Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anschreiben Bewerbung: Motivation ausschliesslich über Nebentätigkeit


von Berufseinsteiger (Gast)


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In Kürze beende ich ein Physikstudium (Master) und habe die letzten 
2Jahre neben dem Studium als Softwareentwickler an einem 
Forschungsinstitut gearbeitet. Nun möchte ich mich auf industrielle 
Stellen als Softwareentwickler (Richtung Messtechnik, Bildverarbeitung) 
bewerben.

Momentan gehe ich im Anschreiben ausschliesslich auf die Tätigkeit und 
die daraus erworbenen Fähigkeiten ein und schreibe nichts zum Studium 
oder Masterarbeit. Masterarbeit ist in experimenteller Physik und eher 
technisches Thema aber anderer Bereich wie angestrebte Branche.
Würdet ihr das anders machen?

Viele Grüße

von Quack (Gast)


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Ich haette ein passendes Studium zu meinem Berufswunsch gewaehlt. Die 
Frage, warum die das nicht gemacht hast, solltest du in deiner Bewerbung 
beantworten.

von frederick (Gast)


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Berufseinsteiger schrieb:
> und schreibe nichts zum Studium
> oder Masterarbeit

Habe ich genauso gemacht.
Am längsten habe ich dabei an den einleitenden Sätzen getüfftelt. Mit 
dem Kopf durch die Wand ohne mein Pulver zu verschießen. Nicht den 
langweiligen Standard-Kram texten den die Personaler noch und nöcher zu 
sehen bekommen.

Auffallen in den ersten Zeilen war meine Devise.
Im Anschluss habe ich meine Fähigkeiten hervorgehoben und durch 
praktische Tätigkeiten untermauert. Das Ganze natürlich so gemacht, dass 
es das Anforderungsprofil (möglichst komplett) abdeckt ohne die 
Stellenausschreibung Punkt für Punkt zu bestätigen.

Meine Thesis habe ich erwähnt, allerdings nur, da ich diese in einem 
völlig anderen Fachgebiet schreibe und ich so untermauern wollte, das 
mein Horizont über meine Vertiefung hinaus geht und ich interessiert 
bin.

Zum Schluss bin ich darauf eingegangen, warum ich mich überhaupt 
bewerbe. Warum bin ich der Richtige für diese Stelle. Das muss so 
geschrieben sein, dass das Ganze nur so vor Motivation und Begeisterung 
überquillt.

So habe ich es zum Vorstellungsgespräch geschafft, obwohl die Stelle für 
Berufserfahrene ausgeschrieben ist.

von Car (Gast)


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Viele Physiker machen Software, das sollte an sich also kein Problem 
sein.

Du kannst viele Stärken aus Deinem Physikstudium finden:

- Mathematische Kenntnisse
- Anwendung der Mathematik in der Praxis
- Logisches und abstraktes Denkvermögen
- Fähigkeit Vorgänge zu Modellieren
etc.

D.h. aus Deinem Nebenjob hast Du praktische Erfahrungen in der 
Softwareentwicklung mitgenommen, aber Dein Studium hat viele wichtige 
theoretische Grundlagen geliefert um gute und anspruchsvolle Software 
entwickeln zu können. Du wirst vermutlich nicht Dein ganzes Leben 
Programmiersklave sein, und da wirst Du viele Dingen aus dem Studium 
beim konzeptionieren etc. benötigen können.

Darüberhinaus ist der Markt ja nicht gerade schlecht für Bewerber :-)

Viel Erfolg!

von Berufseinsteiger (Gast)


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Danke für die Tipps, waren alle drei hilfreich!

@Quack: guter Punkt, ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das (in der 
Ausführlichkeit) ins Anschreiben soll oder eher ins Bewerbungsgespräch. 
Das Anschreiben soll ja auch nicht zu lang sein.

@frederick: so soll das bei mir auch mal aussehen, im Moment liest sich 
das Ganze leider noch etwas aufgesetzt/holprig. Als du die Motivation 
für deine Bewerbung dargelegt hast, bist du nur auf inhaltliche Aspekte 
der Stelle eingegangen oder hast du auch etwas zur Firma selbst 
geschrieben?

@Car: Es widerstrebt sich mir immer, das so hinzuschreiben. Ich versuche 
ja, in der Bewerbung hervorzuheben, was mich gegenüber anderen Bewerben 
(mit E-Technik/Physik/Informatik-Studium) auszeichnet und ich denke 
(hoffe?), dass man einem Absolventen eines technischen Studiengangs eine 
gewisse Matheaffinität und abstraktes Denkvermögen zutraut. Ich kann mir 
halt vorstellen, dass die täglich sowas lesen und dann etwas genervt 
sind.
Unabhängig davon denke ich natürlich schon, dass mir die von dir 
angesprochenen Fähigkeiten weiterhelfen.

Car schrieb:
> Darüberhinaus ist der Markt ja nicht gerade schlecht für Bewerber :-)
Das hört sich doch nicht schlecht an, bin mal gespannt auf die Resonanz 
:).

Findet ihr 50k Euro als gewünschte Gehaltsangabe bei Mittelständern (ca. 
500MA) realistisch oder ist das zu hoch gegriffen? Soll leider manchmal 
in die Bewerbung mit rein...

von Car (Gast)


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Berufseinsteiger schrieb:
> Ich versuche
> ja, in der Bewerbung hervorzuheben, was mich gegenüber anderen Bewerben
> (mit E-Technik/Physik/Informatik-Studium) auszeichnet

Warum willst Du den Arbeitgeber davon überzeugen, dass Du besser bist 
als andere? Wäre es nicht besser, den Arbeitgeber davon zu überzeugen, 
dass Du für die Stelle geeignet bist, dort gute Arbeit leisten wirst und 
motiviert bist?
Wieso solltest Du besser sein, als ein E-Techniker, der Software 
vertieft hat? Oder ein Theoretischer Physiker, der seit Jahren schnelle 
Solver für komplizierte DGL-Systeme schreibt?

Zum Gehalt: 50k sollte schon gehen, nach allem was man da so hört.

von Berufseinsteiger (Gast)


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Danke für deine Rückmeldung!

Mir ging es um den hypothetischen Fall, dass sich auf die Ausschreibung 
z.B. der besagte theoretische Physiker, E-Techniker oder ein Technischer 
Informatiker mit entsprechender Vertiefung bewerben und wahrscheinlich 
alle/die meisten in der Lage sind die Aufgaben mehr oder weniger zu 
erledigen. Die werden dann aber wohl nicht alle einstellen sondern den, 
der schon einigermassen in der Thematik drin ist/langfristig Potential 
hat/ins Team passt/motiviert ist/... (je nach Einstellungsstrategie des 
Unternehmens).

Jetzt wollte ich meine größte Stärke ins Anschreiben einbringen und das 
ist die große Übereinstimmung zwischen meinem Aufgabengebiet der 
Nebentätigkeit und ausgeschriebener Stelle (ca. 70-90%).

Wenn ich jetzt meinetwegen fundierte mathematische Kenntnisse angeben 
möchte, weis ich nicht so genau wie ich das begründen kann, gerade weil 
meine Mathekenntnisse gegenüber deinen beiden Beispielen (und anderen 
Bewerben wie evtl. sogar Mathematiker) für einen Absolvent eines 
technischen Studiengangs eher durchschnittlich sind (zumindest 
E-Technik/Physik an gleicher Uni).

Im Lebenslauf habe ich eine Tätigkeitsbeschreibung für die Masterarbeit 
drinnen, daraus lassen sich meiner Auffassung nach auf die Fähigkeit, 
Vorgänge zu Modellieren und zu simulieren schliessen.

Aber evtl. ist das der falsche Ansatz, werde nochmal darüber nachdenken. 
Ggf. habe ich beim Modellieren des Bewerbungsverfahrens falsche Annahmen 
getroffen ;-).

von Ratgebend (Gast)


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Warum machst du keinen Doktor?

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Quack schrieb:
> Ich haette ein passendes Studium zu meinem Berufswunsch gewaehlt. Die
> Frage, warum die das nicht gemacht hast, solltest du in deiner Bewerbung
> beantworten.

Fundierte Physik-Kenntnisse sind für Programmentwicklung im 
Messtechnikbereich m.E. wesentlicher als ein Informatikstudium.

Man stelle sich ein akademisch perfektes Programm vor, das die 
Messergebnisse falsch darstellt|verarbeitet da die zugrundeliegenden
physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht bverstanden sind. Bspw. 
Verwendung lineare Approximationen ausserhalb des Lineraitätsbereich.

Ein Physikstudium passt zu fasst jedem technischen Beruf, Programmieren 
lernen ist keine Hexerei und machen Physiker meines Wissens nebenher 
(wie die meisten anderen MINT-Fächer auch).


MfG,

von Car (Gast)


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Berufseinsteiger schrieb:
> Im Lebenslauf habe ich eine Tätigkeitsbeschreibung für die Masterarbeit
> drinnen, daraus lassen sich meiner Auffassung nach auf die Fähigkeit,
> Vorgänge zu Modellieren und zu simulieren schliessen.

Möchtest Du in Deiner Bewerbung Deine Stärken herausstellen und warum 
der Job zu Dir passt, oder möchtest Du allen Beteiligten aus Personal- 
und Fachabteilung ein Rätsel schicken, das sie lösen sollen?

Ich vermute mal mehr Erfolg hast Du mit der ersten Variante...

von Berufseinsteiger (Gast)


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Ratgebend schrieb:
> Warum machst du keinen Doktor?

Das ist so ne Sache...

Ich möchte nicht in der universitären Forschung bleiben, deshalb ist 
eine Promotion zumindest nicht notwendig. Ich habe mich auf eine 
Industriepromotion und eine WiMi-Stelle(100%) an einem 
Fraunhofer-Institut beworben, beide Verfahren laufen und beide könnte 
ich mir auch gut vorstellen, weis aber nicht so genau wie meine Chancen 
da stehen.

Promotion in der Gruppe meiner Masterarbeit und an dem 
Forschungsinstitut meiner Nebentätigkeit wurde mir angeboten, reizt mich 
aber nicht so (thematisch nicht ganz mein Fall, halbe Stellen, teilw. 
Übungen/Praktika betreuen).

Irgendwie reizt es mich einfach mehr, in die Industrie zu gehen und was 
praktisches zu machen. Ich kann gar nicht so genau erklären, warum. 
Zumindest an der Uni ist mir die Zusammensetzung der Gruppen auch etwas 
homogen (viele Doktoranden, 24-32 Jahre, paar Masterstudenten, wenige 
Bachelorstudenten, 0-3 Postdocs, 1 Prof, alles Physiker). Das war an dem 
Forschungsinstitut besser, da gab es auch ältere Arbeitnehmer, ca. 30% 
waren Physiker, einige auch von der Fh, ca. 50% promoviert.

von Berufseinsteiger (Gast)


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Car schrieb:
> Möchtest Du in Deiner Bewerbung Deine Stärken herausstellen und warum
> der Job zu Dir passt, oder möchtest Du allen Beteiligten aus Personal-
> und Fachabteilung ein Rätsel schicken, das sie lösen sollen?
>
> Ich vermute mal mehr Erfolg hast Du mit der ersten Variante...

Ok, ist angekommen :)

Danke für die ehrlichen Worte.

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