Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wann und wo welchen Kondensator?


von Malte F. (falte87)


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Moin zusammen,

also ich habe eine Frage zu Schaltungen mit einem Microcontroller. Und 
zwar möchte ich gerne zum Einstieg in diesen Themenbereich eine 
Schaltung mit einem ATmega8 aufbauen, da ich diesen habe. Zum Anfang 
möchte ich einfach eine LED an einem Ausgangspin zum leuchten bringen. 
Dazu nutze ich einen 16 MHz Quarz den ich an XTAL1 und XTAL2 des MC's 
anschließe. Noch ein Widerstand zwischen LED und Ground und die LED wird 
dann auf den Ausgangsport geführt. Am Quarz kommen noch zwei 
Kondensatoren zum Einsatz zwischen den jeweiligen Pins und Ground. Ich 
würde gerne noch eine Reset-Schaltung einbauen am Resetpin. Im Internet 
habe ich mich darüber zwar schon viel gelesen und gesehen zu so einer 
Schaltung aber überall kommen Kondensatoren zum Einsatz. Klar ist es 
jetzt einfach zu sagen, bau die Schaltung einfach nach, aber ich will es 
auch ein bisschen verstehen... Und zwar verstehe ich nicht wann ich 
welchen Kondensator wo brauche. Wann brauche ich einen ELKO, wann einen 
Folienkondensator, wann einen Keramikkondensator und wie errechne ich 
welchen Kondensator ich brauche? Oder wo kann ich das nachlesen? Das 
Thema Kondensator ist zwar hier schon öfters diskutiert worden, aber zu 
meinem Problem hab ich noch nichts gefunden. Vielleicht kann mir jemand 
weiter helfen.

Besten Gruß,

Malte

von Thomas E. (thomase)


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von Malte F. (falte87)


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Danke. Aber woher weiß ich jetzt wann ich welchen brauche? Lese da 
nichts zu wie groß die sein müssen und welche Nennspannung die brauchen 
und welche Bauart. Was Kondensatoren an geht habe ich überhaupt keine 
Ahnung und auch bei Microcontroller-Schaltungen bin ich eher Neuling. 
Habe sonst nur mit Evaluationsboards gearbeitet und will jetzt aber mal 
selber ein Board bauen mit einem MC.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Zum Abblocken nimmt man üblicherweise 100 nF. Als Hobbybastler kann man 
ruhig klotzen und X7R Keramik nehmen.

Bei Leistungselektronik (oder für optimalen Overkill) ergänzt man dann 
die 100 nF um weitere Cs, z.B. zusätzlichen 1 µF MLCC X7R oder direkt 
einige µF Elkos in der Nähe.

von Martin (Gast)


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Nennspannung hängt von

Malte Falk schrieb:
> Aber woher weiß ich jetzt wann ich welchen brauche?

Je nachdem... Ohne spezielle Anforderungen einfach das billigste - 
dürfte unter 10µF Keramik sein und drüber Elkos.


> Lese da
> nichts zu wie groß die sein müssen und welche Nennspannung die brauchen
> und welche Bauart.

Also die Kapazitäten stehen sehr wohl in der verlinkten AppNote.
Nennspannung ergibt sich aus der anliegenden Spannung + Reserve und dem, 
was Dein Lieferant so hergibt. Bei den Keramikkondensatoren dürfte es 
bei den Kapazitäten eh nichts unter 50V geben, also nimmt man 50V...
Die Bauart (was auch immer Du damit meinst) hängt von deinen 
Lötfähigkeiten ab ;-)

> Was Kondensatoren an geht habe ich überhaupt keine
> Ahnung und auch bei Microcontroller-Schaltungen bin ich eher Neuling.
> Habe sonst nur mit Evaluationsboards gearbeitet und will jetzt aber mal
> selber ein Board bauen mit einem MC.

Schau Dir doch mal die Schaltpläne von ein paar dieser Boards an. Da 
kann man einiges lernen (positiv als auch negativ).

von Thomas E. (thomase)


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Malte Falk schrieb:
> Danke. Aber woher weiß ich jetzt wann ich welchen brauche? Lese da
> nichts zu wie groß die sein müssen und welche Nennspannung die brauchen
> und welche Bauart. Was Kondensatoren an geht habe ich überhaupt keine
> Ahnung und auch bei Microcontroller-Schaltungen bin ich eher Neuling.
> Habe sonst nur mit Evaluationsboards gearbeitet und will jetzt aber mal
> selber ein Board bauen mit einem MC.

Auf Seite 14 ist ein Schaltplan. Bauart siehe Martin.

mfg.

von 6A66 (Gast)


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Marian B. schrieb:
> Zum Abblocken nimmt man üblicherweise 100 nF. Als Hobbybastler kann man
> ruhig klotzen und X7R Keramik nehmen.

Prinzipell richtig. Alternative: Kleckern.
Selbst Keramik Y5V reicht für dieses Anfangsstadium.
Daher denke ich: egal ob Keramik oder Folie. Sobald du den richtigen 
Kapazitätswert und die Spannung einhälst sollte das laufen (unter 1n 
sowieso nur COG, drüber ob Folie oder x5/7r oder Y5V wurscht. Dort wo 
Elko nötig ist es bezeichnet.)

rgds

von Malte F. (falte87)


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Vielen Dank erstmal für die ganzen Antworten. Ich werde mir mal ein paar 
Schaltpläne nochmal genauer anzuschauen. Wenn ich aber schon hier dabei 
bin, dann kann mir ja vielleicht noch einer mit Dioden helfen. Ich 
wollte mir gerade noch Z-Dioden bestellen. Leider fiel mir da auf, dass 
es da auch unterschiede gibt zwischen 0,5W und 1,3W. Außerdem welche 
Spannung brauche ich? Kann mir da jemand noch weiterhelfen? Ist 
absolutes Neuland hier für mich.

von Dennis (Gast)


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Ich glaube eigentlich gefragt ist sind die unterschiedlichen 
Einsatzgebiete und Techniken der verfügbaren Kondensatoren.

von Thomas (kosmos)


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diese 100nF Kerkos liefern die kurzen Impulsströme die der µC zieht 
damit die Leitung durch diese Impulsbelastungen nicht Schwingt also zum 
Sender wird (EMV Verhalten) deswegen sollten diese Kerkos sehr nah an 
den entsprechenden µC Pins sein. Kerkos sind in der Regel sehr klein und 
haben dadurch nur geringe Kapazitätswerte. An deinem Spannungsregler wo 
es auf eine größere Kapazität ankommt kommen dann Elkos zum Einsatz, 
diese haben aber das Problem der Alterung die mit höheren Temperaturen 
zunimmt.

von T.roll (Gast)


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Malte F. schrieb:
> Im Internet
> habe ich mich darüber zwar schon viel gelesen und gesehen zu so einer
> Schaltung aber überall kommen Kondensatoren zum Einsatz.

Damit wir das auch noch klären.

Die übliche Resetschaltung bei den AVR besteht aus einem Widerstand 
gegen Vcc.
Zusätzlich kann man einen Kondensator benutzen bei störenden Umgebungen 
benutzen. Der parallel geschaltete Kondensator hält den Resetpin am 
Anfang für kurze Zeit auf Low, also den AVR im Resetzustand. Der Grund 
dafür ist, dass zuerst der Kondensator aufgeladen wird und dann erst die 
Spannung zum Pin kommt. Außerdem kann er kleine Spannungseinbrüche 
kompensieren und verhindern, dass ein Reset ausgelöst wird.

von Frank M. (frank_m35)


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Elektrolyt: Hohe Kapazitäten, mittlere Bauform, Alterung, nicht für 
hochfrequente Ströme geeignet. Aufgrund der hohen Kapazität aber oft die 
einzige Wahl um mittlere Ströme über eine längere Dauer (bspw. LED 
einschalten) zu puffern.

Keramik: Mittlere Kapazität, kleine Bauform, 'keine' Alterung, gut 
geeignet für sehr hohe kurze Ströme. Wird immer öfter verwendet aufgrund 
fortschreitender Miniaturisierung. Bei Keramik macht das Dielektrikum 
große Unterschiede, so ist Y5V sehr Temperaturabhängig (Kapazität 
schwankt mit Temperatur) und auch ineffizienter als X5R/X7R. Das beste 
ist C0G (bzw. NP0) jedoch gibt es das nur für kleine Kapazitäten.

Folie: Kleine Kapazität, große Bauform, sehr effizienter und guter 
Kondensator. Brauchst du aber vorerst gar nicht, verwendet man für 
hochfrequente Schwingkreise.


Am Netzteilstecker-Eingang setzt du am besten einen großen 
Elektrolyt-Kodensator (irgendwas zwischen 47uF - 150uF), welcher die 
LED-Lasten puffern kann.
Vor jeden Stromversorgungspin des Mikrocontrollers setzt du so dicht wie 
nur möglich ein 0.1uF Keramik-Kondensator (C0G/X7R/X5R) um die 
hochfrequenten Ströme des uC zu puffern.

Natürlich könnte man in die Versuchung kommen auch einen 
Keramik-Kondensator (X5R/X7R) anstatt eines Elektrolyt zu verwenden 
(sofern man einen mit der gewünschen Kapazität findet). Jedoch ist der 
hohe Widerstand des Elektrolyt an dieser Stelle von Vorteil. D.h. du 
kannst noch einen Keramik parallel dazu schalten, aber nicht den 
Elektrolyt damit ersetzen.
http://cds.linear.com/docs/en/application-note/an88f.pdf


Bei den Kondensatoren kann man eine Wissenschaft draus machen. So kann 
man noch die Bauform bewusst variieren, Arten vermischen, etc.
Faustregel:
Kleine Kapazität und kleiner ESR für hohe Frequenzen und kleine 
Lastschwankungen.
Große Kapazität für niedrigere Frequenzen.


Bleib bei den Keramik bei C0G/X7R/X5R wenn es angegeben ist, ansonsten 
egal. Du hast keine hohe Stückzahlen, du musst dir um Stückpreise keine 
Gedanken machen und somit nicht auf billigere Dielektrika zurückgreifen.
Nimm immer Kondensatoren mit deutlich höhere Spannung. Mindestens das 
doppelte! Besser mehr.
Beachte bei der LED den Strom. Der uC Pin kann nur einen begrenzten 
Strom pro Pin liefern. Willst du eine leistungsstärkere LED betreiben 
brauchst du einen Transistor/Mosfet.

von Ulrich F. (Gast)


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Malte F. schrieb:
>  Dioden

Erst Kondensatoren, dann Dioden......
Herrlich!

Ja, entwickle eine Beziehung zu den Dingern.

von Norbert M. (Gast)


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Malte F. schrieb:
> verstehe ich nicht wann ich welchen Kondensator wo brauche. Wann brauche
> ich einen ELKO, wann einen Folienkondensator, wann einen
> Keramikkondensator und wie errechne ich welchen Kondensator ich brauche?

Da gibt's nix zu berechnen, idealer Weise hättest Du gerne einen idealen 
Kondensator mit Kapazität C. Nur den gibt's eben nicht zu kaufen, 
deswegen muß man eben das nehmen, was es gibt. Das wären z.B. 
(unvollständig):

- Keramikkondensator
  Gibt's vom einstelligen Pico-Farad-Bereich bis dreistelligen
  uF-Bereich. Ist meistens klein und billig, mittlerer Spannungsbereich,
  je nach Technologie des Dielektrikums bis in den Hochfrequenzbereich
  verwendbar. Aber Achtung - piezoelektrischer Mikrophonieeffekt!
  Ungepolt, kleine Kapazitäten äusserst schnell, daher auch klassischer
  Abblock-Kondensator (z.B. 100nF/10V). Meistens ein guter Kompromiss
  aus Kapazität, Preis und Volumen.

- Aluminium-Elektrolyt-Kondensator. Nasschemisches System mit in seinem
  Bereich unerreichter Kapazität (=Leistungsdichte). Trotz der
  technologie-inhärenten Schwächen unverzichtbar, wenn's um die Ladung
  geht. Nutzbarer Spannungsbereich sehr groß (Hausnummer 5V bis 1000V),
  gängigste Kapazitäten im Bereich von 2 uF bis 680 mF. Bis auf teure
  Sonderanwendungen ("bidirektionaler Audio-Durchgangskondensator")
  nur gepolt erhältlich, Lebensdauer extremst temperaturabhängig (am
  Besten 105°-Typen nehmen), großer Wettbewerb, daher auch viel Schrott
  am Markt - Rubycon, Nichicon, Chemicon, etc. bevorzugen.
  Typische Anwendung: Sieb für Gleichriter, bei Schaltreglern
  (Stichwort: ESR, ESL - auf mainboards z.B.) und in Zwischenkreisen
  von Umrichtern.

- Folienkondensator:
  Teuer, aber beste Qualität. Typisch vom pF-Bereich bis hin zu
  wenigen uF erhältlich. Praktisch keine Alterung, oft selbstheilend.
  Bis in höchste Spannungsbereiche (zweistellige Kilo-Volt) eingesetzt.
  Anwendungsbereich im Großen und ganzen durch Kapazität begrenzt
  (Folienkondensatoren von hoher Kapazität werden sehr schnell groß und
  teuer). Eigene Wisseschaft, da viele Dielektrika erhältlich, die sich
  sehr unterschiedlich verhalten. Typische Anwendung: Blindleistungs-
  kompensation, Militärtechnik, Snubber, Motor-Betriebskondensator...

- Doppelschichtkondensator (auch: Superkondensator, Gold-Cap, Ultra-Cap)
  Extrem hohe Kapazitäten (1-20 F), allerdings nur bei niedrigen
  Spannungen (typisch 2-5V). Gerne für esoterische Audio-Puffer im
  Automobli-Bereich genommen. Höchstmögliche Energiedichte, allerdings
  auch großer Innenwiderstand und extrem hohe Selbstentladung.
  Nasschemisches System (=gepolt). Typische Anwendung: Uhren-Backup
  elektronischer Systeme beim Batteriewechsel, Puffer, Rekuperation.

- Glimmer-Kondensatoren
  Hohe Spannungen, genaue (aber kleine) Kapazitäten. Entfernt
  vergleichbar mit Keramik-Kondensatoren, allerdings besserer
  Temperaturkoeffizient und unerreicht frequenzunabhängiger
  Verlustfaktor. Anwendung daher nur dort, wo es ein Keramikkondensator
  nicht bringt: Filter, Audio, Schwingkreise...
  Durch technologischen Fortschritt im Keramikbereich aussterbend.

- Tantal (auch: Niob): Nasschemisches System, gepolt.
  Elektrolytkondensator. Entfernt vergleichbar mit Aluminium-Elektrolyt-
  Kondensatoren, allerdings hermetisch dicht (=längere Lebenszeit,
  weniger Temperatureinfluss, etc.). Im Consumer- und Industrial-Bereich
  inzwischen eher weniger eingesetzt, allerdings noch immer große
  nachfrage durch den Militär- und Rüstungssektor. Ethisch-moralische
  Problematik des Abbaus des Konfliktrohstoffes
  http://de.wikipedia.org/wiki/Coltan
  spielt aber beim Militär keine Rolle.

- Sondertypen: Drehkondensatoren, Vakuumkondensatoren...
  Hier gäbe es noch viel zu erzählen, allerdings wird man schon wissen,
  wann man die braucht und ich gehe jetzt in's Bett :-P

> Oder wo kann ich das nachlesen?

Jedes Elektro-Grundlagenbuch sollte Auskunft geben können.

> Das  Thema Kondensator ist zwar hier schon öfters diskutiert worden,
> aber zu meinem Problem hab ich noch nichts gefunden.

Komisch, mit der Suchfunktion finde ich auf Anhieb 404 passende Threads 
zu dieser Thematik.

> Besten Gruß,
> Malte

LG, N0R

von T.roll (Gast)


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@nor-iega

Du nimmst jetzt deinen Text und packst ihn in den Artikel 
Kondensator. Sehr schöne Erklärung, sollte auf jeden Fall ins Wiki!

von Bastler (Gast)


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Hallo,

ja bitte mach das - kurz, korrekt und auch (besonders) für den 
Einsteiger verständlich.
Das iTüpfelchen wären noch zusätzliche Link zu den Detail- und 
Ursachenbeschreibungen warum sich ein bestimmter C Typ so verhält wie er 
es halt macht

-Ja ich lass gerne die Arbeit von jemand anderen machen, aber bedenke 
die Ehre die dir dadurch und deinen nachfolgenden Generationen zuteil 
werden wird :-) -

mfg
      Bastler

von Klaus R. (klara)


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Malte F. schrieb:
> Und zwar verstehe ich nicht wann ich
> welchen Kondensator wo brauche. Wann brauche ich einen ELKO, wann einen
> Folienkondensator, wann einen Keramikkondensator und wie errechne ich
> welchen Kondensator ich brauche? Oder wo kann ich das nachlesen?

Bei WIMA nachzulesen, sogar in deutsch!
http://www.wima.de/DE/technicalinformation.htm

Gruss Klaus.

von Simon O. (mola-4-speed)


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Guten morgen,
Nun nachdem ich meine LED zum Leuchten und blinken gebracht habe 
Beitrag "Blutiger Anfänger bruacht hilfe beim ATMEGA32" , schlage ich mich nun 
mit den Kondensatoren tot. Kann man aus den Datenblättern der jeweiligen 
Bausteine ermitteln wo welche Kondensatoren hin müssen? Es geht vorerst 
konkret um den ATMEGA32, und einem Spannungsregler.

von Falk B. (falk)


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http://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Kondensatortypen

Es reicht vorerst ein 100nF Keramik für deinen AVR, ggf. noch mal 100nF 
am Eingang für den Spannungsregler.

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