Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Flyback (Sperrwandler) mit zwei Primärwicklungen


von Jens R. (Firma: esolutions GmbH) (jens_r38)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

ich habe hier einen Flyback Converter mit zwei Primärwicklungen und
einer Sekundärwicklung mit Anzapfungen aufgebaut.
Für beide Primärwicklungen habe ich jeweils zwei Mosfets verwendet
um den Snubber zu sparen. (Das funktioniert ausgezeichnet!)
http://www.eetimes.com/document.asp?doc_id=1273232

An der ersten Primärwicklung hängen drei Solarmodule in Serie
mit einer Gesamtleistung von 180 Watt. (Umax 70 Volt)

Die zweite Primärwicklung hängt an einem Pufferakku 12V 7AH.

Mit diesem Wandler und dem Pufferakku soll nur die Elektronik
dauerhaft versorgt und der Pufferakku geladen werden.

Beide Primärpfade habe ich getestet, es läuft einwandfrei.
Der PID Wandler regelt die Spannungen stabil. Für bessere
Cross Regulierung mussten ein paar Z-Dioden die Leakage Energie
sinnvoll verteilen...

Nun gibt es mehrere Betriebsarten:

1. Volle Sonne - Pufferakku leer
   - nur die Solarwicklung wirkt als Primärwicklung
   - Die Batteriewicklung wird zur Sekundärwicklung (Diese hat ca. 11V)
   - Die 11 Volt werden mit dem Boostwandler zu 13.8V mit einer 
Strombegrenzung von 2A und laden den Pufferakku.

2. Keine Sonne - reicht gerade zum Pufferakku laden
   - nur die Solarwicklung wirkt als Primärwicklung
   - Die Batteriewicklung wird zur Sekundärwicklung (Diese hat ca. 11V)
   - Suche MPP durch Variation des Ladestroms

3. Keine Sonne - Düster reicht nicht zum Laden des Pufferakku
   - die Solarwicklung und die Batteriewicklung wirken als 
Primärwicklung
     und halten die Elektronik am laufen.

4. Dunkel, Null Ertrag
   - nur die Batteriewicklung wirkt als Primärwicklung und hält die
     Elektronik am laufen

Meine Frage bezieht sich auf die Betriebsart 3:

Sollte der Kern gleichzeitig von von beiden Primärwicklungen aufgeladen 
werden
oder sollte man das nacheinander tun?

Vielen Dank im Voraus
Jens Riebold

: Verschoben durch Moderator
von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Fall 3 wird interessant. Vermutlich erreichst du einen etwas höheren 
Wirkungsgrad, wenn du zuerst das Restchen Solarstrom in den Trafo 
hineinbekommst und danach mit Batterie "auffüllst". Um den Job, das 
Timing hinzubekommen, würd ich einen großen Bogen machen ;)

Mir fällt auf, daß in dieser Schaltung die Solarzelle in Fall 3 und 4 
auch Saft abbekommt. Oder täusche ich mich?

von Jens R. (Firma: esolutions GmbH) (jens_r38)


Lesenswert?

Hallo Helge,

mir ist bei meinem Prototyp aufgefallen, daß bereits 5V auf der 
Solarseite ausreichen um die Eletronik zu versorgen, d.h. der Pufferakku 
wird bereits ab 6V geladen...

Ziel des ganzen war es die Verluste zu minimieren, erst Laden und dann 
Verbrauchen reduziert den Wirklungsgrad auf den Wirkungsgrad des Akkus.

Auch für die Inverter habe ich diesen Ansatz gewählt, hier mit zwei 
Wandlern:
Solar -> 325V und Batterie (3x12V, 36AH) -> 325V. Damit werden die 
Solarpumpen für die thermische Solaranlage versorgt.

Das die Solarzellen nach dem Schaltplan ebenfalls Spannung abbekommen 
ist klar. Hier entstehen etwa 60V wenn die Zielspannung erreicht ist.

Ich habe in meinem Testaufbau die Clamp Dioden auf der Solarseite nicht 
bestückt und klemme nur auf der Akkuseite.

Eventuell muss ich mir hier noch etwas überlegen, denn ich habe erst bis 
30V getestet. Aber eine Klemmschaltung für 70V sollte auch kein Problem 
sein.

Schöne Grüße
Jens

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Äußerst interessant. Bei einer 70V Solarsäule könnte selbst Sternenlicht 
für die 5V ausreichen. Allerdings dürfte sich der Ladestrom im 
mA-Bereich bewegen.

Besteht die versorgte Elektronik aus mehr als dem MPPT - Regler? Sonst 
macht es ja keinen Sinn, daß permanent versorgt wird.

Allerdings habe ich die Befürchtung, daß der step up Wandler mit 
'gefühlt' 95% Wirkungsgrad vielleicht den Gewinn an Energie auffressen 
könnte. Einer Shottky an dieser Stelle traue ich einen Spannungsabfall 
von 0.5-0,6V zu.

Die zweite interessante Stelle wird die in die Solarzellen 
zurückfließende Energie. Zum einen könnte dann vielleicht bereits 
nennenswert Strom fließen, zum anderen wird die Regelung für Fall 3 
durch die Kapazität der Solarzellen eher.. sportlich.. ;)

Was mich verwundert, ist die Teilung in verschiedene Akkusysteme. Wenn 
schon ein kräftiges 36V - System existiert, macht auf den ersten Blick 
der zusätzliche 12V Akku wenig Sinn.

von Jens R. (Firma: esolutions GmbH) (jens_r38)


Lesenswert?

Helge A. schrieb:
> Äußerst interessant. Bei einer 70V Solarsäule könnte selbst Sternenlicht
> für die 5V ausreichen. Allerdings dürfte sich der Ladestrom im
> mA-Bereich bewegen.

Zumindest kann ich bei total bedecktem Himmel noch den kleinen 
Pufferakku laden.

> Besteht die versorgte Elektronik aus mehr als dem MPPT - Regler? Sonst
> macht es ja keinen Sinn, daß permanent versorgt wird.
>
Die Anlage versorgt die Pumpe der thermischen Solaranlage, hierzu wird 
dienen die 36V Akkus und ein Inverter.

> Allerdings habe ich die Befürchtung, daß der step up Wandler mit
> 'gefühlt' 95% Wirkungsgrad vielleicht den Gewinn an Energie auffressen
> könnte. Einer Shottky an dieser Stelle traue ich einen Spannungsabfall
> von 0.5-0,6V zu.

Korrekt, das ist eine schlechte Lösung, hier führe ich die Clamp Diode 
auf einen Kondensator der per Zehnerdiode auf 70V geklemmt wird. Dann 
fliesst keine Energie zurück.

> Die zweite interessante Stelle wird die in die Solarzellen
> zurückfließende Energie. Zum einen könnte dann vielleicht bereits
> nennenswert Strom fließen, zum anderen wird die Regelung für Fall 3
> durch die Kapazität der Solarzellen eher.. sportlich.. ;)
>
> Was mich verwundert, ist die Teilung in verschiedene Akkusysteme. Wenn
> schon ein kräftiges 36V - System existiert, macht auf den ersten Blick
> der zusätzliche 12V Akku wenig Sinn.

Der 12V Akku vereinfacht die Anlage ungemein, denn damit steht sofort 
sofort Energie für die Elektronik zur Verfügung, desweiteren hängen an 
diesem Akku noch die Rauchmelder des Hauses und ein paar LED Notlampen 
für den Fall eines Stromausfalls.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

> 1. Volle Sonne - Pufferakku leer
> 2. Keine Sonne - reicht gerade zum Pufferakku laden
> 3. Keine Sonne - Düster reicht nicht zum Laden des Pufferakku

Hmm, diese 3 kümmern sich offenbar gar nicht um die Elektronik am 
Ausgang, vor allem erhalten sie nicht die Regelung der 6V.

> 4. Dunkel, Null Ertrag
   - nur die Batteriewicklung wirkt als Primärwicklung und hält die
     Elektronik am laufen

Na immerhin ein Moment wo es um die Versorgung der Elektronik geht.

Da du intelligenterweise alle deine Bauteile mot ? als NUmmern 
beschriftest hats, kann ich nur sagen:

Da der C? geregelt wird, aber der C? als Versorgung des step up belastet 
wird, hast du ein Problem mit 2 Regelungen. Der step up muss Cß so 
belasten und entladen, daß der C? trotz möglichst hohem Energietransfer 
nicht über 6V kommt.

Wenn du beide Primärspulen an eine SPannung legst um den Kern zu laden, 
beginnt in beiden Spulen der Strom zu fliessen und ja, der Kern wird 
aufgeladen. Die Spannungen steigen an beiden Spulen (und allen 
Ausgangsspulen in gegengepolter Richtung) im Windungsverhältnis bis du 
der Meinung bist, daß der maximale Strom erreicht ist (kurz vor 
Kernsättigung, beide Ströme sind zu addieren), auf jeden Fall muss die 
Spannung bei beiden Primärspulen kleiner als die jeweilige 
Eingangsspannung sein. Schaltet man dann ab, etabliert sich an allen 
Wcklungen die umgepolte Spannung im Windungsverhältnis, begrenzt durch 
den Elko, der bisher am wenigsten hoch aufgeladen wurde. Da Elko C? 
geladen und geregelt werden soll, C? also im Windungsverhältnis nicht 
tiefer entladen sein darf, darf der step up nicht mehr Strom zum 
Akkuladen entnehmen. Andersherum muss er so viel entnehmen, daß der 
notwendige prozentuel nicht genutzte Anteil der Energie pro Puls nicht 
im heregelten AUsgang lande, sondern in ihm. Es kommt also auf wenige 
Millivolt an. Meiner Meinung nach ein unbeherrschbares Regelproblem, 
aber vielleicht fällt Fralla dazu was ein.

von Jens R. (Firma: esolutions GmbH) (jens_r38)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

erstmal vielen Dank für die konstruktive Kritik an meiner Idee, ich habe 
viel Zeit und Energie hineingesteckt und musste feststellen, daß es 
aussichtslos ist hier eine Regelung zuverlässig zu implementieren.

Gleichzeitig mit beiden Primärwicklungen den Kern zu laden funktioniert 
nicht, weil man beim Abschalten der ersten Wicklung durch die 
Gegeninduktion die Energie der zweiten vernichtet.

Nacheinander beide Primärspulen zu laden funktioniert teilweise, doch 
hat man nie einen linearen Stromverlauf. Hier sieht man Dinge auf dem 
Oszi, da ist ein Horrorfilm ein Kindergeburtstag.

Plan B: Zwei Flybacktransformatoren:

Mit einer Schaltung wie im Anhang ohne die Clamp Dioden ist es möglich 
mit einem Wicklungsverhältnis 6:1 eine höhere Spannung auf der 
Sekundärseite zu erzeugen als auf der Primärseite. Ich war erstaunt, als 
ich von 5V bis 60V die Sollspannung auf der Sekundärseite erreicht habe. 
Bei 5V primär konnte ich zwar nur wenige mA belasten, aber ab 15V waren 
schon 200mA möglich. Last 75 Ohm.

Beim Testen mit geringerer Last (180 Ohm bis 1K Ohm) ist eine Regelung 
nicht mehr möglich:

Es setzt schlagartig ein Klingeln ein und damit reduziert sich die 
Sekundärspannung. Statt einer linearen Kennlinie hat man dann 
Betriebsbereiche mit negativer Steigung: Mehr Energie -> weniger 
Spannung...

Da freut sich der PID Regler. Es entsteht ein Chaosgenerator!

Mit den Clamp Dioden ist der Flyback super regelbar, doch man erreicht 
man nur einen beschränten Arbeitsbereich. (30-60V)

von Helge A. (besupreme)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wenn du experimentierfreudig bist, könntest du die Sekundärseite ähnlich 
aufbauen, wie ich es in manchen Netzteilen mit Flybackwandlern gesehen 
habe.

Ich hätte vermutet, daß ein Arbeitsbereich von 3:1, also z.B. 20-60V, 
realistisch ist. Irgendwann wird das Puls-Pausen-Verhältnis ungünstig.

Beispiel PC-Netzteil.. 
http://elektrotanya.com/sunny_atx-230_pc_power_supply_sch.pdf/download.html

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.