Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Einfluss von Röntgenstrahlung auf Signale


von Heinz (Gast)


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Hallo!

Ich steuere DC Motoren in einer Vakuumkammer an (mit Encoder). In dieser 
Vakuumkammer wird Röntgenstrahlung verwendet. Kann diese 
Röntgenstrahlung einen Einfluss auf die Signale in den Leitungen 
(Motoransteuerung, Encodersignale) haben?

LG Heinz

von Düsendieb (Gast)


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nicht auf die Signale auf der Leitung, aber eher auf die Elektronik im 
Encoder, welche die Signale erzeugt

von Düsendieb (Gast)


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Dem Motor ist die Strahlung sicherlich egal.

von Ungläubiger (Gast)


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Heinz schrieb:
> Kann diese
> Röntgenstrahlung einen Einfluss auf die Signale in den Leitungen
> (Motoransteuerung, Encodersignale) haben?

Ja, Röntgenstrahlung ist hochenergetisch

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ungläubiger schrieb:
>> Röntgenstrahlung einen Einfluss auf die Signale in den Leitungen
>> (Motoransteuerung, Encodersignale) haben?
> Ja, Röntgenstrahlung ist hochenergetisch
Auf die Leitungen selber nicht. Interessant wird es, wenn die 
Strukturbreiten der Schaltung in den Bereich der Wellenlänge vom 
Röntgenlicht kommen. In ICs wird dann so manche Sperrschicht kurz 
leitend und Bits kippen um...

von Heinz (Gast)


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OK,

auf die Elektronik im Encoder? Kann man dann Standarencoder für solche 
Anwendungen gar nicht verwenden bzw. sind hier spezielle Encoder 
notwendig?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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'Weiche' Röntgenstrahlung scheitert schon an der Metallkapselung der 
Motoren bzw. Encoder. Wenn es harte Strahlung ist, lohnt sich evtl. eine 
Kapselung der Elektronik in Blei.

von Heinz (Gast)


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Kann es sein, dass bürstenlose Motoren für Anwendungen im 
Starhlungsbereich schlechter geeignet sind, weil elektronik integriert 
ist??
http://www.maxonmotor.de/medias/sys_master/8797783982110/maxonECmotor_Notizen.pdf

Ganz hinten auf Seite 23 ist dies angeführt...

Sollte man hier besser bürstenlose Motoren verwenden?

von Heinz (Gast)


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Sorry, im letzten Satz sollte "bürstenbehaftet" stehen.

Sollte man für dies Anwendung also eher bürstenbehaftete Motoren 
verwenden?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Heinz schrieb:
> Sollte man für dies Anwendung also eher bürstenbehaftete Motoren
> verwenden?

Von Siemens Röntgenanlagen weiss ich, das sie für Motoren im 
Strahlungsbereich (Zielvisier, Blenden u.ä.) schlichte Drehstrom Motoren 
nahmen. Drehstrom deswegen, damit man sie bequem umpolen kann. 
Wartungsarm waren sie auch. Ob Bürstenmotoren im Vakuum jedoch gut 
laufen, kann ich dir nicht sagen.

von Thomas Z. (thomas_z41)


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Wegen der Funktionstüchtigkeit im Vakuum würde ich mir bei den Motoren 
nur Gedanken um die Wärmeentwicklung machen. So lange es kein UHV ist 
funktioniert die Wärmeleitung über Metallverbindungen aber noch recht 
gut.

Und je nachdem was in dem Motor drin ist macht er dir dein Vakuum 
schlecht, da solltest du also mit dem zuständigen Vakuumtechniker drüber 
reden. Genauso wegen der Kabel oder irgendwelchen 
Kunststoffverkleidungen.

Strahlungstechnisch sind Motoren auch kein Problem, nur bei IC's sollte 
man vorsichtig sein. Wir wollten letztens Temperaturen mit einem DS18S20 
messen, nach weniger als 12 Stunden war der Sensor auf Grund der 
Strahlung kaputt.
Von daher sollte man vielleicht eher Drehgeber verwenden, die mechanisch 
funktionieren. Optische sind ganz schlecht ;)
Und die Verarbeitung der Signale muss natürlich außerhalb des Vakuums 
statt finden, schon allein wegen der Wärmeentwicklung.

von Heinz (Gast)


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Hallo!

Danke für eure Antworten!

Also das Vakuum ist kein UHV, lediglich 1 mbar (Grobvakuum)

Es macht also keinen Unterschied bez. der Verwendung unter 
Röntgenstrahlung, ob bürstenlose oder bürstenbehaftete Motoren verwendet 
werden?

Jap, die Verarbeitung der Signale findet außerhalb statt.

LG

von Karl H. (kbuchegg)


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> Kann es sein, dass bürstenlose Motoren für Anwendungen
> im Starhlungsbereich schlechter geeignet sind, weil
> elektronik integriert ist??

Das ist aber nur bei diesen bürstenlosen Motoren so, weil dort die 
Kommuiterungselektronik in den Motor verbaut wurde.
'Normale' bürstenlose Motoren bestehen einfach nur aus Wicklung und 
Magneten in einem Gehäuse. Die Ansteuerungselektronik ist extern und 
nicht im Motor verbaut.

bürstenbehaftete Motoren haben den Nachteil, dass die Bürsten 
verschleissen, du unweigerlich Abrieb hast und durch Funkenfeuer Energie 
ungenutzt verlierst.

: Bearbeitet durch User
von GB (Gast)


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Maxon kann Dir das bestimmt beantworten.
Immerhin sind ein Haufen Motoren von Maxon im Weltall unterwegs und 
damit der kosmischen Strahlung ausgesetzt.

von Heinz (Gast)


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@KarlHeinz: Meinst du mit der Elektronik die Elektronik, die den Motor 
ansteuert (z.B. ein Motiocontroller) oder die verwendeten Encoder? Ích 
will nämlich einen Motioncontroller extern (außerhalb der Vakuumkammer) 
verwenden...

von Karl H. (kbuchegg)


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Heinz schrieb:
> @KarlHeinz: Meinst du mit der Elektronik die Elektronik, die den Motor
> ansteuert (z.B. ein Motiocontroller)

Du hast von einem speziellen bürstenlosen Motor gesprochen.
Dieser Motor hat die Elektronik, die das Drehfeld erzeugt und mit der 
tatsächlichen Drehzahl des Motors abgleicht, offenbar schon im 
Motorgehäuse eingebaut.
Das ist aber nicht immer so!
Ich würde es sogar eher als die Ausnahme ansehen. Bürstenlose Motoren 
sind einfach nur eine Drahtwicklung und einem Anker mit Magneten. Mehr 
nicht. Die Elektronik, die notwendig ist um den Motor zu drehen ist 
extern und nicht im Motor selber verbaut. Von der Elektronik laufen dann 
ganz einfach 3 Kabel zum bürstenlosen Motor, so wie das im Modellbau 
schon seit langer Zeit üblich ist.

von Reinhard Kern (Gast)


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Thomas Z. schrieb:
> Von daher sollte man vielleicht eher Drehgeber verwenden, die mechanisch
> funktionieren. Optische sind ganz schlecht ;)

Ich weiss nicht ob man das irgendwoher so einfach bekommt, aber im 
Prinzip würde ich schon optische Encoder nehmen, aber mit Glasfasern 
anstelle von LEDs und Photodioden, die sind dann ausserhalb von Vakuum 
und Röntgenstrahlung.

Karl Heinz schrieb:
> bürstenbehaftete Motoren haben den Nachteil, dass die Bürsten
> verschleissen

und Kohlenstaub im Vakuum ist sehr unerfreulich. Ich würde nur 
Drehstrom-, Synchron- oder Schrittmotoren verwenden, jedenfalls ohne 
Kommutator und ohne Elektronik. Vakuumtechnisch sind die Achslager schon 
schlimm genug.

Gruss Reinhard

von Thomas Z. (thomas_z41)


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Reinhard Kern schrieb:
> Ich weiss nicht ob man das irgendwoher so einfach bekommt, aber im
> Prinzip würde ich schon optische Encoder nehmen, aber mit Glasfasern
> anstelle von LEDs und Photodioden, die sind dann ausserhalb von Vakuum
> und Röntgenstrahlung.

Selbst wenn es das gibt hat man das Problem die Glasfaser nach draußen 
zu bekommen, da man von der Stange keine Vakuumdurchführung für 
Glasfasern bekommt.

von Karl H. (kbuchegg)


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Mal eine Frage in eigener Verständnissache.
Was ist eigentlich das Problem mit LED und Vakkum?
Gasen die Gehäuse aus?

von Tomas K. (Firma: tktronic) (tktronic)


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Heinz,

Was willst Du denn antriebstechnisch genau machen ?
1. Ist es eine Winkelerkennung der Motorwelle oder,
2. Eine Geschwindigkeitsregelung, oder was auch immer ?

3. Wie hoch ist die Strahlenbelastung genau ?

4. Wie rein muss das Vakuum bleiben ?

Glasfaser-LWL ist übrigens auch auf Röntgenstrahlung empfindlich. Im 
strahlungsexponierten Bereich steigt die Dämpfung, hängt vom 
Strahlungswinkel relativ zum LWL, Fokussierung/Stärke ab.
Inwiefern Plastik-LWL davon betroffen ist, kann ich Dir nicht sagen.

So, genug Glaskugel geputzt - wenn Du konkrete Unterstützung brauchst, 
pm an mich.

Gruss, T.K.

von Jojo S. (Gast)


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Kunststoffe und optisches Glas mögen auch kein X-Ray: Kunststoffe altern 
schneller, werden spröde und brüchig. Daher können Glasfasern auch keine 
Dauerlösung sein oder müssen abgeschirmt werden. Gläser verfärben sich 
gerne braun und Schichten wie in Strahlteilern zersetzen sich.
Bei Brushlessmotoren gibt es welche mit und ohne Hallsensor, da würde 
ich schonmal was ohne nehmen.
Ansonsten gilt es für eine kleine Dosisleistung zu sorgen, also grosse 
Abstände zur Strahlenquelle, gute Abschirmung und kurze Einwirkzeiten.

von Heinz (Gast)


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Es handelt sich um eine Positionierung in einer Vakuumkammer, der 
Encoder soll für eine genaue Positionierung verwendet werden.

Wie hoch die Strahlenbelastung ist, kann ich leider nicht genau sagen.

Das Vakuum sollte möglichst rein bleiben, sprichst du hier den 
Kohlestaub der bürstenbehafteten Motoren an?

von tom (Gast)


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@Heinz,

eine "genaue" positionierung bedeutet genau was ?

geht es um die genaue winkellage einer welle oder hast du da eine 
linearspindel z.B. drin oder wie sieht das sonst aus ?

sind bestimmte verfahrgeschwindigkeiten oder winkellageänderungen nötig 
?

sind kontinuierliche verfahrwege erforderlich ?

wie lange soll der aufbau halten/funktionieren ?

welches budget hast du (geld, zeit) ?

röntgenuntersuchungen werden eher nicht im privaten bereich getätigt, 
wenn du mal rausrückst was die eigentliche zielapplikation ist (z.B. 
materialprüfung von xyz mit prüflingsmassen a*b*c und ein röntgengerät 
von firma xxxraysiemensoderphillipsodersonstwer mit blendenöffnung x+y 
sowie fotoplatte/detektor in grösse a*b in folgendem geometrischen setup 
soundso),
dann kann dir auch besser und schlüssig geholfen werden.

wenn du keine zahlen zu deinen anforderungen hast, wird dir auch niemand 
optimal helfen können, sorry das ist nun mal so...

solong, tom.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Heinz schrieb:
> Es handelt sich um eine Positionierung in einer Vakuumkammer, der
> Encoder soll für eine genaue Positionierung verwendet werden.

Das schreit doch nach einem Schrittmotor. Keine Bürsten, exakte 
Positionierung, und die Elektronik kannst du komplett außerhalb 
unterbringen.

Max

von Harald W. (wilhelms)


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Karl Heinz schrieb:

> Mal eine Frage in eigener Verständnissache.
> Was ist eigentlich das Problem mit LED und Vakkum?
> Gasen die Gehäuse aus?

Hmm, früher(tm) gabs mal LEDs in Metallgehäusen...

von Harald W. (wilhelms)


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Düsendieb schrieb:

> nicht auf die Signale auf der Leitung, aber eher auf die Elektronik im
> Encoder, welche die Signale erzeugt

Ich finde, irgenwelche Elektronik hat in einer Vakuumkammer
sowieso nichts zu suchen. Die sollte komplett nach aussen
wandern. Anstatt von irgendwelchen Encodern sollte man sich
andere Lösungen suchen, z.B. Schrittmotore. Um Glasfasern
ins Vakuum zu kriegen, könnte man sie in einem Flansch mit
Epoxydharz eingiessen; wie die mit Röntgenstrahlung zurecht
kommen, weiss ich allerdings nicht. Falls exakte Positionierung
nötig ist, könnte man die mit einem externen Interferrometer
machen. Im Vakuum wäre dann nur derb Spiegel.
Gruss
Harald

von Heinz (Gast)


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@ tom: ja, da ist eine linearspindel drin; die spindel wird über einen 
Riemen vom Motor angetrieben. Es sollte eine Auflösung von 2 µm erreicht 
werden.
Die verfahrgeschwindigkeit muss nicht allzu hoch sein, kann es aber im 
moment nicht genau beantworten.
Richtig, kontinuierliche Verfahrwege sind erwünscht, deswegen auch kein 
Schrittmotor (@max).

Der Aufbau sollte möglichst lange funktionieren, deswegen dachte ich an 
bürstenlose Servomotoren.

Danke, lG

von Reinhard Kern (Gast)


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Heinz schrieb:
> Richtig, kontinuierliche Verfahrwege sind erwünscht, deswegen auch kein
> Schrittmotor (@max).

Das ist Unsinn. Der Schrittmotor muss nur genügend kleine Schritte 
machen, also 2 µ. Nichts in der Realität ist kontinuierlich, nicht mal 
das Universum. Und ein anderer Motor kann auch nicht kontinuierlich 
positionieren, sondern nur so wie die Messeinrichtung auflöst, also auch 
2 µ.

Nebenbei bemerkt läuft ein Schrittmotor mit Mikroschritten nicht anders 
als ein normaler DC-Motor. Aber da jeder sinnvolle Vorschlag sofort 
niedergemacht wird, lohnt sich weiteres Nachdenken nicht.

Gruss Reinhard

von Gelangweilter (Gast)


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wenn ein Encoder mit Elektronik Probleme macht, nimm doch einen 
Resolver. Der besteht nur aus ein paar Spulen.

von Karl H. (kbuchegg)


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Heinz schrieb:

> Richtig, kontinuierliche Verfahrwege sind erwünscht, deswegen auch kein
> Schrittmotor (@max).

Schon mal runtergerechnet, welcher Verfahrweg sich nach all den 
Untersetzungen ergibt, wenn der Schrittmotor einen Schritt macht? So 
exakt und reproduzierbar kannst du einen Bürstenlosen gar nicht 
positionieren, wie du es mit einem Schrittmotor per Design machst.

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