Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wann brauche ich ein Trenntraffo?


von Bastler (Gast)


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Hey Leute,

letztens kam meine Mutter zu mir mit einem "Zerkleinerer". Das ist so 
ein Gerät, das einem Blender ähnelt, nur für nicht so flüssige Sachen. 
Problem war: Wackelkontakt. Mal geht das Gerät, mal nicht.

Ich habe das Gerät also geöffnet und nachgeschaut, was da los ist. 
Relativ schnell hatte ich den Fehler entdeckt: Die Leitung von der Spule 
zum Anschluss des Motors war ab. Also habe ich sie einfach wieder 
drangelötet.

Doch wie testet man das ganze jetzt? Ich hätte liebendgerne das Gerät 
bei offenem Gehäuse getestet, denn für den Zusammenbau und bis die 
ganzen Schutzkontakte wieder an der richtigen Position waren, habe ich 
etwa 15 Minuten gebraucht. Gay wäre es gewesen, wenn ich noch einmal 
alles hätte auseinander bauen müssen.

Aber ich sehe, dass die Kontakte des Stromkabels direkt aufs Board 
gehen, kein Gleichrichter vorhanden ist und Eurostecker => es kann 
genauso gut auch der Außenleiter als "GND" überall anliegen.

Deshalb frage ich mich, ob es denn nicht Sinn macht, mir einen 
Trenntraffo zu besorgen. Dann hätte ich den Motor auch im offenen 
Zustand testen können.

von Udo S. (urschmitt)


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Bastler schrieb:
> Deshalb frage ich mich, ob es denn nicht Sinn macht, mir einen
> Trenntraffo zu besorgen. Dann hätte ich den Motor auch im offenen
> Zustand testen können.

Trenntrafo macht (fast) immer Sinn, aber wenn du weisst was du tust 
kannst du das Teil auch so testen.
z.B. indem du mechanisch dafür sogst, daß es nicht beim Anlaufen auf dem 
Tisch umherrollt und es über eine Steckdosenleiste mit Schalter mit 
genügend Sicherheitsabstand einschaltest.
Der Trenntrafo hilft dir auch nix wenn der Zerkleinerer deine Finger 
beim Test zerkleinert.
Wichtig ist sich immer bewusst sein was man tut und wo die Gefahren 
lauern.

von Klaus Kaiser (Gast)


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Sorry, aber in http://de.wikipedia.org/wiki/Trenntransformator wird 
eigentlich auf alles eingegangen, was Du wissen willst.

von ffff (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Trenntrafo macht (fast) immer Sinn

da bin ich anderer Ansicht:

Trenntrafo macht (fast) nie Sinn!

Trenntrafo gibt zwar einen Freiheitsgrad mehr, jedoch auf kosten der 
Sicherheit (keine echte Erdung mehr)

Die sauberere Lösung ist mit Trenntastköpfen am richtig geerdeten Gerät 
zu messen, anstelle mit einem Trenntrafo und normalen Tastköpfen!

von Markus Martinsen (Gast)


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Bastler schrieb:
> Gay wäre es gewesen, wenn ich noch einmal
> alles hätte auseinander bauen müssen.

Du verwendest das Wort "Gay" falsch. Das ist mit Abstand dein größtes 
Problem.

von Udo S. (urschmitt)


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ffff schrieb:
> Die sauberere Lösung ist mit Trenntastköpfen am richtig geerdeten Gerät
> zu messen, anstelle mit einem Trenntrafo und normalen Tastköpfen!

Es geht ihm ums Arbeiten am geöffneten Gerät und nicht messen mit einem 
Oszilloskop.
Lesen hilft manchmal.
Und weil ein Trenntrafo deiner Meinung nach nie Sinn macht, hatten 
früher alle Radio und Fernsehwerkstätten mehrere rumstehen die auch 
benutzt wurden.

Jeder (auch Hobbyist) hat natürlich mindestens 2 echte 
Differenztastköpfe bei sich runliegen.

ich frage mich ob du jemals ein altes Fernsehchassis in den Händen 
hattest und der Stecker "falsch" rum eingesteckt war.
Da hätte dir dein Differenztastkopf ungeheuer viel geholfen wenn du ans 
Chassis gekommen wärst.

Achtung, dieser Beitrag kann partiell Sarkasmus enthalten :-)

von Bastler (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> z.B. indem du mechanisch dafür sogst, daß es nicht beim Anlaufen auf dem
> Tisch umherrollt und es über eine Steckdosenleiste mit Schalter mit
> genügend Sicherheitsabstand einschaltest.

Genau das Funktioniert ja leider nicht.

Wie ist so ein Gerät aufgebaut? Ich habe ein Board auf das zwei Kabel 
von der Stromversorgung kommen und 6 zum Motor. Auf dem Board ist ein 
Kontaktschalter, der prüft, ob der Deckel geschlossen wurde und zwei 
Kontaktpaare, die den Einschalter abprüfen.

Egal was ich auch immer gemacht habe, ich habe es nicht geschafft, beide 
Einschaltkontakte zu überbrücken. Die Klammern fielen immer wieder 
runter und eine Brücke wollte ich temporär auch nicht löten. Also war 
das einzige, was übrig blieb, die Mechanik zur Betätigung des Schalters 
wieder einzubauen. Sie hat allerdings (zusätzlich um elektronischen 
Schalter) verhindert, dass das Gerät eingeschaltet wird, wenn der Deckel 
ab ist.

Mit der Steckdosenleiste hätte es also nicht funktioniert. Blieb also 
nur noch das Einschalten über die Mechanik bei vorherigem überbrücken 
des mechanischen Schutzschalters für den Deckel.

Da hätte ich das Gerät auch noch eingeschaltet und darauf geachtet, was 
ich mache. Aber da dieses Ding einen Motor hat, habe ich einen 
mechanischen Impuls vom Motor erwartet. Und dann war es mir dann doch 
nicht so sehr geheuer, wenn der Motor auf mich zuspringt, Stromführende 
Teile evtl. zu berühren.

Udo Schmitt schrieb:
> Der Trenntrafo hilft dir auch nix wenn der Zerkleinerer deine Finger
> beim Test zerkleinert.

Die Klinge war ja ab ;) Trotzdem habe ich Respekt vor anlaufenden 
Motoren.

> Wichtig ist sich immer bewusst sein was man tut und wo die Gefahren
> lauern.

Ich kenne mich und zwar sehr gut. Ich weiß auch wo Gefahren sind. Aber 
ich weiß genauso, dass ich faul bin und mir Arbeit erspare, in dem ich 
Risiken eingehe. Wäre die Reparatur beim ersten Mal nicht gelungen, 
hätte ich beim zweiten Anlauf 100% das Gerät nicht zusammengesetzt, 
sondern so ausprobiert.

Und ich bin da offensichtlich nicht der einzige. So kenne ich nur wenige 
Elektriker, die die 5 Sicherheitsregeln befolgen. In der Regel geht es 
immer gut. Aber ab und an bekommen die einen gewischt. Die sagen dann, 
dass sie eine Erinnerung gebraucht haben, dass man mit Strom nicht 
herumspaßen darf.

von Elektrikus (Gast)


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Hallo,

"So kenne ich nur wenige Elektriker, die die 5 Sicherheitsregeln 
befolgen."

Das kann gut gehen wenn der Elektriker bei sich zuhause, ohne das 
Kinder, Tiere oder uneingewiesene Personen anwesend sind mal an 230V 
Anlagen arbeiten muß - habe ich auch schon mal gemacht... :-)

Wenn es aber mal etwas mehr als 230V sind, im "halböffentlichen" Bereich 
gearbeitet wird, oder sogar am Arbeitsplatz, dann sollten aber unbedingt 
immer die Sicherheitsregeln komplett eingehalten werden.

von Stefan M. (derwisch)


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Dem Trafo genügt sein eines und einziges "f".

von loeti (Gast)


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Nach soviel Falschinformationen:

Einen Trenntrafo braucht man um mit geerdeten Meßgeräten (z.B. Oszi) an 
Geräten in Stromkreisen mit Netzverbindung zu messen.

Denn sonst gibt es entweder Kurzschluß oder mindestens Fehlmessung.

Das zu untersuchende Gerät gehört hinter den Trenntrafo, nicht das 
Meßgerät.

Man hat früher (tm) Trenntrafos viel verwendet weil Radios und Fernseher 
oft Allstromgeräte waren. Hätte man sonst gar nicht drin messen können.

Heute ist er oft nur für Messungen auf der Primärseite von 
Schaltnetzteilen notwendig.

Ein Trenntrafo dient nicht zur Sicherheit des Benutzers!

Gruß,
loeti

von A-Freak (Gast)


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Ich würde die Maschine mit harmloser Kleinspannung testen. Das ist 
höchstwarscheinlich ein Reihenschlußmotor der mit 24V DC auch schon 
prima läuft.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

loeti schrieb:
> Einen Trenntrafo braucht man um mit geerdeten Meßgeräten (z.B. Oszi) an
> Geräten in Stromkreisen mit Netzverbindung zu messen.
>
> Denn sonst gibt es entweder Kurzschluß oder mindestens Fehlmessung.
>
> Das zu untersuchende Gerät gehört hinter den Trenntrafo, nicht das
> Meßgerät.
>
> Man hat früher (tm) Trenntrafos viel verwendet weil Radios und Fernseher
> oft Allstromgeräte waren. Hätte man sonst gar nicht drin messen können.

Das ist so durchaus richtig!

ABER:
loeti schrieb:
> Nach soviel Falschinformationen:
> [...]
> Ein Trenntrafo dient nicht zur Sicherheit des Benutzers!

Das ist so EINDEUTIG Falsch.

Ein Trenntrafo dient zwar (im Labor- oder Werkstattumfeld) am häufigsten 
zu dem von dir genannten Zweck, ABER er kann AUCH als Personenschutz 
dienen und wird auch dafür bewusst eingesetzt.
Oder für beide Zwecke gleichzeitig!

Wobei ein Trenntrafo als Personenschutz nur dann funktioniert wenn man 
sehr überlegt an die Sache rangeht. Mit zwei Händen gleichzeitig in der 
Schaltung rumzufummeln oder auch nur die Verbindung des Prüflings mit 
einem geerdeten Messgerät (Wie Oszilloskopmasse) heben die Schutzwirkung 
absolut auf. Das "Zweipolige" (zwei Hände) Arbeiten ist hinter einem 
Trenntrafo sogar gefährlicher da im Falle eines Falles der FI, das 
Bauteil in der Elektroinstallation das wohl die meisten Leben gerettet 
hat, nicht auslösen würde...
Und für die Überlastabschaltung ist der Menschliche Körper nicht 
niederohmig genug - mal ganz davon abgesehen das die selbst bei 
entsprechend niedrig ausgelegter Ansprechschwelle viel zu träge wäre.!

Gruß
Carsten

von D. V. (mazze69)


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Für sowas würde ich immer einen Trenntrafo benutzen
http://www.lederwerkstatt.eu/de/elektrostimulation/index.html

von Harald W. (wilhelms)


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loeti schrieb:

> Einen Trenntrafo braucht man um mit geerdeten Meßgeräten (z.B. Oszi) an
> Geräten in Stromkreisen mit Netzverbindung zu messen.
>
> Denn sonst gibt es entweder Kurzschluß oder mindestens Fehlmessung.
>
> Das zu untersuchende Gerät gehört hinter den Trenntrafo, nicht das
> Meßgerät.

Alle drei Punkte: ACK

> Heute ist er oft nur für Messungen auf der Primärseite von
> Schaltnetzteilen notwendig.

Ja, und da benutze ich den Trenntrafo auch, wenn ich nur mit dem
Multimeter messen will. Ich habe dann einfach ein besseres Gefühl.
Mir ist natürlich klar, das ich trotzdem nicht an zwei Punkte
mit hohem Potentialunterschied gleichzeitig anfassen darf.
Solche Messungen mache ich dann besonders sorgfältig und nicht
unter Zeitdruck.

> Ein Trenntrafo dient nicht zur Sicherheit des Benutzers!

Mir gibt er zumindest ein Gefühl der Sicherheit und ich denke,
das ist keine falsche Sicherheit. Für manche Messungen hat man
einfach keine Alternative zur Messung unter Spannung.
Gruss
Harald

von Mathias B. (dedi)


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Harald Wilhelms schrieb:
>> Ein Trenntrafo dient nicht zur Sicherheit des Benutzers!
>
> Mir gibt er zumindest ein Gefühl der Sicherheit und ich denke,
> das ist keine falsche Sicherheit.

Okay, jetzt muss ich einfach noch einmal fragen:
Hier in dem Thread geht es ja nicht um Messungen oder Kurzschlüsse über 
Erde, sondern um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wenn man beim Testen des 
Gerätes oder beim Messen unter Spannung aufpasst, passiert eh nichts. 
Die Wahrscheinlichkeit, dass man an einen Pol kommt, ist damit sehr 
gering. Die Bedingte Wahrscheinlichkeit, dass man an zwei Pole 
unterschiedlicher Potentiale gleichzeitig kommt, geht damit gegen Null 
(Murphys Law nicht eingerechnet).

Wieso soll dann ein Trenntrafo nicht der Sicherheit dienen?

von ... (Gast)


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Mathias Braun schrieb:
> Wieso soll dann ein Trenntrafo nicht der Sicherheit dienen?

Weil er im Fehlerfall nicht abschaltet.

von Route_66 (Gast)


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loeti schrieb:
> Ein Trenntrafo dient nicht zur Sicherheit des Benutzers!

Ach was. Warum wird dann beim Arbeiten in enger, leitfähiger Umgebung 
ein Trenntrafo zum Personenschutz vorgeschrieben?
In der Elektrotechnik Halbwissen zu verbreiten ist lebensgefährlich!

von Route_66 (Gast)


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... schrieb:
> Mathias Braun schrieb:
>> Wieso soll dann ein Trenntrafo nicht der Sicherheit dienen?
>
> Weil er im Fehlerfall nicht abschaltet.

Da hast Du Recht, ABER: Bei Deinem unterstellten Berühren von zwei Polen 
gleichzeitig (L-N) schaltet der FI in der Installation auch ohne 
Trenntrafo nicht ab!
Ohne Trenntrafo löst der FI nur aus, wenn Du L berührst. Solch rettender 
FI sollte in modernen Installationen vorhanden sein. Hat jeder eine 
moderne Installation, die jünger als 6 Jahre ist? Wenn nein, dann kann 
der einzelne Fehler (Berühren eines gefährlichen Potentials) tödlich 
sein!

Mit Trenntrafo kannst Du jeden aktiven leiter einzeln (!) berühren, ohne 
tot umzufallen.
Gegen den "Doppelfehler", aus Dummheit zwei gefährliche Potentiale 
gleichzeitig anzufassen, kann auch ein Trenntrafo nicht helfen - ohne 
Trafo kann da aber ein FI auch nicht helfen!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Route_66 schrieb:
> ... schrieb:
>> Mathias Braun schrieb:
>>> Wieso soll dann ein Trenntrafo nicht der Sicherheit dienen?
>>
>> Weil er im Fehlerfall nicht abschaltet.

Wobei der FI-Fehlerfall beim Trenntrafo eben gar keiner ist.

Aber bei einem sind wir uns sicher einig:

Ein Trenntrafo ersetzt kein Hirn!

Man sollte bei Messungen an offenen Schaltungen unter Netzspannung immer 
wissen, was man tut.

Chris (auch mit oft benutztem regelbarem Trenntrafo)

von J. A. (gajk)


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Ich könnte mir vorstellen, dass das Gehäuse mit zur tragenden 
Konstruktion des Gerätes gehört.

Schaltet man mit nur halbem Gehäuse ein, werden womöglich sämtliche 
Zahnrädchen, Federn, Haltebügel etc. in weitem Bogen durchs Zimmer 
geschleudert.

Wenn die Lötstelle defekt war und du sie gerichtet hast: Vetrau auf 
deine Arbeit und bau das Dings wieder komplett zusammen.

Falls Restzweifel bestehen kannst du zum Starten und Testen ja dann 
Gummihandschuhe anziehen oder vorher an evlt. Metallteilen die Spannung 
gegenüber Erde messen. Schließlich ist es das Rührgerät für deine Mutter 
und nicht für deine Schwiegermutter...

von Paul B. (paul_baumann)


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>Schließlich ist es das Rührgerät für deine Mutter
>und nicht für deine Schwiegermutter...

Er kümmert sich aber auch rührend darum.
;-)
MfG Paul

von J. A. (gajk)


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Paul Baumann schrieb:
>>Schließlich ist es das Rührgerät für deine Mutter
>>und nicht für deine Schwiegermutter...
>
> Er kümmert sich aber auch rührend darum.
> ;-)
> MfG Paul

...und dann nahm seine Schwiegermutter rührend vom Leben Abschied!

von Wolfgang-G (Gast)


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Route_66 schrieb:
> Gegen den "Doppelfehler", aus Dummheit zwei gefährliche Potentiale
> gleichzeitig anzufassen, kann auch ein Trenntrafo nicht helfen - ohne
> Trafo kann da aber ein FI auch nicht helfen!

Und deshalb soll man bei Arbeiten an offenen Schaltungen immer eine Hand 
in die Hosentasche stecken. Uralte Regel.

von Paul Baumann (Gast)


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Wolfgang schrabte:
>Und deshalb soll man bei Arbeiten an offenen Schaltungen immer eine Hand
>in die Hosentasche stecken. Uralte Regel.

Daher auch die Bezeichnung "Einarmiger Bandit"
;-)
MfG Paul

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