Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Akku mit konstantem Strom entladen


von Christopher U. (christopher_u)


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Hallo,
ich brauche einen, bzw. mehrere verschiedene Verbraucher, die einen 
festen Strom ziehen. Ich möchte damit verschiedene Akkus mit definiertem 
Strom entladen.
Ich brauche das um die Kapazität mit meinem auf einem Arduino 
aufgebauten kleinen Messgerät zu messen. Bisher verwende ich 
Hochleistungswiderstände zum entladen, das ist aber eher suboptimal.
Ein Verbraucher sollte so um die 300-500mA ziehen für NiMh und Handy 
Li-Ion Zellen. ein anderer Verbraucher soll mindestens 1,5A ziehen für 
Notebook Akkus, etc.

Da ich was Elektronik angeht ein ziemlicher Neuling bin, weiß ich nicht 
so recht wie ich so einen Verbraucher realisieren kann. Seit wochen lese 
ich über das Thema, komme aber leider nciht so recht auf einen grünen 
Zweig. Daher suche ich jetzt hier Hilfe.
Liege ich mit der Annahme richtig, dass ich nach einer 
Konstantstromquelle suche?
Oder geht das nicht, da sich ja bei mir die Spannung vom Akku ändert und 
eine Konstantstromquelle nur bei konstanter Spannung und variablem 
Verbraucher einen konstanten Strom zieht?
Oder brauche ich eine Festspannungsquelle und einfach wie bisher einen 
Hochleistungswiderstand dahinter? Hätte (falls ich das richtig 
verstanden habe) den Vorteil, dass ich dann auch immer die gleiche 
Leistung ziehe, was einem echten Verbraucher eher nahe kommt.

Ich bin für jede Hilfe Dankbar!

Gruß, Chris

von Marek W. (ma_wa)


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Moin moin,

Konstantstromquelle ist schon das richtige Stichwort zum Entladen eines 
Akkus. Beim Don Plate von der Netzmafia findest du dafür auch eine 
Grundschaltung mit einem LM317, die Leitungsmäßig an deine Aufgabe 
anpassbar sein wird.

http://www.netzmafia.de/skripten/hardware/lm317/lm317.html

Folgendes ist wichtig:

1.) Ermittle die maximale Verlustleistung des LM317 und lege die Kühlung 
passend aus. Sonst fängt es nachher an zu stinken.
2.) Verwende zusätzlich noch eine Schmelzsicherung vor dem Akku, sonst 
kann es heiß her gehen.
3.) Sorge für eine automatische Abschaltung um die Entladespannung des 
Akkus nicht zu unterschreiten. Das Mögen Akkus nicht so gerne und bei 
LiPo kann das dann beim nächsten Ladevorgang auch mal gefährlich werden.
4.) Teste deine Schaltung zuerst mit labortauglichen Werten mit einem 
Labornetzgerät.
5.) Die Schaltung nicht ohne Aufsicht betreiben.

MfG
Marek

von Peter L. (luidoltp)


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Hi Chris,

Vielleicht sind Konstantstromsenke bzw. "constant current load" auch 
noch interessante Stichwörter für dich.

Man kann so eine Konstantstromsenke recht einfach mit einem MosFET und 
einem Operationsverstärker aufbauen.

Hier ein Video dazu (englisch):
http://www.youtube.com/watch?v=u_TKfW8ahFQ
http://www.youtube.com/watch?v=hgrvJ2b2xfg

Liebe Grüße,
Lui

von MaWin (Gast)


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Christopher U. schrieb:
> das ist aber eher suboptimal

Ach, warum ? Auch Glühlampen ziehen spannungsabhängig Strom, und Laptops 
ziehen mehr Strom wenn die Spannung sinkt dank Schaltregler, kaum eine 
Last ist also eine KOnstatstromlast.

Die Kapazität kann man problemlos auch bei Festwiderstand als Last 
berechnen, wenn man regelmässig die Spannung statt dem Strom misst (und 
die Spannung musss man sowieso messen schon um das Entladeeende zu 
erkennnen).

Zwar bildet ein Widerstand bei mehr Zellen als höherre Spannung einen 
höheren Entladestrom, aber man muss sowieso Lasten zum Umschalten haben, 
und man braucht Teile an denen man die Energiue verheizen kann, und 
dabei sind Widerstände DEUTLICH besser als Transistoren, dürfen die doch 
300 GradC heiss werden statt bloss 125.

Ich empfehle für Akkuentladetestschaltungen also Hochlastwiderstände, 
ggf. umgeschaltet mit MOSFETs.

von Christopher U. (christopher_u)


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Hi,
erst mal Danke für die freundlichen und hilfreichen Antworten.

MaWin schrieb:
> Christopher U. schrieb:
>> das ist aber eher suboptimal
>
> Ach, warum ? Auch Glühlampen ziehen spannungsabhängig Strom, und Laptops
> ziehen mehr Strom wenn die Spannung sinkt dank Schaltregler, kaum eine
> Last ist also eine KOnstatstromlast.

Es ist natürlich richtig, dass es kaum eine "Konstantstromlast" gibt. 
Einige reale Verbraucher, wie z.b. eine Gühlampe verhalten sich 
tatsächlich wie ein Widerstand. Andere Verbraucher, wie ein Handy oder 
ein Notebook hingegen verhalten sich sogar genau umgekehrt. Wenn die 
Akkuspannung sinkt, steigt der Strom. Das Notebook benötigt eben 
unabhängig von der Spannung seine gleiche Leistung, z.B. 30 Watt. Daher 
bin ich mir auch noch nicht ganz schlüssig, ob ich mit konstantem Strom 
oder mit konstanter Leistung entladen möchte. Keinesfalls aber mit 
konstantem Widerstand. Das kommt ja eher bei Verbrauchern vor, deren 
Stromquellen sowieso selten besonders Leistungsstark sind.

Ein weiterer (eventuell) wichtiger Gesichtspunkt ist die Tatsache, dass 
Akkus bei unterschiedlichem Entladestrom unterschiedliche Kapazität 
aufweisen. Ich bin mir aber noch etwas unsicher, wie stark dieser Effekt 
in der Praxis ausgeprägt ist. Ich würde das aber auch gerne anhand 
verschiederner Akkutechnologien ausprobieren. Um da eine vernünftige 
Aussagen machen zu können wäre ein konstanter Entladestrom 
erstrebenswert.
"Ich hab den Akku mit durchschnittlich 350mA entladen..." ist halt keine 
besonders genaue Aussage.

Mein Messgerät funktioniert schon sehr gut, liefert brauchbare Werte und 
protokolliert die Spannung und schaltet entsprechnd ab.
Ich kann dann z.B. am einfachsten in Excel Diagramme über den 
Spannungsverlauf erstellen.
Es fehlt also nur an den passenden Verbrauchern.

Die Geschichte mit der Temperatur und Wärmeableitung ist auch so ein 
Thema, aber das lässt sich handeln. Aber Danke für Die Info, dass 
Widerstände deutlich mehr Temperatur abkönnen, als Transistoren. Sollte 
man bedenken...


Marek Walther schrieb:
> http://www.netzmafia.de/skripten/hardware/lm317/lm317.html
>
> Folgendes ist wichtig:
>
> 1.) Ermittle die maximale Verlustleistung des LM317 und lege die Kühlung
> passend aus. Sonst fängt es nachher an zu stinken.
> 2.) Verwende zusätzlich noch eine Schmelzsicherung vor dem Akku, sonst
> kann es heiß her gehen.

Danke für den Link. Ich habs mir mal angeschaut und das könnte mir 
weiter helfen. Ich muss mich noch ein bisschen damit beschäftigen, aber 
der Ansatz ist gut. Um eine ordentliche Absicherung sollte ich mich noch 
kümmern, da hast du recht!


Peter Luidolt schrieb:
> Hier ein Video dazu (englisch):
> Youtube-Video "Electronic Constant Current DC Load #1 - Breadboard
> design and test"
> Youtube-Video "Electronic Constant Current DC Load #2 - How does the
> circuit work..and tweaks"

Vielen Dank für die Links zu den beiden Videos. Sind sehr interessant. 
Nach einer Weile gewöhnt man sich sogar an das Englisch :-)
Ich hab mir schon beide Videos angeschaut und bin auch von der Lösung 
begeistert. Der Typ kann echt gut erklären!

Welche Variante wäre für mich jetzt besser geeignet, die aus dem Video 
oder die Lösung mit dem LM317?
(Angenommen ich möchte einen konstanten Strom verheizen)

Wobei ich mit dem LM317 ja die Möglichkeit habe, direkt den Strom 
einzustellen (auch wenn 1,25A nicht unbedingt ausreichend sind, aber ich 
kann ja die Schaltung 2mal parallel bauen), oder aber ich stelle eine 
Spannung ein und hänge einen Hochleistungswiderstand dran. Dann könnte 
ich eine konstante Leistung verheizen.


Gruß, Chris

von Armin (Gast)


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Hallo Chris
ich habe sowas mal für geringere Ströme gebaut.
https://code.google.com/p/touchscreen-apps/
Da ich eh den Strom über die Spannung an einem bekannten Widerstand 
messe, habe ich also gleichzeitig Strom und Spannung.
Wenn ich die über die Zeit integriere (addiere) komme ich auf die 
Kapazität.
Da sich die Spannung bei den Akkus eh in der meisten Zeit kaum ändert 
fliesst auch fast ein konstanter Strom :-).
Das einzige Problem dürfte in Deinem Fall sein, dass der Widerstand 
heiss wird und sich dabei ändert. Da das aber sehr schnell auf eine fast 
konstante Temperatur rauslaufen wird, kannst Du ihn ja in dem Zustand 
nochmal durchmessen, oder besser, den Strom und die Spannung mit einem 
Multimeter nachmessen und den Widerstand ausrechnen.
Viel Spass
Armin

von Roland L. (Gast)


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Christopher U. schrieb:
> oder aber ich stelle eine
> Spannung ein und hänge einen Hochleistungswiderstand dran. Dann könnte
> ich eine konstante Leistung verheizen.

nein, mit einem Linearspannungsregler und einem Widerstand bekommst du 
einen konstanten Strom. Im Widerstand wird zwar immer die gleiche 
Leistung verbraten, aber bei höherer Spannung wird mehr Leistung im 
Spannungsregler verheizt.
Wenn du dem Akku eine konstante Leistung entnehmen willst, musst du 
einen Schaltregler vor den Widerstand setzen.

von Erwin (Gast)


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Gibts hier jemanden, der einen Vorschlag
für "konstante Leistungs-Entnahme" (bis zur
Abschaltspannung) hat?

Müsste sich doch irgendwie mit einem µC + ADC +
Lastwiderstand + MOSFET (PWM) machen lassen:

MOSFET und Lastwiderstand in Reihe bilden den Verbraucher.
- Strom I entspricht Spannung am Lastwiderstand RL
- Spannung U ist Spannung über RL + MOSFET
- PWM-Ansteuerung des MOSFETS, so dass U * I = P = konst.
- Abschaltung bei U = Entladeschlussspannung

Wenn nicht, werde ich mir dazu mal Gedanken machen.
Könnte nützlicher sein, als die üblichen Ah-Angaben.

von Christopher U. (christopher_u)


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Roland L. schrieb:
> Christopher U. schrieb:
>> oder aber ich stelle eine
>> Spannung ein und hänge einen Hochleistungswiderstand dran. Dann könnte
>> ich eine konstante Leistung verheizen.
>
> nein, mit einem Linearspannungsregler und einem Widerstand bekommst du
> einen konstanten Strom. Im Widerstand wird zwar immer die gleiche
> Leistung verbraten, aber bei höherer Spannung wird mehr Leistung im
> Spannungsregler verheizt.
> Wenn du dem Akku eine konstante Leistung entnehmen willst, musst du
> einen Schaltregler vor den Widerstand setzen.

Danke, wenn man etwas drüber nachdenk, klingt das einleuchtend.
Dann wohl doch lieber die Variante mit konstantem Strom.

@Armin:
Ich Messe die Spannung schon über einen Spannungsteiler und den Strom 
über die Spannung nach eiem bekannten Widerstand.
Die Sache mit der temperaturabhängigen Veränderung des bekannten 
Widerstands hab ich bisher nicht berücksichtigt. Das könnte eventuell 
die auftretende minimale Abweichungen des tatsächlichen Messwertes vom 
erwarteten Messwert erklären.
Vllt. kann ich den Widerstand in Abhängigkeit der abfallenden Leistung 
zu berechnen. Die Zeitverzögerung, bis er sich erwärmt ist 
vernachlässigbar. Ich werd wohl mal ne kleine Messreihe machen müssen. 
Bzw. wie stark wändert sich der  Wert von einem Widerstand, wenn er 
innerhalb der Spezifikationen betrieben wird und dabei nicht zu heiß 
wird, um ihn anzufassen? Ist der Effekt überhaupt relevant?

Gruß, Chris

von Erwin (Gast)


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... Konstantstrom ließe sich damit auch machen. ;-)

von Erwin (Gast)


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Hätte ich nicht gedacht,

dass hier keiner (außer  Armin (Gast)) etwas jenseits
der Pile-Palle-Standardschaltungen, die nur bei
U_Bat > 3 V funktionieren, mitreden kann...

von Hermann (Gast)


Angehängte Dateien:

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Zur Kapazitätsmessung von Akkus habe ich mir in Laufe der Zeit eine 
ganze Palette von Geräten gebaut. Das Prinzip war immer ein konstanter 
Laststrom und eine definierte Abschaltung bei einer unteren 
Grenzspannung mit Zeitmessung.
Die ursprüngliche Frage war die Konstantstrombelastung. Ich poste mal 
die einfachste Variante. Links ist die Prinzipschaltung. T1 bekommt den 
Strom von T2, der über R2 eingeschaltet ist. Wenn der Spg-Abfall über R1 
über die Basis-Schwell-Spg ansteigt, schaltet T3 wieder aus und macht so 
den Konstantstrom. Die Ube von T3 ist also die Referenz-Spg. Da T1 bis 
in Sättigung gefahren werden kann, geht der Konstantstrombetrieb bis 
unter 1V.

Eine etwas bessere und früher mal eingesetzte Schaltung ist rechts zu 
sehen. Die Temp-Abhängigkeit der Ube wird recht gut durch eine 
Germanium-Diode kompensiert. Das sorgt auch für eine geringere 
Spg-Belastung des Shunts. Die Auslegung war für ca. 1A. Durch 
entsprechende Wahl der Bauteile sind fast beliebige Werte erreichbar.
Ich benutze inzwischen einen Stomkonstanter bis 5A, 100V und 80W, der 
ein DVM für Strom und Spg hat und bis auf 10mA runtergeht. Ein 
Allround-Gerät, das ich zum Laden, Entladen von 9V-Miniakkus bis zu 
riesigen Akkupacks oder als allgemeinen Strombelastung einsetzte.

Die einfache Variante der Spg-Überwachung ist für 1 bis 24 NiMh-Zellen 
und hat eine einstellbare Spg-Abschaltung von 0,86 bis 1,16V. Ein 
Zeitzähler dient zur Anzeige der Entladezeit. Die Multiplikation von 
Strom und Zeit ergibt die Kapazität.
Inzwischen habe ich mir eine Akku-Überwachung gebaut, die Strom und Spg 
misst und die Kapazität auch bei wechseldem Strom richtig anzeigt. Sie 
enthält alle interessanten Abschaltbedingungen und einen Datalogger mit 
PC-Interface zur Aufzeichnung von Akku-Kennlinien.

Wenn nicht viel Elektronik-Kenntnisse vorhanden sind, empfehle ich 
jeweils die einfachen Varianten von Stromkonstanter und Spg-Überwachung.

von Arno (Gast)


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Marek Walther schrieb:
> http://www.netzmafia.de/skripten/hardware/lm317/lm317.html

In dieser Schaltung (siehe oben gepostet) muss ich dann nur noch den 
akku links (plus) und rechts (minus) anschließen, oder?

(also um ihn mit konstantem Strom zu entladen) - hab ich das richtig 
verstanden? also der LM317 "verheizt" die ganze Leistung?

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