Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stört meine selbstgebastelte Schaltung?


von HF Scrub (Gast)


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Ich habe mir eine Schaltung gebastelt mit der Energie kontaktlos 
übertragen wird, mittels einem selbstschwingenden Gegentaktwandler. Ich 
habe das nur so zum Spaß gebastelt, halt um die Sache zu verstehen. 
Während des Bastelns habe ich mir um Störaussendungen nicht viel 
Gedanken gemacht, es war auch immer nur kurz angeschalten. Jetzt ist die 
Schaltung fertig und ich würde sie gerne länger betreiben. Und nun frage 
ich mich ob es stören könnte und ob es ein Problem ist.

Mal so zum Überblick: Primärkreis mit 1-3 Watt Leistungsaufnahme, 
Schaltfrequenz 150-170 kHz, Sekundärspule ist etwa 2cm entfernt. Am Oszi 
ist auf beiden Seiten ein wunderschöner Sinus zu sehen, auch unter Last.
Ich denke mal Oberwellen gibts da kaum, oder?
Mache ich mir umsonst ne Platte oder sollte ich das Ding messtechnisch 
überprüfen lassen?

von Peter R. (pnu)


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natürlich strahlt eine Spule im 150kHz-Schwingkreis ab.

Nun hat aber die Abstrahlung eines Leiters, einer Spule usw.
etwas mit der Wellenlänge zu tun. Die ist bei 150kHz zwei Kilometer.

Solange der abstrahlende Bereich nicht größer als 20cm ist, also ein 
Zehntausendstel der Wellenlänge, dürfte man sich um Abstrahlung keine 
Sorge machen. (grob gesagt, ein Zehntausendstel von 1W ist 
uninteressant)

Nur, es kann passieren, dass das Signal auf den Zuleitungen 
davonmarschiert und dann ein abstrahlender Bereich von vielen Metern 
entsteht.

Man muss daher durch "Entstörung" der Zuleitungen und sorgfältige 
Leitungsführung das Magnetfeld bzw. das elektrische Feld auf einen 
möglichst kleinen Bereich begrenzen.

Übrigens: Mit einem alten Radio kann man durchaus Langwelle, Mittelwelle 
und Kurzwelle absuchen, was so an Oberwellen abgestrahlt wird.

: Bearbeitet durch User
von Mike (Gast)


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Peter R. schrieb:
> natürlich strahlt eine Spule im 150kHz-Schwingkreis ab.

Das kommt sehr auf die Größe der Spule in Relation zur Wellenlänge an. 
Guck dir mal vernünftige Sendeantennen für den Langwellenbereich an.

Das Ding wird hauptsächlich magnetisch koppeln.

von HF Scrub (Gast)


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Danke für den Tipp mit dem Radio. Ich muss etwas suchen, aber irgendwo 
hab ich so etwas.
In die Zuleitung werde ich noch einen Ferritring machen. Trotzdem weiß 
ich eben nicht genau ob das reicht. Was gäbe es denn für bezahlbare 
Möglichkeiten das messen zu lassen?`Ich meine kein Zertifikat oder so, 
nur messen. Gibt es Funkamateure hier die so etwas können?

von HF Scrub (Gast)


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Mike schrieb:
> Das Ding wird hauptsächlich magnetisch koppeln.

Das hat sich jetzt überschnitten. Klar, es soll ja auch magnetisch 
koppeln. Aber wie du schon sagst, hauptsächlich. Was ist mit dem "Rest"?
Ich glaube ich bin da etwas paranoid, aber ich habe echt keinen Bock 
darauf einen Messtrupp zu bestellen.

von Peter R. (pnu)


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HF Scrub schrieb:
> In die Zuleitung werde ich noch einen Ferritring machen. Trotzdem weiß
> ich eben nicht genau ob das reicht. Was gäbe es denn für bezahlbare
> Möglichkeiten das messen zu lassen?`Ich meine kein Zertifikat oder so,
> nur messen. Gibt es Funkamateure hier die so etwas können?

An erster Stelle steht die Leiterführung in der Schaltung.
Der erzeugte Wechselstrom fließt ja in einem Ring, meist aus 
Schalttransistor, Spule und Kondensator zwischen VCC und Masse 
bestehend. Dieser Ring sollte möglichst kompakt aufgebaut sein.

Um Abstrahlung auf die Versorgungsleitung zu erschweren sollte der 
Kondensator zwischen VCC und Masse die Hochfrequenz möglichst gut 
kurzschließen. Dann kann schon mal auf die Zuleitungen keine HF-Spannung 
kommen.
Bei der Induktivität ist ja das L des Schwingkreises bekannt. Das L der 
Sperrdrossel sollte dann ein Mehrfaches des L sein, das der Schwingkreis 
hat. Aber auch kleinere L-Werte sind gegen evtl. auftretende Oberwellen 
wirksam.
In einem Schaltbild könnte man den kritischen Teil der Schaltung aber 
viel leichter erklären.

Wenn man einen Oszi hat(siehe oben), kann man doch prima kontrollieren, 
ob sich auf den Zuleitungen irgendwelche HF herumtreibt.

btw: Unzählige Schaltnetzteile toben sich im oben genannten 
Frequenzbereich aus. So schwer dürfte es nicht sein, die Abstrahlung 
Deiner Schaltung geringer als die solch eines Netzteils zu halten.

von Helmut S. (helmuts)


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> 150-170kHz
Ich habe ein drahtloses Ladegerät für ein Samsung Smartphone. Das lädt 
mit 166kHz - Rechteck. Allerdings ist der Abstand da im 
Millimeterbereich. So gesehen bist du genau bei der richtigen Frequenz 
auf der alle "stören".

von HF Scrub (Gast)


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Vielen Dank für eure Einschätzung. Die von Peter genannten Punkte sind 
eigentlich alle beachtet worden.
Werde mir die Zuleitung noch mal mit dem Oszi anschauen. Eigentlich habe 
ich dort nichts erkennen können. Habe das Gerät allerdings noch nicht 
lange und deshalb die Bedienung nocht nicht ganz weg.

von mknoelke (Gast)


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Hmm, ich war schon ziemlich häufig im EMI Labor und hab auch schon 
wirklich harte Dinger entstört, aber was Ihr so draufhabt imponiert mir 
wirklich.

Da beachte ich einfach mal so eins zwei 0815 tips und schon ist alles im 
Lack und man ist auf der sicheren Seite.

Nee, erst im Labor sieht man was da alles schwingt und wo und wie stark.
Das sieht man nicht auf dem Oszi und mit eins zwei Ferrithülsen auf 
Verdacht ist da auch nix gewonnen.
Das ist teilweise wie schwarze magie und entzieht sich der logig.
Da gibt es schwingkeise und wechselwirkungen wo man die niemals vermutet 
hätte.

Wenn du das betreiben willst, mach doch.
Da kommt nicht gleich ein bis an die zähne bewaffneter Messtrup durch 
die Tür.

Wenn Du allerdings sicher sein willst das Du nicht brachial die gültigen 
Grenzwerte überschreitest dann geh ins labor.
Ab 2500.- mit Zertifikat (wenn bestanden) oder such dir eine Uni und 
frag mal ganz nett.

von Bupf (Gast)


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> Ab 2500.- mit Zertifikat (wenn bestanden) oder such dir eine Uni und
> frag mal ganz nett.

Quatsch. Ne Messung kostet 100€/h und mehr als ne Stunde brauchst du 
nicht in EMV Labor. Zertifikate brauchst du ja nicht.

von Stefanus (Gast)


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> Das ist teilweise wie schwarze magie und entzieht sich der logik.

Ne, das ist die chinesische Art, zu produzieren :-)

von mknoelke (Gast)


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Bupf schrieb:
> Quatsch. Ne Messung kostet 100€/h und mehr als ne Stunde brauchst du
> nicht in EMV Labor. Zertifikate brauchst du ja nicht.

Oh bitte, bitte, bitte gib mir die Kontaktdaten !
Eine komplette Prüfung von Leitungsgebundenen und abgestrahlten 
Störungen innerhalb einer Stunde in einer Absorberhalle über den 
kompletten relevanten Frequenzbereich, das muss ein Gott sein.

Sowas suche ich, ehrlich, ganz ohne Sarkasmus.
Für 100 € zwar kein Zertifikat, aber immerhin eine grafisch 
dokumentierte Messung mit der ich weiterarbeiten kann, ein Traum wird 
war.

von Arschgwaf (Gast)


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Keine komplette Messung aber in einem kleinen nicht zertifizierten 
Ein-Mann-Labor kommt man auf ca. 100€/Stude.

Und damit er ruhig schlafen kann reicht doch Abgestrahlte + 
leitungsgebundene Störungen. Da ist man in 1 - 2 h durch. Ob das Ding 
einen Burst, Surge oder Magnetfelder mit Netzfrequenz aushält ist doch 
absolut egal. Er will ja kein CE-Zeichen dranpappen.

Wir prüfen auch immer erstmal in einem "privaten" Labor für 
80-100€/Stunde. Die haben dann halt keinen Drehtisch und alte 
Messempfänger und messen auf 3m, aber man bekommt mit ob man ganz grob 
daneben ist und es sich überhaupt lohnt beim "ordentlichen" Prüflabor 
(280€/h) anzurücken.

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