Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mosfet - Überschwinger beim Abschalten


von Conny G. (conny_g)


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Hi Alle,

ich experimentiere gerade mit einer Mosfet-Schaltung auf Steckboard um 
etwas herumzumessen, testen, Erfahrung zu sammeln - Schaltzeiten 
mit/ohne Treiber usw.

Schaltung:
- versorgt mit 12V aus einem 20A Schaltnetzteil
- gepuffert/entstört mit 5500µF / 700µH LC-Glied
- 5V-Teil betrieben mit einem Steckboard-Power-Modul zum Aufstecken
- Atmega328
- IRLU024N an PWM-Pin
- ohne Treiber, ohne Vorwiderstand, Pulldown am Gate
- der MOSFET treibt eine 12V Halogenbirne von 35W
- demnach haben wir knapp 3A Strom / I_ds
- die Birne hängt an einer Seite an 12V, mit der anderen Seite an Drain

Anbei Schreenshot eines heftigen (Über)schwingers von 37V, den ich an 
meinem Mosfet messe, wenn er beim PWM (200Hz) nach absolviertem Duty 
Cycle abschaltet. Schwingt innerhalb von 1µs aus.

Die Spannung ist V_ds, also gemessen zwischen GND/Source (gleich am 
MOSFET) und Drain.

Bereits ein paar Versuche / Messungen gemacht:
- Eine Freilaufdiode (die ich bei einer 12V Glühbirne eh nicht brauche) 
macht keinen Unterschied.
- Das Netzteil ist es nicht: Bei den eingehenden 12V kann ich diese 
Schwinger nicht sehen, es bricht nur während der Mosfet durchschaltet 
die Spannung um 2V ein (ohne das Eingangs-LC sogar noch mehr, bis zu 3V 
bei niedrigem Tastverhältnis).
- Ohne mein dickes LC sind die Schwinger auch noch da.
Me- ine 5V haben keine Störungen.

Ist das normal und wenn, wo kommt das her?
Muss mich das stören, wie bekomme ich das weg?
Oder ist das eine Fehlmessung?
Oder hat das eher mit meinem Netzteil oder der Steckboard-Verkabelung, 
mit einem (Be-)Schaltungsfehler oder sonstwas zu tun?

Danke & Grüße,
Conny

: Verschoben durch Admin
von user (Gast)


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mache mal ein Widerstand vor das Gate des MOSFETs, so ca 10-100Ohm

von HildeK (Gast)


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Conny G. schrieb:
> Oder ist das eine Fehlmessung?

Wäre meine erste Vermutung.
Bitte Messung wiederholen, aber ohne den Krokoklemmen-GND der 
Tastspitze, sondern mit einer direkt vorne am Tastkopf und möglichst 
kurz angebrachten Masseverbindung.

von user (Gast)


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Hast du mit kurzer Masseleitung gemessen, am besten mit so einer Feder 
vorne an der Messspitze

von Conny G. (conny_g)


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user schrieb:
> mache mal ein Widerstand vor das Gate des MOSFETs, so ca 10-100Ohm

Ha.
Mit 330 Ohm Gate-Widerstand wird es deutlich weniger, nur noch 27 Volt 
(statt 37).

von Bestaendiger (Gast)


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Conny G. schrieb:
> Ha.
> Mit 330 Ohm Gate-Widerstand wird es deutlich weniger, nur noch 27 Volt
> (statt 37).

Aber das Einschalten dauert länger (fallende Flanke ist nicht mehr so 
steil)

von Conny G. (conny_g)


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HildeK schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> Oder ist das eine Fehlmessung?
>
> Wäre meine erste Vermutung.
> Bitte Messung wiederholen, aber ohne den Krokoklemmen-GND der
> Tastspitze, sondern mit einer direkt vorne am Tastkopf und möglichst
> kurz angebrachten Masseverbindung.

Jetzt mit kürzestmöglicher Masse, ohne das Krokokabel, gleich an der 
Spitze.

Fast unverändert, minimal weniger Nachschwingen.

von Conny G. (conny_g)


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Bestaendiger schrieb:
>> Mit 330 Ohm Gate-Widerstand wird es deutlich weniger, nur noch 27 Volt
>> (statt 37).
> Aber das Einschalten dauert länger (fallende Flanke ist nicht mehr so
> steil)

Das ginge aber noch, die Einschaltzeit ist ja immer noch < 0.3µs, bei 
200 Hz PWM-Frequenz und 10 Bit PWM ist das noch kürzer als der 
kleinstmögliche Duty Cycle von 5µS.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Mit dem Vergrößern des Gatewiderstandes doktorst du nur an dem Symptom 
rum. Die Steile Flanke lässt den Schwingkreis aus Leitung+Lampe 
(Induktivität) und Kapazitäten im MOSFET schwingen. Dagegen könnte ein 
Snubber helfen. Aber unter gewissen Umständen ist das nicht zwangsläufig 
gefährlich.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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Könnte Eigenresonanz der Birne sein.
Der Glühfaden ist ja gewendelt, und stellt
eine Induktivität da, der mit der Kapazität
des Meßkabels ein Schwingkreis bildet.
Oder das Meßkabel hat Reflektionen.
Probiere mal stat der Birne einen induktionsarmen
Widerstand.

von Conny G. (conny_g)



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Simon K. schrieb:
> Mit dem Vergrößern des Gatewiderstandes doktorst du nur an dem Symptom
> rum. Die Steile Flanke lässt den Schwingkreis aus Leitung+Lampe
> (Induktivität) und Kapazitäten im MOSFET schwingen. Dagegen könnte ein
> Snubber helfen. Aber unter gewissen Umständen ist das nicht zwangsläufig
> gefährlich.

Ha!!

Ich habe jetzt zwischen Drain und Source einen Snubber mit 10 Ohm und 
100nF hinzugefügt und siehe da:
- die Schwingungen sind weg
- das Spannungspeak ist jetzt auf 22 Volt gesunken
- steigt nur noch bei sehr niedrigem Duty Cycle bis dorthin
- bei hohem DC ist es sogar nur 15 Volt

Ich habe den Snubber nach diesem Dokument, Seite 7
https://home.zhaw.ch/~hhrt/EK1/LeistungsFETundIGBT/LeistungsFETundIGBT.pdf
so berechnet:
- C = i/(du/dt)
- Strom max 10A, Spannungsanstieg 12v in 0,1µs
- ergibt 83nF, aufgerundet 100nF
- R = tau/C = 1µs / 100nF = 12 Ohm

Macht das so Sinn für Euch?

Ansonsten... ist das jetzt ein Zustand mit dem man zufrieden sein kann 
oder sollte man / möchte man das Peak auch noch wegmachen?

von Conny G. (conny_g)


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Günter Lenz schrieb:
> Könnte Eigenresonanz der Birne sein.
> Der Glühfaden ist ja gewendelt, und stellt
> eine Induktivität da, der mit der Kapazität
> des Meßkabels ein Schwingkreis bildet.
> Oder das Meßkabel hat Reflektionen.
> Probiere mal stat der Birne einen induktionsarmen
> Widerstand.

Das vermute ich auch, dass es an der Birne liegt. Und vermutlich müsste 
man sich an den Schwingungen gar nicht mal stören. Möchte es nur 
verstehen.

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)



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Anbei nochmal ohne Gate-Widerstand.
Jetzt Peak 35 Volt, aber kein Schwingen.

von Max H. (hartl192)


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Probier mal eine Freilaufdiode

: Bearbeitet durch User
von Helge A. (besupreme)


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Conny G. schrieb:
> - Eine Freilaufdiode (die ich bei einer 12V Glühbirne eh nicht brauche)
> macht keinen Unterschied.

Fast jede Last hat einen induktiven Anteil.

Wenn die verwendete Freilaufdiode zu langsam ist, ändert sich das Bild 
kaum.

Conny G. schrieb:
> Ansonsten... ist das jetzt ein Zustand mit dem man zufrieden sein kann
> oder sollte man / möchte man das Peak auch noch wegmachen?

Der Peak muß noch im schlimmsten Falle unterhalb der Sperrspannung 
deines Mosfet liegen.

Eher zu "schöner wohnen" zählt dann die Minimierung der Verlustleistung. 
Das langsamere Schalten des Mosfet durch den Gatewiderstand kann 
optimiert werden, und eine schnelle Freilaufdiode parallel zu einem viel 
kleineren Snubber-Netzwerk.

von Conny G. (conny_g)


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Max H. schrieb:
> Probier mal eine Freilaufdiode

Ha, das war's!
Hatte ich schon abgehakt, weil's heute schon mal nix gebracht hat... 
Jetzt ist auch noch das Peak weg, prima!

Der Rest von 4V ist die Schaltzeit der Diode (SB1100)?
Lt. Oszi wäre der Impuls jetzt noch 100ns lang, die Schaltzeit der 
Schottky ist aber nur "ns", wenn ich grad richtig gegoogelt habe.

Habe auch kurz verglichen, was jetzt mit Diode und mit/ohne Snubber 
passiert, ohne sieht man wieder ein leichtes Schwingen, aber nur 
minimal.

von Conny G. (conny_g)


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Helge A. schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> - Eine Freilaufdiode (die ich bei einer 12V Glühbirne eh nicht brauche)
>> macht keinen Unterschied.
>
> Fast jede Last hat einen induktiven Anteil.

Das macht Sinn. Glühbirne hat jedenfalls schon mal mehr Induktivität als 
ich gedacht hätte.

> Wenn die verwendete Freilaufdiode zu langsam ist, ändert sich das Bild
> kaum.

Das muss es dann heute vorher gewesen sein.

> Conny G. schrieb:
>> Ansonsten... ist das jetzt ein Zustand mit dem man zufrieden sein kann
>> oder sollte man / möchte man das Peak auch noch wegmachen?
>
> Der Peak muß noch im schlimmsten Falle unterhalb der Sperrspannung
> deines Mosfet liegen.

Macht Sinn.

> Eher zu "schöner wohnen" zählt dann die Minimierung der Verlustleistung.
> Das langsamere Schalten des Mosfet durch den Gatewiderstand kann
> optimiert werden, und eine schnelle Freilaufdiode parallel zu einem viel
> kleineren Snubber-Netzwerk.

Ok.

von Conny G. (conny_g)



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Helge A. schrieb:
> Das langsamere Schalten des Mosfet durch den Gatewiderstand kann
> optimiert werden, und eine schnelle Freilaufdiode parallel zu einem viel
> kleineren Snubber-Netzwerk.

Das musste ich jetzt noch ausprobieren und habe nochmal einen 100 Ohm 
Gate-Widerstand eingesetzt - jetzt ist der Überschwinger nur noch 2 
Volt.

Cool! Freu mich, habe heute jede Menge gelernt.

Nächste Übung: MOSFET Treiber testen, diskret und IC.

von .... (Gast)


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Kann mir noch jemand erklären, was die Geschwindigkeit der Diode in der 
Funktion als Freilaufdiode etwas ändert???

Jede Diode ist spontan AN. nur der Rückwärtszustand ist nach der 
leitenden Zeit etwas verzögert. Da der Peak aber die Diode in den 
leitenden Zustand versetzt ist die Geschwindigkeit doch völlig egal.
....außer bis zum nächsten Impuls hat sich die Diode nicht erholt, dann 
gibts Verluste - ok.
Aber ich glaube hier hat jemand außerhalb seiner Kompentenzen einen auf 
Wichgig gemacht. :-/

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