Forum: Haus & Smart Home Stab- oder Banderder?


von Dieter (Gast)


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Ich habe seit kurzem ein älteres Einfamilienhaus in Österreich erworben. 
Jetzt soll natürlich auch die Elektrik erneuert werden.

Ist für eine ordentliche Leitung erfahrungsgemäß ein Staberder 
ausreichend oder muss immer ein Banderder eingesetzt werden?

Die Erdwiderstandsmessung wird natürlich auf alle Fälle von einem 
Elektriker durchgeführt werden. Ich möchte halt nur schon im voraus 
wissen, ob ich den ganzen Garten aufgraben oder ob ich bloß eine Stange 
einschlagen muss.

Danke
Dieter

von Jörn A. (joerna)


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Sofern garnichts vorhanden ist bleibt doch nur der Stab oder? Je nach 
Boden müsste du ja sonst x Meter aufgraben.

von Martin B. (statler)


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Das ist davon abhängig, wie der Untergrund aussieht.
Wenn schon in enem Meter Tiefe Fels kommt, dann bleibt nur der 
Banderder.
Wenn das Grundstück zu klein ist, dann brauchst du einen Staberder.

Wenn du über Erdkabel eingespeist wirst, ist der Erder nicht ganz so 
wichtig, weil du das gesamte Netz im Rücken hast.
Kommt die Einspeisung via 400/230V-Freileitung musst du zwingend einen 
eigenen Erder mit ausreichnd kleinem Erdungswiderstand haben, da der 
Null der Freileitung ja reißen kann.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Martin B. aus E. schrieb:
> Wenn du über Erdkabel eingespeist wirst, ist der Erder nicht ganz so
> wichtig, weil du das gesamte Netz im Rücken hast.

Also die Logik verstehe ich nicht ganz. Ich will dich hier jetzt nicht 
voll pöbeln, ich würde es einfach gern wissen, was du damit meinst. MMn 
hat der Erder schließlich die wesentliche Funktion, dass er die 
Berührungsspannung im Fehlerfall niedrig hält.

Sprich, ohne Erden und wenns ein idealer Kurzschluss wäre, hätte ich ja 
an meiner Fehlerstelle 115V anliegen, weil nur der Widerstand des 
Phase-Leiters und des Neutral-Leiters im Stromkreis vorhanden sind. 
Durch die gleiche Länge von beiden Leitungen bis zum Trafo haben beide 
auch annähernd den gleichen Widerstand. Also einfacher Spannungsteiler, 
dazwischen liegt die halbe Spannung. Das ändert sich eben mit einem 
Erder, weil die Leitung zur Erde wesentlich kürzer ist und somit die 
meiste Spannung über dem Phase-Leiter abfällt.

So ist zumindest meine bisherige Sichtweise beim Thema Erder, aber ich 
lasse mich auch gern berichtigen.


Dennis

von Helge A. (besupreme)


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Sinn des Erders ist, daß das Potential deines gesamten Hauses und seiner 
Umgebung dem der Schutzleiter in den Steckdosen entspricht. Es muß aus 
technischer Sicht also nicht notwendigerweise ein Fehlerstrom abgeleitet 
werden, sondern die Potentiale müssen gleich sein. Das bekommt auch ein 
Ringerder oder Fundamenterder im trockenen Boden hin.

Staberder müssen niederohmig mit der "echten Erde" verbunden sein, um 
Fehlerströme abzuleiten. Damit wird hilfsweise das gleiche Ziel 
erreicht.

Aber das ist nur der technische Aspekt der Sache. Was bei dir gefordert 
wird, kann dir der Elektrische aus dem Ort besser sagen.

von oszi40 (Gast)


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> älteres Einfamilienhaus

Dann schau erst mal ob der Keller trocken ist. Evtl. kannst Du bei der 
Trockenlegung die Gelegenheit zur Verlegung eines ausreichenden 
Banderders nutzen?

von MaWin (Gast)


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Dieter schrieb:
> Ist für eine ordentliche Leitung erfahrungsgemäß ein Staberder
> ausreichend oder muss immer ein Banderder eingesetzt werden?

Ein Banderder hat einen niedrigen Widerstand und ein niedriger 
Widerstand ist immer besser, allerdings

Martin B. aus E. schrieb:
> Wenn du über Erdkabel eingespeist wirst, ist der Erder nicht ganz so
> wichtig, weil du das gesamte Netz im Rücken hast.

hast du dort bereits wenige Ohm. Ein Staberder hat mehr.

Wenn du einen Blitzschutz hast, solltest du einen Banderder verwenden, 
oder Blitzschutz und Erdung nicht zusammenlegen.

Ich hatte mal ein Dokument mit allen Zahlen, finde ich aber nicht so 
schnell.

von Dieter (Gast)


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Danke für eure Antworten.

Das Netz kommt mit Freileitung über das Dach, also leider kein Erdkabel. 
Blitzschutz ist ebenfalls vorhanden, mit mehreren Staberdern rund ums 
Haus.

Ich werde also buddeln müssen.

von Halbwisser (Gast)


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Hallo,

solche Fragen werden in den technischen Anschlussbedingungen (TAEV 2012) 
beantwortet.

Z.B. sind bei der Netzform Nullung 10 m Banderder oder 4,5 m 
Tiefenerder, unabhängig vom Erdungswiderstand, gefordert.

Und ich glaube zu wissen, dass der Zusammenschluss der Erdungsanlage mit 
dem Blitzschutzerder empfohlen wird. Sowas kann man im DEHN-Blitzplaner 
nachlesen, den kann jeder auf der DEHN Internetseite gratis 
herunterladen.

LG aus Kärnten

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Halbwisser schrieb:
> den kann jeder auf der DEHN Internetseite gratis
> herunterladen.

und auch kostenlos als buch bestellen, wer lieber etwas festes in der 
Hand halten will. Ich kann dieses Buch empfehlen, sehr gut darin alles 
beschrieben.


Dennis

von VDEler (Gast)


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Du solltest dich informieren was bei euch Pflicht ist, ich lerne gerade 
die VDE da ist das alles geregelt. In wie weit das für Österreich gültig 
ist kann ich dir allerdings nicht sagen. Jedoch ist die VDE Europaweit 
anzuwenden mit Länderspezifischen Anpassungen.


Halbwisser schrieb:
> Z.B. sind bei der Netzform Nullung 10 m Banderder oder 4,5 m
> Tiefenerder, unabhängig vom Erdungswiderstand, gefordert.

Kommt auch darauf an ob an den Erder ein Blitzschutz integriert werden 
soll, dann ist die Maschenweite zu beachten usw. Muss der Erder ums Haus 
herum gehen.

Verzinkter Stahl ist nicht mehr zulässig, mittlerweile muss es V4A flach 
Stahl sein, glaube 3,5mm x 40mm mindestens.

von Halbwisser (Gast)


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Hallo!

Genau das macht der Themenersteller doch hier: er informiert sich, was 
bei ihm Pflicht ist.

Pflicht ist in Österreich im genullten Gebiet für den Anlagenerder 
entweder 10 m Horizontal- oder 4,5 m Vertikalerder. Unabhängig vom 
Erdungswiderstand. Als Material V4A muss sein, auch wenns teurer ist, 
als Stahl. Flachband muss 30 mm x 3 mm sein, Rundstahl Durchmesser 10 
mm.

Zu schmökern empfiehlt sich hier die ÖVE ÖNORM E 8001-1 
(Schutzmaßnahmen), vielleicht auch die ÖVE/ÖNORM E 8014 (Errichtung von 
Erdungsanlagen).


Für die Blitzschutzanlage ist die Erdungsanlage aufwändiger zu bauen, 
hier kann nichts pauschal empfohlen werden.

Sollte diese auch ertüchtigt (oder erst installiert) werden, sind noch 
einige Informationen von nöten.
--> Wann wurde eine evtl. vorhandene Blitzschutzanlage errichtet
--> Was wurde am Gebäude verändert (Bestandsschutz)
--> Oder ist Blitzschutz vorgeschrieben (Bescheid), welche 
Blitzschutzklasse
--> Grundriss Gebäude, Hauptmaße
--> und alles, was mir jetzt auf die schnelle nicht eingefallen ist

Der für die Errichtung von Blitzschutzanlagen relevante Teil der 
Blitzschutznorm ist in Österreich per Gesetz für verbindlich erklärt, 
und kann deshalb im Internet gratis abgerufen werden. Z.B. auf 
http://www.kfe.at/ .
Auch die ÖVE ÖNORM E 8001-1 kann hier abgerufen werden.

Liebe Grüße!

von Oliver S. (phetty)


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Es geht ja nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch 
darum das es vernünftig funktioniert.

von Martin B. (statler)


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Bei Freileitungseinspeisung solltest du einen FI oder einen FU 
Schutzschalter verwenden. das Reduziert die Anforderungen an den eRder 
um faktor 100.

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