Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik EMV-Probleme bei H-Brücke


von Florian K. (koppi)


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Hallo zusammen,
ich habe eine Platine entworfen und gebaut, die eine H-Brücke, die zwei 
nötigen Halbbrücken-Treiber, einen Zwischenkreis (mit dicken 
Kondensatoren), Ansteuerelektronik, Sensorik (Strom, Spannungen und 
Temperatur messen) auf einer Platine vereint.
Das ganze dient der Ansteuerung eines 24V/100W DC-Motors.
Für diese Platine brauche ich drei Spannungen: 3.3V Logikspannung für 
die Sensoren und Logik-Gatter (ausserdem wird mit der 3.3V Quelle auch 
der µC betrieben), ausserdem eine 12V Quelle für die Halbbrücken-Treiber 
und die 24V Spannung, welche einerseits die Stepdowns(3.3/12V) versorgt 
und andererseits die H-Brücke und damit den Motor versorgt.

Die Platine ist in zwei Bereiche gegliedert:
Oben die Logikschaltungen mit 3.3V, unten die Leistungselektronik.
Allerdings gehen die Stromsensoren (anders gehts ja nicht) und zwei 
Temperatursensoren (welche die MOSFETs überwachen) auch in die 
Leistungsbereiche. Über einen Stecker oben werden Signale und 3.3V 
zugeführt, unten 12/24V und der Motoranschluss.

Die H-Brücke wird über einen Zwischenkreis mit fetten Kondensatoren 
(insgesamt 4000µF, welche hohe Ripple-Ströme aushalten) versorgt, dieser 
wiederum durch eine Leistungsdiode aus der 24V-Quelle versorgt.

Funktioniert!
Naja, nicht so richtig. Ab einem bestimmten PWM-Duty-cycle (und damit ab 
einem bestimmten Motorstrom) kommen so hohe Spannungsspitzen in alle 
Spannungsversorgungen, dass vor allem die 3.3V Logikgatter Unsinn 
machen. Auch der AD-Wandler und die signale zum µC werden gestört.
Kein Wunder: Das Oszi zeigt auf der 3.3V-Leitung Schwingungen von ca 2V 
Peak-Peak. Genau mit der PWM-Frequenz erscheinen diese Schwingungen mit 
einigen Nachschwingern.
Mit zusätzlichen Kondensatoren (10µ 100µ Elkos und 1µ 100n 10n Kerkos) 
an allen Quellen und direkt an sensiblen Bauelementen konnte ich diese 
Probleme etwas verbessern, vom gewünschten Betriebsverhalten bin ich 
aber noch weit entfernt.

Wirkliches Problem: auch wenn ich die Spannungsquellen separiere und 
3.3V-Logikspannung durch ein anderes Modul des Labornetzteils erzeugen 
lasse, nehmen die Störungen nicht ab. Damit sind Probleme durch starke 
Schwankungen vor dem 3.3V-Step-Down-Wandler ausgeschlossen.
Bedeutet für mich: Induktive Spannungseinkopplung auf der Platine.
Vermutlich an den Stellen, wo 3.3V-Komponenten (Sensoren) am 
Leistungsbereich der Platine sitzen. (siehe Bild)
Damit wäre diese Platine, so wie sie ist, unbrauchbar!!!

Fällt jemandem vllt eine Lösung ein? Wo könnte ich z.b TP-Filter 
zwischenbauen? Wie kann ich die EMV-Probleme in den Griff bekommen.
Scheinbar habe ich mir im Vorfeld wohl zu wenig Gedanken um das Thema 
gemacht...

Wäre für Hilfe sehr dankbar!
Schöne Grüße
Flo

von Floh (Gast)


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Schema ist gut, aber Schaltplan und insbesondere Aufbau sind wichtiger.
Zeig mal die Platine her.

von Florian K. (koppi)


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Floh schrieb:
> Schema ist gut, aber Schaltplan und insbesondere Aufbau sind wichtiger.
> Zeig mal die Platine her.
Anbei Schema und Board...
Aber die zusätzlich eingelöteten Kondensatoren sind darin noch nicht 
berücksichtigt.

: Bearbeitet durch User
von POWER (Gast)


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Man sollte in der Leistungselektronik Hin- und Rückleiter so nahe wie 
möglich und so grossflächig wie möglich halten und keine Schlaufen 
bilden! Wie gross ist die Überspannung an den FETs beim Schalten?
Ich kann zum Bleistift nicht mal auf den ersten Blick plus und Minus der 
24V finden!

von Florian K. (koppi)


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Hallo zusammen,
anbei nochmal das Board mit Schema überlappt.
Ich hoffe man kann nun besser erkennen, wie der Strompfad auf dem Board 
verlegt wurde.
Die dicken schwarzen Linien symbolisieren breite Leiterbahnen mit hohem 
Stromfluss im 24V-Bereich,
die roten dünnen Linien zeigen die beiden die Sensoren (3.3V-Vcc), 
welche sich im Bereich um die Leistungselektronik befinden.
Schöne Grüße und danke für eure Hilfe!

von POWER (Gast)


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Ist es dir selber jetzt noch nicht aufgefallen??? Das Layout ist 
Schrott!
- die Fläche die Zwischen +24 und GND aufgespannt ist ist riesig!
- die Zwischenkreiskondis gehören zu den Schaltern. Bei jedem Schalten 
wirst du in der Zuleitungen zwischen FET und Zwischenkreis ordentlich 
was aussenden. Deshalb ist die Störung auch lastabhängig.
- Durch die hohe Zuleitungsinduktivität zu den FETs wirst du beim 
schalten sehr hohe Überspannung fabrizieren. Hast du die Spannung über 
einem Schalter schon mal gemessen? Dürfte dir gar nicht gefallen!
- Für was ist der Stromsensor in der +Leitung? Den Strom kennst du schon 
(Phasenstrom und Schalterstellung kennst du ja)
- den Stromsensor würde ich eher vor den Zwischenkreis-C platzieren.
Mit dem Layout wirds nix, ehrlich...

von Tim (Gast)


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Mit dem Layout kannst du das vergessen.
Alleine Schon dass du für die 2 Temperatursensoren unten
die Leiterbahnen um die gesamte Platine gewickelt hast ist tödlich.
Und die Mosfet Treiber sind ja Kilometer weit von den Mosfets entfernt.
Dazu noch die geschalteten 24V am Logic Teil vorbei gezogen.

Bau erst mal die H-Brücke + Treiber neu auf.
( Ein stück nach links, C + Treiber direkt dran, Stromsensor s.o.)
Dann den Logic Kram hinterher.

Ich hoffe deine Belegung von der Unteren Anschlussleiste ist
noch nicht fix.... Sonst hast du ein Problem.
BTW: Befestigungslöcher?

von schrieb schrieb schrieb (Gast)


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Ich habe im Plan keine Spulen in den Versorgungsleitungen gefunden. Die 
helfen auch, Stromspitzen zu unterdrücken.

von Florian K. (koppi)


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Okay,
ich fasse zusammen, diese Platine wird wohl nie funktionieren, wie sie 
sollte... Mist!
Letztlich ist halt alles schon aufgebaut und nicht mehr änderbar. 
Bedeutet neu Layouten der Boards...
Was ich wirklich noch versuchen kann ist:

@schrieb schrieb: Spulen habe ich im Vcc3.3V tatsächlich nicht drin. Das 
könnte ich noch einfügen. Auch wenn ich nicht genau weiß, wo... 
vermutlich in der 3.3V-Zuleitung bei den Sensoren, damit dort die 
induzierten Störspannungen gefiltert werden?!

@Tim: Keine Befestigungslöcher: Das Board/Modul gibt es gleich zweimal 
und wird mit den Steckerleisten (oben und unten) auf ein Mainboard 
aufgesteckt, welches auch das µC-Modul aufnimmt und die 
Spannungsregulatoren aufnimmt.
Auf dem Mainboard wird dann Buchsenleiste->Motorbuchse umgesetzt.
War wohl auch ne blöde Idee, weil sich der Strompfad um weitere um 1-2cm 
verlängert.
Wieso sollten die Treiber so ultimativ nah an die MOSFETs?
Klar, der Pfad fürs Laden/Entladen des Gates verlängert sich und damit 
auch die Gatekapazität, aber ich halte meine 3.3V-gestützte 
Treiberansteuerung doch dann weiter von den starken EM-Feldern der 
MOSFETs fern. Das durch mehr Abstand schlimmere EM-Feld des Gate 
laden/entladen ist vermutlich das geringere Übel, oder nicht?!

@POWER: Danke für die ganzen Denkanstöße, werden in einem neuen Layout 
sicher Beachtung finden.
Die Überspannungen werde ich morgen mal messen.
Im nächsten Design würde ich die H-Brücke mittig setzen, links und 
rechts sehr nah die Zwischenkreiskondensatoren dran, Wege verkürzen und 
den Motorstecker auch mit auf die Platine, statt noch über den Umweg der 
Pfostenleiste..


Wie bekomme ich allgemein eine gute Abschirmung der Leistungs- gegenüber 
der Logikelektronik?
Den MOSFET/Zwischenkreis-Teil räumlich weiter separieren (ggf. andere 
Platine), Metallumantelung (GND24V-Metallkasten über den Leistungsteil)? 
Optokoppler für die Signale? Aber wie die Temperatur rund um die FETs 
messen? IR-Temperatur-Sensoren (TPS334) sind vllt ein bissel 
übertrieben?!

Dankeschön!

von Tim (Gast)


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> Spulen habe ich im Vcc3.3V tatsächlich nicht drin. Das
> könnte ich noch einfügen.
Das nützt dir nix wenn die 24V dir die Masse versauen.
Was bei dir der fall sein dürfte da du GND Direkt am
Lowside Fet angeschlossen hast (was erstmal nicht Falsch ist),
dann aber noch ein Stück Kupfer bis zu den Cs hast....

> Auf dem Mainboard wird dann Buchsenleiste->Motorbuchse umgesetzt.
> War wohl auch ne blöde Idee, weil sich der Strompfad um weitere um 1-2cm
> verlängert.
Naja, Du hast dann die ganzen Bösen Signale über dem µC und
auch noch nebendran da auf gleichem Board.....

> Wieso sollten die Treiber so ultimativ nah an die MOSFETs?
> Das durch mehr Abstand schlimmere EM-Feld des Gate
> laden/entladen ist vermutlich das geringere Übel, oder nicht?!
Du weißt schon das die Gates mit Strömen im A-Bereich Auf/Entladen 
werden?
Du weißt auch das die Gates nicht mehr als 10-15V haben wollen?
Bei Langen Strippen und schlechter Masseanbindung klingelt die Spannung 
an den Gates. -> Mehr Verlustleistung bis hin zum vorzeitigen 
Ausfall....

> Die Überspannungen werde ich morgen mal messen.
Bitte KURZE Masse Feder am Tastkopf! Nicht das Ding mit dem Krokodil 
dran.

> Wie bekomme ich allgemein eine gute Abschirmung der Leistungs- gegenüber
> der Logikelektronik?
Nicht die Wirkung bekämpfen. Die Ursache eliminieren.
Sorge dafür das die Schaltung möglichst wenig Krach macht.
Rest erledigt eine gute Masseführung.

> Aber wie die Temperatur rund um die FETs messen?
1. Warum willst du die unbedingt Messen?
2. Warum 3 mal?
3. Einbaulage? (Warme Luft steigt nach oben....)

Andere Frage: Warum das Rad neu erfinden?
http://www.infineon.com/dgdl/Automotive_Power_SG_2013.pdf?folderId=db3a30431ddc9372011e26863f92474e&fileId=db3a30431ddc9372011e2692f130475f

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