Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Naben-Abdeckung galvanisieren


von Matthias W. (matt007)


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es geht um einen Abdeckdeckel an einer 3Gang-Fahrradnabe. Der 
Nabenkörper selbst ist recht gut vor Korossion geschützt. Leider kann 
man das von dem Abdeckdeckel auf der Seite des Rücktritthebels nicht 
sagen.

Innen ist Rost zu sehen und außen sieht es hässlich aus. Daher möchte 
ich den Deckel besser schützen. Die Idee ist zu galvanisieren.

Ein einfaches Gerät dazu habe ich noch im Keller. Es stellt sich die 
Frage wie man am besten vorgeht. Mit Schmirgelpapier 240 habe ich die 
Oberfläche aufpoliert und innen den Rost entfernt soweit ich eben in die 
Ecken kam.

Es stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Macht Rostumwandler 
Sinn? Soll ich einfach versuchen nun zu galvanisieren? Erst Kupfer, dann 
Silber? Ätzmittel für Kupfer habe ich noch. Damit konnte ich Kupferionen 
aus Platinenmaterial lösen oder aus einem Stück Kupferdachrinne.

Wie wäre günstig vorzugehen um einen Korossionsschutz für diesen Deckel 
zu erreichen?

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias W. schrieb:

> Es stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Macht Rostumwandler
> Sinn?

Ja. Wenn es ein gelartiger ist, sparst Du Dir auch das galvanisieren.
:-)

von Matthias W. (matt007)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ja. Wenn es ein gelartiger ist, sparst Du Dir auch das galvanisieren.
> :-)

Danke Harald. Du meinst er frisst das auf?

Ich habe eine Flüssigkeit die vor Jahren verwendet worden ist um Rost 
auf Werkzeugmaschinen nach einem Brand zu beseitigen. Das Zeug war 
wirksam. Den Rost konnte man damit einfach abreiben. Die Maschinen 
wurden wieder nutzbar. Wenn zuviel Material dabei verlorengegangen wäre 
hätte man die Genauigkeit verloren.

Diese Flüssigkeit könnte ich mit einem Wattestäbchen auftragen. Oder 
eben nicht. Je nachdem was sinnvoller erscheint.

von Michael_ (Gast)


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Matthias W. schrieb:
> Danke Harald. Du meinst er frisst das auf?

Nein, bei Rostumwandlung entsteht eine glasartige Oberfläche.
Die kann dann z.Bsp. lackiert werden.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias W. schrieb:

> Ich habe eine Flüssigkeit die vor Jahren verwendet worden ist um Rost
> auf Werkzeugmaschinen nach einem Brand zu beseitigen.

Für Verwendung an KFZs gab es mal ein solches Gel, was sich nach
der Rostumwandlung verfestigte. Das konnte man sogar überlackieren,
aber auch so verhinderte es das weiterrosten. Andere Entroster
müssen aber manchmal nach Verwendung abgewaschen werden, da sie
Säuren enthalten.
Gruss
Harald

von Matthias W. (matt007)


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hier sind ein paar Hinweise zum Galvanisieren:
http://www3.westfalia.de/static/Galvanisieren.3639.0.html
http://www3.westfalia.de/static/Galvanisieren1.3640.0.html

Gibt es sonst wichtige Hinweise die in meinem Fall nützlich sein 
könnten?

von Matthias W. (matt007)


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Michael_ schrieb:
> Nein, bei Rostumwandlung entsteht eine glasartige Oberfläche.
> Die kann dann z.Bsp. lackiert werden.

es ist die Frage ob Lackieren hier so günstig ist. Es ist ja eine Nabe 
die mit Öl in Berührung kommt und mit Putzlappen. Die Beschichtung 
sollte dann ggf. schon eine gewisse Dauerhaftigkeit aufweisen. Es 
bedeutet Aufwand das Teil wieder auszubauen für Nacharbeit.

von Matthias W. (matt007)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Für Verwendung an KFZs gab es mal ein solches Gel, was sich nach
> der Rostumwandlung verfestigte. Das konnte man sogar überlackieren,
> aber auch so verhinderte es das weiterrosten.

Vielen Dank.

> Andere Entroster müssen aber manchmal nach Verwendung abgewaschen werden, da sie 
Säuren enthalten.

Das scheint bei dieser Flüssigkeit so zu sein. In Papier hat das Zeug 
Löcher geätzt. Damals hieß es - runterreiben und ölen.

von MaWin (Gast)


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Matthias W. schrieb:
> stellt sich die Frage wie man am besten vorgeht.

Ordentlich dick neu verchromen vermutlich, so wie es viele 
Oldtimerbesitzer machen (lassen).

Das hält dann im Gegensatz zum hauchverchromen der Billigindustrie auch 
das Fahrradleben lang.

Man kann das allerdings kaum selber machen, weil Chrombäder so giftig 
sind, daß deren Verkauf an Privatpersonen verboten ist.
Die Oldtimerfreaks freuen sich also, wenn sie über eBay oder sonstwie 
noch an alte Chemikalienbäder kommen.
Daher lässt man das meist machen, und die machen das dann auch richtig.

Also RICHTIG sauber, zum Schluss auch das letzte Staubkorn abgeätzt.
RICHTIG schützen, beispielsweise durch eine dicke Kupferschicht.
Und dann RICHTIG hartverchromen. Ja, das ist teurer als eine neue Kappe, 
aber dafür meist auch besser.

Ich kann Chrom auch nicht, aber ich habe viele alte verroste Sachen, wie 
Schlüssel, schon neu vernickelt, und das funktioniert sehr gut, ist aber 
etwas aufwändig mit den Reinigungs- und Galvanisierbädern.

von MaWin (Gast)


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Nachtrag: Du hast die Kappe schon mit 240er Papier ruiniert. Dann kannst 
du sie wohl wegschmeissen. Sie muss vor dem galvanisieren babypopoglatt 
poliert sein, und das ist von verkratzen 240er noch ein unendlich weiter 
Weg.

von Matthias W. (matt007)


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MaWin schrieb:
> Ordentlich dick neu verchromen
> Das hält dann im Gegensatz zum hauchverchromen der Billigindustrie auch
> das Fahrradleben lang.

schade daß die heutigen Teile so wenig dauerhaft sind. Dieses Blechteil 
ist auch als Ersatzteil offenbar nicht zu bekommen.

> Die Oldtimerfreaks freuen sich also, wenn sie über eBay oder sonstwie
> noch an alte Chemikalienbäder kommen.

keine Ahnung wie realistisch es ist darauf zu hoffen.

> Also RICHTIG sauber, zum Schluss auch das letzte Staubkorn abgeätzt.
> RICHTIG schützen, beispielsweise durch eine dicke Kupferschicht.

das sollte ich ja schaffen können.

> habe viele alte verroste Sachen, wie
> Schlüssel, schon neu vernickelt, und das funktioniert sehr gut, ist aber
> etwas aufwändig mit den Reinigungs- und Galvanisierbädern.

vernickeln wäre also auch denkbar. Dazu braucht man dann wohl ein 
Nickelbad.

von Matthias W. (matt007)


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MaWin schrieb:
> Nachtrag: Du hast die Kappe schon mit 240er Papier ruiniert.

immerhin sieht die Kappe nun viel glatter und sauberer aus als vorher 
mit all den Korossionsspuren und Kratzern vom Ausbau (es ist da der 
Metallarm drüber, der ging nur mit Gewalt runter).

von Matthias W. (matt007)


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Im Keller fand ich das 30 Jahre alte Galvanisierset "Plectro Hobby".

Verkupfern, versilbern, vergolden steht auf der Packung. Das 
Silberputztuch fehlt, ist aber sicher sonstwo aufzutreiben.

Eine kleine Flasche Wiener Kalk ist dabei - wohl zum Saubermachen.

3 Tamponbehälter sind da. Der Tampon scheint aus Filterpapier gewickelt 
zu sein. Vielleicht lässt sich ein Kaffeefilterpapier dazu missbrauchen.

Das Gerät wurde damals mit 2 4.5V-Flachbatterien betrieben. Das wären 
also 9V. In der Anleitung im Netz las ich von 1-3V wenn man verkupfern 
oder versilbern will. Die Batterien wären also wohl nicht so günstig.

Ich kann ja ein Netzgerät nehmen mit einstellbarer Strombegrenzung.

Die Flasche mit dem Kupferelektrolyt ist leer. Da muss ich also was 
anderes nehmen. Ein Stück Kupferrohr ist noch da. Ätzmittel muss ich 
suchen.

Die kleinen Flaschen für Silberelektrolyt und Goldelektrolyt sind leer. 
Für Gold ist jedoch eine neue Nachfüllflasche da.

von Michael_ (Gast)


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Das ist Spielzeug. Geht nicht für Wind und Wetter.

von Matthias W. (matt007)


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macht es Sinn ein Elektrolysepulver zu kaufen?
http://www.ebay.de/itm/1000-Gramm-Elektrolyse-Pulver-Entfettung-Metallen-beim-Galvanisieren-/111260350896

Hier gäbe es 30ml Silberelektrolyt:
http://www.ebay.de/itm/Silberelektrolyt-30-ml-Galvanisieren-/261376891589

und hier 500ml Kupferelektrolyt:
http://www.ebay.de/itm/Kupfer-Elektrolyt-500-ml-sauer-Galvanisieren-/261368134396

macht es Sinn Elektrolyt zu kaufen oder gibt es einen besseren Weg?

von Matthias W. (matt007)


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hier gibt es ein teureres Gerät:
http://www.ebay.de/itm/Galvanisiergerat-galvanisieren-vergolden-verkupfern-/310842739379

oder noch teurer:
http://www.ebay.de/itm/GALVANIK-ANLAGE-GALVANISIERGERAT-Kleingalvanik-Hause-galvanisieren-/350973613879

370.- sollten an Gerät doch ausreichen um so einen Deckel brauchbar zu 
galvanisieren?

Dabei habe ich ja ein gutes Netzteil hier. Glasschalen hätte ich auch.

von Michael_ (Gast)


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Andere kaufen da ein neues Fahrrad für den Preis.

von Matthias W. (matt007)


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Michael_ schrieb:
> Andere kaufen da ein neues Fahrrad für den Preis.

eben. Daher denke ich - so viel an finanziellem Aufwand sollte doch wohl 
nicht nötig sein. Es ist ja nicht mein Ziel da beruflich einzusteigen. 
Daher ist sicher auch eine improvisierte Lösung denkbar.

Es braucht halt eine passende Lösung, einen Behälter, ein Netzteil und 
etwas Geduld.

von MaWin (Gast)


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Matthias W. schrieb:
> o viel an finanziellem Aufwand sollte doch wohl nicht nötig sein.

Gib es also einfach jemandem, der es für Oldtimer sowieso macht, das 
kostet ein paar Euro und damit ist gut, suche in Oldtimerforen.

Du hast ausreichend Arbeit, nun mit 1000er Papier und dem Wiener Kalk 
dein Blech wieder glatt zu bekommen, der Wiener Kalk ist auch zum 
Polieren nach dem Galvanisieren.

von Matthias W. (matt007)


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hier ist zu sehen wie man Silber aufbringt:
http://www.youtube.com/watch?v=uNM7Co27tvg
So schwer sieht das nicht aus.

von MaWin (Gast)


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von Matthias W. (matt007)


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vielen Dank MaWin für die Hinweise. Hier ist ein Dienstleister:
http://www.history-cars-gmbh.de/leistungen/verchromen/

Das hört sich aufwendig und teuer an:
    Abbeizen von alten Lack und Korrosionsschichten
    Entchromen
    Schleifen
    Heiße Entfettung (Reinigung im Detergent)
    elektrolytische Entfettung (katodisch/anodisch)
    Cyanidkupferbad: hohe Haftfestigkeit, gleicht kleine Poren aus.
    Sauerkupferbad: dicke Kupferschicht. Anschließend geschliffen, 
poliert.
    Glanznickelbad -> Tiefenglanz, Korrosionsschicht
    Chrombad: dünne Chromschichten
    Endbearbeitung: Endwaschen, Polieren, Qualitätsprüfung

von Matthias W. (matt007)


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http://www.youtube.com/watch?v=gN0Zi_C591A
Das ist ein Bad das nur heiß gemacht wird. Strom sei nicht nötig.

von MaWin (Gast)


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Matthias W. schrieb:
> Das hört sich aufwendig und teuer an

Deutlich weniger als deine 370 EUR die du bereit warst auszugeben.

Ich sag mal 37 EUR so in den Raum.

Gute Vorbehandlung deinerseits spart Geld, schlechte steigert es.

von MaWin (Gast)


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Matthias W. schrieb:
> Das ist ein Bad das nur heiß gemacht wird. Strom sei nicht nötig.

Es gibt immer etwas auf dieser Welt,
das irgend jemand schlechter machen kann
und es trotzdem teurer verkaufen tut.

von Matthias W. (matt007)


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MaWin schrieb:
> Deutlich weniger als deine 370 EUR die du bereit warst auszugeben.

ich war nie bereit so viel auszugeben. Ich wollte nur darauf hinweisen 
daß auch mit 370.- Gerätschaften nicht viel mehr zu erreichen ist als 
mit einem Primitivansatz. Letztlich kommt es auf die Chemie an, auf die 
Stromzufuhr und die Temperatur/Bewegung.

Auch mit einem 1000.- Gerät kann man nicht zaubern. Wenn die 
Vorbehandlung nicht so gut ist so wird das Ergebnis auch nicht 
überzeugen.

> Ich sag mal 37 EUR so in den Raum.
> Gute Vorbehandlung deinerseits spart Geld, schlechte steigert es.

Das ist eine Hausnummer - Danke !

von Matthias W. (matt007)


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ich habe das Teil nun vergoldet - einfach so ohne weitere 
Vorbehandlungen.

Natürlich ist es nicht perfekt geworden. Insbesondere am Rand hätte ich 
mehr tun müssen. Die glatte größere Fläche jedoch sieht nach der Aktion 
mit dem Silberputztuch wirklich gut aus. Da will ich nicht meckern. Ich 
hoffe daß dies nun einen gewissen Rostschutz bietet. Ein wenig Öl dazu 
kann ja etwas helfen.

Das Set stammt vom Mai 1977 und hat damals 140 DM gekostet. Für etwa 10 
DM habe ich nun Goldelektrolyt verbraucht. Der tropft leider leicht aus 
dem Tampon. So perfekt ist das Ding nicht. Als Spannung habe ich 5V 
eingestellt und die Strombegrenzung auf 100mA. Das lief so gut.

von Marc P. (marcvonwindscooting)


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Matthias W. schrieb:
> ich habe das Teil nun vergoldet - einfach so ohne weitere
> Vorbehandlungen.

Tauch das Teil 20s in 50%ige Salpeters"aure und du weisst, wie's in 6 
Monaten aussehen wird - lauter kleine L"ocher drin!
Du hast 10000 Lokalelemente mit dem teuersten Beschichtungsmaterial 
erzeugt.
Gold hebt gar nicht so schlecht auf Stahl, aber Korrosionsschutz ist was 
anderes... ;-)

PS: keine Angst, Salpeters"aure l"ost Gold nicht auf.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Marc P. schrieb:
> und du weisst, wie's in 6
> Monaten aussehen wird

Natürlich hat er das Teilu ruiniert, auch ein Galvanikbetrieb kann es 
durch das Gold nun nicht mehr herrichten, er wird sich halt ein neues 
kaufen müssen.

von Matthias W. (matt007)


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Danke für die Hinweise. Das ist dann auch eine Lernerfahrung. Für 37.- 
bekomme ich eine halbe Nabe.

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