Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Regelstrecke identifizieren


von Regler (Gast)


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Hallo


ich versuche mich gerade in die Regelungstechnik einzuarbeiten da mich 
das Fach sehr interessiert.

Jedoch irgendwie scheitere ich schon am Anfang total. Ich schaffe es 
nicht die Strecke mathematisch zu identifizieren.

Somit wollte ich fragen wie ihr es geschafft habt die Strecken zu 
identifizieren.

Löst ihr das mathematisch oder praktisch per Sprungantwort.

Wenn ihr das praktisch macht, untersucht ihr nur die Sprungantwort oder 
auch die Rampe usw.

MfG

von J. K. (rooot)


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Identifikation ist nicht unbedingt das der Einstieg in die 
Regelungstechnik

Würde am Anfang von bekannter Regelstrecke ausgehen, und allgemeine 
Konzepte lernen

: Bearbeitet durch User
von Frank (Gast)


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Regler schrieb:
>
> Jedoch irgendwie scheitere ich schon am Anfang total. Ich schaffe es
> nicht die Strecke mathematisch zu identifizieren.
Das ist blöd, denn das ist ein wesentlicher Aspekt in der 
Regelungstechnik. Da hilft meist nur üben üben und üben.

> Somit wollte ich fragen wie ihr es geschafft habt die Strecken zu
> identifizieren.
Üben und Fachliteratur lesen. Gerade in den Anfangskapiteln über 
Übertragungsfunktionen werden viele Beispiele gegeben.

> Löst ihr das mathematisch oder praktisch per Sprungantwort.
Kommt darauf an, wie genau das sein soll und welche Einblicke wir in das 
System bekommen. Oft können auch parasitäre Einflüsse wie 
Streukapazitäten und -induktivitäten das System erheblich beeinflussen 
(Beispiel der Serienwiderstand eines Elkos beim Hochsetzsteller).

> Wenn ihr das praktisch macht, untersucht ihr nur die Sprungantwort oder
> auch die Rampe usw.
Da gibt es mehrere Ansätze. Oftmals wird auch ein BODE Plot erstellt.

von Frank (Gast)


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J. K. schrieb:
> Identifikation ist nicht unbedingt das der Einstieg in die
> Regelungstechnik
Ich denke, er meint aus einem Schaltbild (z.B. elektrisches Netzwerk) 
die Übertragungsfunktion ermitteln. Das ist m.E. durchaus ein Teil der 
Grundlagen.

von J. K. (rooot)


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Frank schrieb:
> J. K. schrieb:
>> Identifikation ist nicht unbedingt das der Einstieg in die
>> Regelungstechnik
> Ich denke, er meint aus einem Schaltbild (z.B. elektrisches Netzwerk)
> die Übertragungsfunktion ermitteln. Das ist m.E. durchaus ein Teil der
> Grundlagen.

Da stimme ich vollkommen zu.
Ich hatte eher verstanden, er will eine (existierende) Strecke 
identifiziern. (Kenndaten aus Sprungantwort, ARX [Regression], etc. )

von Regler (Gast)


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Ein Netzwerk zu identifizieren hat ja überhaupt keinen Sinn. Ich meinte, 
wie kann man beim Auto den Tempomat identifizieren oder beim Segway dass 
es gerade steht.

Ich habe Probleme solche Beispiele mathematisch herzuleiten. Oder wird 
sowas praktisch per Sprung, Sinus, Rampe getestet.

von Frank (Gast)


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Regler schrieb:
> Ein Netzwerk zu identifizieren hat ja überhaupt keinen Sinn
So so, Anfänger sein und über Sinn und Unsinn reden. Dann habe ich dich 
wohl doch falsch verstanden und J.K. hatte recht.

Lern erstmal die Basics bevor du an komplizierte Sachen herangehst.


> wie kann man beim Auto den Tempomat identifizieren oder beim Segway dass
> es gerade steht.

> Ich habe Probleme solche Beispiele mathematisch herzuleiten.
Weil manche Sachen eben mathematisch nicht so einfach herzuleiten sind. 
Oder glaubst du, dass die ganze Welt aus einer Reihenschaltung von 
Widerstand und Kondensator besteht?

> Oder wird sowas praktisch per Sprung, Sinus, Rampe getestet.

Ja, oft wird die ganze Sache von der praktischen Seite herangegangen.

von J. K. (rooot)


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Regler schrieb:
> Ein Netzwerk zu identifizieren hat ja überhaupt keinen Sinn. Ich meinte,
> wie kann man beim Auto den Tempomat identifizieren oder beim Segway dass
> es gerade steht.
>
> Ich habe Probleme solche Beispiele mathematisch herzuleiten. Oder wird
> sowas praktisch per Sprung, Sinus, Rampe getestet.

Grundsätzlich gilt:
Je mehr Frequenzen das Anregungssignal enthält (z.B. Sprung), desto 
besser. Verschiedene Amplituden sind auch wichtig, um nichtlineare 
Effekte zu erkennen. Ideal wäre also (bekanntes) weißes Rauschen.

In der Praxis ist man aber oft beschränkt, man kann keinen 1ns Sprung 
auf ein Stahl-Walzwerk aufschalten.

Nimmt man an, dass man es mit einfachen LTI Systemen zu tun hat, kommt 
man mit graphischer Auswertung der Sprungantwort oft weit.

Ein einzelner Sinus hat (meist) keinen Sinn, da dieser nur eine einzelne 
Frequenz anregt.

Aus Schwinungen verschiedener Frequenz kann man das Bode-Diagram 
zeichnen, also die Strecke im Frequenzbereich identifizieren.

>Ein Netzwerk zu identifizieren hat ja überhaupt keinen Sinn.

Mir scheint jedoch das du hier beginnen solltest die Grundlagen zu 
lernen.

mfg
Jürgen

: Bearbeitet durch User
von innerand i. (innerand)


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Regler schrieb:

> Jedoch irgendwie scheitere ich schon am Anfang total. Ich schaffe es
> nicht die Strecke mathematisch zu identifizieren.

Was verstehen Sie unter "Strecke" und "mathematisch identifizieren"?
Nur um mal sicherzustellen, dass wir damit die selben Dinge meinen, ein 
Beispiel wäre hierfür wohl am besten geeignet.

von decimad (Gast)


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Irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier modellieren mit 
identifizieren verwürfelt wird...

von Regler (Gast)


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>>Ein Netzwerk zu identifizieren hat ja überhaupt keinen Sinn.

>Mir scheint jedoch das du hier beginnen solltest die Grundlagen zu
>lernen.

Ich bin ja auch noch am Anfang und bei der Systembeschreibung scheitere 
ich schon.

Die Differentialgleichung zu einem RC-Glied zu berechnen seh ich als 
lösbar aber sinnlos. Aber die Differentialgleichung bei einem Auto bzgl. 
Tempomat aufzustellen, daran scheitere ich total.

Deswegen war meine Frage wie ihr das System beschreibt. Macht ihr alles 
per Differentialgleichung oder testet ihr das mit der Sprungantwort.


Hoffentlich ist es jetzt verständlicher

>Was verstehen Sie unter "Strecke" und "mathematisch identifizieren"?

Unter Strecke verstehe ich das was zu Regeln ist und unter mathematisch 
identifizieren die Differentialgleichung aufstellen bzw. über einen 
Sprung auf die Sprungantwort zu kommen.

Unter mathematisch identifizieren meinte ich auf eine 
Übertragungsfunktion zu kommen womit ich den Regler bestimmen kann.

von J. K. (rooot)


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Regler schrieb:
> Deswegen war meine Frage wie ihr das System beschreibt. Macht ihr alles
> per Differentialgleichung oder testet ihr das mit der Sprungantwort.

Grob zusammengefasst:
Man nimmt ein Set von Differenzialgleichungen an (Modell), welche noch 
Variablen (Parameter) enthalten.
Die Differenzialgleichungen sind physikalisch motiviert, oder möglichst 
generisch.

Die fehlenden Parameter kann man mit Hilfe eines Versuchs finden (z.B. 
Sprung anlegen)

Hilft das weiter?

: Bearbeitet durch User
von J. K. (rooot)


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evt. lesenswert:

Von Signalen zu Systemen - Luigi DelRe

Da ist die Thematik ganz gut beschrieben. Habe aber keinen Vergleich zu 
anderen Büchern auf dem Gebiet.

von Tim (Gast)


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Regler schrieb:
> Die Differentialgleichung zu einem RC-Glied zu berechnen seh ich als
> lösbar aber sinnlos.
Wenn dich dein Prof. in der Klausur fragt, wie die DGL des RC Gliedes 
heißt, sagst du ihm dann auch, dass es sinnlos ist?

Jeder fängt klein an und ein RC Glied ist nunmal schön einfach und 
anschaulich. Und wenn du dann noch irgendwo eine Spule drinnen hast, 
wird schon aufwendiger und du kannst auf einmal irgendwelche Komplexe 
bekommen.

Aber die Differentialgleichung bei einem Auto bzgl.
> Tempomat aufzustellen, daran scheitere ich total.
Vielleicht, weil dir das Wissen hinsichtlich Tempomat fehlt? Sobald du 
weißt, welche physikalischen Vorgänge dort herrschen, bist selbst du 
dazu in der Lage, die DGL aufzustellen.


> Deswegen war meine Frage wie ihr das System beschreibt. Macht ihr alles
> per Differentialgleichung oder testet ihr das mit der Sprungantwort.
Die Sprungantwort gibt dir lediglich numerische Werte für deine 
Übertragungsfunktion, die aus zu bestimmenden Parametern besteht. Die 
Zeitkonstante tau ist solch ein zu bestimmender Parameter. Mit der 
Sprungantwort gibst du diesem tau einen Wert zu.

von innerand i. (innerand)


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Regler schrieb:

> Deswegen war meine Frage wie ihr das System beschreibt. Macht ihr alles
> per Differentialgleichung oder testet ihr das mit der Sprungantwort.

Grundsätzliche Vorgehensweise:
1. Modellbildung (Diffgleichungen)
2. Übertragungsfunktion
3. Identifizierung der unbekannten Parameter (Über Sprung-, 
Impulsantwort,..)
4. Reglerentwurf

von BastiDerBastler (Gast)


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Tempomat:
Führungsgröße: Sollgeschwindigkeit
Regelgröße: Istgeschwindigkeit
Stellgröße: In Beschleunigungskraft umgerechnetes Drehmoment (Gas) bzw. 
Bremsmoment (Hui, mit Modellierung von Bremsen direkt nichtlinear!)
Regelstrecke: In einfachster Näherung einfach eine bewegte Masse, danach 
muss man schon Geschwindigkeitsabhängiges Maximalmoment beachten, usw.
Störgröße: Luftwiderstand, Reibung, Böen, Hirsch.

Zu vielen der genannten Größen sind die physikalischen Gesetze ja wohl 
bekannt...
F = m*a (a = dv/dt)
F = M/r
Fcw = cw * v² (oder war das anders? :)
Hirsch = Braten

Man muss eben nur rausfischen, wie die ganzen Modellgrößen 
zusammenhängen, was man vernachlässigen kann, was nicht.
Dann schreibt man sich die Gleichungen hin. Wenn das Ansatzmodell dann 
noch physikalisch plausibel ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass 
man Eingangsgröße und Ausgangsgröße in eine Gleichung gefrickelt 
bekommt, wenn man das denn will...

Man muss das System auch modellieren können, selbst wenn man es gar 
nicht lösen sondern nur simulieren möchte... Also mathematische 
Modellierung ist auf jeden Fall ein sehr sehr wichtiges Werkzeug.
Aber nur weil einer mechanische oder elektrische Problemstellungen 
modellieren kann heißt das noch lange nicht, dass er von jetzt auf heute 
eine Kaffebohnenröstundrehvermischungsanlagenfabrik modelliert...
Man kann halt nur das modellieren, dessen Wirkungszusammenhänge man 
einigermaßen versteht.

von Und du so? (Gast)


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Der praktische Weg, welcher wohl auch der meist gebräuchliche ist, ist 
die Sprungantwort des Systems zu messen.

Sprung raufgeben und dann die Parameter bestimmen.

Zeitkonstante, Verzugs-und Ausgleichszeit, Verstärkung.
Bei einigen Strecken wie PT2 mit Überschwinger kannst du dazu noch die 
Dämpfung sowie die Grundkreisfrequenz ablesen.

Der Ansatz über die DGL ist wohl eher sinnvoll, wenn du eine Strecke mit 
bestimmten Verhalten entwickeln willst, oder nur ein 
mathematisch/theoretisches (Schaltplan)-Modell vorhanden ist.

LG

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