Forum: Platinen PIC16 Layout Quarz vs. Block-C


von test (Gast)


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Hallo,

ich bin gerade dabei ein Layout für einen PIC16F1827 zu erstellen und 
hätte da mal eine Frage.

Man sagt ja immer die Blockkondensatoren sollen so nah wie möglich an 
den Versorgungspin, der Quarz aber wohl leider auch. bei der 
Quarzschaltung will ich mich nach Lothar Miller richten.

http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/33-Quarz

Leider ist das bei den PICs aber so, dass neben den Quarzpins nicht der 
GND-Pin, sondern der Versorgungspin ist.

Was hat denn nun Priorität? Soll ich lieber den Quarz ein Stück vom 
Controller wegnehmen und den Block-C da noch hinquetschen oder kann ich 
den auch da lassen wo er jetzt ist und unter dem Controller an den 
Versorgungspin?

Pinbelegung:
14 - VCC
15 - OSC2
16 - OSC1
5  - GND


Grüße,

test

von Peter K. (peter_ph)


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Kannst du den Block-C nicht auf die andere Leiterplattenseite 
platzieren?
Dann die betriebsspannung an den Block-C und dann mit einem Via auf VCC 
des PICs?
Oder hast du nur eine Lage zur Verfügung?

Was mit auffällt, die Wege zum Q1 sind sehr unsymmetrisch. Der zum Pin1 
ist viel kürzer, als der zum Pin2.
Ich würde den Q1 in dem Bild waagerecht platzieren.

: Bearbeitet durch User
von vorschlag (Gast)


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mein Vorschlag

von Der Rächer der Transistormorde (Gast)


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Google Stichworte:
pic oscillator layout (design) guidelines


Da kommt dann das was Microchip unter "oscillator basics" versteht:
http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/00849a.pdf


und ein paar "praktische" Grundlagen
http://ww1.microchip.com/downloads/en/appnotes/00943a.pdf


alles harter Tobak, aber es lohnt sich weil danach.

vorschlag schrieb:
> mein Vorschlag

solche Vorschläge keine mehr sind ;-).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter K. schrieb:
> Was mit auffällt, die Wege zum Q1 sind sehr unsymmetrisch. Der zum Pin1
> ist viel kürzer, als der zum Pin2.
Das ist egal, denn auch die Funktion der beiden Pins, an denen der Quarz 
angeschlossen ist, ist signifikant unterschiedlich: der eine Pin ist ein 
ausgang, der andere ein Eingang.
> Ich würde den Q1 in dem Bild waagerecht platzieren.
Was würde durch gleich lange Leitungen verbessert?

Der Rächer der Transistormorde schrieb:
> und ein paar "praktische" Grundlagen
Blöderweise keine richtig "praktischen" Vorschläge, die ins Kupfer gehen 
würden. Aber man muss sich nur mal die Strompfade einmal klar machen und 
daran denken, dass solche Pfade immer so klein wie möglich gemacht 
werden sollen (Stichwort "Induktionsschleife"), dann kommt man mit ein 
wenig Nachdenken selber auf die richtige Lösung...

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

test schrieb:
> ich bin gerade dabei ein Layout für einen PIC16F1827 zu erstellen und
> hätte da mal eine Frage.

Also zuerst einmal:
Die Oszillatorschaltung mit Quarz an einem "F" Pic vom "schwingen" 
abzuhalten erfordert schon einiges an Aufwand. Die Zeiten in denen schon 
kleine Probleme ein Zicken der Schaltung verursachten sind bei den PIC 
schon lange vorbei. Und sicher dürfte das für die meisten anderen 
modernen µC auch zutreffen.

Es ist nicht verkehrt sich Gedanken um das richtige Layout zu machen, 
aber wenn ich sehe wie manche sich um den Anschluss eines 4MHz 
Massenquarzes mit 50ppm Grundtoleranz und +/- 100ppm Temperaturdrift an 
einem µC mehr Gedanken machen als manche professionelle Entwickler 
hochwertiger Funktechnik beim Anschluss des PLL Mutterquarzes mit unter 
10ppm Grundtoleranz (Abgleichbar mit TrimmC) und +/- 2ppm 
Temperaturdrift, dann kann ich nur den Kopf schütteln...

Und was GANZ WICHTIG ist:
Gerade beim Layoutentwurf gibt es in ganz vielen Fragestellungen 
überhaupt NICHT die EINE WAHRHEIT. Teilweise gehen die Meinungen sogar 
sehr sehr weit auseinander ohne das man bei heutigen Kentnissstand 
seriös sagen könnte wer von beiden recht hat.
Es ist sogar so das sich in der Vergangenheit mehrfach Designstrategien 
die längere Zeit unumstritten waren später als grundfalsch 
herausgestellt haben.
Daher: Wann immer jemand behauptet das ER ALLEINE die einzige Wahrheit 
kennt, dann kannst du GENAU diese Person ganz sicher getrost 
ignorieren...

Aber nun mal etwas mehr in Richtung Grundlagen:

test schrieb:
> Man sagt ja immer die Blockkondensatoren sollen so nah wie möglich an
> den Versorgungspin, der Quartz aber wohl leider auch.
Die Blockkondensatoren so dicht wie möglich an +Ub ist unbestritten.
Das die Anbindungen der Quartze an den µC so kurz wie möglich sein 
sollten ebenfalls. Aber bereits bei der Beschaltung mit den 
Lastkondensatoren gehen die Ansichten plötzlich weit auseinander.
Unbestritten ist das die Anbindung an die LastC und dieser an GND so 
kurz wie möglich sein sollte. Aber ob die Anbindung nun besser direkt 
auf die GND_Plane oder aber isoliert von dieser erst über den GND 
Anschluss des µC auf Masse geht ist schon wieder rege Umstritten.

Generell sehe ich mir in solchen Fällen wie der Platzierung von 
Abblockkondensatoren drei Punkte an und entscheide danach.

1. Wo habe ich die "höheren" Signalfrequenzen zu erwarten.
2. Wo richtet ein schlechte Platzierung mehr Schaden an.
3. Kann ich eines des konkurierenden Bauteile an eine ebenso geeignete 
Stelle verschieben.

Die Ergebnisse dieser Betrachtung können variieren.

test schrieb:
>bei der Quarzschaltung will ich mich nach Lothar Miller richten.
> http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/33-Quarz

In diesem Fall fragst du am besten Lothar Miller.
Um auch hier etwas vorweg zu nehmen. Diese Designstrategie gibt 
durcfhaus ein hochwertiges Ergebniss - ISt aber nicht die einzige 
geeignete Strategie. Und wenn man seinen Schaltungsvorschlag UND das von 
ihm referenzierte Atmel Dokument vergleicht wird man feststellen das er 
selbst auch einigen der DARIN enthaltenen Empfehlungen zuwidergehandelt 
hat.

Beispielsweise:
• Reduce the parasitic capacitance between Xtalin and Xtalout pins by 
routing them as far apart as possible.

• Connect the external capacitors needed for the crystal and the ceramic 
resonator operation as well as the crystal housing to the ground plane.

(Freistellen und möglichst nahe am GND Pin des µC wird nur bei 
Einlagigen Platinen empfohlen!• In case there is only one PCB layer, it 
is recommended to place a guard ring around the
oscillator components and to connect it to the oscillator ground pin.
)

Dies ist selbst bei strenger Auslegung nicht zwingend als Designfehler 
zu betrachten sondern lediglich als Beispiel davon das fast jedes 
Praktisch umgesetzte Design immer nur einen mehr oder weniger guten 
Kompromiss darstellen wird.

Wenn man jetzt nicht das ATMEL Dokument heranzieht sondern andere 
Dokumente wird man gar festellen das sich die Empfehlungen sogar in 
einigen Punkten widersprechen! Je nach dem welches Dokument man liest 
hat man dann ein Super Design oder aber mist verzapft.

Das sieht man auch schon daran das Lothar als "Negativbeispiel" 
ausgerechnet ein TI Layout heranzieht wo gerade TI mit AD aus meiner 
Sicht mit die fachlich besten Referenzen für "Analoge Layouts" 
bereithält.
Auch Microchip setzt bei seinen eigenen Layouts (Dev-Boards) bei der 
Platzierung der Quartze auf genau dassselbe Schema wie auch im 
kritisierten TI Beispiel.

Der Witz an der Sache ght ja sogar so weit, das ein ZU GUTES 
Quartzlayout der Sache sogar hinderlich sein kann da im Extremfall das 
Problem auftauchen könnte das der Quartz gar nicht zuverlässig 
anschwingt. Denn der Oszillator braucht ja einen ersten Schubs - der 
durch Rauschen oder eigekoppelte Spikes usw. üblicherweise gegeben ist. 
- und erst nach diesem ersten Schubs schaukelt sich die Schwingung hoch. 
Gibt ja sogar genug Tipps die empfehlen den Oszillatorkreis künstlich zu 
VERSCHLECHTERN um das anschwingen zu erleichtern...

test schrieb:
> Leider ist das bei den PICs aber so, dass neben den Quarzpins nicht der
> GND-Pin, sondern der Versorgungspin ist.

Damit scheidet ein Routing nach LM ja praktisch schon aus.
Also so kurz wie möglich auf die GND Plane und gut...
Die im Atmel Dokument enthaltene Empfehlung die Cs so nah wie möglich am 
µC, insbesondere beim Xtal-in, ist bei Microchip und anderen nirgendwo 
erwähnt und insbesondere von Microchip selbst auch nirgendwo auf den mir 
bekannten Boards umgesetzt.

Ach JA:
Hier noch mal ein Beispiel zum Verhältniss Theorie und Praxis beim 
Entwurf von Quarzlayouts. Mal an einem Punkt aus der Atmel AN:

Es ist so das in der Atmel AN Dinge enthalten sind die GANZ EINDEUTIG 
gegen die gelehrte Theorie gehen!
Ironischerweise sind die aber dennoch in vielen Situationen sehr 
sinnvoll.
So ist bei rein theoretischer Betrachtung das Legen einer Massefläche 
unter dem Quarz ein Fehler. Der Quarz hat freigestellt zu sein. 
(Parasitäre Kapazität)
Im praktischen Leben schafft man sich damit aber zwar eine tatsächlich 
vorhandene parasitäre Kapazität, wird dafür aber mit einer über weite 
Strecken konstante Betriebsbedingung für den Quarz belohnt. Die 
Kapazität durch die GND-Plane ist konstant und kann bei Bedarf sogar 
durch rechnen oder abgleichen eliminiert werden. Dinge wie 
unterschiedliche Einbaulagen im Gehäuse oder andere Gehäusemateriealien 
verändern aber durch die GND-Plane die Gesamtbilanz der parasitären 
Kapazitäten kaum noch.

Ohne die GND Plane habe ich zwar einen wesentlich geringeren statischen 
Effekt, aber jede Veränderung der äusseren Einflüsse schlägt viel 
stärker auf den Quartz durch. Hier kann ich im Vorfeld also KAUM 
gegensteuern...
(Aber auch hier noch einmal der Hinweis: Das sind Dinge über die ICH mir 
beim Bau von stabilen Oszillatoren für Funkübertragungen im UHF Bereich 
Gedanken mache und berücksichtige - bei vier oder acht Megahertz ist das 
alles nur Theorie mit geringer Praxisrelevanz -> Da zählt nur Wege kurz 
halten und möglichst weit weg von starken Wechselspannungssignalen aller 
Art)

Gruß
Carsten

von Der Rächer der Transistormorde (Gast)


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Carsten Sch. schrieb:
> Gerade beim Layoutentwurf gibt es in ganz vielen Fragestellungen
> überhaupt NICHT die EINE WAHRHEIT. Teilweise gehen die Meinungen sogar
> sehr sehr weit auseinander ohne das man bei heutigen Kentnissstand
> seriös sagen könnte wer von beiden recht hat.

Da die Rechtsprechung wohl noch zu keinem vernünftigem Ergebnis gekommen 
ist muss man halt selber denken und diskutieren.

> Der Witz an der Sache ght ja sogar so weit, das ein ZU GUTES
> Quartzlayout der Sache sogar hinderlich sein kann da im Extremfall das
> Problem auftauchen könnte das der Quartz gar nicht zuverlässig
> anschwingt.

Würde ich mal als eine urban legend des Elektronikerdorfes bezeichnen.

So genau das du quantenmechanischen Differenzen der Elektronenwolken 
(oder was auch immer) sich die Waage halten bekommst du kein Layout hin.

Die Dinger schwingen nicht deshalb nicht an weil der Designer zu gut war 
sondern (salopp gesagt) zu blöd.

> Das sieht man auch schon daran das Lothar als "Negativbeispiel"
> ausgerechnet ein TI Layout heranzieht wo gerade TI mit AD aus meiner
> Sicht mit die fachlich besten Referenzen für "Analoge Layouts"
> bereithält.
> Auch Microchip setzt bei seinen eigenen Layouts (Dev-Boards) bei der
> Platzierung der Quartze auf genau dassselbe Schema wie auch im
> kritisierten TI Beispiel.

Ja komisch nicht. Kann durchaus sein das Lothar besser ist als TI und 
Microchip, gibt aber gewisse Gegenargumente.

Seine hübsche HF-Routenplanung z.B. ist meiner bescheidenen Meinung nach 
schlicht falsch. Die HF wird sich nicht die Mühe machen über Zinn - 
Massepin Bonddraht und Chipstrukturen noch'n Bonddraht/Pin/Zinn in 
Richtung Masse zu bequemen sondern gleich in die Ground-Plane fließen.

Der Masse Pin in der Nähe des Oszillators ist dazu da sein aus dem 
SNT-Design entlehntes Szenario zu verhindern. Er soll die internen 
Störungen schnell nach draußen leiten bevor die das z.B. mit dem 
internen A/D Wandler das machen was L. mit seinem Design erreicht.

Vermindert wird der Schaden dadurch das der Pfad zum Rio GND-Plane 
niederimpedanter ist als der über die Bonddrahtbrücken und durch das 
Silicon-Valley im Chip.


Der Pierce Oscillator sieht so simpel aus, ist aber ein geniales Teil. 
Man kann ihn sich auch als rückgekoppelten Verstärker denken. Der "tank" 
(R-Q-R Kombination) wirkt in dieser Denke als Quarzfilter der die 
harmonischen dämpft und auch allen sonstigen Bösewichtern (die in Form 
von abweichenden Frequenzen) auftreten einen Dämpfer verpasst.

Diese (un)harmonische Horde will auch keiner im Chip haben. Deshalb 
werden die über die C's (die gleichzeitig den Schwingkreis bilden) vom 
Chip weg gelenkt und in der groundplane versenkt.

Aus diesem einfachen Grunde sind Sie bei TI und PIC so angeordnet wie 
Sie dort angeordnet sind.

von Der Rächer der Transistormorde (Gast)


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Der Rächer der Transistormorde schrieb:
> Der "tank" (R-Q-R Kombination)

Soll heißen C-Q-C Kombi

wird aber wohl jedem klar sein der sich dafür interessiert.

von CCP1CON (Gast)


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Warum wills du da überhaupt einen Quarz drann hängen? Der Chip kann 
intern bis 16MHz (wenn ich mich nicht versehen habe).

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