Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Barocksäulen - Wie werden sie hergestellt?


von Norbert M. (Gast)


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Überschrift sagt eigentlich schon alles: Ich weiß beim besten Willen 
nicht, wie verdrehte Barocksäulen früher hergestellt wurden. Im 
angehängten Bild ein Kerzenleuchter mit geschwungenem Schaft, genau 
darum geht's. Heute könnte man sowas wohl mit einem computergesteuertem 
Fräsgerät oder Ähnlichem herstellen, aber damals?

Vielen Dank!

von 4toTakoe (Gast)


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mittels Handarbeit und Jahrelanger Berufserfahrung?!

von Udo S. (urschmitt)


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Damals hatte ein Meister mindestens 10 Jahre harte Arbeit hinter sich.
Heute reichts bein manchen noch nicht mal dazu einen Vorwiderstand vor 
eine Led zu machen.

von operator (Gast)


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Im Drehbank einspannen und dann mit der Feile im bestimmten Winkel mit 
definierter Geschwindigkeit fahren?

von Walter T. (nicolas)


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Es gibt auch Drechselbänke, die eine Schraubenlinie abfahren können - 
extra um solche Holzgewinde herstellen zu können. Die machen dann keinen 
ständigen Rundlauf, sondern eine intermittierende Bewegung.

Viele Grüße
W.T.

von Norbert M. (Gast)


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Ich hatte schon vermutet, daß sowas früher ziemlich von Hand hergestellt 
wurde, dachte jedoch, daß es eventuell einen Trick gegeben hätte. Ich 
stelle mir sowas ziemlich aufwändig vor!

Man hat also ein Rundholz, zeichnet rundherum die Schlange auf, sticht 
dann das überschüssige Holz heraus und schleift zum schluß? So nach dem 
Motto "Die verdrehte Säule ist schon im Baumstamm drin, du musst nur den 
Überschuss wegmachen, um sie freizulegen"? (Frei nach Michelangelo)

Naja, Danke jedenfalls fuer die Auskünfte (auch für den mit der 
Drechselbank, werd' mal gucken, ob ich im Internet ein Video dazu 
finde).

von never ever (Gast)


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von never ever (Gast)


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von Norbert M. (Gast)


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never ever schrieb:
> hat deine tante google urlaub ??
> http://de.wikipedia.org/wiki/Drechseln#Drehen_gewundener_S.C3.A4ulen

Urlaub: Nein! Nur in meinem Alltagswortschatz kommt das adjektiv 
"gewunden" eher selten vor. Naja, damit finde ich ja jetzt einiges, 
Danke.

> http://www.youtube.com/watch?v=pXyonzKFLcw

Gerade eben schon gesehen. Lustig auch die Beschreibung: "Wund fräsen" 
:-) Das Selbe in grün: http://www.youtube.com/watch?v=uPodEIdL34c
Naja, mit CNC kann das wohl jeder Depp, das ist wirklich keine Kunst, 
imo.

LG, N0R

von MaWin (Gast)


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Norbert M. schrieb:
> ch weiß beim besten Willen nicht, wie verdrehte Barocksäulen früher
> hergestellt wurden.

Hängt vom Material ab.
Dein Kerzenleuchter sieht NICHT aus als wäre er geschmiedet, da zieht 
und dreht man den heissen Stab.
Sonden als ob er gegossen wurde, aus Zinkguss gelb lackiert oder 
Messing, patiniert.
Man musste also bloss mal eine Form machen (schaben aus Gips).
Säulen aus Stein wurden wiederum anders hergestellt, so klug war man 
damals. Schade, dass dieses Wissen heute verloren gegangen ist.

von Udo S. (urschmitt)


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MaWin schrieb:
> Hängt vom Material ab.

Also ich hätte gesagt das ist Holz.

von Walter T. (nicolas)


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Hm...für mich sind Barocksäulen immer aus Holz. Das gehört nach meinem 
Verständnis zu den Werkstoffen, die sich sehr schlecht schmieden lassen. 
Gießen ist da auch nicht so toll - und Barocksäulen aus Pressspan sind 
mir zum Glück auch noch nicht begegnet.

von Norbert M. (Gast)


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Stimmt schon, die Frage bezog sich auf Holz. Wenn man sich das Bild 
allerdings genauer ansieht, dann koennte es sich bei dem Kerzenständer 
vielleicht auch um einen Guß handeln. Und "immer" sind Barocksäulen 
nicht aus Holz, im Anhang ein Beispiel aus Stein in Polen. Bei den 
bekanntesten Ziborien (z.B. von Bernini im Petersdom) sind sie 
allerdings wirklich meistens aus Holz.

von Thomas K. (Gast)


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Diese gewendelten Barocksäulen finden wir überall vor allem in Spanien 
sehr beliebt gewesen. Herstellung aus Gips (Stuckmarmor).
Da die beschaffung echten Marmors zu jener Zeit sehr schwierig war, 
imitierte man (der Marmorierer) diesen Naturmarmor mit 
Stuckgips,Leimwasser und farbechten (lichtechten)Pigmenten. Heute kaum 
bezahlbar aber zu dieser Zeit war der Arbeitslohn eben sehr gering.
Zur Herstellung: Eine gewöhnliche Drehbank ( Tischgestellrahmen) eine 
darauf liegende Welle fixiert an beiden Tischenden und einer Kurbel an 
einem Ende die von Person 1 gedreht wird.
Über diese Kurbel also an deren Ende da wo die liegende Welle anliegt 
wird ein dünner Draht bzw. eine nichtreissende Schnur befestigt und auf 
die Länge der Welle bis zum anderen Ende zugeschnitten. Diese Schnur 
wird über eine Umlenkvorrichtung seitlich zur Welle geführt an deren 
Schnurende eine Schablone angebracht wird diese wiederum im einer 
Führung laufen muss um gleichmäßig beim abdrehen die Steigung der Säule 
festzulegen bei jeder Umdrehung an der Kurbel wird duch Person 2 der 
Gips angetragen, bis die gewünschte Säulenbreite, länge und Dicke 
erreicht ist.
Zur Info: einen Säulenkern vor Beginn der eigentlichen Stucksäule um die 
Welle fertigen ( konisch ) verlaufend und Schelllackiert sonst bekommt 
Ihr das Ding nie wieder ab ausser im Müll.
Um eine Stuckmarmorsäule zu machen, erst der Kern, dann denSäulenrohling 
aus geeignetem Material darauf erst von Hand der Stuckmarmor und der 
wird angelegt. Wichtig das Festigkeitsgefälle der Materialien beachten.
Bei Guter Gelegenheit von einem Original einem Abdruck machen und den 
Ausgießen der Rest ist viel Arbeit, aber supertoll.
Viele Grüsse an alle Tüftler aus der Stuckmeisterei.de

von PeterL (Gast)


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