Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Verbindung zwischen Holz und (Löt-)Zinn


von Jens B. (nixiefreak)


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Hallo Leute,

ich möchte gerne Holz mit Zinn verbinden, um so schöne künstlerische 
Effekte zu bewirken; herauskommen soll zum Beispiel so etwas hier:

http://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/12137994/0_big.jpg

Natürlich verbindet sich eine Holzoberfläche nicht so einfach mit 
einfachem Lötzinn. Kann man da nachhelfen? Kann man die Holzoberfläche 
irgendwie bearbeiten, damit das Zinn hält? Ich habe es mal ausprobiert 
mit einfachem Lötzinn und einem Astloch von so einem Stück Dekoholz, und 
das Ergebnis ist - naja - ernüchternd.

Bis jetzt habe ich mir überlegt, einen Nagel o.Ä. ins Holz zu schlagen, 
an dem sich das Zinn festhalten kann, aber das klappt auch nicht 
wirklich, da Zinn eine zu große Oberflächenspannung zu haben scheint.

Was kann ich versuchen? Über Ideen freue ich mich.

Viele Grüße
Jens

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jens B. schrieb:
> herauskommen soll zum Beispiel so etwas hier:

Und Du bist Dir sicher, daß das Zinn ist?

von Tom (Gast)


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Es gibt Graphit- oder Zink-Spray, damit kann man leitfähige Flächen 
sprühen und dann versuchen sie galvanisch zu verkupfern und/oder 
versuchen ob sich chemisch Glanzzinn daran ablagern kann?

Ich denke die Temperatur beim löten halten diese Schichten aber nicht 
stand, da lösen sie sich wieder vom Holz. Aber du kannst versuchen die 
Schichten im benötigten Muster aufzubringen.

von MaWin (Gast)


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> Kann man da nachhelfen?

Na ja, Lötzinn wird sie nie mit Holz verbinden,
denn es kann keine Legierung eingehen und nicht mal
eine Adhäsionsschicht bilden.

Aber es kann sich hinter Unebenheiten verkrallen,
dazu könnte schon die Maserung und Poren des Holzen dienen.

Wenn das Zinn aber heiss ist, dampft beim Einfüllen das
Wasser aus dem Holz aus, und das hört erst auf, wenn das
Zinn schon fest ist. Das ausdampfende Wasser drückt das
Zinn ständig weder aus den Poren heraus, in die es
eigentlich hineinfliessen sollte.

Also muss dein Zinn kalt sein, beim reindrücken, und das macht
man mit Amalgan, das bekannteste ist das vom Zahnarzt auf
Quecksilberbasis. Damit wirst du Metall in Holz hineindrücken
können so daß es fest darin sitzen bleibt.

Ansonsten (ich weiss nicht, wie es optisch sien soll), könnte
man festeres, also Eisen oder so, einschlagen und abschleifen,
das hält such, man kann das Eisen ja zuvor verformenm so daß
die Einschlagstelle unregelmässig wird.

von MiWi (Gast)


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Jens B. schrieb:
> Hallo Leute,
>
> ich möchte gerne Holz mit Zinn verbinden, um so schöne künstlerische
> Effekte zu bewirken; herauskommen soll zum Beispiel so etwas hier:
>
> http://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/12137994/0_big.jpg
>
Dein "künstlerischer Effekt" ist nix anderes als Zinn in fester Form in 
eine Vertiefung (in dem Fall Schwundlöcher von einem Ast) gepresst und 
dann geschliffen. da ist nix mit Löten oder so. Reine mechanische 
Gewalt.

Grüße

MiWi

von Valentin S. (lochrasterer)


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Es gab mal so ein Kupferklebeband, das man löten konnte. Man benutzt es 
um aus Glasscherben Lampen herzustellen schau mal unter Tiffany oder 
frag mal in einem Bastelladen. Vielleicht ist das da rein geklebt und 
der darauf aufgelötete Lötzinnklumpen abgeschliffen.

: Bearbeitet durch User
von Die 2 (Gast)


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2 Komponenten Kleber, Messing Schrauben oder verzinkte Nägel.

von maschbauer (Gast)


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> Also muss dein Zinn kalt sein, beim reindrücken, und das macht
> man mit Amalgan, das bekannteste ist das vom Zahnarzt auf
> Quecksilberbasis.
...und die weniger bekannten...sind auf welcher Basis?!?

von Kolophonium (Gast)


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>...und die weniger bekannten...sind auf welcher Basis?!?

Wikipedia ist bei dir kaputt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Amalgam

von Timm T. (Gast)


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Einen metallgefüllten Epoxykleber einfüllen und anschleifen.

Heisses Zinn geht wie oben beschrieben wegen des im Holz enthaltenen 
Wassers (und je nach Holz der enthaltenen Öle) nicht. Und nein, Du 
bekommst das Wasser nicht soweit heraus, dass da nichts mehr verdampft 
bei 300°C heissem Zinn.

von Jens B. (nixiefreak)


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Danke für eure Anregungen! Ich denke mal, die Zinn-Variante ist nicht 
sehr sinnvoll. Aber der "Flüssigmetall"-Ansatz mit dem metallgefülltem 
Epoxykleber ist wirklich spannend:

Timm Thaler schrieb:
> Einen metallgefüllten Epoxykleber einfüllen und anschleifen.

Ich habe mal geschaut, und der Loctite 3472 sieht ganz gut aus 
(gießbar). Jetzt muss ich nur schauen, wo ich den bekomme - bin ja 
schließlich Privatkunde.

Gruß
Jens

von Timm T. (Gast)


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Es gibt in dieversen Baumärkten für Holz auch Reparaturwachs in 
verschiedenen Farben. Ob allerdings auch Silber / Metallic, musst Du mal 
schauen.

Z.B. 
http://www.hornbach.de/shop/edding-Moebel-Reparaturwachs-Set-8901-schwarz/7780207/artikel.html?sourceCat=S1763&WT.svl=artikel_text

Das ist aber dann nur Deko und wird natürlich nicht so fest wie Metall 
oder Epoxy. Also Gewinde reinschneiden wird schwierig ;-) (was in Epoxy 
durchaus geht).

von Jens B. (nixiefreak)


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Ja, es wäre schon schön wenn es so metallisch ist wie möglich, inklusive 
der Festigkeit; ich persönlich glaube, dass das einem Kunstwerk die 
notwendige Authentizität verleiht. Ihr wisst schon, wenn etwas aussieht 
wie Metall, aber in Wirklichkeit nur angemalter Styropor ist (so gut es 
auch aussehen mag), dann verliert es seinen haptischen Charme, weil 
einfach irgendwas "nicht stimmt".

Ist nun wirklich kein technisches Argument, ich weiß, aber die 
künstlerische Seite in mir strebt gegen eine rein optisch 
zufriedenstellende Lösung.

Ist das verrückt? ;-)

Gruß & gute Nacht
Jens

von Dr. Wood (Gast)


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Die Verbindung von Holz mit Metall soll mit Hilfe des Hutchison Effektes 
tatsächlich möglich sein.

Zitat:
"Der Hutchison-Effekt ist das Resultat der Interferenz von Radiowellen 
in einem von Hochspannungsgeräten umgebenen Raum. Diese Geräte sind 
üblicherweise ein Van-de-Graaff-Generator und zwei Teslaspulen.

Zu beobachten sind dabei spektakuläre Effekte wie die Levitation 
schwerer Objekte, die Verschmelzung unähnlicher Materialien wie Metall 
und Holz (wie im Film „Das Philadelphia-Experiment“ beschrieben), 
anomales Erhitzen von Metallen ohne die Verbrennung umgebenden 
Materials, spontanes Zersplittern von Metallen (die sich innerlich 
auftrennen und seitlich verrutschen) und sowohl vorübergehende als auch 
dauerhafte Veränderungen der Kristallstruktur und der physikalischen 
Eigenschaften dieser Metalle."

aus http://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/der-hutchison-effekt

Yours sincerely,
Dr. Wood

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Dr. Wood schrieb:
> Der Hutchison-Effekt ...

Au weia.

von Michael_ (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Und nein, Du
> bekommst das Wasser nicht soweit heraus, dass da nichts mehr verdampft
> bei 300°C heissem Zinn.

Bei Lötzinn liegt der Schmelzpunkt ja bei 190°C.
Ich würde auf alle Fälle reines Zinn nehmen, wegen der Optik.
Und der Schmelzpunkt liegt da ja bei 230°C.
Bei Legierung mit Wismut(Bismut) kommt man auf einen Schmelzpunkt von 
140°C.
Ein Versuch mit Holz aus der Trockenkammer würde ich machen.

von Martin S. (sirnails)


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Du hast ja gleich mehrere Probleme:

1) Zinn verbindet sich nicht mit Holz
2) Das Holz verbrennt beim Gießen
3) Die hohe Oberflächenspannung
4) Das Zinn oxidiert und bildet eine hässliche Oberfläche.

Die einzige Methode die mir einfallen würde, wäre das Loch mit Schrauben 
im Loch zu verschließen und flüssiges Zinn eingießen. Das Zinn müsste 
dann an den Schrauben halten (Messingschrauben für ein paar Minuten in 
Salzsäure dürfte reichen, dann hält das Zinn garantiert). Du müsstest 
dann das Loch richtig schön übergießen und nach dem Erkalten mit einem 
scharfen Hobel das Zinn wieder abtragen, bis Du plan bist.

von Johann L. (radiostar)


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Du kannst auch versuchen, Dir ein Wismut-Legierung zu besorgen:

http://www.klangspiel.ch/melt_05/index.html

Könnte mir vorstellen, daß es damit klappt.

von herbert (Gast)


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Ich denke ,dass das Metall mechanisch eingedrückt wurde und man danach 
alles geschliffen hat (samt Holz). Einen anderen Vorgang des vergoldens 
zb. verwendet hauchdünnes Blattgold das mit einem speziellem Öl und 
Pinsel aufgebracht wird. Heißmachen und einschmelzen geht nicht weil das 
Material keine Verbindung mit Holz einzugehen pflegt. Da verbrennt eher 
das Holz unansehnlich.

von Rene S. (Firma: BfEHS) (rschube)


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Hallo zusammen,

das Zauberwort heißt Zinnguss-Intarsien. Wer mit "Intarsientechnik Holz 
Metall" sucht findet in der großen Suchmaschine viele Beispiele und 
einige gute Nachmach Tipps.

http://www.raumausstattung.de/business/artikel-record_id-40837-Wirtschaft.htm

Das ist richtig schöne alte Handwerkskunst... schon Schick :-)

von Michael_ (Gast)


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J. L. schrieb:
> Du kannst auch versuchen, Dir ein Wismut-Legierung zu besorgen:

Nun 63°C braucht es sicher nicht zu sein. Und Holz verbrennt nicht 
gleich, wenn es warm wird. Und dann nur an der Oberfläche. Die wird 
danach sowieso geschliffen.
Vielleicht macht mal jemand einen Test in einem SMD-Ofen.
Ich denke, trockenes Hartholz hält 150-200°C aus.
Ein Holzrührlöffel in der Schnitzelpfanne verbrennt auch noch nicht.

Jens B. schrieb:
> ich möchte gerne Holz mit Zinn verbinden, um so schöne künstlerische
> Effekte zu bewirken; herauskommen soll zum Beispiel so etwas hier:
>
> http://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/12137994/0_big.jpg

In dem Beispiel ist es im Kernholz. Das ist ja noch extrahart.

von Norbert M. (Gast)


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Rene Schube schrieb:
> das Zauberwort heißt Zinnguss-Intarsien. Wer mit "Intarsientechnik Holz
> Metall" sucht findet in der großen Suchmaschine viele Beispiele und
> einige gute Nachmach Tipps.

Endlich mal einer, der den richtigen Hinweis gibt. Bei diesen Ausgüssen 
hält das Zinn einfach dadurch, daß man unterfräst. Und die schöne 
Oberfläche kommt dadurch zustande, daß das ganze zum Schluss 
abgeschliffen bzw. gehobelt wird.

Empfehlenswert in diesem Zusammenhang das Video-Tutorial von Uwe 
Salzmann. Zwar nicht die beste Qualität in Sachen Bild und Ton, trotzdem 
sehr lehrreich. http://www.youtube.com/watch?v=xT1BPXjQh5Y und ff.

LG, N0R

von Martin S. (sirnails)


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Michael_ schrieb:
> Ich denke, trockenes Hartholz hält 150-200°C aus.

Ich bügel meine Platinen immer auf einem Stückchen Parkettboden.

von c.m. (Gast)


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J. L. schrieb:
> Du kannst auch versuchen, Dir ein Wismut-Legierung zu besorgen:
>
> http://www.klangspiel.ch/melt_05/index.html
>
> Könnte mir vorstellen, daß es damit klappt.

woods, oder roses metall mit schmelzpunkten unter 100°C 
(http://fixyt.com/watch?v=L8aHtnuWzUo)
afair ist aber allen niedrig schmelzenden legierungen gemeinsam das sie 
irgendwelche schwermatalle wie blei oder cadmium enthalten die vor allem 
bei spanabhebender bearbeitung mit vorsicht… äh… "zu genießen" sind.

> Rene Schube schrieb:
> sehr lehrreich. http://www.youtube.com/watch?v=xT1BPXjQh5Y und ff.

und so schön glänzend bleiben sie auch nicht weil unedel - das fängt 
möglicherweise schon beim im video angesprochenen beizen an.

von Michael L. (michaelx)


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MaWin schrieb:
> ... und das macht
> man mit Amalgan, das bekannteste ist das vom Zahnarzt auf
> Quecksilberbasis.

Also von Amalgan habe ich ja noch nie was gehört!

Aber weil wir grad dabei sind, kannst du mir ja gleich mal den Semf 
herüber reichen. ;-)

SCNR

Und nun wieder ernsthaft:

Ich bin zwar kein Chemiker, aber soweit ich mich erinnere basieren doch 
alle Amalgame auf Quecksilber. Dieses ist ja quai das "Lösungsmittel" 
für andere Metalle. Das Zahnarzt-Amalgam ist ein komplexer Mix aus 
Quecksilber, Silber, Kupfer, Zinn, Zink und evtl. noch irgendwelchen 
seltenen Metallen.
Ein weiteres bekanntes Amalgam ist Quecksilber+Gold, eine ziemliche 
Schweinerei für die Umwelt, die bei der Goldgewinnung angewendet wurde 
und wohl auch noch wird.

Grüße.

von je. (Gast)


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Es gibt auch niedrigschmelzende Metalle. Wie heissen die wieder ? Eins 
davon nennt sich Wood'sche  Legierung. Es gibt aber noch mehr. Teilweise 
schmelzend bei 120 Grad oder so.

von Michael L. (michaelx)


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je. schrieb:
> Es gibt auch niedrigschmelzende Metalle. Wie heissen die wieder ? Eins
> davon nennt sich Wood'sche  Legierung. Es gibt aber noch mehr. Teilweise
> schmelzend bei 120 Grad oder so.

Woodsches Metall schmilzt so um 75°C, ist aber wegen Cadmium nicht so 
gesund.

Eine gute Alternative ist deshalb Roses Metall, das schmilzt bei ca. 
95°C.


Grüße.

von Timm T. (Gast)


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Michael L. schrieb:
> Eine gute Alternative ist deshalb Roses Metall, das schmilzt bei ca.
> 95°C.

Man kann daraus auch Gewehrkugeln fertigen, die sich beim Abschießen 
zerlegen und dann mit einer in der Hand gehaltenen Gewehrkugel so tun, 
als habe man die abgeschossene aufgefangen.

Zu viel Karl May gelesen? Vielleicht...

von Helge A. (besupreme)


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Kaltmetall aus dem Autozubehör. Das glänzt auch nach dem Abschleifen.

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