Forum: Platinen Wie lange kann man Platinen einlagern vor dem Bestücken?


von Martin (Gast)


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Ich hätte vor einige Platinen zu bestellen und diese dann z.B während 
der nächsten Jahre dann so nach und nach bestücken zu lassen. Weiss 
jemand wie lange man Platinen einlagern kann ohne das sie Probleme bei 
der Bestückung bereiten?
Als Oberfläche hatte ich soweit natürlich an chemisch Gold gedacht.
Kann es da Probleme geben wenn die erst mal 2 Jahre eingeschweisst 
rumliegen?

von L. P. (lpg)


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Hi,

Luftdicht und UV geschützt ist das kein Problem.

Lg.

von herbert (Gast)


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Wennst die mit Lötlack SK10 einsprühst,dann wird die Lötbarkeit dich 
vermutlich überleben.

von Björn B. (elmo)


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herbert schrieb:
> Wennst die mit Lötlack SK10 einsprühst,dann wird die Lötbarkeit dich
> vermutlich überleben.

Den Gesichtsausdruck vom Bestücker beim Auspacken der Platinen würde ich 
dann nur zu gerne sehen :-)

von herbert (Gast)


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Björn B. schrieb:
> Den Gesichtsausdruck vom Bestücker beim Auspacken der Platinen würde ich
> dann nur zu gerne sehen :-)

Bin mir sicher ,dass man in 70 Jahren auch noch weiß wie man Sk10 vor 
dem bestücken wieder runterbekommt... Es geht doch nur um das versiegeln 
oder?

von L. P. (lpg)


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Hi,

Lötlack ist da wohl eher hinderlich. Die Prints kommen mit chem.Gold 
Finish. Das sollte das Lagern problemlos überstehen.

Lg.

von herbert (Gast)


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L. P. schrieb:
> Lötlack ist da wohl eher hinderlich.

Bitte warum?

von L. P. (lpg)


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Wenn die Prints bestückt (im Automat) werden sollen, müsste man das Zeug 
wieder abgewaschen werden.

Lg.

von Helmut S. (helmuts)


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Boards die älter als 2 Jahre sind will der Bestücker bestimmt nicht mehr 
sehen.
Eigentlich sollte man die Boards maximal 1 Jahr lagern, wenn man eine 
hohe Lötqualität anstrebt. Und genau das sagen einem auch die seriösen 
Boardhersteller.
Siehe Seite 53.
http://2013.efyexpo.com/wp-content/uploads/2013/03/Cookson.pdf

Stichworte für Google: shelf life PCB

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Ich hab Leiterplatten nach 2 Jahren noch bestückt und dabei im Vergleich 
mit neuen keinen Unterschied gefunden. Oberfläche Gold bzw. HAL 
bleifrei. Einigermaßen luftdicht und trocken lagern, dann sollte nix 
passieren.
Wichtig ist vor allem eine gute, aktive Lotpaste.

Grüsse

von herbert (Gast)


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L. P. schrieb:
> Wenn die Prints bestückt (im Automat) werden sollen, müsste man das Zeug
> wieder abgewaschen werden.

Das geht mit Spiritus ruckizucki...Ich denke das ist besser als wenn 
sich Ausdünstungen von Kunstoffverpackungen auf der Leiterplatte 
niederschlagen.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen,

warum immer soviel Gedönse um solch ein popeliges Problem?

Warum vergolden lassen, vielleicht gibt es ja noch Besseres?
Silber wäre ja schlecht, läuft an; vielleicht wären ja Titan,
Iridium, Niob, Rhodium oder was weiß noch für einen Quatsch besser.

Ich kenne den Hintergrund des TOs nicht?? Warum lasse ich heute Platinen
fertigen, die ich erst in ein paar Jahren bestücken! lassen mochte?

Dumm rumliegen lassen ist die einfachste Lösung. Die dünne Schicht
Kupferoxyd (evtl. Grünspan) ist mit minimalstem Einsatz abrasiver
Materialien (Stahlwolle, ATA, Putzstein, Zahnpaste und v.a.m.) in
Windeseile zu entfernen ohne die Platine zu schädigen.

@ Martin
Ansonsten:
Lötlack!

Wenn dir der Lötlack von Kontaktchemie zu teuer ist, gehe in die
Apotheke deines Vertrauens, bestelle:
250gr. Colophonium tot. 'tot.' ist wichtig, kein Pulver!!!!
Preis ca. 10 EU. Ein kleineres Gebinde gibt es leider nicht, und
einen aktuellen Preis weiss ich nicht. Selbst wenn es 20 EU kosten
sollte, diese Menge reicht für ein ganzes Amateurleben.

Gebrauchsanweisung:
Eine entsprechende Menge Colophonium in einer kleinen! Flasche mit
Brennspiritus auflösen. Das dauert... Die Lösung soll so
dickflüssig sein, wie sehr, sehr dünner Honig. Von dieser Lsg. tust
du dir ein bißchen auf ein zusammengefaltetest Blatt Klopapier und
streichst damit deine Platine ein.

Vorteile:

1.
Super zu löten

2.
Lässt sich lagern ohne Ende. Es läuft nichts an. Ich habe hier
Platinen liegen, bei denen es auch noch nicht zum Bestücken
gekommen ist. Sehen aus wie frisch aus dem Ätzbad, auch nach
Jahten.

Dieser 'Lötlack' ist ausserdem mit einem Blättchen Klopapier
und etwas Brennspiritus problemlos zu entfernen.
Ich denke, das wird auch dein Bestücker geregelt bekommen.

Betr. kleine Flasche:
irgendetwas zwischen 10 - 30ml ist die vernünftige Größe.
Und Achtung: Den Verschluss nur ganz leicht zudrehen!
Ansonsten verklebt der Verschluss mit dem Flaschenhals.

Ich denke mal, daß diese Tips auch für andere von Interesse sind.

73
Wilhelm

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Wilhelm Schürings schrieb:
> warum immer soviel Gedönse um solch ein popeliges Problem?
> [...]
> Dumm rumliegen lassen ist die einfachste Lösung. Die dünne Schicht
> Kupferoxyd (evtl. Grünspan) ist mit minimalstem Einsatz abrasiver
> Materialien (Stahlwolle, ATA, Putzstein, Zahnpaste und v.a.m.) in
> Windeseile zu entfernen ohne die Platine zu schädigen.

Für Einzelstücke als Hobby mag das funktionieren, aber wenn ich lese 
"bestücken lassen" usw. gehe ich doch eher von 
Professioneller/Maschineller Bestückung aus. Und da ist zum einen die 
Frage der immer konstanten Oberflächenbeschaffenheit sehr sehr wichtig!
Auch müssen Prozessparameter u.u. für verschiedene Oberflächen angepasst 
werden. (So kann es vorkommen das man für HAL im Finepitchbereich eine 
andere Lötpastenmaskenbeschaffenheit (kleinere Löcher) braucht als für 
ENIG)

Allerdings verstehe ich den Ansatz "jetzt Fertigen, nach und nach 
bestücken LASSEN" auch nicht wirklich. Sinn würde das für mich nur dann 
ergeben wenn mit "Bestücken lassen" gemeint ist das er eine oder mehrere 
Hilfskräfte damit beauftragt ein Eigenregie die Platinen von HAnd mit 
dem Lötkolben zu Bestücken.

Bei Dienstleistern aber ist die Chargengröße hingegen doch viel viel 
Entscheidender. Die Mehrkosten bei jedem "Bestückungsauftrag" für sich 
eine neue Platinenorder auszulösen anstelle jetzt eine große Bestellung 
auszulösen sind im gesamtprozess wirklich vernachlässigbar! Denn im 
Vergleich zu den Rüstkosten der Bestücker sind die Rüstkosten der LP 
Fertiger ein purer Witz!
Mal ganz davon abgesehen das es durchaus billiger -und vor allem 
Unproblematischer- sein kann bei einem Fertigungsauftrag den Bestücker 
das bestellen der Platine übernehmen zu lassen!

Falls mit Bestücken lassen die Methode: "HAndbestückung mit Einzellötung 
durch Lötkolben (oder meinetwegen auch mittels Lötwelle bei Einseitig 
THT) durch Aushilfskräfte" gemeint ist kann man aber sagen das nichts 
gegen ein Mehrjährige LAgerung von Platinen spricht so lange es unter 
geeigneten Bedingungen geschieht. (Also nicht gerade im Feuchten keller 
oder im Badezimmer). Erst Recht wenn die Platinen noch eingeschweisst 
sind.

Gruß
Carsten

von sirius (Gast)


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Gebhard Raich schrieb:
> Wichtig ist vor allem eine gute, aktive Lotpaste

Gibt's ja kaum noch! Nur noch so wenig wie möglich Rückstände, 
halogenfrei usw...

von Falk B. (falk)


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Wäre es nicht sinnvoller, voll bestücke Platinen einzulagern? Klar, dann 
hat man mehr "totes Kapital" rumliegen, aber dafür keinen Stress mit 
Lötfähigkeit etc. Und wenn man das zeug braucht, zieht man es aus dem 
Schrank und fertig.

von Jens B. (fernostler)


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L. P. schrieb:
> Die Prints kommen mit chem.Gold
> Finish. Das sollte das Lagern problemlos überstehen.

Kommt auf die Qualität des Goldes drauf an. Wenn es verunreinigt ist 
(Chlor) dann kann es passieren das es poros ist und die Schicht unter 
dem Gold (Ni) oxidiert. Alles schon erlebt. Es sehr agressives Flux 
hilft dann aber immer noch.

von Arne Maximilian R. (arnemaximilian_r)


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Carsten Sch. schrieb:
> Allerdings verstehe ich den Ansatz "jetzt Fertigen, nach und nach
> bestücken LASSEN" auch nicht wirklich. Sinn würde das für mich nur dann
> ergeben wenn mit "Bestücken lassen" gemeint ist das er eine oder mehrere
> Hilfskräfte damit beauftragt ein Eigenregie die Platinen von HAnd mit
> dem Lötkolben zu Bestücken.

Ich denke gerade nur an folgendes Szenario: TO bekommt ein super Angebot 
fuer die Fertigung von Platinen (Bestueckung geschieht eh in einem 
anderen Haus) und ordert direkt die Platinen fuer den Bedarf der 
naechsten 1-4 Jahre. Die Platinen lassen sich dann recht platzsparend 
einlagern (sind ja nur 2-4 mm dick), jedoch wuerden bestueckte Platinen 
(mit dicken Kondensatoren - vielleicht 60 mm hoch) viel mehr Platz 
einnehmen und den Rahmen sprengen.

Also wenn ich den Platz ueber habe und das Angebot wirklich gut waehre, 
dann wuerde ich auch auf die Idee kommen und es machen wollen. Da ich 
aber jetzt erst meine ersten richtigen Bestellungen und Auflagen plane 
bin ich kein Experte und kann daher nur Vermutungen anstellen. Daher 
interessiert mich das Thema jetzt aber auch.

von Klaus I. (Gast)


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Wilhelm Schürings schrieb:
> Warum vergolden lassen, vielleicht gibt es ja noch Besseres?
> Silber wäre ja schlecht, läuft an; vielleicht wären ja Titan,
> Iridium, Niob, Rhodium oder was weiß noch für einen Quatsch besser.

Gold=Edelmetall wird also nicht so einfach angegriffen.

> Dumm rumliegen lassen ist die einfachste Lösung. Die dünne Schicht
> Kupferoxyd (evtl. Grünspan) ist mit minimalstem Einsatz abrasiver
> Materialien (Stahlwolle, ATA, Putzstein, Zahnpaste und v.a.m.) in
> Windeseile zu entfernen ohne die Platine zu schädigen.

Es sei den, man ätzt im gleichen Raum mit HCl oder uswusf.


> Wenn dir der Lötlack von Kontaktchemie zu teuer ist, gehe in die
> Apotheke deines Vertrauens, bestelle:
> 250gr. Colophonium tot. 'tot.' ist wichtig, kein Pulver!!!!

Welche Nachteile hat das Pulver gegenüber den Brocken?

> Preis ca. 10 EU. Ein kleineres Gebinde gibt es leider nicht, und
> einen aktuellen Preis weiss ich nicht. Selbst wenn es 20 EU kosten
> sollte, diese Menge reicht für ein ganzes Amateurleben.

Bei Pollin gibt es 20 g für 1,30 EUR (Artikel 840 041).

> Gebrauchsanweisung:

Ich vereibe die 20 g von Pollin in einer Reibschale (vulgo "Mörser") zu 
feinem Pulver und löse das in 100 mL Ethanol. Nach ein paar Minuten im 
Ultraschallbad ist es gelöst. Ein paar unlösliche Bestandteile gibt es, 
die paar Krümel kann man abfiltrieren oder ignorieren.

Ich verwende das aber nur als Fliessmittel, in der Konzentration passt 
das noch gut durch Spritzen-Kanülen zum feinen dosieren durch. Als 
Schutzlack sollte man das vermutlich dicker ansetzen.


> Dieser 'Lötlack' ist ausserdem mit einem Blättchen Klopapier
> und etwas Brennspiritus problemlos zu entfernen.
> Ich denke, das wird auch dein Bestücker geregelt bekommen.

Das ist sicherlich nur eine Kostenfrage ;o)

Ich hätte da eine Frage zum Thema Flussmittel und No-Clean.
Ist das bei Kolophonium wirklich so, dass es die Oberflächen nicht 
angreifen kann, z.B. bei so einer langfristigen Lagerung. Das pH ist ja 
im sauren Bereich.

Oder bezieht sich das No-Clean auf die Verwendung von Flussmitteln im 
Lot und es geht nur um die Rückstände (die nicht verdampft/verraucht 
sind) nach dem Löten.

Grüsse
Klaus

von Martin (Gast)


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Platinen sind ja nicht so teuer, aber die Bauteile daher die Frage.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich habe noch original verpackte Platinen fotobeschichtet schon seit 23 
Jahren im Kühlschrank liegen. Bungard. Die waren sehr gut. Bin mal 
gespannt, ob die heute noch gehen.

von Grendel (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Ich habe noch original verpackte Platinen fotobeschichtet schon
> seit 23 Jahren im Kühlschrank liegen.

lol ;-)



Zum Thema:
Platinen werden pro Stück billiger je mehr man auf einmal ordert. Daher 
kann das schon sinn machen viele auf einmal zu bestellen und die dann 
über ein paar Jahre abzuarbeiten...

von Martin (Gast)


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Der Platinen-Hersteller hat auch empfohlen die innerhalb eines Jahres zu 
verarbeiten. Das ist auch so das was man üblicherweise liest.

von Teo D. (teoderix)


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Klaus I. schrieb:
> Ich vereibe die 20 g von Pollin in einer Reibschale (vulgo "Mörser") zu
> feinem Pulver und löse das in 100 mL Ethanol.

Ein paar Brocken rausklobben, reicht auch, löst sich über Nacht auf.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> Wäre es nicht sinnvoller, voll bestücke Platinen einzulagern? Klar, dann
> hat man mehr "totes Kapital" rumliegen, aber dafür keinen Stress mit
> Lötfähigkeit etc. Und wenn man das zeug braucht, zieht man es aus dem
> Schrank und fertig.

Naja, wir machen das größtenteils auch so wie der OP. Wir haben viele 
Produkte, von denen werden nur wenige Dutzend akut gebraucht, weitere 
erst wieder in Jahren (wenn überhaupt). Komplette Bestückung (teilweise 
mit selbsthergestellten Bauteilen) wäre sehr unwirtschaftlich, zumal wir 
darunter auch noch Bauteile haben, die über ein richtiges MHD verfügen.

Und es ist eben deutlich presiwerter, sich dann bspw. direkt 100 Stück 
auf einen Rutsch fertigen zu lassen, als später erneut zu ordern.

Wir schweissen die Platinen einfach in Fünferpaketen ein, vakuumieren 
also. Beschädigte Hüllen erkennt man deswegen auch sofort. Wer möchte, 
kann ja noch mit Argon vorher die Restluft in den Vias rausspülen ;-).

Bisher sehen so gelagerte Platinen selbst nach zehn Jahren noch aus wie 
neu und verhalten sich beim Löten und später auch so.

Da wir aber hauptsächlich per Hand bestücken, ist das aber auch nicht so 
kritisch.

Wie ein Vorschreiber schon anmerkte: deutlich wichtiger dürfte ein gutes 
Flussmittel sein.

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