Forum: HF, Funk und Felder Identifizierung von Parametern einiger Quarze


von Sebastian (Gast)


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Hallo,

da ich mich derzeit so allgemein wieder mit Elektronik beschäftige,
ist derzeit das Thema der Quarze für mich interessant.

Es bestehen natürlich im Praktischen noch paar Fragen.

Ich habe einen kleinen Beutel mit Quarzen HC49 und ich würde gerne 
rausfinden, welche einen Series-Schnit oder einen Parallel-Schnitt haben 
und somit, wie und welche Lastkondensatoren zu beschalten sind.

Wie kann ich das bei unbekannten Quarzen ermitteln? Oszillator und mit 
Frequenzzähler testen?

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Sebastian,

hast Du einen Frequenzzähler?

von Sebastian (Gast)


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Hi,

ja, ich habe einen Frequenzzähler.

von B e r n d W. (smiley46)


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Dann bau Dir einen Clapp-Oszillator. Die meisten Quarze schwingen auf 
ihrer angegebenen Serienresonanz bei einer Lastkapazität um 20 oder 30 
pF. Mit einer Brücke gegen GND kann getestet werden, wie weit sich der 
Quarz nach unten ziehen läßt. Mit dem 4,7pF Kondensator schwingt der 
Quarz weiter oben, schon in der Nähe der Parallelresonanz.

Bei sehr niedrigen oder sehr hohen Frequenzen müssen eventuell C3 und C4 
angepasst werden, falls der Oszillator nicht mehr schwingen will.

Ein Parallel-Quarz hat einfach die Frequenz seiner Parallel-Resonanz 
aufgedruckt, ansonsten handelt es sich um einen normalen Quarz. Diese 
Art von Quarzen ist äußerst selten, so dass sich vermutlich keiner in 
Deinem Besitz befindet.

Es gibt jedoch Oberwellen-Quarze. Ein 27 MHz Quarz wird mit dem 
angegebenen Oszillator auf der Grundwelle bei 9 MHz schwingen. Eine 
Beurteilung wäre dann nur mit einem Butler-Oszillator oder mit einer 
anderen Messtechnik wie Netzwerk-Analysator möglich.

von Sebastian (Gast)


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Hi,

danke für die Informationen.

Leider muss ich gestehen, dass ich hier nicht so wesentlich neues 
erfahren habe. Was du geschrieben hast stimmt jedoch.

Allerdings, so wie ich es gelesen habe, ist es so, dass die 
Quarzhersteller bisweilen Quarze so herstellen, dass bestimmte 
Kapazitäten seriell oder parallel beschaltet werden oder einfach in 
vorgesehenen Schaltungen so existieren (Kapazitäten der Platine, 
Beschaltung anderer Teile). D.h wenn man beispielsweise Quarze in 
Auftrag gibt, brauchen die Hersteller diese Angaben oder die Hersteller 
übernehmen die Berechnung.

So werden dann Quarze hergestellt, dass bei diesen Kapazitäten die 
Frequenz stimmt.

Wenn ich aber bedenke, dass der größte Teil der Quarze einfache 
Mikroprozessor-Quarze im HC-49 Format sind, wird es schon so sein, dass 
es hier eine Konvention gibt und eine Lastkapazität von ~20-30 pF 
berücksichtigt sind. Wobei allerdings noch die Kapazitäten der Platine 
etc. hinzukommen (was aber bei den 20-30 pF schon korrigiert ist).

Jedoch, wenn man mal genaue Anforderungen hat, sieht es etwas anders 
aus, da muss die Lastkapazität dann stimmen, speziell bei z.B Uhrwerken.

Nun, derzeit habe ich keine solchen strikten Anforderungen, jedoch 
interessiert es mich. In einem solchen Falle wäre es wohl schwierig, 
weil auf dem Quarz nur die Frequenz drauf steht. Es sei denn es stehen 
noch Typ-Nummern drauf, wenn man Glück hat, so dass man in Datenblättern 
nachsehen kann.

Sonst gibt es natürlich noch allgemein das Wissen, ab wann ungefähr ein 
Quarz für Oberwellen-Betrieb oder Grundbetrieb ausgelegt ist, aufgrund 
physikalischer Grenzen.

Jedoch, wenn man unbekannte Quarze hat, scheint es wohl immer noch 
schwierig zu sein, zu ermitteln, was die optimale Beschaltung ist, in 
Hinsicht der Lastkapazität. Daher die Frage.

von Sebastian (Gast)


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Ach ja, es ist natürlich richtig, dass man beim Einsatz eines Quarzes in 
neuen Schaltungen etc. die Parameter natürlich auch nicht mehr stimmen 
würden, so dass man in der Praxis wohl mit Trimmer-C justieren muss. Was 
allerdings eben das Problem der Temperaturstabilität verschärft.

von Sebastian (Gast)


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Andererseits gibt es natürlich auch Toleranzen, es sei denn die 
Hersteller prüfen diese. So stellt sich hier auch die Frage, wie das 
dann die großen Hersteller lösen, ohne jedes Produkt einzeln zu 
justieren.

OK, bisweilen gibt es auch im Consumer-Bereich keine großen 
Genauigkeiten. Selbst Billig-Armbanduhren gehen oft nach oder vor. Was 
aber nicht immer so war.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Jedoch, wenn man mal genaue Anforderungen hat, sieht es etwas anders
> aus, da muss die Lastkapazität dann stimmen, speziell bei z.B Uhrwerken.

Woher will man auch wissen, wofür der Quarz geschliffen wurde? Das steht 
nur im Datenblatt, falls der Quarz überhaupt offiziell verkauft wurde 
und ein Datenblatt zur Verfügung steht.

Ansonsten kommt man nicht umhin, erstmal den Ist-Zustand des Quarzes 
aufzunehmen und zu schauen, mit welcher Lastkapazität er seine 
Genauigkeit erreicht. Falls mal die Parameter aus dem Ersatzschlatbild 
bekannt sind, kann der Kondensator berechnet werden.

Falls nichts mehr draufsteht, kann er als Grundwellen- oder 
Oberwellenquarz produziert worden sein. Lediglich haben genaue 
Oberwellenquarze auf der Grundwelle eine schlechte Genauigkeit. Sie 
schwingen also nicht genau auf 1/3 oder 1/5 der Oberwelle, sondern etwas 
darunter und sie streuen ein paar kHz.

> so dass man in der Praxis wohl mit Trimmer-C justieren muss

Die größte Abweichung haben Quarze mit 50ppm Toleranz. Wenn man den 
Fehler einfach in Kauf nimmt, macht das bei einer Uhr nur 4,3 Sekunden 
pro Tag aus. Wird eine falsche Lastkapazität verwendet, steigt der 
Fehler auf 100-200ppm, was immer noch besser ist, als der beste 
Keramik-Resonator.

Die Abweichung kann mit einer Ziehkapazität kompensiert werden, der 
Fehler wird sich dann auf 1/10 verringern, da ja trotzdem noch eine 
Temperaturdrift und die Alterung bleibt. Auf Dauer werden 1ppm Toleranz 
mit einem einfachen Quarz nicht erreicht werden, da muss dann ein TCXO 
oder OCXO her.

Für viele Anwendungen ist aber 0,5-1% Abweichung ok, weshalb bei 
Mikrocontollern auch gerne zu Keramik-Schwingern gegriffen wird. Der 
eingebaute RC-Oszillator ist oft nicht ausreichend, falls die Baudrate 
einer RS232 sichergestellt werden muss und der komplette 
Temperaturbereich der CPU genutzt werden soll.

von TAFKASOH (Gast)


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Kennst Du das Quarzkochbuch von Bernd Neubig? 
http://www.axtal.com/info/buch.html Falls nein, ich empfehle es zu lesen 
falls Du mehr ueber Quarze wissen willst.

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von Sebastian (Gast)


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Hallo,

ja, das Quarzkochbuch kenne ich.

Leider bisher nur etwas angerissen, also noch nicht ganz durchgelesen.

Auch war das Verständnis nicht so gut, aber es wird immer besser, durch 
das Lesen noch anderer leichter verständlicher Literatur.

Nur, wie auch dort, ist es immer so eine Sache, oft braucht man in der 
Praxis nur einen gewissen Umriss. Wobei aber das ja oft nur dann Sinn 
macht, wenn man schon einiges gelernt hat. Man beschränkt sich danach 
oft immer noch auf einen gewissen Umriss, na ja.

von Sebastian (Gast)


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Hallo,

nun, ich habe erst vor paar Stunden das hier gelesen:
http://www.maximintegrated.com/app-notes/index.mvp/id/726

Wonach die Kenntnis über den Schliff schon wichtig ist, bei Anwendungen, 
wenn man weniger als 100 ppm Abweichung braucht. Das ist z.B bei 
Oszillatoren durchaus der Fall. Insbesondere wenn man multiplizieren 
will (was aber bei vielen Dingen sowieso nicht ratsam ist). Auch bei der 
Berücksichtigung der Reaktanz, bei LC Netzen für Oberschwinger.

Danke schön für alles, muss da ggf. noch mehr reinlesen.

von Soul E. (Gast)


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Sebastian schrieb:

> Nun, derzeit habe ich keine solchen strikten Anforderungen, jedoch
> interessiert es mich. In einem solchen Falle wäre es wohl schwierig,
> weil auf dem Quarz nur die Frequenz drauf steht. Es sei denn es stehen
> noch Typ-Nummern drauf, wenn man Glück hat, so dass man in Datenblättern
> nachsehen kann.

Wenn Du weniger als die 100ppm Gesamttoleranz der Billig-Quarze 
brauchst, dann läuft das eigentlich immer auf eine Abstimmung mit dem 
Quarzhersteller hinaus. In diesem Fall gelten dann die Angaben in Deinem 
Datenblatt bzw PPAP. Wenn Dir das nicht vorliegt, weil der Quarz 
irgendwo ausgeschlachtet wurde, hast Du kaum eine Chance an die Infos zu 
kommen.

Aus der aufgelaserten Bezeichnung geht bestenfalls die Nennfrequenz und 
das Fertigungslos hervor, aber nicht auf welche Oszillatorschaltung und 
welchen Temperaturbereich das matching erfolgt ist.

von Sebastian (Gast)


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Danke für die Bestätigung der Vermutungen.

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