Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wie erkennt das Steuergerät im Auto (ABS, ESP, ASR, etc.) die entsprechenden Fahrzustände?


von Student (Gast)


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Hi!

Ich hoffe mal, ich bin hier im richtigen Unterforum gelandet. Hat auf 
jedenfall mit Mikrocontrollern und Elektronik zu tun.

Ich stelle mir schon länger die Frage, wie das ABS/ESP/etc. Steuergerät 
z.B. blockierende Reifen erkennt und wie das ESP ein ausbrechendes 
Fahrzeug erkennt.

Zuerst zum ABS:

Bei Wikipedia steht, dass das Blockieren über das unverhältnismäßige 
Abfallen der Drehzahl eines Rades erkannt wird.
Funktioniert, wenn ein Rad auf einem Untergrund mit einem niedrigeren 
Haftreibungskoeffizienten steht.

Üblicherweise blockieren aber eher mehrere Räder gleichzeitig, oder etwa 
nicht?

Man könnte natürlich das Blockieren feststellen, indem man feststellt ob 
eine Verzögerung in Längsrichtung vorhanden ist, obwohl die Reifen 
stehen. Das würde heissen, dass die Reifen gleiten. Funktioniert aber 
nur bei 100%ig ebener Fahrbahn. Am Berg gehts nicht.


Nun zum ESP:

Wie kann ein nicht erwünschtes Drehen des Fahrzeugs festgestellt werden?
Meine Idee wäre, dass man mit Hilfe von Lenkwinkelsensor, exakter 
aktueller Geschwindigkeit und der aktuellen Winkelgeschwindigkeit um die 
Hochachse des Fahrzeugs die SOLL Winkelgeschwindigkeit mit der IST 
Winkelgeschwindigkeit vergleichen könnte. IST Winkelgeschwindigkeit aus 
Winkel der Vorderräder und Geschwindigkeit. Auch eher unpraktikabel, da 
man ja die exakte aktuelle Geschwindigkeit braucht. Auch fährt das Auto 
ja nicht wie auch Schienen, sonder hat auch im normalen Zustand bisschen 
Schlupf.

Wie wird sowas gemacht? Gibts hier eventuell Leute, die sich da näher 
auskennen und mir erklären könnten wie das in der Realität funktioniert?

Grüße!

von Jaxoc (Gast)


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ESP:
mit nem Drehratensensor

von Floh (Gast)


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ABS: du hast von jedem Rad die Drehzahl, wenn eine signifikant unter den 
anderen liegt und das Bremspedal betätigt wurde, blockiert es 
wahrscheinlich.

von Student (Gast)


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Hi!

Danke für die Antwort, Jaxoc!

Dass dies über die Drehrate geht, hatte ich ja im Eingangspost schon 
vermutet. Dass man die Drehrate aus einem Gyroskop kriegt ist eigentlich 
klar.

Was aber meine eigentliche Fragestellung war:
Wie bekomme ich aus meiner aktuellen Drehrate und den sonstigen 
Parametern wie z.B. Geschwindigkeit, Lenkwinkel, etc. die Info, ob das 
Fahrzeug ausgebrochen ist, oder nicht?

Grüße!

von Student (Gast)


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Danke auch für deine Antwort, Floh!

Steht ja auch so im Eingangspost vermutet. Aber ist es nicht so, dass 
oft alle Räder gleichzeitig blockieren?

Grüße!

von Sandro (Gast)


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Drehzahl eines Rads=0 --> Blockiert, man könnte es auch über die 
Ableitung der Drehzahl machen.

von rcc (Gast)


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Wenn das Fahrzeug schon richtig ausgebrochen ist, ist es schon für alles 
zu spät, da kann das ESP nichts mehr machen.

Im Endeffekt läuft ein Einspurmodell (-->Wiki) im Steuergerät mit und 
macht einen Soll-Ist-Vergleich.

von rcc (Gast)


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> Aber ist es nicht so, dass
> oft alle Räder gleichzeitig blockieren?

Dann fliegt man sofort ab wenn man leicht lenkt oder der Untergrund 
nicht homogen ist (Hinerrad blockiert, Spurstabilität ist weg). Zuerst 
blockiert ein Vorderrad (per Bremskraftverteilung ist vorne die größere 
Bremskraft), und auch da normal nur eines. Ist aber im prinzip egal ob 
eines oder beide. Wenn Raddrehzahl gegen 0 geht aber noch 
Längsbeschleunigung da ist greift das ABS ein und vermindert den 
Bremsdruck bei dem Rad das ins Blockieren übergeht.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Sandro schrieb:
> man könnte es auch über die
> Ableitung der Drehzahl machen.

man macht es so.

von Student (Gast)


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Das mit der Ableitung der Drehzahl klingt sehr gut. Hätte ich auch 
irgendwie selber draufkommen können.

Das heisst man kann grob sagen, dass wenn die Drehzahländerung einen 
gewissen Wert übersteigt liegt ein Blockieren vor?


rcc schrieb:
> Wenn Raddrehzahl gegen 0 geht aber noch
> Längsbeschleunigung da ist greift das ABS ein und vermindert den
> Bremsdruck bei dem Rad das ins Blockieren übergeht.

Die Vermutung hatte ich ja geäussert. Funktioniert halt nur bei ebenem 
Fahrzeug, wenn du am Berg stehst hast du ja immer eine Beschleunigung in 
Längsrichtung ("Hangabtriebskraft").

Das Steuergerät würde ja beim Stehen am Berg denken, dass alle Reifen 
blockiert sind (Reifen stehen, Beschleunigung vorhanden)?

Einspurmodell hatte ich schonmal angesehen, werde da wohl nochmal tiefer 
einsteigen müssen?

Gibt es evtl. da irgendwelche Bücher zu dem Thema? Sonstige 
Publikationen?

Ich sollte mal einen Sensor an jedes Rad von meinem Auto packen, 
zusammen mit einem Gyro- und Beschleunigungssensor und im Schnee ein 
paar Daten sammeln. Hab nur keine Zeit :-/

Grüße!

von Johannes M. (johannesm)


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Es gibt sehr umfangreiche technische Dokumentationen von Bosch zu dem 
Thema, ob es die irgendwo im Internet gibt oder ob man die kaufen kann, 
habe ich keine Ahnung.
Nicht ganz so umfangreich aber ein guter Einstieg in das Thema ist 
m.M.n. "Fahrstabilisierungssysteme und Fahrerassistenzsysteme" von 
Konrad Reif.
Einfach auch mal bei 
http://www.bosch-kraftfahrzeugtechnik.de/de/de/homepage/homepage_1.html 
umschauen.

von rcc (Gast)


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Student schrieb:
> Die Vermutung hatte ich ja geäussert. Funktioniert halt nur bei ebenem
> Fahrzeug, wenn du am Berg stehst hast du ja immer eine Beschleunigung in
> Längsrichtung ("Hangabtriebskraft").

Ist egal: Fahrzeug bewegt sich noch (Hinterrad dreht sich)+Auswertung 
der Momentenvorgabe vom Fahrer --> ABS wenns ans blockieren geht.
Neigung vom Fahrzeug in die Raumrichtungen wird heute auch gemessen und 
geht inzwischen auch mit ein.

von rcc (Gast)


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ach ja, wenn ich im Fahrzeug die Beschleunigung messe und das Fahrzeug 
steht ist die Beschleunigung immer 0, egla wie schief das Fahrzeug 
steht.

von Max H. (hartl192)


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Es gibt auch noch die Erdbeschleunigung... Und die wirkt sich auch auf 
die in  X Richtung aus wenn das Fahrzeug schief steht.

: Bearbeitet durch User
von R. F. (rfr)


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Wenn das Fahrzeug auf Glatteis eine Vollbremsung hinlegt, wird der 
Stillstand induziert, weitere Massnahmen erfolgen nicht.

Gruss

Robert

von Student (Gast)


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Johannes M. schrieb:
> Nicht ganz so umfangreich aber ein guter Einstieg in das Thema ist
> m.M.n. "Fahrstabilisierungssysteme und Fahrerassistenzsysteme" von
> Konrad Reif.

Werde ich mir morgen mal besorgen!


rcc schrieb:
> ach ja, wenn ich im Fahrzeug die Beschleunigung messe und das Fahrzeug
> steht ist die Beschleunigung immer 0, egla wie schief das Fahrzeug
> steht.

M. H. schrieb:
> Es gibt auch noch die Erdbeschleunigung...

Genau das war ja mein Einwand für die Situation am Berg.

rcc schrieb:
> Neigung vom Fahrzeug in die Raumrichtungen wird heute auch gemessen und
> geht inzwischen auch mit ein.

Wie soll das gehen? Wie kann man bei bewegtem Fahrzeug die Position im 
Raum bestimmen? Einmal auf flachem Boden die IMU "nullen" und dann 
aufintegrieren? Sicher nicht.

Bei Beschleunigungssensoren gibts das Problem mit der Erdbeschleunigung, 
die ja immer mitgemessen wird. oder gibts einen Weg, die 
Erdbeschleunigung zu ignorieren?

Grüße!

von Max H. (hartl192)


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Neigung: Vllt. Komplementär- oder Kalman-Filter

von rcc (Gast)


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M. H. schrieb:
> Es gibt auch noch die Erdbeschleunigung... Und die wirkt sich auch auf
> die in  X Richtung aus wenn das Fahrzeug schief steht.

Die ist aber konstant und wird rausgerechnet.

von Max H. (hartl192)


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rcc schrieb:
> M. H. schrieb:
>> Es gibt auch noch die Erdbeschleunigung... Und die wirkt sich auch auf
>> die in  X Richtung aus wenn das Fahrzeug schief steht.
>
> Die ist aber konstant und wird rausgerechnet.
Nur müsste man dazu die neigung des Autos kennen.

von rcc (Gast)


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Neigung, Beschleunigung längs und quer, Geschwindigkeit über die 
Raddrehzahlen, Erdbeschleunigung und noch a paar Sachen kennt man. Der 
Rest ist geschickte Signalverarbeitung.

von Student (Gast)


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rcc schrieb:
> Neigung, Beschleunigung längs und quer, Geschwindigkeit über die
> Raddrehzahlen, Erdbeschleunigung und noch a paar Sachen kennt man. Der
> Rest ist geschickte Signalverarbeitung.
Neigung woher?

Geschwindigkeit über die Raddrehzahlen ist leider auch nicht wirklich 
eindeutig. Bisschen Schlupf ist ja immer vorhanden. Oder lässt sich das 
gut genug rausfiltern? Also bspw. den schnellsten und langsamsten Wert 
rausschmeissen und dann das Arithmetisches Mittel bilden?

von X2 (Gast)


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Student schrieb:
>> Neigung, Beschleunigung längs und quer, Geschwindigkeit über die
>> Raddrehzahlen, Erdbeschleunigung und noch a paar Sachen kennt man. Der
>> Rest ist geschickte Signalverarbeitung.
> Neigung woher?


Wenn ich auf der Z-Achse weniger beschleunigung als 9,81m/s² messe und 
sich der Rest auf die X oder Y-Achse verteilt, kann ich doch daraus den 
Winkel berechnen.

ESP wird vermutlich mit nem Beobachter gelöst, funktioniert dann auch 
wenn man weniger Messgrößen hat als eigentlich für die Regeleung 
notwendig.

von peter (Gast)


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Nur wenn du lenkst erkennt ESP das die Richtung nicht stimmt. Wenn das 
Auto ausbricht, und du lenkst nicht, dann setzt das ESP auch nicht ein. 
Kann man bei den Eis & Schnee Fahrtechnikkursen leicht feststellen.

von pko p. (pkopprasch)


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von Ralph (Gast)


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Zum ABS.

An jedem Rad befindet sich ein Sensor der die Radbewegung erfasst. 
Typischerweise mit einer Auflösung von ca. 100 Impulsen pro 
Radumdrehung.
Diese einzelnen Radgeschwindigkeiten sind die wichtigsten Signale fürs 
ABS.
Wird hier ein signifikanter Abfall gemessen wird das ABS den Bremsdruck 
an diesem Rad reduzieren.
Dazu kommt dann noch ein Fahrzeugmodel.
Hier wird aus den diversen Signalen die im Fahrzeug verfügbar sind die 
wahrscheinliche Fahrzeuggeschwindigkeit berechnet.
Der Vergleich dieser Fahrzeuggeschwindigkeit mit den gemessenen 
Radgeschwindigekeiten sind die 2. Eingangsgröße für das ABS.
Im Endeffekt ist es wie bei jedem Regelkreis der Vergleich zwischen IST 
und SOLL Wert .
Die SOLL Wert Ermittlung ist dann allerdings das Betriebsgeheimis der 
einzelnen Hersteller.

Die Bremskraftverteilung Vorne - Hinten geht mittlerweile fast 
vollständig über das ABS. Also das ist kein Reduzierventil mehr drin wie 
es sie Fahrzeuge vor ABS noch hatten.
Der einzige Unterschied in der Bremsauslegung Vorne - Hinten ist die 
Größe der Bremsscheibe / Beläge.

Steigung und Gefälle der Straße haben hier keine Bedeutung. Das gleicht 
der Regelkreis aus.

Das blockieren aller 4 Räder gleichzeitig wird es niemals geben, ein 
wenn auch sehr kleiner Zeitversatz ist immer da.
Ein ABS regelt mit einer Frequenz von ca. 100 - 200 HZ.


Zum ESP.
Auch hier ein Regelgkreis mit Soll - Ist Wertvergleich.
Istwert :
Die gemessenen Werte der Beschleunigungs- und Gierraten Sensoren.
Dies entspricht der wahren Fahrzeugbewegung.

Sollwert:
Aus Lenkwinkel, Gas und Bremspedal Position, Motordrehzahl, 
Getriebeposition ,........ wird in einem Model berechnet was der Fahrer 
mit dem Auto jetzt gerade machen will.
Dieses Model hat auch gewissen Ähnlichkeiten mit einer 
Kristallkugel......
Aber auch hier, wie dieses Model aufgebaut ist ist das Betriebsgeheimnis 
der Hersteller.


Aber wie weiter oben schon erwähnt hat BOSCH da einiges recht gutes 
Infomaterial zu bieten.
zb hier:
http://www.bosch-kraftfahrzeugtechnik.de/de/de/specials/specials_for_more_driving_safety/bosch_abs_1/abs_startpage.html

von Student (Gast)


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Student schrieb:
> Johannes M. schrieb:
>> Nicht ganz so umfangreich aber ein guter Einstieg in das Thema ist
>> m.M.n. "Fahrstabilisierungssysteme und Fahrerassistenzsysteme" von
>> Konrad Reif.
>
> Werde ich mir morgen mal besorgen!

War soweit ich das gesehen habe leider vergriffen. Werde aber weiter 
danach Ausschau halten. Habe aber das Kraftfahrtechnische Handbuch von 
Bosch ausgeliehen, da steht auch schon einiges drinnen.

X2 schrieb:
> ESP wird vermutlich mit nem Beobachter gelöst, funktioniert dann auch
> wenn man weniger Messgrößen hat als eigentlich für die Regeleung
> notwendig.

Was ist so ein "Beobachter"? Tut mir leid, aber nach etwas googlen bin 
ich noch nicht dahinter gekommen.

peter schrieb:
> Nur wenn du lenkst erkennt ESP das die Richtung nicht stimmt. Wenn das
> Auto ausbricht, und du lenkst nicht, dann setzt das ESP auch nicht ein.
> Kann man bei den Eis & Schnee Fahrtechnikkursen leicht feststellen.

Interessant! Dabei wäre es doch ein leichtes, im Geradeauslauf jegliches 
Gieren zu unterdrücken? Würde beim starken Anfahren/Bremsen auf leicht 
unterschiedlichen Untergründen links und rechts sicher helfen...

pko pprasch schrieb:
> Zum Thema ESP:
>
> Youtube-Video "ESP von Bosch"

Danke! Soweit klar wie das funktioniert.
Springender Punkt: "Das Steuergerät errechnet aus den Sensorsignalen 
wann und wie es eingreifen muss"
Das ist mir immernoch nicht so ganz klar.

Ralph schrieb:
> Istwert :
> Die gemessenen Werte der Beschleunigungs- und Gierraten Sensoren.
> Dies entspricht der wahren Fahrzeugbewegung.

Danke Ralph, für die ausführliche Antwort!
Mir ist noch nicht ganz klar, wofür der Querbeschleunigungssensor dient.
Könnte mir lediglich vorstellen, dass man mit Geschwindigkeit und 
Querbeschleunigung die Drehrate bestimmen könnte und damit die Drehrate 
aus dem Gyroskop verbessern könnte?

von Paul B. (paul_baumann)


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Das ESP bekommt seine Meßwerte aus dem sog. Gierratensensor.
(Der hat nichts mit Manager-Gehältern zu tun) SCNR

Dieser Sensor ist am Boden des Fahrgastraumes meist unter dem 
Beifahrersitz
zu finden. Im gleichen Gehäuse befindet sich bei meinem Fahrzeug auch 
der
Beschleunigungssensor.

Diese beiden Biester funktionieren nach dem Prinzip einer Stimmgabel, 
deren
Frequenz sich mit der Beschleunigung respektive Gierrate ändert.


MfG Paul

von ECU-Programmierer (Gast)


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Nicht nur Bosch baut Bremsssteme (und schreibt Bücher darüber), Conti 
kann das auch ;-) 
(http://www.amazon.de/Bremsenhandbuch-Grundlagen-Komponenten-Fahrdynamik-MTZ-Fachbuch-ebook/dp/B00DEHFA1K/ref=dp_kinw_strp_1).

>Springender Punkt: "Das Steuergerät errechnet aus den Sensorsignalen
>wann und wie es eingreifen muss"
>Das ist mir immernoch nicht so ganz klar.
Das ist, wie schon oben mehrmals beschrieben, das Betriebsgeheimnis der 
Hersteller.

Neben den physikalischen Größen (Raddrehzahlen, XYZ-Beschleunigungen, 
Lenkwinkel,...) läuft ein Fahrzeugmodell (Beobachter). Dieses wird auf 
das jeweilige Fahrzeug abgestimmt und berücksichtigt z.B. 
Fahrzeuggewicht, Abstand zwischen den Achsen, Motorleistung, Position 
der Beschleunigungssensorik (die ist typischerweise nicht im 
Fahrzeugschwerpunkt montiert), usw.) Insgesammt gibt es mehrere tausend 
Parameter über die man (=der Herrsteller, nicht du!) das Modell an ein 
bestimmtes Fahrzeug anpassen kann.

von Cyblord -. (cyblord)


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Student schrieb:

> Danke! Soweit klar wie das funktioniert.
> Springender Punkt: "Das Steuergerät errechnet aus den Sensorsignalen
> wann und wie es eingreifen muss"
> Das ist mir immernoch nicht so ganz klar.

Das ist ja auch das Magische dran. Die paar Sensoren zusammenkloppen und 
auslesen kann ja jeder. Dann wirds ja erst spannend. Meinst du das kann 
dir jetzt jemand in 2 Sätzen erklären?

von Ralph (Gast)


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Student schrieb:
> Mir ist noch nicht ganz klar, wofür der Querbeschleunigungssensor dient.
> Könnte mir lediglich vorstellen, dass man mit Geschwindigkeit und
> Querbeschleunigung die Drehrate bestimmen könnte und damit die Drehrate
> aus dem Gyroskop verbessern könnte?

Ach das ist nur etwas einfache Physik. Die ist für alle Hersteller 
gleich.

Fährt ein Körper eine Kreisbewegung ergeben sich daraus einige 
charakteristische Meßgrößen.
* Umfang des Kreises
* Radius
* Geschwindigkeit der Kreisbewegung ==> Grad pro Sekunde ; Gierrate
* aus Radius und Geschwindigkeit ergibt sich die Querbeschleunigung.
* Die Veränderung der Geschwindigkeit ergibt die Längsbeschleunigung

Jetzt lässt sich aus den Radgeschwindigkeiten, Lenkwinkel, 
Fahrzeugeometrie ... ebenfalls Gierrate und  Beschleunigungen berechnen.
Das ist die gleiche Physik wie oben beschrieben nur von der anderen 
Seite kommend.

a) Die gemessenen Werte aus dem Sensoren, Beschleunigung und Gierate , 
beschreiben das Verhalten des Fahrzeugs.
b) Die berechneten Werte aus Radgeschwindigkeiten, Lenkwinkel,..... 
beschreiben das Fahrzeugverhalten das der Fahrers haben will.

Das Ziel des ESP ist es, die Differenz zwischen a) und b) so klein wie 
möglich zu halten.

Aber wie das miteinander verarbeitet/vergleichen wird ist das Geheimnis 
/Unterschied der einzelnen Hersteller.
Das wird dir niemand erklären, zumindest wenn er noch länger bei einem 
solchen Unternehmen arbeiten will.


Student schrieb:
> peter schrieb:
>> Nur wenn du lenkst erkennt ESP das die Richtung nicht stimmt. Wenn das
>> Auto ausbricht, und du lenkst nicht, dann setzt das ESP auch nicht ein.
>> Kann man bei den Eis & Schnee Fahrtechnikkursen leicht feststellen.
>
> Interessant! Dabei wäre es doch ein leichtes, im Geradeauslauf jegliches
> Gieren zu unterdrücken? Würde beim starken Anfahren/Bremsen auf leicht
> unterschiedlichen Untergründen links und rechts sicher helfen...

Ein ESP wird immer eingreifen wenn die Fahrzeugbewegung und die Eingaben 
des Fahrers um ein bestimmtes Maß von einander abweichen.
Wo diese Eingriffsschwelle liegt ist bei jedem Fahrzeug unterschiedlich.

Bei einem Sportwagen liegt die Schwelle eher hoch ==> "Fahrspass", 
Driften
Bei einer braven Familienkutsche liegt diese Schwelle eher niedrig. ==> 
Stabilität
Dann kommt es noch darauf an wie der Fahrzeughersteller das ESP 
eingestellt haben will.
Eher die Sportliche Variante, oder eher die komfortable, oder ........

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