Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MSP430 als Entwicklungsumgebung


von Harald N. (haraldn)


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Hallo!

Weiss jemand wie hoch die Verbreitung der MSP430 uC in Industrie und 
Hobby ist. Nur interessehalber. Mit dem Launchpad gibt es einen 
günstigen Einstieg. Die Platine lässt sich gleich als Programmer und 
Debugger für andere Controller auf Platine oder Breadboard einsetzen. 
Und mit Energia gibt es auch sowas wie Arduino für AVR.

Soll keine Werbung sein. Bin nur verwundert  über die kleine/nicht 
vorhandene Community...

von Jörg S. (joerg-s)


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Das hier im Forum so wenig drüber geschrieben wird, liegt vielleicht 
einfach daran das es beim MSP430 so gut wie keine Probleme gibt ;)

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Nachteile, die MSP430 gegenüber AVRs haben, sind folgende:

- Keine 5V-Kompatibilität
- Nur sehr wenige und dann auch sehr kleine Varianten
  im bastlerfreundlichen DIP-Gehäuse verfügbar
- Angebot von üblichen Versandhändlern wie z.B. Reichelt ist
  unterirdisch schlecht
- keine Möglichkeit, das RAM zu erweitern, da kein externer
  Speicherbus möglich
- keine hardwaremäßige CAN-Unterstützung

Das war's dann aber auch schon.

Dafür gibt es eine sehr flexible und auch zur Laufzeit beliebig 
konfigurierbare Takterzeugung (keine "Fuses"), eine flexiblere 
Baudratenerzeugung für die UARTs (keine "Baudratenquarze" erforderlich, 
auch aus z.B. 4-MHz-Quarzen lassen sich Baudraten mit geringen 
Fehlerraten ableiten).

Eine Arduino-artige Entwicklungsumgebung gibt es mit energia 
mittlerweile auch.

Die von-Neumann-Architektur vereinfacht den programmatischen Zugriff 
aufs Flash-ROM (kein "pgmspace.h" nötig), und wenn das RAM großzügiger 
bemessen wäre, ließe sich auch das Feature sinnvoll nutzen, Code aus dem 
RAM auszuführen.

Das Debuggen(!) und Programmieren ist bei den neueren 
Familienmitgliedern mit dem JTAG-artigen SBW-Interface möglich, das u.a. 
in Form des spottbilligen Launchpads geliefert wird. Die hierfür 
erforderlichen zwei Steuerleitungen blockieren auch keine 
Peripheriefunktionalität.

Die älteren Varianten, die noch 4-Draht-JTAG benötigen, die will man 
nicht mehr verwenden, da sie unverhältnismäßig teuer sind -- man 
vergleiche beispielsweise die Preise von 'F1611 und dem pinkompatiblen 
'F2618 oder dem deutlich attraktiveren 'F5438.

Aber auch das "große" JTAG-Interface, der MSP-FET430UIF liegt mit ca. 
100 EUR noch im bezahlbaren Rahmen (das kann sowohl 4-Draht-JTAG als 
auch SBW, ist also eine Obermenge des Launchpads).


Die beiden interessanten Varianten im bastelgeeigneten DIP-Gehäuse sind 
der 20polige 'G2553 (16 kiB Flash-ROM und 512 Byte RAM) und der 40polige 
'G2744 (32 kiB Flash-ROM und 1 kiB RAM), der allerdings noch schwer zu 
bekommen sein dürfte (TI selbst vertreibt ihn als Sample, Olimex 
hingegen bietet ihn als Bestandteil des "Booster-Packs" MSP430-G2744BP 
für 12 EUR - kann aber derzeit auch nicht liefern).

: Bearbeitet durch User
von Harald (Gast)


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Sprich sehr viel unkomplizierter als AVR und Co...
Die Teile gibt's ja auch teilweise als Gratis-Samples von TI - 
funktioniert bei ATMEL nicht. Zumindest hab's ich nicht geschafft als 
Privatperson Samples zu ordern...

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Jörg S. schrieb:
> Das hier im Forum so wenig drüber geschrieben wird, liegt vielleicht
> einfach daran das es beim MSP430 so gut wie keine Probleme gibt ;)

Das stimmt nun auch wieder nicht. Aber zum einen ist er nicht der 
klassische Bastler-µC (während die Bastler hier doch sehr stark 
vertreten sind), zum anderen sind die zugehörigen Foren eher bei 
e2e.ti.com oder www.43oh.com zu finden. Das Niveau dort ist allerdings 
auch recht hoch.

Ich habe meine Entscheidung für den MSP430 bisher nicht bereut - auch 
wegen TIs sehr liberaler Sample-Politik. TI lässt sich das sicher eine 
Stange Geld kosten.

Max

von Hinweiser (Gast)


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Hallo Harald,

... jeder arbeitet mit seinem Favoriten!

Ich arbeite mit dem MSP430 seit es ihn gibt, damals noch der ...320 - 
ich glaube in 1998. Die Wahl bereue ich bis heute nicht. Alternativ 
stand damals der Z8encore an, ebenso wie C161 und einige mehr.

Viele Firmen, die sich mit Metering Applications beschäftigen setzen den 
MSP430 ein. Der Vorteil liegt in der mittlerweile großen Produktpalette 
und dem seeehr geringen Strombedarf, sofern man einige Ratschläge von TI 
beherzigt.

Ich habe Bugs auf den Chips kennengelernt, bevor sie publiziert wurden. 
Das hat eine Menge Zeit und Nerven gekostet. Mit den kleinen 2k-Typen 
für unter EUR 1,00 betreibe ich meinen Hausbus (KNX). Mit dem x261 habe 
ich ein GPS-Gerät mit Bluetooth, SD-Karte als Speicher und Display vom 
Nokia-Mobiltelefon aufgebaut. Mit dem x2011 ein Blutdruckmessgerät als 
Datenlogger erweitert, mit dem x2011 ein elektronisches 
Metronom/Stimmgabel und eine kleine Serie von "Glühwürmchen im 
Rotkohlglas" aufgelegt - für die Familie zu Weihnachten.

Mein kleiner Webserver läuft mit einem MSP430.

Die Heizungssteuerung für die Pferdetränke meines Schwagers läuft mit 
dem x2011, usw.

Sofern ich irgendetwas automatisieren will, prüfe ich immer, wie ich es 
schnell (manchmal auch dirty) mit dem MSP430 realisiert bekomme.

Ehrlich, ich weiß nicht warum überhaupt andere Prozessoren gebaut und 
vertrieben werden :)

Die Prozessoren laufen bei sehr niedrigen Spannungen stabil und werden 
mit vielen Wandler-IC von TI bereits aus einer Batteriezelle gespeist 
(1.5V).

Ach ja, ich habe so gut wie keine Zeile in C programmiert, okay "Hello 
World". Alles läuft sauber in Assembler. Die Entwicklungsumgebung von TI 
für Assembler kostet nix und ist nicht eingeschränkt. Ich glaube sogar 
die Mathebibliotheken sind mittlerweile kostenlos.

Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was wäre wenn alle 
Abiturklassen von TI die EVA-Boards geschenkt bekommen würden. Ich 
glaube dann wäre so viel besser in der Welt.

Also, dies ist eindeutig Werbung! Für die bekomme ich dennoch nichts! 
Sofern man freundlich mit Distributoren spricht, kann man auch einmal 
angebrochene Lieferlose erwerben.

Wie oben bereits beschrieben ist das Potential in den speziellen Foren 
extrem hoch und zielführend. Selbst die Hotline hatte mich früher immer 
gut unterstützt. Das Problem bei diesem Prozessor und der Dokumentation 
sitzt meistens vor dem Labortisch. Alles ist sauber beschrieben, nur 
liest man es nicht unbedingt so, wie es da steht, sondern wie man es 
lesen möchte. Das kostet manchmal Zeit.

Ich respektiere auf jeden Fall die Entwickler mit anderen Prozessoren. 
Diese (Entwickler und auch Prozessoren) zeigen manchmal Lösungen auf, 
die vielleicht vom MSP430 nicht unterstützt werden.

Ach ja, der MSP430 wurde in good old Germany entwickelt, damals noch.

Gruß

Bernd

von Steel (Gast)


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Hinweiser schrieb:
> Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was wäre wenn alle
> Abiturklassen von TI die EVA-Boards geschenkt bekommen würden.

Naja, ~99,5% der Schüler würden sagen "Wat soll das denn sein?"

von peter (Gast)


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hab auch vor kurzem angefangen mich mit den msps zu beschäftigen!
tolle cpu der einstieg mit gcc war etwas schwierig!
aber mit em:blocks als ide hats ganz gut geklappt, aber mit avr^s ist es 
halt etwas leichter, und sehr schade ist dass es keine 40pin dil version 
gibt!

von MSP430 (Gast)


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peter schrieb:
> aber mit em:blocks als ide hats ganz gut geklappt, aber mit avr^s ist es
> halt etwas leichter

Warum hast du nicht IAR oder CCS genommen. Du wärst überrascht wie 
einfach das geht und hättest einen anderen Eindruck.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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peter schrieb:
> und sehr schade ist dass es keine 40pin dil version gibt!

Es gibt eine, nur ist die nicht leicht zu bekommen.

Das ist der MSP430G2744, den bekommt man als Bestandteil eines "Booster 
Packs" von Olimex oder von TI in Musterstückzahlen.

von Vn N. (wefwef_s)


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Harald Nagy schrieb:
> Weiss jemand wie hoch die Verbreitung der MSP430 uC in Industrie und
> Hobby ist. Nur interessehalber.

Wir (Leistungselektronik, MW-Bereich) verwenden den MSP430 seit einer 
Weile für zertifizierungspflichtige NOT-AUS Funktionen, um den Code des 
Hauptprozessors nicht zertifizieren zu müssen.
Grund für die Entscheidung dafür war aber neben dem Preis hauptsächlich 
die Tatsache, dass der Hauptprozessor auch von TI kommt und somit die 
gleiche Toolchain verwendet werden kann, ansonsten hätte ein AVR oder 
PIC die Anforderungen auch erfüllt.

War jetzt aber wahrscheinlich nicht das Beispiel, das du erwartet hast. 
Privat werde ich wahrscheinlich umsteigen, sobald meine AVR-Restbestände 
aufgebraucht sind.

von Norbert M. (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Nachteile, die MSP430 gegenüber AVRs haben, sind folgende:

Sorry für den Rant, aber es war ja klar, daß das von Dir jetzt wieder 
kommen wird. Bei Dir rennt anscheinend dauernd irgendein Programm im 
Hintergrund, das ungefähr so funktioniert:
If ($_uc != AVR) then post ("Aber $_uc hat folgende Nachteile ggü. AVR")

> - Keine 5V-Kompatibilität

Jo mei, der AVR ist eben schon steinalt. Wenn Atmel den jetzt neu 
designen würde, dann würden sie den jetzt auch in 3V3-Technik 
produzieren.

> - Nur sehr wenige und dann auch sehr kleine Varianten
>   im bastlerfreundlichen DIP-Gehäuse verfügbar

Dafür gibt's viele SMD-Parts, von QFN über SOIC bis hin zu TQFP. Wenn's 
wirklich DIP sein muss, dann kann man auch eine Adapterplatine nehmen. 
DIP wird eben nicht mehr viel verkauft, wir sind nämlich nicht mehr am 
Anfang der 90er. Wer Long-Life-Support für DIP braucht, der sollte sich 
eben bei einem anderen Hersteller (Motorola, ähm Freescale) umsehen.

> - Angebot von üblichen Versandhändlern wie z.B. Reichelt ist
>   unterirdisch schlecht

Dafür, daß ihn Ramschverschieber wie Pollin und Reichelt nicht führen, 
kann ja der MSP nix. Bei richtigen Elektronikversendern ist auch ein 
Grossteil der Palette an MSP430 lagernd und somit leiferbar.

> - keine Möglichkeit, das RAM zu erweitern, da kein externer
>   Speicherbus möglich

Kann den das der "normale" AVR? Oder brauchts dazu nicht auch einen 
X-Mega-Schlagmichtot? Externer Speicherbus ist bei Mikrocontrollern 
sowiso out, das ist wahrscheinlich ein Überbleisel aus den 70ern, als 
RAM noch schweineteuer war. Wenn man ein schnelles Speicherinterface 
benötigt, dann sollte man sich erstmal fragen, ob eine Controllerlösung 
überhaupt das Richtige ist - eventuell wäre ein dezitierter 
Mikro_prozessor_ in diesem Anwendungsfall gescheiter.

> - keine hardwaremäßige CAN-Unterstützung

Ist aber auch nicht so das Glanzstück von den AVRs. Soweit ich weiß, 
siehts da bei den Chips von Microchip, SiLabs (8051), Freescale, ST(?) 
mit CAN auch um einiges besser aus.

> Die beiden interessanten Varianten im bastelgeeigneten DIP-Gehäuse sind
> der 20polige 'G2553 (16 kiB Flash-ROM und 512 Byte RAM)

Wenn's weniger RAM (256B) und ROM (4k)sein darf, dann gibt's die 
ziemlich günstigen G23xx für rund einen Euro.

Harald Nagy schrieb:
> Bin nur verwundert über die kleine/nicht vorhandene Community...

So klein kommt mir die gar nicht vor. Sogar in diesem Forum (also in den 
AVR-besetzten Gebiten) liest man immer wieder mal vom MSP430. Vielleicht 
gibt's dazu auch nur weniger Fragen, weil er besser funktioniert. SCNR.

LG, N0R

von Eumel (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Das ist der MSP430G2744, den bekommt man als Bestandteil eines "Booster
> Packs" von Olimex oder von TI in Musterstückzahlen.

Ja? Gibts den mittlerweile?

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Norbert M. schrieb:
> Sorry für den Rant, aber es war ja klar, daß das von Dir jetzt wieder
> kommen wird. Bei Dir rennt anscheinend dauernd irgendein Programm im
> Hintergrund, das ungefähr so funktioniert:
> If ($_uc != AVR) then post ("Aber $_uc hat folgende Nachteile ggü. AVR")

Nö. Er hat ein paar (korrekte) Punkte genannt und sich ansonsten sehr 
positiv geäußert. Wer auf DIP steht oder CAN braucht, ist bei MSP430 
nicht unbedingt richtig.

Max

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Norbert M. schrieb:
> Sorry für den Rant, aber es war ja klar, daß das von Dir jetzt wieder
> kommen wird. Bei Dir rennt anscheinend dauernd irgendein Programm im
> Hintergrund, das ungefähr so funktioniert:
> If ($_uc != AVR) then post ("Aber $_uc hat folgende Nachteile ggü. AVR")

Das ist lustig. Ich benutze keine AVR, sondern MSP430.

Ich habe nur, und das scheint Dir störend aufgefallen zu sein, versucht, 
das ganze mit etwas Objektivität zu beleuchten, um nicht sofort 
unterstellt zu bekommen, irgendwelchen Fangruppen auf die Füße treten zu 
wollen.

>> - keine Möglichkeit, das RAM zu erweitern, da kein externer
>>   Speicherbus möglich
>
> Kann den das der "normale" AVR? Oder brauchts dazu nicht auch einen
> X-Mega-Schlagmichtot?

Um nur ein Beispiel zu nennen: Atmega128. Mit dem hab ich tatsächlich 
vor Ewigkeiten mal was gemacht.

>> Die beiden interessanten Varianten im bastelgeeigneten DIP-Gehäuse sind
>> der 20polige 'G2553 (16 kiB Flash-ROM und 512 Byte RAM)
>
> Wenn's weniger RAM (256B) und ROM (4k)sein darf, dann gibt's die
> ziemlich günstigen G23xx für rund einen Euro.

Ich schrieb interessant. Ich finde Controller mit nur 256 Byte RAM 
nicht primär interessant.

Im übrigen ist auch der 'G2553 nicht sonderlich teuer - in der 
100er-Staffel kostet der bei Farnell 1 EUR netto.


Aus dem Kontext gerissen:

> das ist wahrscheinlich ein Überbleisel aus den 70ern, als
> RAM noch schweineteuer war.

Schreibt jemand, der Controller erwähnt, die nur 256 Byte RAM haben.

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