Forum: HF, Funk und Felder Ferritstabantenne


von Detlef _. (detlef_a)


Lesenswert?

Liebe kundige HFler,

ich wollte mal nen Empfänger für Loran-C auf 100kHz basteln, das mit 
einer Ferritstabantenne.

Kucke ich mir den Ferritstab an:
Warum nimmt man denn als Antenne einen langen, dünnen Stab? Durch einen 
Zylinder der eher dick als lang ist (also eher Richtung Scheibe) geht 
doch viel mehr Magnetfeld?

THX
73

Cheers
Detlef

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Hier hat sich einer mit Ferritantennen befasst, speziell auch für 
Langwelle und darunter:
http://www.spezialantennen.eu/ferritantennen/index.php
http://www.spezialantennen.eu/ferritantennen/testberichte/index.php

Dann gibt es noch die Artikel im Funkamateur und Bücher von Wolfgang 
Friese zum Thema Empfang dieser Frequenzbereiche

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Im Prinzip stimmt das.
Schau dir mal die Webseite "vlf.it" an.
Da gibt es Freaks die ELF und SLF Empfang betreiben.

Man kann z.B. ganz viele Ferritstäbe in ein dickes Rohr von 1m Länge 
hineinschichten und somit einen riesigen Ferritstab "erzeugen".

Eine Ferritscheibe würde die Feldlinien nicht so schön parallel 
ausrichten.
Nur parallele Feldlinien können in der Spule effizient Ströme 
induzieren.
Erst eine gewisse Länge des Stabes bewirkt also den gewünschten Effekt.

Aber vermutlich wird die Wirkung mit zunehmender Länge nicht endlos 
zunehmen ( e-Funktion? ).

Historisch betrachtet hat die Stabform auch den Vorteil, dass die 
Position der Spule auf dem Stab eine gut Möglichkeit bot, das Bandende ( 
MW, LW ) einmal sauber bei der Produktion zu justieren.

von DaGra (Gast)


Lesenswert?

Stefan M. schrieb:
> Historisch betrachtet hat die Stabform auch den Vorteil, dass die
> Position der Spule auf dem Stab eine gut Möglichkeit bot, das Bandende (
> MW, LW ) einmal sauber bei der Produktion zu justieren.

...wobei angeblich der Wirkungsgrad oder die Güte besser sein soll, wenn 
die Spule eher am Ende des Ferritstabes untergebracht wird (Hörensagen).

von TAFKASOH (Gast)


Lesenswert?

Detlef _a schrieb:
> Warum nimmt man denn als Antenne einen langen, dünnen Stab?

Weil sicher keiner ein Kofferradio rumschleppen will/wollte, bei dem 
alleine schon die Ferritantenne mehrere hundert Gramm wiegt. Zum Zwecke 
Rundfunkempfang sind die Staebe voellig ausreichend und dafuer wurden 
die meisten auch hergestellt.

73

von TAFKASOH (Gast)


Lesenswert?

Uups wurde schon beantwortet, ausserdem passt meine Antwort nicht ganz 
zu Deiner Frage, da ich einen Teil der Frage unterschlagen habe. Also: 
Der Stab muss lang sein um die Spule mit moeglichst wenig Lagen(optimal 
ist eine) aufbringen zu koennen.

73

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

> Also:
> Der Stab muss lang sein um die Spule mit moeglichst wenig Lagen(optimal
> ist eine) aufbringen zu koennen.

Längere Stäbe haben natürlich grössere Empfindlichkeit.

Erklärung:
Der Ferritstab hat kleineren magnetischen Widerstand, als Luft.
Also gehen die "Magnetlinien" (der Radiowellen) bevorzugt durch den 
Stab, solange der Luftweg insgesamt immer noch kleiner bleibt, als ohne.
Je länger der Stab, desto mehr Feld geht durch ihn hindurch.

Auch bei den relativ kurzen Stäben von Mittelwellen-Mini-Radios reicht
1 Lage.

Langwellenspulen wurden oft in Kreuzwicklung ausgeführt, angeblich um 
durch die dann höhere Wicklungskapazität Störungen aus dem 
Kurzwellenbereich zu dämpfen.

Hat man Mittel- und Langwellenspulen auf einem längeren Ferritstab, 
lassen sich dann die beiden Induktivitäten (die sind Bestandteil der 
Eingangsschwingkreise !) besser einstellen, durch Verschieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ferritstabantenne
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8b/Ferritantenne.jpg

von Matthias K. (kannichauch)


Lesenswert?

Hallo

Die Ferritantenne ist Teil eines Schwingkreises.

Schwingkreise können mehr elektrisch oder mehr magnetisch an die 
Rundfunkwellen angekoppelt werden.

Ideal ist es glaub ich, wenn beide Anteile gleichermaßen "abgezapft" 
werden, und es keine ungekoppelten Kapazitäten oder Induktivitäten im 
Kreis gibt.
Beim "Dipol" ist das so.

Eine flache Spule war die sogenannte Rahmenantenne. Sie ist jedoch 
deutlich größer. Das geht auch, bzw. wird auch noch gemacht.
Um Eigenschaften von Antennen zu beschreiben, gibt es Diagramme, die den 
richtungsabhängigen  sogenannten "Gewinn" darstellen.

Was für genaue Werte welche Antennen haben, kann ich jetzt nicht sagen.

MfG

von B e r n d W. (smiley46)


Lesenswert?

> Langwellenspulen wurden oft in Kreuzwicklung ausgeführt,
> angeblich um durch die dann höhere Wicklungskapazität Störungen
> aus dem Kurzwellenbereich zu dämpfen.

Kreuzspulen haben eine geringere Eigenkapazität. Dies ist auch 
notwendig, denn sonnst reicht der Abstimmbereich eines Drehkondensators 
nicht für den ganzen Langwellen-Bereich aus.

Ein Ferritstab "zieht" die Feldlinien aus einem Durchmesser, der 
ungefähr der Länge dese Stabes entspricht an. Die Gründe wurden oben 
schon genannt. Ab ca. 30cm Durchmesser ist eine Loop- bzw. Rahmenantenne 
schon besser, allerdings auch sperrig.

Bei niedrigen Frequenzen (VLF) machen größere Ferrit-Antennen Sinn. Bei 
höhern Frequenzen aber kaum, wegen der Eisenverluste. Deshalb werden 
Ferritantennen auf Kurzwelle auch nur bis 4-5MHz verwendet.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Noch ein Suchbegriff: "Ovoid magnet".
Für die Angabe von magnetischen Werkstoffeigenschaften wird ein oval 
geformter Magnet benutzt, weil anscheinend darin die Feldlinien 
besonders berechenbar verlaufen, die Daten sind dann besser 
vergleichbar.
Aber ob das auch die ideale Ferritantennenform wäre? Ein Stab ist 
einfacher zu fertigen.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Das Ovoid ist wohl ähnlich dem bekannten Physikerspruch gewählt worden
"Nehmen wir an, die Kuh ist eine Kugel ..." ( ISBN 9783423330244 ).

Die Stabform stammt eher von Praktikern, die Bauform lag gerade so 
herum.
Keramikspezialisten haben von Hochfrequenz keine Ahnung und umgekehrt, 
da hat man sich erst im Lauf der Zeit zusammengetan, und zur 
Charakterisierung ein paar leicht messbare Parameter gefunden wie Mü-r 
und Dämpfungsverluste abhängig von der Frequenz.
Irgendwer hat dann auch mal festgelegt, dass gefiederte Stäbe besser als 
Rundmaterial seien.

: Bearbeitet durch User
von erich (Gast)


Lesenswert?

U. B. schrieb:
> Also gehen die "Magnetlinien" (der Radiowellen) bevorzugt durch den
> Stab

B e r n d W. schrieb:
> Ein Ferritstab "zieht" die Feldlinien aus einem Durchmesser, der
> ungefähr der Länge dese Stabes entspricht an.

Und woher weiss eine Feldlinie, dass in einer bestimmten Entfernung ein 
Ferritstab liegt, der länger als diese Entfernung ist ?

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

> Und woher weiss eine Feldlinie, dass in einer bestimmten Entfernung ein
> Ferritstab liegt, der länger als diese Entfernung ist ?

Ich schrieb im Zusammenhang:

>> Der Ferritstab hat kleineren magnetischen Widerstand, als Luft.
>> Also gehen die "Magnetlinien" (der Radiowellen) bevorzugt durch den
>> Stab, solange der Luftweg insgesamt immer noch kleiner bleibt, als ohne.
                             *********

Ausführlich unter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetischer_Kreis

von jürgen (Gast)


Lesenswert?

Der 'magnetische Kreis' beantwortet nicht die gestellte Frage,
woher eine ankommende elektromagnetische Welle weiss,
dass vor ihr ein Ferritstab liegt, dem sie sich zuwenden muss,
um eine kurzere Weglange fur ihre magnetische Komponente zu erreichen.

Dafur muss die Welle schon in die Zukunft sehen konnen !
Und da die Ferritantenne eben nur auf die magnetische Komponente 
anspricht, wandert die elektrische Komponente also munter geradewegs und 
unbeeinflusst weiter.
Oder etwa nicht ?

von Mike (Gast)


Lesenswert?

jürgen schrieb:
> Der 'magnetische Kreis' beantwortet nicht die gestellte Frage,
> woher eine ankommende elektromagnetische Welle weiss,
> dass vor ihr ein Ferritstab liegt, dem sie sich zuwenden muss,
> um eine kurzere Weglange fur ihre magnetische Komponente zu erreichen.

Das µr des Ferritstabes konzentriert die nahen Feldlinien in dem Stab 
und entzieht sie der Umgebung. Die dadurch entstehende Verformung des 
Feldes "sagt" den anderen Feldlinien, dass der Stab da ist.

von B e r n d W. (smiley46)


Lesenswert?

@Jürgen

Woher weiß der elektrische Strom schon vorher, daß er bei zwei parallel 
geschalteten Widerständen besser durch den niederohmigen fließt?

Wie kann erreicht werden, dass der Strom nicht zuerst die Induktivität 
der Anschlußdrähte der parallel geschalteten Widerstände überwinden muß, 
um zu wissen, in welcher Stärke er fließen soll?

Richtig, man läßt die Anschlussdrähte weg (smd). Der Strom weiß dann 
schon nach ca. 10 ps, wie groß er werden möchte.

> woher eine ankommende elektromagnetische Welle weiss,
> dass vor ihr ein Ferritstab liegt, dem sie sich zuwenden muss,

Eine Welle kommt nicht alleine, sonst wärs ein EMP. Die Wellenlänge bei 
1MHz beträgt 300m, da bewirkt die Rückwirkung einer 30cm großen 
Ferritantenne auf das magnetische Feld max. eine kaum messbare 
Phasenverschiebung. Die 30cm legt das Licht in 1ns zurück, dann macht 
das max. 2*Pi*1ns/1µs aus.

Die "Elektromagnetische Welle" funktioniert nur im Fernfeld und hier 
handelt es sich um ein Nahfeld.

Nur eine Feld-Änderung bewikt eine induzierte Spannung in der 
Antennenwicklung und erst nach vielen Schwingungen kommt die 
Ferritantenne mit ihrem Schwingkreis in Resonanz, dann müssen die 
Verluste des Schwingkreises aus dem magnetischen Feld nachbezogen 
werden. Wer schon mal ein Dip-Meter benutzt hat, weiß, wieviel Energie 
ein Schwingkreis "absaugen" kann.

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

> Eine Welle kommt nicht alleine, sonst wärs ein EMP.

Der EMP breitet sich doch genauso aus, wie jede andere Welle.

> Die "Elektromagnetische Welle" funktioniert nur im Fernfeld und hier
> handelt es sich um ein Nahfeld.

Wenn also irgendwo eine Welle abgestrahlt wird, funktioniert sie erst 
dann, wenn sie die Nähe verlassen hat ...    ;-)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.