Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ladezustand eines Bleiakkus mit AVR bestimmen


von Borislav B. (boris_b)


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Hallo,
angenommen ich habe einen Bleiakku (12V, 4Ah), mit dem ich eine kleine 
Schaltung inkl. AVR betreibe.
Nun würde ich gerne den Ladzustand des Akkus messen, um z.B. eine rote 
Warn-LED leuchten zu lassen, bevor sich der Akku komplett entlädt.
Bei der Suche im Forum bin ich auf den Ansatz "einfache 
Spannungsmessung" gestoßen.
Ich stelle mir das also so vor:

1.
Die 12V des Akkus werden per Spannungsteiler auf 5V runtergeteilt.
(zur Sicherheit würde ich hier noch einen größeren Bereich wählen, z.B. 
0-14V am Akku -> 0-5V am AVR)

2.
Der AVR misst diese Spannung per ADC (10 bit).
Obwohl sich die Akku-Spannung ja nur in einem kleinen Bereich bewegt 
(10-13V?) sollte dies dank der hohen Auflösung des ADC ausreichend genau 
erfasst werden können.

Nun stellen sich mir folgende Fragen:
1. Ist der Ansatz sinnvoll?
2. Macht es ein Problem, wenn meine Schaltung den Akku während der 
Messung (geringfügig) belastet?
3. Wie bestimme ich Vmax (Akku auf 100%)? => Vermutlich einfach 
volladen? ;-)
4. Wie bestimme ich Vmin (z.B. Akku < 10%)? => Datenblatt gibt es nicht. 
Auf Werte aus dem Netz vertrauen? Akku kontrolliert entladen (wie?)?

Danke für jeden Ratschlag!

von Udo S. (urschmitt)


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Warum gibt es keine Ladezustandsanzeige in Autos? Richtig, weil es sehr 
schwer ist den Ladezustand des Akkus zu bestimmen.
Du kannst nur vollladen und dann den Strom der über die Zeit entnommen 
wird aufsummieren um eine ungefähre Idee des Ladezustands zu erhalten.

Weiter sind Bleiakkus nicht ohne weiteres dafür gedacht oft und weit 
entladen zu werden. Sie müssen nach einem (Teil)entladen schnellst 
möglich wiesder aufgeladen werden. Selbst bei sogenannten zyklenfesten 
Bleiakkus werden meist nur Entladezyklen bis 50% Nennkapazität 
angegeben.

Dein Ansatz ist also so nicht machbar.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Boris P. schrieb:
> Der AVR misst diese Spannung per ADC (10 bit).
> Obwohl sich die Akku-Spannung ja nur in einem kleinen Bereich bewegt
> (10-13V?) sollte dies dank der hohen Auflösung des ADC ausreichend genau
> erfasst werden können.

Du kannst diesen Bereich auch dehnen, indem du eine Zenerdiode in Reihe 
mit dem Messeingang des AVR legst (Sperrichtung natürlich). Wenn du z.B. 
eine Zenerdiode mit 10V nimmst, durch die ein kleiner Strom fliesst, 
'zieht' die Z-Diode immer diese 10V (idealisiert) von der Messspannung 
ab.
Damit hast du dann die gesamten 10 bit des ADC auf den Bereich 10V 
(entspricht 0V am ADC) - 15V (entspricht 5V am ADC) gedehnt.

Boris P. schrieb:
> 2. Macht es ein Problem, wenn meine Schaltung den Akku während der
> Messung (geringfügig) belastet?

Hängt natürlich davon ab, wie gross der Akku ist und wieviel deine 
Schaltung vertilgt. Je grösser der Akku und je kleiner der 
Stromverbrauch der Messschaltung, umso besser. Das schöne an der 
Zenerdiodenschaltung ist jedenfalls, das unterhalb der Zenerspannung 
(z.B. die o.a. 10V) kein Strom mehr durch fliesst und deswegen den Akku 
nicht weiter entlädt.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Matthias Sch. schrieb:
> Wenn du z.B.
> eine Zenerdiode mit 10V nimmst, durch die ein kleiner Strom fliesst,
> 'zieht' die Z-Diode immer diese 10V (idealisiert) von der Messspannung
> ab.

Vor allem wenn der Akku fast entladen nur 12V hat und geladen 13,8.
Geladen fliesst fast der doppelte Querstrom und sowohl Akku als auch 
Zehnerdiode sind ja auch so temperaturunabhängig.
Sorry Matthias aber was du vorschlägst wird nicht mal ein Schätzeisen.

von Oliver (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Dein Ansatz ist also so nicht machbar.

Natürlich ist der Ansatz so machbar. Es hat ja niemand was von 
hochpräziser Ladezustandermittlung geschrieben.

Miß die Spannung, und schalte bei 11.x Volt ab oder die LED an. x wählst 
du nach Akku und persönlichem Empfinden.

Das ist allemal besser, als ganz ohne Spannungsüberwachung.

Oliver

von Ulrich F. (Gast)


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Natürlich kann man bei einem Bleiakku, von der Spannung auf den 
Ladezustand schließen. Die Säuredichte ändert sich. Das wirkt sich 
direkt auf díe Spannung aus.

Richtwerte:
14,4V bis 14,7V Ladeschussspannung, die Batterie fängt an zu gasen.
Diese Bereiche sollte man bei stationären Einsätzen ab und an mal 
erreichen, damit sich die Säure wieder schön durchmischt. (entfällt, 
bzw. ist sogar gefährlich bei Gelakkus)

13,8V Ladegenzspannung für Dauerladegeräte (Laderegler PB137). Der Akku 
hat dann über 75% seiner Kapazität.

Ein Abfall unter 11V ist zwingend zu vermeiden. Es droht 
Tiefendladung/Sulfatierung


Überhaupt, um schleichende Sulfatierung zu vermeiden ist es sinnvoll ab 
und an mal heftige Ströme zu entnehmen.


Die angegebenen Spannungen sind leicht abhängig von der konkreten 
Batterie und von der Temperatur. Großladegerte messen auch die 
Temperatur.
Man kann aus den Werten Temperatur und Spannung recht genau auf den 
konkreten Ladezustand schließen. Das ist nicht ganz linear, aber für 
Richtwerte reichts alle male.

von Borislav B. (boris_b)


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Oliver schrieb:
> Natürlich ist der Ansatz so machbar. Es hat ja niemand was von
> hochpräziser Ladezustandermittlung geschrieben.

Richtig, ich wollte das jetzt auf's Prozent genau ausrechnen. Das wäre 
zwar nett, muss aber nicht sein.

Im Prinzip reicht es mir zu wissen, dass der Akku > 50% seiner Ladung 
verloren hat, um den Nutzer (mich) zu warnen.

von Udo S. (urschmitt)


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Du kannst ihn grob abschätzen, dazu solltest du aber am Besten auch die 
Temperatur messen.
Du musst aber klar zwischen Ladespannung und Spannung eines Akkumulators 
der Stom abgibt unterscheiden.
Die Ladeschlussspannung des Akkus mag 13,8 - 14,2V sein (Je nach Typ und 
Temperatur) aber die Spannung bricht nach dem Beladen nach kurzer 
Belastung auf ca. 12,5V zusammen.
Wie gesagt das Ganze ist Temperaturabhängig.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Udo Schmitt schrieb:
> Geladen fliesst fast der doppelte Querstrom und sowohl Akku als auch
> Zehnerdiode sind ja auch so temperaturunabhängig.
> Sorry Matthias aber was du vorschlägst wird nicht mal ein Schätzeisen.

Die Ströme können so gewählt werden, das der Querstrom in einem 
passenden Bereich zur Z-Diode sind, das ist wirklich kein Problem. Oder 
man nimmt den TL431, der ist auch gleich temperaturkompensiert. Wer 
Spass dran hat, kann ja auch noch einen Thermofühler mit anschliessen.
Das man einmal ein Voltmeter zum kalibrieren heranzieht, ist eh nicht 
vermeidbar.

von Harald W. (wilhelms)


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Boris P. schrieb:

> Richtig, ich wollte das jetzt auf's Prozent genau ausrechnen. Das wäre
> zwar nett, muss aber nicht sein.

Selbst mit Ladebilanzmessung, die Du ja mit einem µC gut machen
könntest, wirst Du bestenfalls 10% Genauigkeit erreichen. Mit
Spannungsmessung dürfte der Fehler eher bei 50% liegen.
Gruss
Harald

von Oliver (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Mit
> Spannungsmessung dürfte der Fehler eher bei 50% liegen.

Was ja ausreicht. Wenn man 11V ohne Last misst, ist der Akku mit 
Sicherheit noch nicht ganz leer, aber leer genug zum baldigen Nachladen. 
Das ist genau genug.

Oliver

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