht 
ist es für mich eins der faszinierensten Fächer des Studiums. erst durch 
TET wurde mir klar wie alles zusammenhängt, und warum die Formeln 
funktionieren.

Automatisierungstechnik? Nunja auch hier kann man mit Automathentheorie 
etc rangehen, dann bist du auch nicht mehr weit von TET entfernt.

von J. A. (gajk)


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Der Punkt ist, dass man niemals merken würde, dass man etwas doch 
brauchen würde.

Kein Toasterentwickler würde wohl je auf die Idee kommen "ja, wenn ich 
jetzt TET gemacht hätte, dann könnte ich da jetzt was anderes 
konstruieren".

Andersheraus wird ein Schuh draus: Die TET im Hinterkopf gehst du an 
manche Aufgabe dann ganz ander heran.

von Heidenheini (Gast)


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Da könnte man auch fragen: Wozu Mathematik und Physik im Studium? Wir 
haben Taschenrechner und eine Konstruktion. Wir Ingenieure brauchen doch 
nur das Elektrozeug und nichts weiter. Jedenfalls wenn es nach dem 
Willen der Indutrie geht, siehe das allgegenwärtige Stuchwort 
"Gebrauchsingenieur".

von Markus M. (markus82mg)


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Hi

also erstens wird Theoretische Elektrotechnik, auf der Fachhochschule 
genauso gelehrt wie auf der Uni :). Desweiteren behaupte ich das ET Uni 
Studenten auf keinen Fall denen einer FH überlegen sind (liege gerade am 
Boden vor Lachen xD). So nun zu deiner Frage:

Ich meine ein tieferes Verständnis feldtheoretischer Probleme vermittelt 
zu bekommen kann dir als spätere ET Fachkraft sehr wohl viel bringen. 
Beginnend mit einer besseren Fähigkeit komplexere Probleme zu Erkennen 
und zu lösen, weitergehend über elektrische Maschinen, öh sehr wohl 
Leistungselektronik Stichwort EMV, etc. pp.
Bin allerdings erstaunt das du Systemtheorie als Siebfach bezeichnest 
o0. Bei uns waren Mathematik und Physik Siebfächer. Naja is wohl überall 
anders :D.
Und wie meine Vorposter auch schon schrieben. Ein Masterstudium ist 
forschunsgorientiert. Sprich du sollst danach nicht nur Schaltungen 
bauen können, sondern komplett neue Sachen, inklusive deren theoretische 
Beschreibung erzeugen können :).

von kakubea (Gast)


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Also zur Ergänzung: Ich habe grundätzlich nichts dagegen das TET gelehrt 
wird. Was mir sauer aufstößt ist, dass die PO geändert wurde. Darin 
wurden die LP für TET von 4 auf 10 angehoben und das Modul wurde 
zweisemestrig. Im Gegenzug wurden Vertiefungsfächer gestrichen. Hier 
habe ich mich einfach nach dem Sinn gefragt. Muss aber am Prof liegen. 
Der TET-Prof hat viel Einfluss am Fachbereich und hat auch mal eben für 
den Ausbau der Mathe-Module und TET-Module im Bachelor gesorgt.


Markus M. schrieb:
> Bin allerdings erstaunt das du Systemtheorie als Siebfach bezeichnest
> o0. Bei uns waren Mathematik und Physik Siebfächer.

Physik war bei mir machbar, sieht mittlerweile aber auch schon wieder 
anders aus. Habe letztens Noten gesehen, da war außer 5.0 und einer 
handvoll Vierer nichts in Sicht. Informatik fand ich deutlich 
schwieriger. Mathe 1 und 2 waren machbar, Mathe 3 war dagegen richtig 
abgedreht, beste Note war hier 2,x. Systemtheorie und Feldtheorie sind 
bei uns die Siebfächer schlechthin.

von cassini (Gast)


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Man kann es auch anders ausdrücken:

Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist die einzige 
klassische Theorie, die der E-Technik Student zu Gesicht bekommt. Sie 
ist in Ihrer Eleganz und Schönheit einzigartig. Allein dafür lohnt es 
sich schon, sie zu "studieren". Sie hat wesentliche Aspekte der SRT 
vorausgesagt (z.B. die Endlichkeit der LG, und hat die Einführung der 
SRT unbeschadet überlebt.

Nebenbei ist sie immer noch die Grundlage der Arbeit eines jeden 
HF-Technikers. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Handy, kein moderner 
Rechner, kein Internet, ohne die Theorie Maxwells.

Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist kein Fach zum 
Aussieben. Sie ist die Seele der Elektrotechnik.

Sie wegzulassen wäre in etwa so, als würde man in Germanistik das Werk 
J. W. v. Goethe weglassen, weil es ach - so schwierig ist. Es wäre nicht 
richtig.

von yannik (Gast)


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"Und wie meine Vorposter auch schon schrieben. Ein Masterstudium ist
forschunsgorientiert."

Die KMK sagt:
"Masterstudiengänge dienen der fachlichen und wissenschaftlichen
Spezialisierung und können nach den Profiltypen „anwendungsorientiert“
und „forschungsorientiert“ differenziert werden."

i.d.R. sind die Master von wissenschaftlichen Hochschulen 
„forschungsorientiert“ wohin gegen andere Ausbildungseinrichtungen 
tendenziell „anwendungsorientierte“ Programme anbieten (ist der 
akkredtierungs Urkunde zu entnehmen). Deshalb ist bei vielen FHs weder 
im Master noch Bachelor TET1/2 vorgesehen - was immer wieder zur 
Ernüchterung führt wenn jemmand von einer FH an eine wissenschaftliche 
Hochschule wechselt, da TET häufig als eine der Auflagen erteilt wird.

von tja (Gast)


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cassini schrieb:
> Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist die einzige
> klassische Theorie, die der E-Technik Student zu Gesicht bekommt. Sie
> ist in Ihrer Eleganz und Schönheit einzigartig.
>
> Sie ist die Seele der Elektrotechnik.


Sehr poetisch. Das hat mich auf eine skurrile Art und Weise berührt.

von Helmut S. (helmuts)


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> Die Theorie der elektromagnetischen Felder und Wellen ist kein Fach zum
Aussieben. Sie ist die Seele der Elektrotechnik.

Da hättest du mal so zwischen 1975 und 1980 an der Uni Stuttgart 
E-Technik studieren sollen. Das war damals das "Siebfach". 
Wahrscheinlich hast du zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort 
studiert. Nur so ist deine Verklärung verständlich.
Übrigens war da wie üblich ein großer Unterschied von Uni zu Uni. An 
anderen Unis gab es dafür aber dann irgend ein anderes "Siebfach".

Nachtrag:
Die genaue Bezeichnung des Faches war "Theorie der Felder und Wellen".

: Bearbeitet durch User
von Paul M. (paul_m65)


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Die Theorie gehört einfach zum Studium dazu, weil man damit auf andere 
Dinge aufbauen kann und weil sie zeitlos (immer gültig) ist.

Heidenheini schrieb:
> Wir Ingenieure brauchen doch
> nur das Elektrozeug und nichts weiter. Jedenfalls wenn es nach dem
> Willen der Indutrie geht, siehe das allgegenwärtige Stuchwort
> "Gebrauchsingenieur".

Allerdings wäre es durchaus angebracht, im Studium auch mehr Dinge zu 
lernen, die in der Industrie relevant sind. Schließlich sucht man sich 
später genau dort einen Job und die Arbeitgeber verlangen logischerweise 
entsprechende relevante Vorkenntnisse. Nur die wenigsten Absolventen 
gehen in die Grundlagenforschung. Ja die meisten werden 
"Gebrauchsingenieur", egal ob sie von der Uni oder der FH kommen.

Auch wenn sich dadurch die Professoren mal selber weiterbilden müssten 
und sich nicht bis zur Pensionierung auf ihren Lorbeeren ausrühen 
könnten indem sie jahrzehntelang das gleiche Skript herunterbeten. Es 
kann nicht in Ordnung sein, dass ein E-Technik-Ing kaum Ahnung von 
Schaltungsentwicklung hat und auch keine aktuellen Bauteile und keine 
aktuelle Software kennt. Die meisten sind ja schon mit der Verwendung 
von Standardtransistoren überfordert, bei FETs sieht es noch 
bescheidener aus. Da hat jeder Techniker bessere Kenntnisse und kann 
auch eigenständig eine Schaltung dimensionieren oder eine Schwachstelle 
in einer Schaltung lokalisieren und verbessern. Gleiches gilt für die 
Digitaltechnik. Es wird im Studium zwar die Herleitung der 
z-Transformation verlangt, aber wie ich das für digitale Filter, DSPs 
usw einsetzen kann, habe ich nie gesehen. Der Schritt bis dahin ist noch 
groß. FPGAs? Ich bin sicher viele meiner Kommilitonen haben den Begriff 
noch nie gehört und wenn dann eher von außerhalb des Studiums oder wenn 
sie zufällig in ihrer Abschlussarbeit damit zu tun hatten. Bei 
Programmierkenntnissen ist es ähnlich schlimm. Wenn man Glück hat, hört 
man in einem Semester mal was über C. Ansonsten gibt es nur PASCAL.
Auch ist ein Etechnik-Ing, der noch nie etwas von VDE-Normen gehört hat 
eher die Regel als die Ausnahme.

Aus diesem Grunde ist es für Absolventen von deutschen Hochschulen auch 
so schwer einen Job zu finden. Sie können einfach nichts, bzw brauchen 
eine zu lange Einarbeitungszeit.  Da nimmt man lieber jemanden von einer 
ausländischen Hochschule wo die Bildung nicht zu sehr am Bedarf vorbei 
geht oder lagert die Entwicklung gleich ganz nach Asien aus.


P.S. Mein Studium ist schon 15 Jahre her, ich hoffe deshalb dass sich da 
ein wenig gebessert hat.

: Bearbeitet durch User
von Dipl.- G. (hipot)


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kakubea schrieb:

> Feldtheorie

Erster Fehler. TET ist nicht gleich Maxwellsche Gleichungen und schnell 
veränderliche Felder ("Wellen"), sondern umfaßt ein paar Sachen mehr. 
Schlage mal den Simonyi auf.


> TET habe ich weder bei meiner Werksstudententätigkeit (Automatisierung)
> gebraucht noch brauche ich es bei meiner Abschlussarbeit
> (Leistungselektronik).

Ein Vertiefungsschwerpunkt von mir war an der Uni 
Leistungselektronik/Bauelementephysik. Ich wüßte nicht, wie man die 
Funktionsweise und Modellierung der modernen Baulemente ohne TET 
verstehen könnte. Differentialgleichungen, Ladungsträgerbewegung (somit 
Ströme und Felder) links und rechts, einschließlich statistischer 
Physik.


> Vielleicht kann mir ja jemand konkrete Fälle aus der Praxis nennen bei
> denen ich TET im Umfang von mehreren Semestern benötige.

Angewandte TET brauche ich (ich bin Prüfingenieur) immer, wenn 
Stromkreise kompliziert werden und die einzelnen Komponenten 
physikalische Gebilde werden. Wer TET vor allen Dingen physikalisch 
nicht versteht, kommt dann aus dem Schleudern nicht mehr raus. Denn: Ein 
Stromkreis ist normalweise extrem idealisiert. Eine Kapazität hier, eine 
Induktivität da, ne Quelle, irgendwelche verlusstlosen Leitungen, sehr 
schön einfach auf dem Papier. Entläd sich eine 300 µF Kondensatorbank, 
die auf 50 kV aufgeladen ist, durch eine meterlange and meterdicke Spule 
auf Zehntel einer Millisekunde getimed mit 1300 Hz in einen von 27 kV 
angetriebenen mit 50 kA donnernden 60-Hz-Kurzschlußstrom, ist das 
Stromkreisbildchen auf dem Papier immer noch schön einfach, während in 
der Realität die Hölle auf Erden los ist. Inmitten des Infernos der 
hohen Spannungen und Ströme befindet sich übrigens empindliche 
Meßtechnik, und der Prüfingenieur darf sich ne Waffe schnitzen, wie er 
diese unter den gegebenen Bedingungen anordnen kann, um Beeinflussungen 
zu minimieren und verläßliche Messungen zu erhalten.
Das ist TET in real life.

Vielmehr ist es schade, daß Du bisher Arbeiten gemacht hast, die ein 
solches hochwertiges Wissen und Verständnis nicht benötigten.



Ahoi

von Helmi (Gast)


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TET ist die wahre Elektrotechnik, hier lernst Du, aus den Maxwellschen 
Gleichungen quasi die gesamte Elektrotechnik herzuleiten.

Ich meine, dass ich die Grundlagen EMV (Elektrotechnik as its best) ohne 
TET nicht hätte verstehen können. Ich sehe das auch bei meinen Kollegen 
ohne entsprechenden Background, die tun sich einfach schwerer. OK ok um 
einen Eingang mit einem Varistor zu schützen braucht man kein TET, aber 
für die Hintergründe schon. Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben 
schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables 
verstehen wollen.

Fazit: Wissen schadet nie!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Helmi schrieb:
> TET ist die wahre Elektrotechnik, hier lernst Du, aus den Maxwellschen
> Gleichungen quasi die gesamte Elektrotechnik herzuleiten.

Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste 
man das noch relativistisch rechnen.

Haben wir damals ansatzweise am Ende des Semesters gemacht - aber auch 
nur eine Woche ;-)

> Ich meine, dass ich die Grundlagen EMV (Elektrotechnik as its best) ohne
> TET nicht hätte verstehen können. Ich sehe das auch bei meinen Kollegen
> ohne entsprechenden Background, die tun sich einfach schwerer. OK ok um
> einen Eingang mit einem Varistor zu schützen braucht man kein TET, aber
> für die Hintergründe schon. Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben
> schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables
> verstehen wollen.

Ja, das ist ähnlich wie bei theoretischer Informatik - man sollte es 
gehört und verstanden haben. Konkretes Rechnen benötigt man später 
weniger, dafür gibt es ventsprechende Software.

> Fazit: Wissen schadet nie!

Das auf jeden Fall!

Auch wenn ich TET nicht mehr wirklich benötige - die EMV-Dinge sind mMn 
fast noch mehr Erfahrung als theoretisches Wissen - so fand ich das auch 
als Info einfach interessant (so wie Signal- und Systemtheorie).

Aber ich finde sowieso irgendwie alles interessant ;-)

von Johannes O. (jojo_2)


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Ist durchaus brauchbar die theoretische Elektrotechnik.
Insbesondere im Hinblick auf die Zukunft, mit immer schneller werdenden 
Schaltungen und Bauteilen tritt auch der Wellencharakter deutlicher auf. 
Dazu sollte man Streifenleitungen und auch die Hintergründe dazu kennen. 
Terminierung von Leitungen ist ebenso wichtig.
Kann auch vorkommen, dass man in nem Projekt die Aufgabe bekommt etwas 
zu entwerfen/aufzubauen was ein wenig in die HF reingeht. Und da sollte 
man dann auch die Grundlagen kennen um das passend erledigen zu können.

von Willi W. (williwacker)


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Ich habe an einer Technischen Hochschule studiert, Theoretische 
Elektrotechnik bei Engl.

Da wurde wirklich aus aus den Maxwellschen Gleichungen herausgezogen. 
Auch wenn man hinterher die Elektrotechnik nicht mehr brauchte, in Mathe 
war man anschließend superfit (oder rausgeprüft)

von Paul M. (paul_m65)


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Helmi schrieb:
> Die Kollegen ohne TET-Hintergrund haben
> schon Probleme, wenn sie die Wirkungsweise eines Twisted-Pair-Kables
> verstehen wollen.

Das kann man aber auch schön anschaulich ohne große Mathematikkenntnisse 
erklären. Wer das mit den zugehörigen Maxwellschen Gleichungen herleiten 
kann, respekt, hat das aber nicht notwendigerweise verstanden. Manche 
bestehen die komplizietesten Klausuren, haben aber weniger verstanden 
als ein Teilnehmer eines Amateurfunkkurses.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Du meinst also nach 3 Jahren erweitertem Vordiplom weisst du alles was 
es an Theorie zu wissen gibt?
Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur 
die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.

von Paul M. (paul_m65)


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Udo Schmitt schrieb:
> Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur
> die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.

Ob dieser Angeber all seine Kenntnisse selber von den Maxwellschen 
Gleichungen abgeleitet hat, oder dazu in der Lage wäre ohne die 
Ergebnisse vorher zu kennen, darf stark bezweifelt werden. Meistens 
haben solche Sprücheklopfer nicht viel drauf.

von Da D. (dieter)


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Udo Schmitt schrieb:
> Man braucht nur
> die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.

Interessanterweise stimmt das auch nicht :-) Es gibt ein Phänomen, dass 
sich nicht aus den Maxwellschen Gleichungen herleiten lässt:  Die 
Flussspannung von Dioden. Diese Diffusionsspannung an PN-Übergängen ist 
nämlich ein rein thermodynamischen Phänomen.

von Matthias (Gast)


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Chris D. schrieb:

> Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste
> man das noch relativistisch rechnen.

Das wurde bei uns in Vorlesungen wie 'Relativistische Elektrodynamik' 
behandelt und ähnelt eher einem Physik- als einem ET-Studium ;-)

von kakubea (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Du meinst also nach 3 Jahren erweitertem Vordiplom weisst du alles was
> es an Theorie zu wissen gibt?
> Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur
> die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.

Nein. Siehe hier:

kakubea schrieb:
> Also zur Ergänzung: Ich habe grundätzlich nichts dagegen das TET gelehrt
> wird. Was mir sauer aufstößt ist, dass die PO geändert wurde. Darin
> wurden die LP für TET von 4 auf 10 angehoben und das Modul wurde
> zweisemestrig. Im Gegenzug wurden Vertiefungsfächer gestrichen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias schrieb:
> Chris D. schrieb:
>
>> Wobei das natürlich auch nur stark vereinfacht ist. Eigentlich müsste
>> man das noch relativistisch rechnen.
>
> Das wurde bei uns in Vorlesungen wie 'Relativistische Elektrodynamik'
> behandelt und ähnelt eher einem Physik- als einem ET-Studium ;-)

Ah - das gab es bei uns nicht aber mir wurde es dann auch zu komplex und 
abgehoben. Und mir war auch klar: würde ich niemals benötigen (was dann 
bis hierhin auch so war).

Ebenso müsste man natürlich im Kleinen quantenmechanische TET haben - 
wobei mir das noch brauchbar erscheint. Sehr viele elektronische 
Bauteile funktionieren ja überhaupt nur deshalb.

Etwas OT:
Interessant war es auch mal, als in Chemieübungen die einfachsten 
Orbitalmodelle quantenmechanisch hergeleitet wurden, also wirklich ab 
Wasserstoff aufwärts. Der Physikdoktorant meinte, dass eigentlich jeder 
Chemiker ordentlich Quantenmechanik hätte haben müssen.

Ganz Unrecht hatte er nicht. Ich fand es sehr interessant, zu sehen, 
warum welche Orbitale so aussehen, wie sie aussehen.

Nicht, dass ich jemals diese Rechnungen komplett nachvollziehen 
geschweige denn selbst Neues daraus ableiten konnte ... <:-)

Aber so meint jeder, dass sein Gebiet das Wichtigste ist ...

von Paul M. (paul_m65)


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Johannes O. schrieb:
> Ist durchaus brauchbar die theoretische Elektrotechnik.
> Insbesondere im Hinblick auf die Zukunft, mit immer schneller werdenden
> Schaltungen und Bauteilen tritt auch der Wellencharakter deutlicher auf.
> Dazu sollte man Streifenleitungen und auch die Hintergründe dazu kennen.
> Terminierung von Leitungen ist ebenso wichtig.
> Kann auch vorkommen, dass man in nem Projekt die Aufgabe bekommt etwas
> zu entwerfen/aufzubauen was ein wenig in die HF reingeht. Und da sollte
> man dann auch die Grundlagen kennen um das passend erledigen zu können.

Dazu braucht man allgemeines anschauliches Verständnis und etwas 
Leitungstheorie, muss Datenblätter und Diagramme lesen können. Man muss 
keine DGL verstehen. Tiefgreifende Kenntnisse braucht man nur wenn man 
entsprechende Simulationssoftware schreiben muss. Doch das dürfte eher 
selten der Fall sein. Interessant ist es trotzdem wenn der Prof es 
vernünftig rüberbringt. Wenn man neue Bauteile entwickeln will, sollte 
man vielleicht besser Physik studieren.

von Vanilla (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Unser Prof hat mal gesagt Elektrotechnik ist einfach. Man braucht nur
> die Maxwellschen Gleichungen. Damit kann man alles rechnen.

und schon wird das ganze zur esotherischen Elektrotechnik...

von Ein Erfahrener (Gast)


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Chris D. schrieb:
>> Fazit: Wissen schadet nie!
>
> Das auf jeden Fall!

Wenn man Sozialkompetent damit umgeht, sicher nicht, wenn da nur das
Wörtchen "Wenn" nicht wäre.

von Dipl.- G. (hipot)


Angehängte Dateien:

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Nachtrag

Anbei das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe vom Simonyi, mit der ich an der 
Uni TET studiert habe.

von Physiker (Gast)


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@ Dipl.-Gott - gutes Buch!
So sieht ein typisches Elektrodynamik Skript für einen Physikstudenten 
aus (bin aktuell Übungsleiter - wenn auch nicht in der Edynamik). In 
einer Einsemestrigen Vorlesung werden die hinteren Teile jedoch entweder 
selektiert oder nur oberflächlich behandelt.

@Threadstarter
 Zur Frage warum man solche Vorlesungen braucht oder nicht braucht. Klar 
man kann immer seine Knöpfchen in irgendwelchen Softwarepaketen (wo eh 
alle paar Jahre ein neues "relevant" wird) drücken die einem dann 
Ergebnisse liefern die man mal mehr mal weniger versteht (oder zumindest 
auf Plausibilität prüfen kann). Nur damit kann man keine wirklich neuen 
Erkentnisse gewinnen. Es wird ja oftmals so getan, als ob solche Sachen 
wie Halbleiter, Supraleiter, Magnetische Speicher oder auch 
Orbitalmodelle einfach so sind und man in Formel 42) einsetzen muss und 
das richtige Ergebniss bekommt. Nur haben Leute dafür zum Teil 
Jahrzehntelang geforscht - Leute die wie du an der Uni waren um was zu 
lernen und auch im Anschluss zu dieser Forschung beizutragen.

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