Forum: HF, Funk und Felder Frage zu DVB-T Zimmerantennen


von Hans (Gast)


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Hallo,

ich suche gerade eine passive Antenne für DVB-T und bin wegen der 
Bewertungen bei Amazon etwas verunsichert. Die meisten Antennen sind 
vielfach mit mehr als 4 Sternen bewertet worden, dennoch liest man 
eigentlich bei allen der insgesamt sehr gut bewerteten Antennen 
vereinzelt, dass diese entweder keinerlei Empfangsverbesserung gegenüber 
diversen Billig-Antennen brachten, oder irgendwelchen dem Empfänger 
beigelegten Billig-Antennen sogar unterlegen waren. Da die Verfasser 
dieser Kritik angeblich einen direkten Vergleich zwischen den Antennen 
durchführten, unterstelle ich mal, dass die sich das nicht aus den 
Fingern gesaugt haben.

In einer Rezension habe ich sogar gelesen, dass die beste Antenne ein um 
12,5 cm abisoliertes Antennenkabel sei und alles andere rausgeworfenes 
Geld sei.

Lassen sich die vielen guten Bewertungen mit den wenigen schlechten 
Bewertungen technisch betrachtet irgendwie in Einklang bringen?
Ist es möglich, dass eine DVB-T-Antenne in ganz wenigen Situationen 
schlechter als eine Vergleichsantenne ist, aber dafür in allen anderen 
Situationen erheblich besser als diese Vergleichsantenne? Oder muss eine 
gute Antenne immer gut empfangen, also z.B. immer +10 % besser als eine 
Vergleichsantenne?
Man sieht ja oft die Merkwürdigsten Bauformen bei diesen Antennen. Da 
sind dann waagerechte Achten vorhanden, oder irgendwelche Verdickungen 
in der Mitte des Staabes(Spule?)...alles Hokus-Pokus, oder belastbare 
wissenschaftliche Erkentnisse, die den Empfang signifikant verbessern?

Grüße,
Hans

von Harald W. (wilhelms)


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Hans schrieb:

> ich suche gerade eine passive Antenne für DVB-T

Es gibt keine speziellen DVB-T-Antennen; jede beliebige Zimmer-
Antenne, die für den von Dir gewünschten Frequenzbereich geeignet
ist, kann also von Dir genommen werden. Zimmerantennen für Fern-
seher aus den 60-er Jahren schlummern wohl noch in mancher
Kellerecke.
Gruss
Harald

von Martin S. (sirnails)


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> ich suche gerade eine passive Antenne für DVB-T und bin wegen der
> Bewertungen bei Amazon etwas verunsichert.

Verständlich. DVB-T ist außerhalb der Ballungszentren mit passiven 
Zimmerantennen so gut wie gar nicht zu empfangen. Bei uns hier bekommt 
man keinen einzigen Sender rein.

> Die meisten Antennen sind
> vielfach mit mehr als 4 Sternen bewertet worden, dennoch liest man
> eigentlich bei allen der insgesamt sehr gut bewerteten Antennen
> ...
> durchführten, unterstelle ich mal, dass die sich das nicht aus den
> Fingern gesaugt haben.

Vermutlich. Mehr als die Lambda/4-Regel, und den richtigen 
Wellenwiderstand kann man bei einer passiven Antenne auch nicht 
beachten.

> In einer Rezension habe ich sogar gelesen, dass die beste Antenne ein um
> 12,5 cm abisoliertes Antennenkabel sei und alles andere rausgeworfenes
> Geld sei.

Das ist Blödsinn. Antennen haben einen Antennengewinn. Die Stabantenne 
ist eine der schlechtesten Antennen für gerichteten Empfang.

> Lassen sich die vielen guten Bewertungen mit den wenigen schlechten
> Bewertungen technisch betrachtet irgendwie in Einklang bringen?

Ja. Die vielen guten Bewertungen kommen scheinbar in Gegenden mit hoher 
Sendeleistung zustande.

> Ist es möglich, dass eine DVB-T-Antenne in ganz wenigen Situationen
> schlechter als eine Vergleichsantenne ist, aber dafür in allen anderen
> Situationen erheblich besser als diese Vergleichsantenne?

Idealerweise hat eine Antenne einen Antennengewinn von 0dB. D.h. sie 
empfängt das einfallende Signal aus allen Richtungen mit der gleichen 
Stärke. Das ist die schlechteste aller möglichen Bauformen, denn man 
möchte den Antennengewinn einer besonderen Bauform mitnehmen - eine Yagi 
kommt beispielsweise auf über 12dB. D.h. gerichtet auf einen Sender 
empfängt sie fast 15 mal mehr als eine Stabantenne, dafür aber fast gar 
nichts mehr, sobald die Antenne nicht mehr genau auf den Sender 
ausgerichtet ist.

> Oder muss eine
> gute Antenne immer gut empfangen, also z.B. immer +10 % besser als eine
> Vergleichsantenne?

Nö. Was hinten dran hängt, ist viel wichtiger. Ist der Empfänger 
Schrott, bekommt er auch trotz guter Antenne keinen Empfang.

> Man sieht ja oft die Merkwürdigsten Bauformen bei diesen Antennen. Da
> sind dann waagerechte Achten vorhanden, oder irgendwelche Verdickungen
> in der Mitte des Staabes(Spule?)...alles Hokus-Pokus, oder belastbare
> wissenschaftliche Erkentnisse, die den Empfang signifikant verbessern?

Antennenbau ist eine Wissenschaft in kaum zu übertreffender Art und 
Weise. Die Theorie dahinter nicht sonderlich kompliziert, aber nirgendwo 
sonst macht einem die Praxis so viele Striche durch die Rechnung, wie in 
der Hochfrequenztechnik.

Prinzipiell ist die Stabantenne diejenige, bei der man eigentlich nichts 
falsch machen kann. Das sollte selbst der billigste Billigheimer gut 
hinbekommen. Interessant wird es aber recht schnell bei Richtantennen.

von Harald W. (wilhelms)


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Martin Schwaikert schrieb:

> Antennenbau ist eine Wissenschaft in kaum zu übertreffender Art und
> Weise. Die Theorie dahinter nicht sonderlich kompliziert,

Ja, das meiste dazu kann man wohl im Rothammel nachlesen.

von uni ing (Gast)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Die Theorie dahinter nicht sonderlich kompliziert

Da merkt man das du offensichtlich keine Ahnung hast.

von Harald W. (wilhelms)


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uni ing schrieb:
> Martin Schwaikert schrieb:
>> Die Theorie dahinter nicht sonderlich kompliziert
>
> Da merkt man das du offensichtlich keine Ahnung hast.

Nun, Einstein fand die Relativitätstheorie auch nicht sonderlich
kompliziert...

von uni ing (Gast)


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Jemand der glaubt dass die notwendige Theorie für Antennen im Rothammel 
steht ist wohl nicht zu helfen.

von Schorsch (Gast)


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Du könntest versuchen, die Antenne auf die lokal bei Dir verwendeten 
DVB-T Frequenzen anzupassen.
Hier gibt's einige Bastelanleitungen:

http://www.cnet.de/41001557/die-beste-eigenbau-dvb-t-antenne-doppelquad-fuer-5-euro-basteln/?ModPagespeed=noscript

Probier doch was aus, wenn der Empfang dann klappt, ist doch alles gut.

Ich hatte mir mal die Biquad gebaut, funktionierte ganz OK.

Gruß,

Schorsch

von Ham (Gast)


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Hallo,

ich kann eigentlich den beiden letzten Beiträgen recht geben :-O

In der (Amateurfunk-) Praxis ist die benötigte Antenntheorie tatsächlich 
nicht sehr kompiliziert, mit etwas Wissen über Impedanz, 
Verkürzungsfaktor, der berechnung von Widerstandtransormation, Resonanz 
usw. ist man von KW bis in den "überschaubaren" UKW Bereich schon sehr 
weit - da ist ehr die jahrelang auch im exponierter Lage Wetterfeste 
Antennekontruktion das Problem.

Andererseits wenn man wirklich tief in die Antennentheorie einsteigen 
möchte, evtl. sogar bei speziellen Antennenformen (z.B. Fraktalantenne) 
dann wird es schnell sehr anspruchsvoll, als Laeie (und dazu gehören 
auch wir beruflich nicht vorbelasteten Funkamateure) kann man auch bei 
viel angagement nicht wirklich mitreden - die dahinterstehende 
Mathematik ist wohl nur durch ein jahrelanges Studium und viel 
praktische Anwendung erlehnbar und zu verstehen.

Ham

von D. V. (mazze69)


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Hans schrieb:
> In einer Rezension habe ich sogar gelesen, dass die beste Antenne ein um
> 12,5 cm abisoliertes Antennenkabel sei und alles andere rausgeworfenes
> Geld sei.

Dem kann ich nur zustimmen. Man muß allerdings die Polarisationsebene 
des Senders beachten.

von Martin S. (sirnails)


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uni ing schrieb:
> Martin Schwaikert schrieb:
>> Die Theorie dahinter nicht sonderlich kompliziert
>
> Da merkt man das du offensichtlich keine Ahnung hast.

Nö, hab ich nicht. Grundlagen ja, Rest nein. Allerdings habe ich die 
Physik, nicht die mathematische Betrachtung dazu gemeint. Dass man sich 
bei HF noch zu Tode rechnen kann, steht für mich außer Frage.

von Paul Baumann (Gast)


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Martin schrub:
>Nö. Was hinten dran hängt, ist viel wichtiger. Ist der Empfänger
>Schrott, bekommt er auch trotz guter Antenne keinen Empfang.

Anders herum: Eine gute Antenne ist der beste Hochfrequenzverstärker.
(Heinrich Barkhausen)

Außerdem hat die schöne Adrienne eine Hochantenne:
https://www.youtube.com/watch?v=JevnTSVKraA

;-)
MfG Paul

von Hans (Gast)


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Hallo,

danke für die Antworten...es werden ja ziemlich viele Stab-Antennen 
angeboten...muss man da wie beim Draht auch die Polarisations-Ebene 
beachten? Und sehe ich das richtig, dass man bei vertikaler Polarisation 
den Draht ebenfalls vertikal ausrichten muss?

Nehmen wir z.B. diese hier:
http://www.amazon.de/VEGA-Aluminium-Stabantenne-Signalstark-Verstärkung/dp/B00FBEL1W6

Ist die Empfehlenswert bzw. kann das mit den 5 dB Gewinn stimmen? Die 
sieht ja eher wie ne aufgepumpte Stab-Antenne aus, jedenfalls nicht so 
wie die Bi-Quad in der Anleitung...mein Sender strahlt laut Recherche 
vertikal ab und ich wohne ca. 4 KM Luftlinie entfernt, aber im 
Erdgeschoss und somit kein direkter Sichtkontakt bzw. jede Menge Häuser 
dazwischen.

Hans

von D. V. (mazze69)


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Hans schrieb:
> es werden ja ziemlich viele Stab-Antennen
> angeboten...muss man da wie beim Draht auch die Polarisations-Ebene
> beachten? Und sehe ich das richtig, dass man bei vertikaler Polarisation
> den Draht ebenfalls vertikal ausrichten muss?

Stab-Antennen haben den Nachteil, dass ihnen das Gegengewicht(HF) fehlt, 
es sei denn, man montiert sie auf einer Metallschüssel.
Bei vertikaler Polarisation muß man die 12,5cm Antenne natürlich auch 
senkrecht positionieren.
Es reicht nicht ein normales 75-Ohm Kabel auf 12,5cm abzusetzen(Schirm 
abschneiden), sondern die Abschirmung muss über die verbleibende 
Isolation rückwärts gezogen und am Ende fixiert werden.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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Paul Baumann schrieb:
> Martin schrub:
>>Nö. Was hinten dran hängt, ist viel wichtiger. Ist der Empfänger
>>Schrott, bekommt er auch trotz guter Antenne keinen Empfang.
>
> Anders herum: Eine gute Antenne ist der beste Hochfrequenzverstärker.
> (Heinrich Barkhausen)

Schon klar. Was nicht da ist, kann auch nicht mehr verstärkt werden. 
Aber welchen SNR man braucht, hängt dann halt doch vom Verstärker und 
nicht von der Antenne ab.

von DVB-Empfänger (Gast)


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>mein Sender strahlt laut Recherche vertikal ab und ich wohne ca. 4 KM Luftlinie 
entfernt

Bei 4 km strahlt der der Sender doch quasi direkt in den 
Antennenanschluß (des TVs).
Wenn's 40 km wären sähe das anders aus.

Also bei der Entfernung sollte die einfache Drahtantenne schon reichen. 
Es sei den der Sender strahlt in die andere Richtung ;-)

Probier es doch einfach mal aus. Ein altes Stück Antennenkabel wird sich 
doch finden lassen ...

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