Forum: Platinen Frage zur Stromversorgung bei Multilayer Platinen


von H. B. (Gast)


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Hallo,
will ein 4-fach Multilayer Board layouten.
Einer der beiden Innenlayer wird als Massefläche ausgelegt,
den zweiten Innenlayer möchte ich für die Stromversorgung benutzen.
Es fliessen nur geringe Ströme auf der Baugruppe (max. 100mA).
Ich werde in beiden Innenlayern keine Leiterbahnen zur Signalführung 
brauchen.
Kann ich dann die +3,3V Stromversorgung im Innenlayer auch als Fläche 
auslegen oder sollte ich Leiterbahnen ziehen?
Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer 
und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser 
Kondensator wirken und das nicht so gut sein soll.
Welche Erfahrungen aus der Praxis gibts dazu?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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H. B. schrieb:
> Es fliessen nur geringe Ströme auf der Baugruppe (max. 100mA).
> Ich werde in beiden Innenlayern keine Leiterbahnen zur Signalführung
> brauchen.
Warum machst du dann überhaupt ein 4-lagiges Design?

> Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer
> und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser
> Kondensator wirken und das nicht so gut sein soll.
Falsch gehört. Prinzipiell ist so ein Kondensator sehr gut. Leider aber 
fast nicht vorhanden, weil gerade die Innenlagen sehr weit auseinander 
sind. Du solltest auf jeden Fall Entkopplungskondensatoren dicht an den 
ICs vorsehen...

: Bearbeitet durch Moderator
von Falk B. (falk)


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@ H. B. (communicator9)

>Einer der beiden Innenlayer wird als Massefläche ausgelegt,
>den zweiten Innenlayer möchte ich für die Stromversorgung benutzen.

Das ist der Normalfall.

>Es fliessen nur geringe Ströme auf der Baugruppe (max. 100mA).
>Ich werde in beiden Innenlayern keine Leiterbahnen zur Signalführung
>brauchen.

Um so einfacher.

>Kann ich dann die +3,3V Stromversorgung im Innenlayer auch als Fläche
>auslegen oder sollte ich Leiterbahnen ziehen?

Warum denn nicht? Mein Gott, muss man jede noch so einfache Sache immer 
nachfragen?

>Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer
>und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser
>Kondensator wirken und das nicht so gut sein soll.

Genau anders herum. Der große Kondensator IST gut.

>Welche Erfahrungen aus der Praxis gibts dazu?

Du denkst zuviel. Mach eine Massefläche und eine VCC Fläche und fertig.

von Matthias L. (Gast)


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>Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer
>und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser
>Kondensator wirken

Ja. richtig.


>und das nicht so gut sein soll.

Weil?

von Florian W. (Firma: Pesch Marinescheinwerfer) (seematzfw)


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Falk Brunner schrieb:
>>Kann ich dann die +3,3V Stromversorgung im Innenlayer auch als Fläche
>>auslegen oder sollte ich Leiterbahnen ziehen?
>
> Warum denn nicht? Mein Gott, muss man jede noch so einfache Sache immer
> nachfragen?
>
>>Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer
>>und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser
>>Kondensator wirken und das nicht so gut sein soll.
>
> Genau anders herum. Der große Kondensator IST gut.
>
>>Welche Erfahrungen aus der Praxis gibts dazu?
>
> Du denkst zuviel. Mach eine Massefläche und eine VCC Fläche und fertig.

Matthias Lipinsky schrieb:
>>Hab mal gehört dass eine durchgehende Massefläche in einem Innenlayer
>>und eine durchgehende + Fläche im anderen Innenlayer wie ein grosser
>>Kondensator wirken
>
> Ja. richtig.
>
>
>>und das nicht so gut sein soll.
>
> Weil?

Weil je nach Anwendung und verwendeten Signalfrequenzen er so massive 
Probleme mit der EMV bekommen kann. Wenn beide Flächen vollflächig 
ausgelegt sind, koppelt er im Zweifelsfall hochfrequentes Rauschen in 
die analogen Komponenten und/oder die Spannungsversorgung ein.

Man kann also durchaus darüber nachdenken, ob sich die Platine nicht 
hinsichtlich EMV verbessern lässt, statt einfach zwei riesige Flächen zu 
nehmen.

Es gibt Techniken, dieses Einkoppeln in andere Systeme zu unterdrücken, 
und dazu zählt auch, dass man im VCC/VDD-Layer Leiterbahnen zieht, die 
sternförmig von der Spannungsversorgung abgehen. Unter den jeweiligen 
Bauteilen werden dann jeweils wieder VCC/VDD-Inseln gebildet.

In diesem Zusammenhang kann ich nur 
http://application-notes.digchip.com/070/70-41115.pdf empfehlen.

Gruß
Florian

von H. B. (Gast)


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Danke für die Antworten

Ja das mit der EMV mein ich im Zusammenhang mit den Problemen wenn VCC 
und GND als grosse Flächen ausgeführt sind.

Auf der Platine gibts schon Bausteine deren Signale mit hohen Frequenzen 
arbeiten (32 Bit Controller, Grafikcontroller, LVDS Wandler ,serielle 
Flash Speicher, usw.)

von Falk B. (falk)


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@ H. B. (communicator9)

>Ja das mit der EMV mein ich im Zusammenhang mit den Problemen wenn VCC
>und GND als grosse Flächen ausgeführt sind.

Das gilt bestenfalls für 1% aller Platinen, die sehr empfindliche 
Analogschaltung drauf haben.

>Auf der Platine gibts schon Bausteine deren Signale mit hohen Frequenzen
>arbeiten (32 Bit Controller, Grafikcontroller, LVDS Wandler ,serielle
>Flash Speicher, usw.)

Der übliche Digitalkram, dort ist das um Größenordnungen unkritischer 
und eine durchgängige Masse + VCC Ebene Standard.

von Antimedial (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Weil je nach Anwendung und verwendeten Signalfrequenzen er so massive
> Probleme mit der EMV bekommen kann. Wenn beide Flächen vollflächig
> ausgelegt sind, koppelt er im Zweifelsfall hochfrequentes Rauschen in
> die analogen Komponenten und/oder die Spannungsversorgung ein.

Ja, bei ganz empfindlichen OP-Schaltungen muss man die Ausgangskapazität 
minimieren, und dann darf man keine Fläche unter dem Ausgang haben. 
Aber: Wenn das relevant ist, wird der TO mit seinem Wissen sowieso 
Probleme bekommen.

Ansonsten würde ich nur beachten, dass man unter der switching node 
eines Schaltnetzteils keine Flächen macht. Ansonsten durchgängige 
Flächen. Auch Analog/Digitalground würde ich nicht trennen, auch wenn 
das mancherorts noch gängige Praxis ist. Besser für räumliche Trennung 
sorgen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Es ist in den meisten Fällen eine ausgesprochen gute Idee, für die 
Versorgungsspannungen vollständige Innenlagen zu verwenden. Meine 
Erfahrung ist jedoch, dass man Schaltregler möglichst auf eigene Inseln 
legen sollte. Unterhalb von Speicherdrosseln sollte wiederum keine 
durchgängige Kupferfläche sein, d.h. weder Masse noch ein anderes 
Potential, da dies zu erheblichen Wirbelströmen und der Reduktion des 
Wandler-Wirkungsgrades führen kann.

Eine Schaltreglerinsel koppelt man vorzugsweise über möglich dicht 
beieinanderliegende schmale Stege an, d.h. alle drei Potentiale 
(Eingang, Ausgang, Masse). Im Bereich dieser Stege kann man dann noch 
Filterelemente anbringen, z.B. Ferrite und kleine Abblockkondensatoren.

Ich hatte vor langer Zeit einmal einen Schaltregler (Intersil ISL8540), 
bei dem ich im ersten Versuch massive Probleme mit Störspitzen hatte, 
die gleich in die Versorgungslage einkoppelten. Das Auftrennen (durch 
gezieltes Aufbohrung von Durchkontaktierungen) der Ausgangsspannung und 
anschließendes Neuanschließen an die Versorgungslage konnte ich eine 
beträchtliche Senkung des Störpegels erzielen.

Letztendlich stellte sich dann aber heraus, dass die Störungen in Form 
sehr kurzer (~2ns) Nadelimpulse durch den Ladevorgang des 
Bootstrap-Kondensators verursacht wurden und durch einen kleinen 
Serienwiderstand beseitigt werden konnten.

: Bearbeitet durch User
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