Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Anfänger: regelbarer Längsregler


von michi099 (Gast)


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Guten Abend,

Ich habe mich nun an meinen 1. Schaltungsentwurf herangewagt, einem 
regelbaren Längsregler.

Der Schaltplan befindet sich im Anhang.

Die Spannungsquelle V1 soll später von einem DAC betrieben werden.

Da meine Schaltung offensichtlich noch verbesserungsfähig ist, würde ich 
mich freuen, wenn ihr mir Tipps geben könntet.

Mit freundlichen Grüßen
michael

von michi099 (Gast)


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UPDATE: U1 und U3 sollen durch einen Transimpedanzwandler ersetzt 
werden,
dieser wird mit V+ und GND versorgt.
Somit kann an der Transistorbasis keine negative Spannung entstehen.

Mfg
michael

von Helmut S. (helmuts)


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Regel 1:
Du sollst nur einen Opamp in der Regelschleife haben.

Regel 2:
Auch die nachfolgende Treiberstufe sollt nur Verstärkung 1 oder weniger 
haben.

Wenn du diese beiden Punkte befolgst, dann brauchst du nur noch einen 
kleinen C (100pF...xnF) oder C und R(Serienwiderstand) zwischen -Eingang 
und Ausgang des Opamps um eine stabile(=nicht schwingende) Regelung zu 
bekommen.

von michi099 (Gast)


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Vielen Dank für deine Antwort!

Das heißt, die Schaltung ist von Grund auf neu zu machen, da ich den 
BC337 brauche, um vom OPV Pegel von 12V, eine Spannung von 30V für den 
Spannungsfolger bereitzustellen.

Dadurch werden mehrer Opamps in der Regelstrecke notwendig, da mir BC337 
invertiert. Es wäre jedoch möglich, einen opamp mit 30V Ausgangsspannung 
zu verwenden, diesen müsste ich mir jedoch erst besorgen.

Mfg
michael

von spontan (Gast)


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Helmut S. schrieb:

>Du sollst nur einen Opamp in der Regelschleife haben.

Das ist doch eine klare Ansage, Du machst aber wieder sowas draus:

>Dadurch werden mehrer Opamps in der Regelstrecke notwendig, da mir BC337
>invertiert.


Und warum willst Du das?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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michi099 schrieb:
> Es wäre jedoch möglich, einen opamp mit 30V Ausgangsspannung
> zu verwenden, diesen müsste ich mir jedoch erst besorgen.

Der LM324 kann aber schon +/-13V oder 26V bei unsymmetrischer Speisung. 
Ausserdem sehe ich gar nicht, wo du die grosse Ausgangsspannung 
brauchst, denn der BC337 wird schon bei 0,7V an der Basis voll 
durchsteuern.

spontan schrieb:
>>Dadurch werden mehrer Opamps in der Regelstrecke notwendig, da mir BC337
>>invertiert.
>
> Und warum willst Du das?

Möchte ich auch wissen. Wenn du bei dem Komparator am Anfang deiner 
OpAmp Kette einfach die Eingänge tauchst, bist du eigentlich schon 
fertig, vorausgesetzt, du kriegst die Regelschwingungen in den Griff.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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michi099 schrieb:
> Ich habe mich nun an meinen 1. Schaltungsentwurf herangewagt, einem
> regelbaren Längsregler

Du hast noch nicht viel Regelungstechnick gelernt, deine Schaltung wird 
nicht regeln sondern schwingen, weil du über Phasenkompensation noch 
nicht nachgedacht hast.

http://www.ti.com/lit/an/slod006b/slod006b.pdf

von michi099 (Gast)


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@Matthias Sch.
Das Problem ist, dass wenn ich den BC337 weglassen würde, müsste ein 
opamp die 30V für die Basis vom 2N3055 bringen, da dieser ja als als 
Spannungsfolger arbeitet.

Wenn ich +/- umdrehe habe ich ja trotzdem noch ein Pegelproblem.

@MaWin
Mit deiner Feststellung liegst du richtig, wir haben in Elektronik 
gerade die Grundglieder gelernt. In Steuerungs- und Regelungstechnik 
beginnen wir, wie du bemerkt hast erst mit Regelungstechnik.
Ich danke dir für den Link. Den werd ich mir im Laufe des Tages genauer 
ansehen.


Das heißt, die Verstärkung vom BC337 dürfte auch max 1 sein?

Mfg
michael

von MaWin (Gast)


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michi099 schrieb:
> Das heißt, die Verstärkung vom BC337 dürfte auch max 1 sein?

Nein, das heisst, du musst die zusätzliche Verstärkung die er bringt 
auch zusätzlich kompensieren.

von Helmut L. (helmi1)


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michi099 schrieb:
> Das heißt, die Verstärkung vom BC337 dürfte auch max 1 sein?

Dann kannst du aber deinen Leistungstransistornicht voll aussteuern, 
also muss er mehr als 1 verstaerken. Besser du sucht dir einen OP der 
eine hoehere Betriebsspannung kann, das macht das Leben einfacher.

von Marek W. (ma_wa)


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Mal eine Frage, hat das Teil in der Simulation funktioniert?


Warum nicht so:


                                    +---   ----+
                                    |   \ ^    |
                                    |   ---    |
                                    |    |    .-.
                                    |   -+    | |
                                     \ ^      | |
                    |\|              ---      '-'
                 +--|-\        _    |        |
                 |  |  >------|___|---+        |
             ----|--|+/                        |
                 |  |/|                        |
                 |                             |
                 +-----------------------------o
                                               |
                                               |
                                               |
                                              .-.
                                              | |
                                              | |
                                              '-'
                                               |
(created by AACircuit v1.28.6 beta 04/19/05 www.tech-chat.de)

von Ulrich (Gast)


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Der LM324 verträgt bis 32 V Versorgungsspannung - das reicht je nach 
Schaltung bis etwa 27 V am Ausgang.

Etwas zusätzliche Verstärkung im Regelkreis ist erlaubt, nur sollte die 
nicht zu groß werden, und eher konstant sein. Der Transistor in 
Emitterschaltung hat je nach Arbeitspunkt eine andere Verstärkung und 
ist ggf. auch noch relativ langsam.

Die grobe Faustregel für so eine Regelschleife ist, möglichst wenig 
Elemente in der Schleife und nur an einer Stelle mit hoher Verstärkung 
richtig langsam für die Kompensation. Die anderen Teile der 
Regelschleife sollten recht schnell sein.

von michi099 (Gast)



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Erstmal Danke für die vielen tollen Rückmeldungen!

1. Um etwaige Missverständnisse zu unterbinden:
Ich möchte nicht an meiner Schaltung festhalten, sondern ein Verständnis 
für den Schaltungsentwurf entwickeln, deswegen hier noch Fragen zu euren 
Empfehlungen/Feststellungen, um Klarheit zu erhalten.

Zusammenfassend:
-Zu viele Glieder in der Regelstrecke (Nichtinv. Verst., Inv.Verst., BJT 
mit hFE von min. 300), der 2N3055 ist jedoch OK, da V<1

Ohne den Invertierenden Verst. wäre die Schaltung ja Mitgekoppelt, 
richtig?

Nun kann man eine Gegenkopplung durch Rückkoppeln auf + beim 
Nichtinvertierenden Verstärker erreichen (natürlich dann ohne Nichtinv. 
Verstärker), richtig?


@Marek Walther
1. Danke für die Schaltung! Es ist bei dieser Schaltung aber auch eine 
Spannung von ~30V an der Basis vom Darlington notwendig, aber dennoch 
eine Überlegung wert.

Nun zur Simulation der Schaltung (mit Spannungsfolger hatte LTSpice 
Timestep-Probleme, deswegen hier ohne), beim Param.Sweep treten auch bei 
einigen Widerstandswerten TimeStep-Fehler auf. Im Bild: grün: 10ohm, 
blau: 50 ohm, rot: 200ohm ,hellblau: 10kohm


@MaWin
Mit kompensieren meinst du vermutlich Gegenkoppeln? Als in den Emitter 
noch R||C oder nur C rein? Ist das einzige was mir jetzt einfällt (vom 
Transistor als Verstärker).


@Helmut Lenzen
Vermutlich wird es auf einen OPV mit größerer Ausgangsspannung 
hinauslaufen, oder ich nehme den LM324 in Single-Supply wie von Ulrich 
vorgeschlagen.


@Ulrich
Das heißt, der Transistor muss auf jedenfall gegengekoppelt betrieben 
werden?
Zur Faustregel: In meinem entwurf ist also der BC337 der langsamste, da 
die OPVs ja keine hohe Verstärkung haben und so die Bandbreite groß ist 
(-->GBW)?
Liege ich da mit meiner Überlegung richtig, dass das größte Problem der 
BC337 mit seinem großen hFE ist?


Mit freundlichen Grüßen
michael

von Harald W. (wilhelms)


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michi099 schrieb:

> regelbaren Längsregler.

Das ist natürlich schon eine recht seltsame Wortkonstruktion.
Du meinst vermutlich einen einstellbaren Längsregler. :-)
Gruss
Harald

von ArnoR (Gast)


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@ michi099

Das hauptsächliche Problem an deiner Schaltung ist die zusätzliche 
Spannungsverstärkung, die der BC337 in die Rückkoppelschleife des 
Regel-OPV U2 einbringt. Weitere Faktoren sind die Phasendrehung des 
anderen OPV, die des Leistungstransistors und die der nicht 
eingezeichneten, aber immer auftretenden, kapazitiven Last. Das alles 
zusammen führt zum Erfüllen der Schwingbedingung.

Eine Stromgegenkopplung im Emitter des BC337 reduziert zwar die 
Spannungsverstärkung, aber dann sind kleine Ausgangsspannungen nicht 
möglich. Die Wirkung ist also begrenzt. Der Ausgangsspannungsteiler 
trägt auch zur Reduktion der Schleifenverstärkung bei.

Man kann über R4 einen kleinen Kondensator legen und mit der dadurch 
erzielten Phasenvoreilung die schädliche Phasendrehung bzw. die zu hohe 
Verstärkung etwas kompensieren.

Aber schließlich wirst du die Schaltung mit solchen Maßnahmen nicht 
stabil bekommen, sondern musst den Regel-OPV durch Beschaltung als 
Integrator extrem langsam machen, damit die Schleifenverstärkung bei 
erreichen der 180° Phase auf unter 1 gefallen ist.

Es ist ziemlich ungeschickt, erst eine unnötige Verstärkung in der 
Regelschleife zu erzeugen und die dann umständlich wieder zu beseitigen 
bzw. zu kompensieren. Nicht umsonst werden Netzteile so aufgebaut, wie 
Marek Walther es gezeigt hat.

von MaWin (Gast)


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michi099 schrieb:
> Mit kompensieren meinst du vermutlich Gegenkoppeln?

Ja.

> Als in den Emitter noch R||C oder nur C rein?

Nein, bei deiner Schaltung sicher nicht so einfach.

von ArnoR (Gast)


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Und auch statisch ist die Schaltung Murks. Die Kombination aus R2 und Q1 
erlaubt keine vernünftige Steuerung des Leistungstransistors. Bei großen 
Ausgangsspannungen ist der Strom durch R2 sehr klein und damit auch der 
Ausgangsstrom. Bei kleinen AUsgangsspannungen ist der Strom durch Q1 
sehr groß. Besser als R2 ist also eine Konstantstromquelle, aber die 
vergrößert die Spannungsverstärkung von Q1 und damit die dynamischen 
Probleme...

von michi099 (Gast)


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Vielen Dank für die großartige Hilfe!


@ArnoR
Super Erklärung! Vielen Dank. Nun freue ich mich immer mehr auch auf den 
Schulunterricht, wo wir in der kommenden Zeit in Regelungstechnik 
unterrichtet werden.


@MaWin
Auch dir nochmal vielen Dank für die Erklärungen.



Das heißt die (für mich) beste (einfache) Lösung ist einen OPV, welcher 
~30V Uaus schafft (single supply...) und auf den Darlingtonverstärker.


Nun habe ich noch eine 'persönliche' Frage:
Habt ihr das entwerfen von Regelkreisen in der Arbeit gelernt, oder 
lernt man das auch (für praktischen Einsatz) auf einer Uni/FH?
Diese Frage stelle ich, da mich dieser Bereich fasziniert. Ich habe nun 
noch ca. 1 Jahr in der HTL und muss ja nun schon langsam zu überlegen, 
wie es weitergehen soll und für mich kämen alle Optionen in Frage...
Über eine Antwort zu diesem OT wäre ich noch sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
michael

von MaWin (Gast)


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michi099 schrieb:
> rnt man das auch (für praktischen Einsatz) auf einer Uni/FH?

Im Fach Regelungstechnik, von vorne bis hinten.

von michi099 (Gast)


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Danke für deine Auskunft.

Nun bin ich wunschlos glücklich ;)

Ich möchte mich nochmal herzlich für eure kompetenten Antworten 
bedanken!
Außderdem wünsche ich noch allen einen angenehmen Abend.

Mit freundlichen Grüßen
michael

von Amateur (Gast)


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Ich habe vergeblich versucht herauszufinden, welchen Strom Du regeln 
willst.

Mal gibt es 100Ohm (30V/100Ohm=0,3A)
mal gibt es RLoad...

Im Bereich von 0,3A brauchst Du keinen 2N3055. Ein Darlinton aus der 
TIP-Reihe reicht da völlig aus.

Bei einem "richtigen" Ausgangsstrom solltest Du beachten, dass der 
2N3055 eine Stromverstärkung so zwischen kaum und wenig hat.
Dein Treiber kann zwar theoretisch 800 mA, hat's aber nicht so mit der 
Verlustleistung in seinem Plastikhaus.

von michi099 (Gast)


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Hallo Amateur,

Geregelt werden sollte die Spannung von RLoad, der Leistungstransistor 
arbeitet als Spannungsfolger --> Kollektorschaltung (V~1, 
Leistungsverstärkung), der BC337 sollte die Basisspannung von bis zu 30V 
zu Verfügung stellen, da kein OPV, welchen ich zu Hause habe, eine 
Ausgangsspannung von 30V schafft.

Ich bin nun zu dem Schluss gekommen, dass ich entweder nur bis ~27V gehe 
(siehe Posting von Ulrich), oder mir einen OPV mit höherer möglicher 
Ausgangsspannung besorge.
Verwendet wird nun die von Marek Walther vorgeschlagene Schaltung.

Mit freundlichen Grüßen
michael

von michi099 (Gast)


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Ach Sorry, ich glaube ich habe dich etwas missverstanden.
(Wie ich diese Missverständnisse hasse!)

Die Schaltung soll die Funktion einer veränderbaren 
Konstantspannungsquelle haben. Es sind also auch noch kleinere 
Widerstände möglich.

Mit freundlichen Grüßen
michael

von Amateur (Gast)


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Die Spannungen im System sind eine Sache, die Ströme eine andere.

Willst Du z.B. eine Last von 30 Ohm anschließen, was bei 30V einem Strom 
von 1 Ampere entspricht (Dank an Herren Simon Ohm), so muss Dein 
Treibertransistor etwa 100 mA Dauerstrom liefern können.

Schließt Du, bei einer Ausgangsspannung von 3 Volt, einen Widerstand von 
3 Ohm an, so kommt Dein Treiber richtig ins Schwitzen. >=2,5 (Watt auch 
immer).

Schau mal ins Datenblatt - oder auch nicht.

von Ayk N. (ayk-ohm)


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Wie wäre es mit der Schaltungsvariate?

Hier wird der OPV mit +-5 V betrieben und du kannst eine 
Eingangsspannung von mehr als 32 V nutzen.

von Ulrich (Gast)


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Die Schaltungsvariante mit der schwebenden Versorgung gibt es auch. 
Allerdings hat die eine eher nicht so gute Stabilität, weil der 
Endstufen-Transistor in Emitterschaltung arbeitet, auch wenn es erst 
anders aussieht.
Für den Anfang ist das dann eher etwas zu kompliziert.

Solange zu Verstärkung hinter dem OP nur klein ist (also etwa 2 fach) 
und auch genügend schnell ist, stört sie noch nicht so sehr. Viel wird 
schon einfach durch den Teiler am Ausgang ausgeglichen. Das erfordert in 
der einfachen Form einfach eine Gegenkopplung am Transistor und dafür 
ggf. eine negative Versorgung für den OP.

Noch etwas besser kann man es machen, wenn man die Spannung hinter der 
Stufe zur Spannungsverstärkung mit in die Rückkopplung am OP einfließen 
lässt. Ein OP für geringe Spannung und 2-3 Transistoren mit etwas 
Verstärkung ersetzen dann einen OP für Hohe Ausgangsspannung. Ganz 
trivial ist das allerdings auch nicht, weil auch die lokale Schleife 
instabil werden kann.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Ayk N. schrieb:
> Wie wäre es mit der Schaltungsvariate?

Über der Stromquelle T3/T4 liegt immer eine relativ konstante Spannung. 
Wozu dann eine Stromquelle nehmen? Ein Widerstand reicht!


Gruß

Jobst

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