Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PWM mit Mosfet, Ausschaltflanke abflachen für EM-Störungsreduktion


von Conny G. (conny_g)


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Hallo Alle!

ich teste, messe, optimiere eine Mosfet-Schaltung an uC für PWM von 
Lasten bis 10 oder sogar 16A.

Um die EM Störungen zu verringern will ich unter Inkaufnahme von ca. 
0,7W zusätzlicher Verlustleistung die Schaltflanken auf ca. 100µs 
abflachen.
Das habe ich mit einem RC-Glied am Gate (4700 Ohm / 10nF) schon einmal 
für den Einschaltvorgang gemacht, sh. Bild anbei (gemessen ist hier 
Uds).

Wie kann ich denn den Ausschaltvorgang ebenfalls verzögern?
Der ist doch ebenso relevant für EM Störungen, oder?

Vg,
Conny

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)


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Mmmh, ich glaube Turn Off Snubber ist das Zauberwort...

von Max H. (hartl192)


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Du könntest das Gate über einen größeren Widerstand entladen und diesem 
beim Laden mit einer Diode überbrücken.

von ArnoR (Gast)


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Conny G. schrieb:
> Wie kann ich denn den Ausschaltvorgang ebenfalls verzögern?

Indem du den Effekt nutzt, der normalerweise stört wenn man schnell 
schalten will: den Miller-Effekt.

von Conny G. (conny_g)


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Ha, lustig, gerade in diesem Moment hab ich was dazu gelesen, dass man 
die Abschaltzeit (rise of vds) nicht mit C an Gate/Source, sondern an 
Gate/Drain verlangsamt.
Natürlich habe ich meinen C an Gate/Source. :-)

Danke, Arno!

http://www.onsemi.com/pub_link/Collateral/AN1090-D.PDF

An additional benefit of this method is that the designer gains a 
greater understanding of how the MOSFET switches. For instance, it 
becomes clear that adding gate−to−source capacitance may not slow the 
drain−to−source voltage rise time. Adding 100 pF to the gate drive 
circuit above increased turn−off delay time, but did not alter switching 
speed. Placing the same 100 pF from drain−to−gate more than doubles Vds 
rise time.

von Conny G. (conny_g)


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freu

Das war's, meine 10nF zwischen Gate und Drain eingesetzt und schon ist 
die Abschaltflanke meine gewünschten 100µs. Siehe Bild.

Ich habe auch noch mal einen Gegentest gemacht:
vorher hatte ich ja den 10nf zwischen Gate und Source. Wenn ich hier den 
10nF einsetze/entferne, dann ändert sich nur die Einschaltflanke, die 
Ausschaltflanke bleibt. Und der Effekt ist auch geringer im Vgl. zu 10nF 
in G-D.

Jetzt haben Ein- und Ausschaltflanke noch eine Asymmetrie, die 
Einschaltflanke ist doppelt so gross wie die Ausschaltflanke.
Das kommt vermutlich ebenfalls von Cgd, d.h. einer der beiden Vorgänge 
beim Ein-/Ausschalten ist ein Umladen von Cgd, womit die Strompfade 
asymetrisch sind und sie einmal über den Gatewiderstand gehen oder 
nicht.
Liege ich da richtig?

Würde ich das korrigieren wollen - ist natürlich jetzt unnötiger 
Perfektionismus, aber ich möcht's gerne wissen - dann könnte ich doch 
den Gate-Widerstand teilen und einen Teil über Diode laufen lassen?
Oder würde ich dem C zwischen G und D eine Diode mit Widerstand 
hinzufügen um den Effekt des C in eine Richtung zu eliminieren?

Ach ja und jetzt gibt's ein bisschen Störungen/Schwingungen in der Mitte 
der Schaltflanken, vermute, das ist ein Schwingkreis aus dem neuen C und 
den Kapazitäten des Mosfet? Muss mich das stören?

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)


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Ah ha.
Die Differenz wird schwächer, wenn ich den Gatewiderstand halbiere auf 
1kOhm.

D.h. ich kann hier mit dem C zwischen Gate und Drain arbeiten die 
Kapazitätsdifferenz zwischen Cgd und Cgs auszugleichen...?

Wenn ich also für meine 100µs das C erhöhe und R verringere, dann müsste 
die Differenz zwischen den Ein-/Ausschaltflanken weggehen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Conny G. schrieb:
> vermute, das ist ein Schwingkreis aus dem neuen C und den Kapazitäten
> des Mosfet?
Für einen ordentlichen Schwingkreis fehlt jetzt noch eine Spule.

> Muss mich das stören?
Nein, das stört nur deinen Nachbarn...

Conny G. schrieb:
> Um die EM Störungen zu verringern ...
... kann man auch mal das Layout optimieren. Wie sieht das denn aus?
Denn dort findet man sicher auch die für den Schwingkreis noch fehlende 
Spule...

> Wie kann ich denn den Ausschaltvorgang ebenfalls verzögern?
> Der ist doch ebenso relevant für EM Störungen, oder?
Relevant sind nicht die Spannungssprünge, die du hier immer anschaust, 
sondern Stromsprünge. Die erzeugen zusammen mit Leiterschleifen dann 
Störsignale.

von Conny G. (conny_g)


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Nein, stimmt so nicht. Erhöhen des C macht es nur teilweise aber nicht 
komplett weg.

Habe 22 nF - 1 kOhm, 44 nF - 470 ohm und 100nF - 220 Ohm ausprobiert, es 
bleibt bei einem Verhältnis ein/aus von 1.5 : 1.
Also von 2:1 hat es sicher verbessert, aber darunter komme ich jetzt 
nicht mehr auf diese Art.

Auf jeden Fall sind ab 44nF - 470 Ohm aufwärts (aufwärts auf das C 
bezogen) die Störungen in der Flanke weg.

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)


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Lothar Miller schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> vermute, das ist ein Schwingkreis aus dem neuen C und den Kapazitäten
>> des Mosfet?
> Für einen ordentlichen Schwingkreis fehlt jetzt noch eine Spule.

Induktivität des Steckbretts?

>> Muss mich das stören?
> Nein, das stört nur deinen Nachbarn...

Lol. Ne, ernsthaft, so ein bisschen Jitter in der Flanke, macht das was?
Oder ist es wurst? Oder ist es zwar kein größeres Problem, aber ein 
Zeichen, dass in der Schaltung was faul ist?

> Conny G. schrieb:
>> Um die EM Störungen zu verringern ...
> ... kann man auch mal das Layout optimieren. Wie sieht das denn aus?
> Denn dort findet man sicher auch die für den Schwingkreis noch fehlende
> Spule...

Steckbrett.

>> Wie kann ich denn den Ausschaltvorgang ebenfalls verzögern?
>> Der ist doch ebenso relevant für EM Störungen, oder?
> Relevant sind nicht die Spannungssprünge, die du hier immer anschaust,
> sondern Stromsprünge. Die erzeugen zusammen mit Leiterschleifen dann
> Störsignale.

Klar. Aber die U_ds ist ja ein Ausdruck des Stroms.
Ich habe leider keinen passenden Shunt um mit dem Oszi rein den Strom zu 
messen (3A).
Ein 1 Ohm Widerstand mit Viertelwatt würde mir wohl in 10 Sekunden 
abrauchen :-)

Aber zurück zur Frage: auch ein schneller Ausschalt-Strom-Sprung erzeugt 
Störungen, oder?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Conny G. schrieb:
>>> 10A ... 16A
> ... Steckbrett ...
Häh? Echt?

> Oder ist es zwar kein größeres Problem, aber ein Zeichen,
> dass in der Schaltung was faul ist?
Nicht unbedingt in der Schaltung, eher mit dem Aufbau. Aberwenn du da 
mit einem Steckbrett rumhantierst, dann ist das erst mal ein Problem für 
später...

> Klar. Aber die U_ds ist ja ein Ausdruck des Stroms.
Nicht, wenn da noch die eine oder andere Induktivität beteiligt ist. 
Dann hat der Strom mit der Spannung nämlich u.U. ziemlich wenig zu tun. 
Sieh dir einfach mal einen Schaltregler an: die Spannung zappelt wie 
wild hin&her, aber der Strom ist annähernd konstant...

: Bearbeitet durch Moderator
von Conny G. (conny_g)


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Lothar Miller schrieb:
> Conny G. schrieb:
>>>> 10A ... 16A
>> ... Steckbrett ...
> Häh? Echt?

Ich versuche gerade halt Mosfets zu verstehen, damit ich für die 10A 
oder 16A auch weiss, was ich tue.
Lieber hab ich diese ganzen "Erscheinungen" jetzt mit dem Versuchsaufbau 
als in der fertig geätzten Platine :-)
Klar, dass ich hier jetzt keine 10A teste, sonst schweisst es mir das 
Steckbrett auf dem Tisch fest.

>> Oder ist es zwar kein größeres Problem, aber ein Zeichen,
>> dass in der Schaltung was faul ist?
> Nicht unbedingt in der Schaltung, eher mit dem Aufbau. Aberwenn du da
> mit einem Steckbrett rumhantierst, dann ist das erst mal ein Problem für
> später...

Ok, also erstmal ignorieren.

Zur Frage der Asymmetrie der Ein-/Ausschaltflanken: hast Du da noch eine 
Idee?
Nicht dass das so schlimm ist, ich will es nur verstehen, mit welchen 
Mitteln ich hier was beeinflusse und welche Effekte es gibt, woher sie 
kommen.

von Conny G. (conny_g)


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>> Klar. Aber die U_ds ist ja ein Ausdruck des Stroms.
> Nicht, wenn da noch die eine oder andere Induktivität beteiligt ist.
> Dann hat der Strom mit der Spannung nämlich u.U. ziemlich wenig zu tun.
> Sieh dir einfach mal einen Schaltregler an: die Spannung zappelt wie
> wild hin&her, aber der Strom ist annähernd konstant...

Ok.
Aber müsste bei kleinen Induktivitäten wie einem Steckbrett oder meiner 
35W Halogenbirne (die gerade als Last dranhängt) der Glättungs- bzw. 
Phasenverschiebungseffekt nicht sehr gering sein?
Mmh. Wie gross ist eigentlich die Induktivität einer Halogenbirne?

Ich bestelle mir jedenfalls bei der nächsten Bestellungen einfach mal 
einen Shunt mit.

von S. K. (hauspapa)


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Künstliche Millerkapazitäten können (bei höheren Spannungen) noch ganz 
hübsche Effekte haben. zB. Wenn bereits abgeschaltete Halbleiter über 
dU/dt kurzzeitig wieder einschalten. In Halbbrücken sieht man das dann 
garnicht gerne.

viel Erfolg
Hauspapa

von Conny G. (conny_g)


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S. K. schrieb:
> Künstliche Millerkapazitäten können (bei höheren Spannungen) noch ganz
> hübsche Effekte haben. zB. Wenn bereits abgeschaltete Halbleiter über
> dU/dt kurzzeitig wieder einschalten. In Halbbrücken sieht man das dann
> garnicht gerne.

Ok. Ein Bounce-Effekt quasi. Was passiert da genau? Ist es eine 
Schwingung mit dem hinzugefügten C?
Könnte diese Störung an der Flanke vorhin genau das gewesen sein?
Kannst Du mehr dazu sagen, unter welchen Bedingungen das zum Tragen 
kommt? Von was hängt es ab? Siehst Du es in meinem Szenario als relevant 
an?
Demnach wäre weniger C besser?

von Peter R. (pnu)


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Conny G. schrieb:
> Ach ja und jetzt gibt's ein bisschen Störungen/Schwingungen in der Mitte
> der Schaltflanken, vermute, das ist ein Schwingkreis aus dem neuen C und
> den Kapazitäten des Mosfet? Muss mich das stören?

Dich nicht, aber wenn eine schnelle Logikschaltung mit solchem Jitter 
auf einer Flanke angesteuert wird, verhält sie sich, als ob eine 
prellende Taste angeschlossen wäre, also schrecklich.

Ein Vorwiderstand in der gate-Zuleitung von 10...100 Ohm sollte dieses 
Schwingen verhindern.

Ein Verlangsamen per Miller-Kapazität erhöht die Umschaltverluste des 
MOSFET, da der ja dann langsamer schaltet.

Bessere Begrenzung der Flankensteilheit, und das für steigende und 
fallende Flanke, erhält man mit Frequenzgangbegrenzung durch einen 
nachfolgenden Tiefpass.

Der, richtig aufgebaut, verhindert auch eine Störabstrahlung.

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)


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Peter R. schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> Ach ja und jetzt gibt's ein bisschen Störungen/Schwingungen in der Mitte
>> der Schaltflanken, vermute, das ist ein Schwingkreis aus dem neuen C und
>> den Kapazitäten des Mosfet? Muss mich das stören?
>
> Dich nicht, aber wenn eine schnelle Logikschaltung mit solchem Jitter
> auf einer Flanke angesteuert wird, verhält sie sich, als ob eine
> prellende Taste angeschlossen wäre, also schrecklich.

Klar, ich hab aber nachher einfach eine Last, die ein paar Ampere 
frisst, also von der Sicht kein Problem.

> Ein Vorwiderstand in der gate-Zuleitung von 10...100 Ohm sollte dieses
> Schwingen verhindern.

In der Zuleitung habe ich ja einen Widerstand (und diverse RC 
Kombinationen ausprobiert). Und bei den höheren Widerständen (und 
kleinem C) gab es MEHR Jitter.

> Ein Verlangsamen per Miller-Kapazität erhöht die Umschaltverluste des
> MOSFET, da der ja dann langsamer schaltet.
> Bessere Begrenzung der Flankensteilheit, und das für steigende und
> fallende Flanke, erhält man mit Frequenzgangbegrenzung durch einen
> nachfolgenden Tiefpass.

Ist klar.
Bei 10A habe ich ca. 1,2W Schaltverluste plus 0,6W Verluste durch R_dsOn 
(bei 6mOhm Rds) ergibt bei einem TO220 eine Erwärmung um 110 Grad.
Ginge ohne die Schaltverluste noch ohne Kühlkörper.
Bei 16A nicht mehr so recht, dann komme ich schon auf >100 Grad ohne die 
Schaltverluste.
Da ist die Frage ob ich sowieso einen Kühlkörper brauche und die Wärme 
für die flacheren Flanken einfach dort mit verheize (bei 16A 2 Watt 
Schaltverluste plus 1,5W Verlustleistung Ids) oder ob ich einen dicken 
Tiefpass für 10/16A nachschalte, den ich für jeden meiner 12-16 Kanäle 
brauche, die ich dimmen will.

Ansonsten habe ich gelesen gäbe es noch die Möglichkeit über 
Entlastungssnubbers die Ein-/Ausschaltleistung vom Mosfet zu nehmen. 
Allerdings heizen die auch (was vom Mosfet genommen wird wird über einen 
R verheizt), d.h. ich verteile eigentlich nur die Wärme.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Conny G. schrieb:
> (was vom Mosfet genommen wird wird über einen
> R verheizt), d.h. ich verteile eigentlich nur die Wärme.

Das passiert auch bei einem Tiefpass, nur verträgt u.U. der Tiefpass die 
Wärme besser als der MOSFET.


Conny G. schrieb:
> In der Zuleitung habe ich ja einen Widerstand (und diverse RC
> Kombinationen ausprobiert). Und bei den höheren Widerständen (und
> kleinem C) gab es MEHR Jitter.

richtig verstanden?
Dieser Schwingschutzwiderstand liegt in reihe zum Gate, nicht zur Last 
hin.

Das Schwingen ist meist ein Frage des Layouts, mit Simulation lässt sich 
das kaum nachbilden.

von Conny G. (conny_g)


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Peter R. schrieb:
> Conny G. schrieb:
>> (was vom Mosfet genommen wird wird über einen
>> R verheizt), d.h. ich verteile eigentlich nur die Wärme.
>
> Das passiert auch bei einem Tiefpass, nur verträgt u.U. der Tiefpass die
> Wärme besser als der MOSFET.

Ok.

> Conny G. schrieb:
>> In der Zuleitung habe ich ja einen Widerstand (und diverse RC
>> Kombinationen ausprobiert). Und bei den höheren Widerständen (und
>> kleinem C) gab es MEHR Jitter.
>
> richtig verstanden?
> Dieser Schwingschutzwiderstand liegt in reihe zum Gate, nicht zur Last
> hin.

Ah, meinen wir dasselbe?
Den R habe ich am Gate wie Du sagst und nicht zwischen Gate und Drain, 
sh Bild.
(Im Bild nur Mosfet, Gatewiederstand und C an G und D beachten, der Rest 
ist nur schnell hingeschmiert. U.a. hab ich den Pulldown am Gate noch 
vergessen.)

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)



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So, ich habe jetzt mal einen Strom-Mess-Shunt improvisiert (5 x 1 Ohm 
Viertelwatt parallel), Oszi Screenshot mit 22nf + 1kOhm bzw. 100nF + 220 
Ohm anbei.
Mit mehr C ist die Asymmetrie etwas weniger.

Mit 22nf + 1kOhm klingelt's ordentlich in der Mitte der Flanke.
Aber wie schon festgestellt, der fliegende Aufbau mit Steckbrett hat 
genügend Streuinduktivitäten zu bieten, dass man das jetzt nicht genauer 
untersuchen kann.
Angehängt noch ein Bild mit dem Klingeln, da ist ganz schön was los. :-(

Ansonsten wäre ich mit den Flanken jetzt soweit zufrieden.

Falls jemand noch Input zu der Asymmetrie hat (wie man sie wegbekommt), 
das würde mich rein in der Theorie noch sehr interessieren.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Conny G. schrieb:
> Angehängt noch ein Bild mit dem Klingeln, da ist ganz schön was los. :-(
Ja, hohe Frequenzen durch kleine Induktivitäten. Wie gesagt: der Nachbar 
wird sich wundern...

Mach doch mal ein oder zwei Fotos von deinem Aufbau.

: Bearbeitet durch Moderator
von Conny G. (conny_g)


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Das Klingeln hat auf jeden Fall mit dem Breadboard-Aufbau zu tun... 
jetzt das Oszi mal nur an einem der 5 1-Ohm-Widerstände angeklemmt und 
schon ist der Jitter weg.

von Conny G. (conny_g)


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Lothar Miller schrieb:
> Mach doch mal ein oder zwei Fotos von deinem Aufbau.

Lieber nicht, alles fliegend verkabelt :-)
Also absolut kein Wunder, dass da sowas sein kann.

von Conny G. (conny_g)


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Jetzt wäre noch folgende Frage offen:

wenn ich den Weg ginge die Flanken nicht über die Mosfet-Ansteuerung zu 
mildern sondern stattdessen wie von Peter vorgeschlagen einen Tiefpass 
verwenden würde.
Das wäre ein LC-Glied, oder? Wie dimensioniere ich den?

Denn ich bin hier kürzlich rechnerisch schon mal "reingefallen", denn 
ich will ja die Frequenz nicht filtern bzw. den Strom vollständig 
glätten, nur die Flanken verzögern.
Wie gehe ich das an, abgesehen von ausprobieren?

von Conny G. (conny_g)


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Das wäre jetzt Mosfet direkt am uC (ohne Vorwiderstand oder C an Gate 
und Drain, damit Schaltzeit ca. 200ns) und nur mit 65µH / 5A 
Ringkerndrossel
http://www.conrad.de/ce/de/product/534439/Ringkern-Drossel-Induktivitaet-65-H-250-VAC-5-A
die ich grad da habe. Und sieht eigentlich nicht schlecht aus?
Ist zwar kein Tiefpass, aber die Flanken sind doch schon mal länger als 
50µs.
Jetzt noch 100µH genommen, dann bin ich wieder bei den 100µs.

Passt das so oder muss es ein Tiefpass sein?

: Bearbeitet durch User
von Conny G. (conny_g)


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So sieht dazu die Gate-Spannung aus, Schaltvorgang in <200ns.

von Peter R. (pnu)


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Conny G. schrieb:
> die ich grad da habe. Und sieht eigentlich nicht schlecht aus?
> Ist zwar kein Tiefpass, aber die Flanken sind doch schon mal länger als
> 50µs.
> Jetzt noch 100µH genommen, dann bin ich wieder bei den 100µs.
>
> Passt das so oder muss es ein Tiefpass sein?

Natürlich ist das ein Tiefpass, mit L und nachfolgendem R

Man sollt es bei den 65µH belassen und dafür direkt hinter dem L ein C 
nach Masse schalten.

R ist 1 Ohm, L ist 65µ H  also wird fg des Tiefpasses: ca. 2,5 kHz
Ein Kondensator mit ca.65nF wäre dann passend.
Das wäre dann ein Tiefpass 2.Ordnung mit ca 1,8 kHz Grenzfrequenz

(Rechenfehler vorbehalten)

Ich kenne ja die Schaltfrequenz des PWM nicht. Aber die Grenzfrequenz 
des Tiefpasses sollte um den Faktor 3..10 höher sein als die 
PWM-Frequenz, wenn man auf der Lastseite noch einigermaßen PWM braucht. 
Bei zu tiefer fg hat man nur den Spannungsmittelwert der PWM hinter dem 
Tiefpass.

von Conny G. (conny_g)


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Peter R. schrieb:
> Man sollt es bei den 65µH belassen und dafür direkt hinter dem L ein C
> nach Masse schalten.

Was macht das C?

> R ist 1 Ohm, L ist 65µ H  also wird fg des Tiefpasses: ca. 2,5 kHz

R, also die Last ist hier gerade 4 Ohm (Halogenspot 35W, 12V -> 4 Ohm).

Dann wäre die fg = R / (2 x pi x 65µH) = 10 kHz.

> Ein Kondensator mit ca.65nF wäre dann passend.
> Das wäre dann ein Tiefpass 2.Ordnung mit ca 1,8 kHz Grenzfrequenz
>
> (Rechenfehler vorbehalten)
>
> Ich kenne ja die Schaltfrequenz des PWM nicht.

200 Hz

> Aber die Grenzfrequenz
> des Tiefpasses sollte um den Faktor 3..10 höher sein als die
> PWM-Frequenz, wenn man auf der Lastseite noch einigermaßen PWM braucht.
> Bei zu tiefer fg hat man nur den Spannungsmittelwert der PWM hinter dem
> Tiefpass.

Faktor 10 wäre dann 2 kHz.

Ich komme dann mit einem LC-Rechner auf 100nF, wobei ich aber einen 
fiktiven Z von 800 Ohm einsetzen muss um L = 65µH als Lösung zu 
erhalten...?
Was ist Z in diesem Fall?

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Conny G. schrieb:
> Faktor 10 wäre dann 2 kHz.
>
> Ich komme dann mit einem LC-Rechner auf 100nF, wobei ich aber einen
> fiktiven Z von 800 Ohm einsetzen muss um L = 65µH als Lösung zu
> erhalten...?
> Was ist Z in diesem Fall?

Z ist eigentlich der Lastwiderstand. Bei ca.12V und 12A kann  man den 
als 1 Ohm annehmen
Bei einem L-R-Tiefpass ist die Grenzfrequenz dann erreicht, wenn der 
Blindwiderstand von L gerade den Wert R hat.
65µH ergeben XL = 1 Ohm  bei omega = 15385 /s und fg = 2450 Hz
Das zusätzliche C ergibt bei 2450Hz ein Zc von 1 Ohm bei C = 65uF
(da hatte ich einen  Rechenfehler bzw. Ablesefehler vom Rechnerdisplay!)

Die Schaltfrequenz sollte aber möglichst über dem Hörbereich liegen, 
sonst pfeifen die Leitungen oder der Ferritkern hörbar bei 2,5kHz! wegen 
der vielen Ampere.

Also bei R = 4 Ohm und 24,5kHz Grenzfrequenz ist C = 1,63 uF richtig,
 und L = 1,6 uH für XL =4 Ohm. wegen der Abschwächung sowohl durch L als 
auch durch C wird das resultierende fg (-3dB) bei  etwa 18 kHz liegen.

Man kann  natürlich auch größeres L nehmen, nur sind dann die 
Anstiegsflanken so langsam, dass an der Halogenlampe nur noch der 
DC-Anteil der PWM ankommt ( der ist sowieso egal, ob sie PWM mit 18kHz 
oder DC abkriegt).
Vorteil des größeren L ist natürlich die bessere Entstörung.

auch 1,6uF sind etwas unpraktisch, normalerweise bleibt man bei 100nF 
und kommt mit der noch höheren Grenzfrequenz zurecht. Stören tun ja vor 
allem die Oberwellen und nicht die Grundwelle.

von Al3ko -. (al3ko)


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Hallo Hauspapa,

S. K. schrieb:
> Künstliche Millerkapazitäten können (bei höheren Spannungen) noch
> ganz
> Hauspapa


Magst du das >Künstliche< in Künstliche Millerkapazitäten näher 
erläutern?

Was die Millerkapazität ist, weiß ich. Auch weiß ich, dass aufgrund des 
schnellen dV/dt des FETs ein Strom in Richtung Gate fließen kann, der 
letztendlich zum (halb) Durchsteuern des FETs führen kann. Dies bezieht 
sich aber eher auf die >reale< Millerkapazität, gegen die man nichts tun 
kann.

Kennst du eine gute App Note oder sonstige Literatur, die das Problem 
mit der künstlichen Millerkapazität behandelt? Vielleicht sogar mit 
Hinweisen und Tipps, worauf man beim PCB Layout achten soll?

Ich frage deshalb, weil ich in meiner Halbbrücke ein Gate bouncing habe 
und mir das so gar nicht gefällt :(
Und ich befürchte, dass das Layout daran schuld ist :/

Vielen Dank!

von Conny G. (conny_g)


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Mmmh. Ich glaube wir reden aneinander vorbei oder ich verstehe gar 
nicht, was Du mir sagen möchtest :-)
Die Hoch/Tiefpass/Bandfilter sind mir noch etwas suspekt.

Also PWM-Frequenz von 200 Herz kommt aus anderer Diskussion, die ergab, 
dass die elmag-Störungen umso geringer sind je geringer ich die 
PWM-Frequenz ansetze.
Grundsätzlich soll die Dimmerschaltung ebenso für LED-Spots, Streifen 
und Halogenspots funktionieren. 200 Hz ist für alle ok.

Nun geht es also darum die Schaltflanken auf 100µS zu dehnen.

100µs fand ich nach etwas Recherche bzgl. Dimmer und EMV als Minimum 
genannt um die elmag Strahlung zu minimieren.
Das ist für 200 Hz und 10Bit PWM-Auflösung auch gerade noch akzeptabel, 
im Prinzip nimmt es die obersten und untersten 2% Auflösung weg, aber 
das sieht man mit dem Auge sowieso nicht mehr.
Es geht bei den 10bit PWM auch nur darum diese exponentielle 
Helligkeitskurve für das Auge schön nachbilden zu können ohne dass es 
sichtbare Helligkeitsschritte gibt - das klappt in meinem Testsetup auch 
prima.

Nun gibt es 2 Möglichkeiten die Flanken abzuflachen:

1) den MOSFET langsamer schalten lassen, das habe ich hier ausgiebig 
getestet und klappt prima, jedoch habe ich ordentlich 
Schaltverlustleistung dabei also wollte ich mir jetzt ansehen:

2) Drossel oder Tiefpass

Und hier sind wir gerade.
Dabei soll nicht die Frequenz komplett ausgefiltert werden, sondern die 
Flanken gemildert, also ist klar, dass ich mit der fg deutlich über der 
PWM-Frequenz liegen muss.
Du hast 10x vorgeschlagen, also 2kHz, macht für mich komplett Sinn.

Bei mir ist die Basis ja gerade die 65µH Drossel mit 5A Belastbarkeit, 
denn  davon habe ich 2 Stück hier.

Ich habe jetzt mit einem Grenzfrequenzrechner herumgerechnet:
- 2 kHz Grenzfrequenz (gegeben)
- Z = 0,8 Ohm (gegeben / erfunden)
- L = 65µH (wurde errechnet)
- C = 100µF (wurde errechnet)

Das habe ich ausprobiert und die Länge der Flanken wurde zu extrem, 
>200µS Anstieg und noch viel länger Abfall.
Deshalb habe ich es jetzt reduziert auf 32µH (die zwei L parallel) und 
47µF und das sieht jetzt recht gut aus. Sh. Bild.

Was meinst? Macht das Sinn?

Beim Anstieg besser als mit der 65µH Drossel alleine, beim Abfallen 
zieht es sich länger.
Also macht ein C steileren Anstieg und flacheren Abfall?
Krieg ich den Abfall noch etwas steiler?

Jetzt wird der C ordentlich warm, würde sagen 40 Grad. Normal und ok?
Nehme an bei mehr Strom wird das noch mehr, habe jetzt 3A und es sollen 
mind. 10A sein können. Low ESR nehmen?

von Conny G. (conny_g)


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32µH, 22µF, nochmal besser.

von Conny G. (conny_g)


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Hier mal im Vergleich die Variante "langsam schaltender Mosfet" mit 
"Mosfet schnell, LC-Filter vor der Last".

von Amateur (Gast)


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Irgendwie widerspricht das Meiste, hier diskutierte allem, was ich über 
PWM und FETs im Kopp habe.
PWM "lebt" doch (in der Energiebilanz) vom schnellen Umschalten. Sonst 
gibt's Ärger mit Heinz dem Heizer.
Die meisten FETs sind darüber hinaus ungeeignet für den Analogbetrieb 
und lassen sich, durch "langsames" Umschalten, konstruktionsbedingt, 
schnell ins Nirwana katapultieren.
Nichts dagegen, hinter dem Schalter, die Flanken zu verbiegen.

von Conny G. (conny_g)


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Genau das bin ich ja dabei zu erforschen: welcher Weg der bessere ist 
und wie man einen FET langsam schaltet und was dann passiert. ;-)
Insofern ist hier für mich noch nicht die Antwort gefunden, aber eine 
Menge ausprobiert :-)

von S. K. (hauspapa)


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@ al3ko

>Was die Millerkapazität ist, weiß ich. Auch weiß ich, dass aufgrund des
>schnellen dV/dt des FETs ein Strom in Richtung Gate fließen kann, der
>letztendlich zum (halb) Durchsteuern des FETs führen kann. Dies bezieht
>sich aber eher auf die >reale< Millerkapazität, gegen die man nichts tun
>kann.

Genau das meinte ich. Nur sind die meisten Mosfet so entworfen, das die 
Gateanhebung über die Millerkapazität bei typischer 
Schaltgeschwindigkeit und typischen Gatewiderständen auch bei abschalten 
mit Null Volt (keine negative Gatespannung) unter der threshold voltage 
bleibt. Schaltet man jetzt einen zusätzlichen Kondensator zwischen Gate 
und Drain (Siehe Bild Mosfet_PWM_Schaltung.png ziemlich weit oben) wirkt 
der genau gleich wie die Millerkapazität, vergrössert diese also. Und 
dann reicht es evtl. plötzlich nicht mehr.

Ein früherer Arbeitgeber hatte aus solchen Gründen mal Chargenprobleme 
mit IXYS Mosfet (irgendwas 500V/30A oder so). Traten auf nachdem das 
Gerät bereits 4Jahre in Produktion war. War nicht so lustig.

Für diesen Anwendungsfall hier sehe ich da überhaupt keine Probleme. Da 
braucht es a)höhere Spannungen b)mindestens eine Halbbrücke und c) 
einiges an Pech bei der Bauteileauswahl.

viel Erfolg
Hauspapa

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